Ein Blick in die tiefsten Abgründe
Blutrotes KarmaAls 1968 die Studentenunruhen in Paris eskalieren und das ganze Land lahm legen, findet der hochintelligente Student Hervé die grausam zugerichtete Leiche seiner von ihm angehimmelten Mitstudentin Suzanne. ...
Als 1968 die Studentenunruhen in Paris eskalieren und das ganze Land lahm legen, findet der hochintelligente Student Hervé die grausam zugerichtete Leiche seiner von ihm angehimmelten Mitstudentin Suzanne. Er bittet seinen Halbbruder Mersch, der, traumatisiert durch seine Teilnahme am Algerien-Krieg und drogenabhängig, bei der unterbesetzten Polizei arbeitet, um Mithilfe. Bald darauf wird auch die Studentin Cécile brutal ermordet und die beiden Halbbrüder machen sich gemeinsam mit der dritten Freundin Nicole auf die Suche nach Mörder, die sie zu einer spirituellen Sekte nach Indien führt. Dabei finden sie schließlich nicht nur eine Glaubensgemeinschaft mit einer abstruses Führerin, den Mörder mit einem unvorstellbar grausamen Hintergrund, sondern auch ihre eigene Geschichte, die sie in das Geschehen verwickelt.....
Jean-Christophe Grangé ist ein in Paris aufgewachsener französischer Autor, der oftmals als der beste Thriller-Autor Frankreichs bezeichnet wird. Insbesondere sein zweiter Roman "DIe purpurnen Flüsse" und dessen Verfilmung machten Grangé in zahlreichen Ländern bekannt. Insofern war ich sehr gespannt auf seinen neuen Thriller "Blutrotes Karma", dessen schwarz-rotes Cover die Blicke auf sich zieht.
Grangé Schreibweise ist eine besondere, Umgangssprache und kluge Sätze finden sich in entsprechenden PAssagen. Ich hätte mir manches Mal ein Glossar gewünscht, da ich einige Ausdrücke (gerade aus den indischen Glaubenslehren) nachschlagen musste.
Dass der Autor in Paris zu Hause ist, ist deutlich erkennbar: Unglaublich viele Straßen- und Ortsnamen finden sich in ausgedehnten Beschreibungen und ich hätte mir manches Mal einige Kürzungen ausbedungen. (Auch Beschreibungen von Toilettengängen usw. empfinde ich als überflüssig.)
Der Thriller beginnt mit sehr langatmigen Beschreibungen des Geschehens in Paris im JAhr 1968 und der seinerzeit ausufernden Gewalt. Auch, wenn ich diese geschichtliche Aufarbeitung nicht uninteressant fand, war auf den ersten ca. 150 Seiten nichts von einem Thriller zu spüren, der erst dann mit dem ersten Mord begann. Dem folgten irrwitzige Verschwörungen, unglaubliche Begebenheiten und unvorstellbare Brutalitätem, doch auch immer wieder Längen, die mich am schnellen Vorankommen hinderten. Immerhin klärte sich am Ende alles logisch auf und endete doch einigermaßen überraschend.
Insbesondere die drei Hauptfiguren Hervé, Mersch und Nicole sind mehrdimensional gezeichnet und gerade ihre schwierigen Eigenschaften waren durchaus glaubhaft. Trotzdem fand ich keinen wirklichen Zugang zu ihnen, sondern beobachtete sie lediglich in ihrem Tun. Auch die vielen weiteren Figuren können wohl allesamt als unsympathisch bis wirklich abgrundtief böse, auf jeden Fall aber bizarr, gesehen werden und führen zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Zusammen mit den geschilderten Grausamkeiten und blutigen Morden ist dies sicher kein Buch für Zartbesaitete.
Trotz eines komplexen, hervorragend ausgearbeiteten Falles und vielen gut recherchierten Geschichten konnte mich der Thriller nicht so packen, wie ich es eigentlich erwartet hatte und ich kann ihn nur bedingt empfehlen.