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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2017

Egozentrismus

Und du kommst auch drin vor
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Kim ist eine ziemlich durchschnittliche Jugendliche, deren Eltern sich vor kurzem getrennt haben und die die meiste Zeit mit ihrer besten Freudin Petrowska verbringt. Als die beiden mit ihrer Schulklasse ...

Kim ist eine ziemlich durchschnittliche Jugendliche, deren Eltern sich vor kurzem getrennt haben und die die meiste Zeit mit ihrer besten Freudin Petrowska verbringt. Als die beiden mit ihrer Schulklasse an einer Lesung teilnehmen, findet sich Kim in dem vorgestellten Buch wieder und sieht darin ihren vorbestimmten Lebenweg, da sehr viele Geschehnisse mit ihrem Leben übereinstimmen...


Das Buch ist passend für ein Jugendbuch sehr leicht und in einer modernen Sprache geschrieben. Man kann der Geschichte ganz leicht folgen und diese ist teilweise sehr liebevoll aufbereitet! Es werden einige Problematiken wie Trennung, neue Stiefeltern, Schlankheitswahn, Diskriminierung, etc oberflächlich behandelt.


Ein positiver Punkt an dem Buch ist jedoch auf jeden Fall die Gestaltung. Das Cover ist sehr bunt und im Hintergrund mit Spiegelfolie beklebt, was sowohl zum Inhalt passt, also auch einfach toll aussieht!


Leider ist mir die Erzählung in manchen Punkten zu sehr auf die heutige Jugend angepasst. Ich finde es zum Beispiel nicht sinnvoll auch in Büchern Kinder dazu zu bewegen eine bestimmt Handymarke als toller und erstrebenswerter zu empfinden. Es wird mindestens 10mal erwähnt, dass die Protagonistin ein iPhone hat, während ihre ärmere Freundin nur ein Samusung-Handy hat. Das hat mir wirklich gar nicht gefallen - vor allem, weil Jugendliche die versteckte Kritik an der doch verwöhnten Hauptfigur nicht erfassen können!


Weiters ist für mich nicht ganz ersichtlich, welches Thema dieser Roman genau behandeln soll. Klar die Protagonistin ist extrem egozentrisch und wird natürlich vermittelt, dass dieses Verhalten nicht sinnvoll ist, aber irgendwie ist mir hier der "Lerneffekt" zu wenig ausgeprägt. Ich mag eher Jugendbücher die konkret zur Charakterbildung beitragen!


Alles in allem ist es sicherlich ein sehr nettes, bemühtes Buch, das ein paar wirklich witzige und gute Absätze hat. Leider war es für mich als Erwachsene ein bisschen zu wenig fokusiert.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Wachrüttelnd

Kukolka
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Inhalt:
Samira hatte niemals Eltern und lebt in der Ukraine in einem Waisenhaus. Die Umstände in diesem Heim sind katastrophal und dem kleinen Mädchen bleibt nichts außer ihre Freundin Marina, welche jedoch ...

Inhalt:
Samira hatte niemals Eltern und lebt in der Ukraine in einem Waisenhaus. Die Umstände in diesem Heim sind katastrophal und dem kleinen Mädchen bleibt nichts außer ihre Freundin Marina, welche jedoch später das Glück hat, von einer deutschen Familie adoptiert zu werden. Samira bleibt alleine zurück und entschließt sich im Alter von 7 Jahren auszureißen. Am Bahnhof wird sie dann von Rockey aufgegabelt, der sie mitnimmt und ihr erklärt, sich um vom Schicksal gebeutelte Kinder zu kümmern. Bei diesem leben wirklich schon andere Kinder, unter anderem die Jugendliche Lydia sowie die stumme Dascha. Rockey schickt die Kinder betteln und klauen, wodurch er vor allem seinen Lebenstandard finanziert. Doch das alles ist noch nicht das Schlimmste, was Samira (von allen Kukolka also "Püppchen" genannt) ertragen muss...

Schreibstil / Layout:
Das Buch ist optisch sehr schön gestaltet. Farblich passt sogar das Lesebändchen mit dem Einband und dem Schutzcover zusammen, was mir in diesem Fall einfach positiv aufgefallen ist. Die Schrift und von der Größe und Form ist sehr angenehm zu lesen.

