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Veröffentlicht am 24.09.2022

Der 4. Fall für den Münchner Hauptkommissar

Der Märchenkönig
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Im Münchner Köglmühlbach treibt vor der Staatskanzlei ein lebloser Körper, wenig später wird eine zweite LEiche gefunden vor dem Japanischen Teehaus im Englischen Garten. Da es keinerlei Anzeichen von ...

Im Münchner Köglmühlbach treibt vor der Staatskanzlei ein lebloser Körper, wenig später wird eine zweite LEiche gefunden vor dem Japanischen Teehaus im Englischen Garten. Da es keinerlei Anzeichen von Gewalteinwirkung gibt, ist zunächst fraglich, ob dies ein Fall für die Mordkommission ist. Doch nicht nur dem Hauptkommissar Tom Perlinger, der nach dem großen Brand mit seiner Freundin Christl inzwischen im Hotel wohnt, fallen die Parallelen zu, Tod des Märchenkönigs Ludwig II und seinem Psychiater auf......

Mit "Der Märchenkönig" legt die in ihrer Wahlheimat München lebende Autorin Sabine Vöhringer bereits den vierten Fall um Hauptkommissar Tom Perlinger vor, der sich auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände lesen lässt. Allerdings empfiehlt es sich, diese zu kennen, denn insbesondere die private Geschichten um den Hauptkommissar und seine Familie und Freunde bauen aufeinander auf und bieten großen Lesegenuss. Und auch ein alter Fall spielt im Hintergrund eine wichtige Rolle.

Die Autorin legt einen Schwerpunkt auf das Setting: Tom Perlinger ermittelt in der Münchner Altstadt und hat ein Faible für die bayerische Lebensart, die dem geneigten Leser auf angenehme Art näher gebracht wird. Und so hat auch dieser Fall wieder einen besonderen Bezug dazu: Der historische Bezug ergibt sich diesmal zu dem geschichtlichen Märchenkönig Ludwig II, dessen Tod große Ähnlichkeiten aufweist zu dem hier getöteten exzentrischen Louis von Schönfeld, der auch der "Märchenkönig" genannt wurde.

Sabine Vöhringer schreibt in locker-leichtem Stil und sehr bildhaft, ohne dabei ins Triviale abzugleiten. Der Krimi selbst nahm erst in der zweiten Hälfte des Buches Fahrt auf - bis hin zu einem überraschenden Ende.

Die bekannten Figuren sind mir inzwischen richig ans Herz gewachsen und ich freute mich über ein Wiedersehen. Ich mag es, dass die Familie um den Hauptkommissar einfach ganz normale Menschen mit ganz gewöhnlichen Zweifeln und Problemen sind.

Wer Lust auf einen stimmungsvollen Krimi mit viel "Nebenher" hat und die bayerische Metropole liebt, wird dieser Krimi gefallen. Ich vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Der 13. Band - mit abweichendem Erzählmuster

Mutterherz
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Detective Jane Rizzoli ermittelt - unterstützt von der Gerichtsmedizinerin Maura Isles - im Falle einer brutal ermordeten Bostoner Krankenschwester, für deren Mord es kein Motiv zu geben scheint. Doch ...

Detective Jane Rizzoli ermittelt - unterstützt von der Gerichtsmedizinerin Maura Isles - im Falle einer brutal ermordeten Bostoner Krankenschwester, für deren Mord es kein Motiv zu geben scheint. Doch Rizzoli kann sich nur schwer auf ihre Dienstgeschäfte und Ermittlungen konzentrieren, denn ihre Mutter Angela agiert als Privatermittlerin in. Immer wieder nervt sie Jane mit Anrufen zu der verschwundenen Nachbarstochter und den mysteriösen neuen Mietern gegenüber, die völlig zurückgezogen leben und selbst Angelas Begrüßungskuchen ablehnen. Doch dann gibt es für Rizzoli einige überraschende Wendungen in allen Fällen ....

Mit "Mutterherz" legt die US-amerikanische Schriftstellerin Tess Gerritsen nun bereits den 13. Fall um ihr beliebtes Duo Rizzoli & Isles vor; und auch hier ist ein medizinisches Thema wieder ein Clou im Werk der studierten Internistin. Doch dazu will ich nicht zu viel verraten ....
Die Fälle lassen sich ohne weiteres unabhängig voneinander lesen.

Während die engagierte Polizistin und die ebenso couragierte Gerichtsmedizinerin normalerweise die beiden Hauptfiguren der Reihe sind, die sich bei den Mordermittlungen durch ihre unterschiedliche Art hervorragend ergänzen, rückt in "Mutterherz" die Medizinerin allerdings etwas in den Hintergrund und spielt eher am Rande noch eine Rolle; vor allem als Gast bei den großen Essen der italienischstämmigen und mütterlichen Angela. Dafür legt Gerritsen diesmal den Schwerpunkt eben auf Rizzolis Mutter Angela, die sich zu privaten Schnüffeleien in ihrer Nachbarschaft aufschwingt und damit ihrer Tochter gewaltig auf die Nerven geht. Kaum ein Wunder, dass sie dadurch in große Gefahr gerät und auch zur heimlichen Heldin wird. Im Gegensatz zu der sonst genutzten personalen Erzählperspektive sind diese Kapitel auchin Angelas "Ich-Erzählform" geschrieben.