Die Geschichte ist in drei einzelne Teile gegliedert sowie in diesen dann in kleinere Absätze, welche nur durch Striche getrennt sind. Diese Absätze umfassen zwischen 2 und 6 Seiten, was zum Lesen und Pausieren sehr angenehm empfunden habe.

Die Geschichte wird aus der Sicht der Protagonistin erzählt und besticht durch die offene, direkte und teilweise dem Millieu angepasste Sprache. Weiters sind die Dialoge sehr modern geschrieben und wirken auf mich sehr realistisch.

Trotz des krassen Themas ist die Geschichte sehr schnell zu lesen und extrem spannend. Ich hätte dieses Buch gerne in einem Rutsch durchgelesen, da man unbedingt wissen muss, wie es mit Samira weitergeht.

Weiters finde ich die Personen sehr schön gezeichnet und konnte ich mir diese sehr gut vorstellen. Weiters gibt es einige Kleinigkeiten in der Erzählung, die diese extrem realistisch wirken lassen und man fast vergisst, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt.

Fazit:
Kukolka ist ein sehr wichtiges Buch, welches Misstände in Heimen, organisierte Kriminalität, Menschenhandel, Zwangsprostitution, etc. anspricht, also alles Themen, die uns zwar bewusst sind, aber zum Glück für fast niemanden greifbar. Gerade deshalb finde ich es wichtig, mit solchen Büchern diese Problematiken auch in gutsituierte Haushalte zu bringen und den Leuten (ich nehme mich hier natürlich nicht aus) die Augen zu öffnen. Ich war von den Missständen derart überrumpelt, dass ich am Ende der Lektüre einfach nur froh war, wie gut es mir geht.

Dieses ganze aber ohne unrealistisch, mitleidheuschend oder frustrierend für den Leser zu sein, sondern auf einem derart hohen literarischen Niveau und eben in einer gezielten Direktheit, die für mich die Einzigartigkeit dieses Buchs ausmacht.

Ich werde diesen Roman jedenfalls sehr vielen Leuten empfehlen, da es sich um eines meiner Lesehighlights 2017 handelt und mich diese Lektüre einfach mitgerissen hat. Da ich auch keinen einzigen Kritikpunkt anführen könnte, bekommt das Buch ganz klar 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.08.2017

Schockierend

Dann schlaf auch du
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Myriam und Paul sind verheiratet und leben mit ihren beiden Kindern Mila und Adam in Paris. Während sich Paul seinen Traum Produzent zu werden verwirklichen konnte, war seine Frau bei den Kindern zu Hause. ...

Myriam und Paul sind verheiratet und leben mit ihren beiden Kindern Mila und Adam in Paris. Während sich Paul seinen Traum Produzent zu werden verwirklichen konnte, war seine Frau bei den Kindern zu Hause. Als sie den Wunsch äußert als fertige Rechtsanwältin zu arbeiten, beschließt das Paar eine Nanny für die Kinder zu suchen. Und fast scheint es, als hätten sie in Louise das perfekte Kindermädchen gefunden...

Der Roman ist gut und flüssig zu lesen und in kurze Kapitel unterteilt. Auch die Sichtweisen wechseln zwischen verschiedenen Persönlichkeiten, was dem Erzählten mehr Tiefe verleiht. Die Sprache ist verständlich und an sich nicht schwer zu erfassen.

Die Geschichte ist aber auf jeden Fall schockierend und nichts für zart besaitete. Gerade im Zusammenhang mit dem Unglück von Kindern ist es wohl nicht für jedermann geschrieben. Für mich persönlich war es gerade an der Grenze des Erträglichen. Dies gerade deshalb, weil die Autorin zum Glück nicht alles haarklein ausgeführt hat.

Alles in allem handelt es sich um einen heftigen und beklemmenden Roman, der meiner Meinung nach sehr gelungen ist!

Veröffentlicht am 21.08.2017

Jürgen

Jürgen
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Jürgen ist Single, ein wenig eigenbrödlerisch, pflegt seine bettlägrige Mutter und hat eigentlich nur einen - ebenfalls ein wenig schwierigen - Freund namens Bernd! Seinen Job als Portier in einer Garage ...