Wie alle Bände der Reihe ist auch dieser als "Thriller" gekennzeichnet; allerdings kann ich von dem ganz großen Nervenkitzel hier nicht sprechen. Lange Zeit plätschern die Geschichten einfach dahin, berichten von großen Familientreffen, Essen und privaten Sorgen; und für den Mord an der Krankenschwester bekommt der Leser schon frühzeitig einige Hinweise, wodurch die Aufklärung schließlich keine große Überraschung mehr ist.

Nichtsdestotrotz habe ich mich gut unterhalten gefühlt in diesem weiteren Band um die sympathischen weiblichen Haupt-Figuren Rizzoli & Isles, so dass ich gut bei der Stange bleiben konnte und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 24.09.2022

Herzerwärmendes Wohlfühlbuch

24 gute Taten
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Heiligabend vor zwei Jahren hat Emma ihren Verlobten Niklas und ihr ungeborenes KInd verloren; und da sie sich die Schuld an dem Unfall gibt, vergräbt sie sich in ihrem kleinen Laden und kapselt sich von ...

Heiligabend vor zwei Jahren hat Emma ihren Verlobten Niklas und ihr ungeborenes KInd verloren; und da sie sich die Schuld an dem Unfall gibt, vergräbt sie sich in ihrem kleinen Laden und kapselt sich von aller Welt ab. Doch der Laden mit Einrichtungs- und Geschenkartikeln steht kurz vor der Insolvenz und Emmas Schwester müht sich vergeblich, den Laden und auch Emma selbst aus ihrer Krise zu retten. Als Emma durch Zufall am Vorabend des 1. Dezembers einem alten Mann im Schneesturm hilft, kommt ihr die Idee zu einem ganz persönlichen Adventskalender: Sie beschließt, an jedem Adventstag eine gute Tat zu begehen.

Was auf den ersten Blick fast ein wenig kitschig wirkt, erweist sich als eine bezaubernde Weihnachtsgeschichte über Verlust und Trauer, Schuld und Sühne, Verzeiflung und Hoffnung.

Der Schreibstil ist sehr gut lesbar und vermittelt ein Gefühl der Wärme. Ein roter FAden zieht sich durch das gesamte Buch, auch wenn die Spannung nicht sehr hoch ist und das Ende mehr oder weniger vorhersehbar; alles andere als ein Happy End will ich auch nicht an Weihnachten!

Emma ist eine symphatische, aber tief verzweifelte junge Frau, die von der Autorin Jenny Fagerlund mehrdimensional und durchaus ungeschönt gezeichnet ist. Ihr Leid und ihr mühsamer Weg zurück ins Leben gehen ans Herz und passen wunderbar in die Weihnachtszeit mit ihrer Botschaft der Hoffnung, doch lässt dieses Buch sich durchaus das ganze Jahr über lesen (wobei der viele Schnee besser in die kalte Jahreszeit passt).

Nicht nur Jenny, sondern auch mir haben die "24 guten Taten" gut getan und ich vergebe hoffnungsvolle vier Sterne.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Freud und Leid in den 90ern

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance
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Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr ...

Mittlerweile feiert das von den drei Hebammen Susanne, Carola und Ella gegründete Geburtsthaus in Köln seinen fünften Geburtstag. Immer mehr Frauen möchten hier anstatt in nüchterner Klinikatmosphäre ihr Kind bekommen, und so gibt es auch genug Arbeit für die neu hinzugekommene Annett. Als eingespieltes Team kümmern die vier Hebammen sich fürsorglich und kompetent um ihre Patientinnen. Doch jede von ihnen hat auch privat einiges durchzustehen....

"Das Haus der Hebammen - Carolas Chance" ist der zweite Band der "Die Hebammen von Köln"-Trilogie von der Autorin Marie Adams, die bereits diverse Romane und Sachbücher unter ihrem echten Namen veröffentlicht hat; es lässt sich aber auch problemlos lesen ohne das der erste Band "Susannes Sehnsucht" bekannt ist.

In diesem Band steht die Hebamme Carola im Fokus, die neben ihrem heißgeliebten Beruf damit zu kämpfen hat, dass ihr einst als Hausmann tätiger Ehemann nun große Erfolge als Autor feiert und ihr Engagement immer kritischer sieht, so dass sie mehr und mehr zwischen Beruf und ihrer Familie mit drei Kindern zerrissen ist und auf einen Burnout zu geht.
Allerdings liegt das Augenmerk der Autorin auch weiterhin auf den Mitgründerinnen Susanne und Ella, die ebenfalls ihre privaten Sorgen haben: Susanne leidet unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch und denkt an eine Kinderwunschbehandlung, Ella scheint in ihrem Leben keinen Platz für einen Partner zu haben.
Marie Adams hat drei so unterschiedliche Figuren geschaffen, die einen so großen Bereich abdecken, dass sich (fast) jede Leserin in der ein oder anderen Szene wiederfindet. Dabei sind alle Figuren authentisch und lebensnah beschrieben und ich konnte beim Lesen direkt in ihre Gedanken und Gefühlswelt eintauchen, ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freude und Begeisterung spüren.