Jürgen ist Single, ein wenig eigenbrödlerisch, pflegt seine bettlägrige Mutter und hat eigentlich nur einen - ebenfalls ein wenig schwierigen - Freund namens Bernd! Seinen Job als Portier in einer Garage erfüllt er vorbildlich, hat jedoch sonst wenig Hobby bzw. Highlights in seinem Leben. Die beiden Freunde wollen aber eine Frau finden und haben da natürlich auch nicht gerade wenige Anforderungen an die Frau. So versuchen sie auf allen erdenklichen Wegen wie zB Speeddating die Liebe fürs Leben zu finden!


Vorweg muss ich sagen, dass ich mir von diesem Buch eine wirklich unterhaltsame Lektüre versprochen habe, da ich den teilweise skurrilen Stil des Autos gerne mag. Ich bin aber leider nunmehr ein wenig enttäuscht.


Das Thema an sich finde ich gut und die Idee dahinter gefällt mir gut. Auch kommt teilweise der unvergleichbare Stil und Humor des Autors durch und gibt es doch einige versteckte Verweise die wirklich lustig sind.


Leider war mir dieser Roman aber im Endeffekg einfach zu nichtssagend und vor allem die erste Hälfte auch zu zäh und ohne große Handlung! In der zweiten Hälfte geht es zwar mit der Erzählung ein wenig voran, aber wirklich intressang oder spannend war es für mich leider nicht.


Ich finde es leider sehr schade, weil ich weiß was für tolle und nachhaltig prägende Bücher Herr Strunk schreiben kann!

Veröffentlicht am 14.08.2017

Wahrheit oder das was wir hören wollen?

Ellbogen
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Hazal ist 17 und in Deutschland geboren. Sie lebt mit ihren doch koservativen türkischen Eltern und ihrem Bruder in Berlin, hat keine Ausbildung und arbeitet in der Bäckerei eines Onkels. Nebenbei nimmt ...

Hazal ist 17 und in Deutschland geboren. Sie lebt mit ihren doch koservativen türkischen Eltern und ihrem Bruder in Berlin, hat keine Ausbildung und arbeitet in der Bäckerei eines Onkels. Nebenbei nimmt sie mehr oder minder an einem staatlichen Berufsvorbereitungsprogramm teil, das aber zu nichts führt. Gemeinsam mit ihren Freundinnen will sie sich jedoch wie jeder Jugendliche frei und unabhängig fühlen und nicht von ihren Eltern eingeschränkt werden. In der Türkei hat sie dazu Mehmet, den sie über Facebook kennengelernt hat und den sie jedenfalls besser kennenlernen will, ohne dass ihre Eltern natürlich etwas davon wissen. Nach einem misslungenen Partyabend zu Hazals Geburtstag begehen den frustrierten, aggressiven und berauschten Mädchen ein folgenschweres Ereignis...


Das Buch ist sehr modern geschrieben und klingt daher extrem glaubwürdig. Es ist schnell und leicht zu lesen und fesseld durchaus.


Die Frage die ich mir nach dieser Lektüre noch lange gestellt habe ist jedoch folgende: Hat die Autorin mit diesem Buch ihren eigenen Landsleuten nicht noch mehr Steine beim Thema Integration in den Weg gelegt? Ich selbst bin ein Mensch, der seine Meinung nicht von solchen Dingen beeinflussen lässt, aber ist es in der heutigen Zeit wirklich ratsam, ein Buch zu schreiben, dass sämtliche Klischees im Bezug auf Kriminalität und Desinteresse an Integration erfüllt. Ich denke nämlich, dass derjenige Leser, der den Inhalt derart verstehen will, sich auch keine darüber hinausgehenden Gedanken dazu macht, vor allem natürlich keine, ob wir als Gesellschaft hier auch unseren Teil dazu beitragen!


Mir selbst hat das Buch sehr gut gefallen und ich finde es auch toll, dass sich ein Schriftsteller die Negativbeispiele aufzeigen traut. Mir ist nur nicht klar, ob man hier gerade heutzutage irgendjemanden einen Gefallen damit getan hat!