Großartig finde ich, wie Marie Adams - neben dem Thema "Geburt" selbst - viele aktuelle gesellschaftliche Fragen und Probleme thematisiert und mit Fakten untermauert. Ob es nun Emanzipation, künstliche Befruchtung, Überforderung oder Intersexualität (Chapeau: endlich einmal ein wichtiges Thema, das so oft unbeachtet bleibt!) betrifft - das Buch regt zum Nachdenken an, ohne in eine Richtung zu drängen oder den Zeigefinger zu erheben.

Der flüssige, lebhafte Schreibstil ließ mich geradezu durch das Buch fliegen auch ohne eine große Spannungskurve, da eben die vielen kleinen Geschichten in und um das Geburtshaus so schön zu lesen sind.

Dass die Handlung in den frühen 90er Jahren angesiedelt ist, ist sogar noch ein gewisser Mehrwert, da bei mir viele Erinnerungen geweckt wurden und ich so auch immer gleich einen Vergleich vor Augen hatte, was sich seither geändert hat. Joschka Fischer in Turnschuhen bei der Vereidigung, Punica-Saft oder die Meinung der Bevölkerung über "arbeitenden Frauen" - es gab vieles Wiederzuentdecken.

Man muss sicher nicht zwingend Kinder haben oder wollen, um Freude an diesem Buch zu haben!! Ich freue mich auf den nächsten Band und vergebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Wie der Erste Weltkrieg die Gesellschaft veränderte

Schicksalszeit
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In dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg führt die vermögende Familie Laverne das gesellschaftliche Leben an und steht im Mittelpunkt des öffetliches Interesses. Die Kinder Franz, Louise und Viktoria versuchen, ...

In dem mondänen Kurort Bad Lichtenberg führt die vermögende Familie Laverne das gesellschaftliche Leben an und steht im Mittelpunkt des öffetliches Interesses. Die Kinder Franz, Louise und Viktoria versuchen, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und ihren eigenen Weg zu finden. Während der Erste Weltkrieg zunächst zu euphorischer Begeisterung führt, kippt die Stimmung in der Bevölkerung immer mehr und bald bleibt kein Stein auf dem anderen.

Mit "Schicksalszeit" legt die erfolgreiche Autorin Katja Maybach den ersten Band ihrer neuen Familiensaga, "die Chronik der Familie Laverne" vor. Die Idee dazu kam ihr bei Nachforschungen zu ihrem Großonkel Franz Leiling, dem sie hier in der Figur des ältesten Sohnes der Hoteliersfamilie ein Denkmal setzt. Als Hauptmann im Ersten Weltkrieg ließ er an der Westfront einen drei Stockwerke tiefen Schutzschacht bauen, der auch Zivilisten das Leben rettete und später zum Kulturerbe ernannt wurde. Die gesamte (fiktive) Erzählung ist absolut authentisch und lässt den/die LeserIn tief eintauchen in die Jahre 1914-1918 und macht deutsche Geschichte lebendig und nachvollziehbar.

Bildgewaltig und einfühlsam erzählt Katja Maybach von ihren Figuren und es gelingt ihr, den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen und ihn teilhaben zu lassen an den Schicksalen der Menschen. Von der ersten Seite an war das Buch ein echter Page-Turner - bis hin zu einem dramatischen Finale, das mich in großer Erwartung des zweiten Bandes zurücklässt, da viele Schicksale offen bleiben und neue Fragen aufgeworfen werden.

Auch, wenn der elegante Kurort "Bad Lichtenberg" ein fiktiver ist, hatte ich sofort das Fünf-Sterne-Hotel "Deutscher Kaiser", den Kurbrunnen und den Palmengarten vor Augen.

Die Autorin wechselt häufig die Perspektive und lässt uns den Gedanken und Gefühlen einer ganzen Anzahl von Figuren beiwohnen, so dass der der/die Leser
in einen weitumfassenden Einblick erhält. Auch die Figuren selbst sind wunderbar authentisch und nachvollziehbar beschrieben, so dass jede, bis hin zur meistgehassten, obsessiven Gerda wichtig und passend ist. Dabei sind alle mehrdimensional gezeichnet und entwickeln sich mit den veränderten Umständen weiter; sie ließen mich mitfiebern und auch miträtseln bei ihrem Schicksal.

Wer mehr über die Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts lernen und sich dabei auch noch hervorragend unterhalten lassen möchte, kommt an diesem Roman nicht vorbei!

Ich vergebe gute 4,5 Sterne.


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