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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2017

spannend, witzig und ungewöhnlich

Der siebte Tod
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Dies ist mal ein ganz anderer Krimi, der mir gut gefallen hat.

Ja, spannend ist er auch, aber vor allem ungewöhnlich, da der Serienkiller selbst seinen Alltag schildert, von den Problemen mit seiner Mutter ...

Dies ist mal ein ganz anderer Krimi, der mir gut gefallen hat.

Ja, spannend ist er auch, aber vor allem ungewöhnlich, da der Serienkiller selbst seinen Alltag schildert, von den Problemen mit seiner Mutter bis zu den Allmachtsgefühlen gegenüber seinen Goldfischen beim Füttern. Dass er mordet, als würde er nur Klopapier kaufen empfindet er als völlig normal und in Ordnung. Schließlich braucht jeder ein Hobby. Es macht ihm auch großen Spaß, sich dümmer zu stellen, als er ist, um so die Polizei an der Nase herum zu führen.

Geschrieben ist das Buch auch mit viel Humor, allein die Beschreibung seiner Mutter und ihrer Wohnung ist witzig. Die Art und Weise, wie die Mutter mit ihm umgeht ist ja so bekannt. Vielleicht ist dies etwas extrem, aber im Ansatz kennen wir alle solche Mütter. Immerhin hat er es geschafft auszuziehen. So richtig durchsetzten kann er sich seiner Mutter gegenüber nicht, er ist immer noch in der Rolle des kleinen Jungen gefangen. Und die Schuldgefühle, die sie ihm einreden will, er kümmere sich nicht genug um sie, erträgt er irgendwie. Ab und an macht er sich Luft, indem er etwas Rattengift in ihren Kaffee tut oder die Badewanne mit Fett einschmiert. Aber gleichzeitig hat er auch Angst, dass ihr etwas passieren könnte.

Die Grundidee des Buches, dass ein Serienkiller, dem auch ein Opfer zugeschrieben wird, welches er nicht getötet hat, sich an dem anderen Mörder "rächen" will, indem er diesem seine eigenen Morde unterschiebt, machte mich neugierig. Und obwohl Joe in diesem Buch ständig weiter mordet, fiebert man irgendwie mit ihm mit, denn das Ende ist irgendwie absehbar. Man meint, soviel Stoffeligkeit kann nicht gut gehen, doch Joe überrascht einen immer wieder. Das einzige, was mir nicht so gefallen hat, ist Melissa. Ich finde auch ohne diese Figur hätte man die Geschichte gestalten können und auch das Ende hätte so sein können, wie es ist. Ohne sie wäre es vielleicht noch raffinierter oder spannender gewesen. Aber auch mit ihr hat das Buch Spaß gemacht zu lesen. Mal sehen, was es noch so von diesem Autor gibt.

Ein etwas anderer Krimispaß, mit einem sehr menschlichen Killer.

Veröffentlicht am 22.06.2017

ein Buch voller Sehnsucht

Kindheit in Ostpreußen
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Dies Buch hat mich sehr bewegt.

Auch wenn ich nie in Ostpreußen gewesen bin, ist die Sehnsucht in dem Buch nach Heimat, Vergangenheit und alten Werten ansteckend. Vielleicht ist es auch die Sehnsucht ...

Dies Buch hat mich sehr bewegt.

Auch wenn ich nie in Ostpreußen gewesen bin, ist die Sehnsucht in dem Buch nach Heimat, Vergangenheit und alten Werten ansteckend. Vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach einer unbeschwerten Kindheit in der Natur mit allen Freiheiten. Wenn man aber genau guckt, so war es auch eine Zeit der Entbehrungen und harter Arbeit und Disziplin, was jedoch von der Autorin nicht so empfunden wurde. Man wuchs mit diesem Pflichtgefühl auf, vieles war eine Selbstverständlichkeit und wurde nicht hinterfragt. Gräfin Dönhoff gelingt es durch ihre Beschreibung der Landschaft eine Saite in einem klingen zu lassen, von der man nicht wußte, dass sie da war. Sie schafft es, dass schon allein die Worte Ostpreußen, Masuren usw. einen wehmütig nostalgisch werden lassen, da all dies (Zeit und Ort) unwiederbringlich verloren ist. Dabei wird sie nie gefühlsdusselig oder kitschig. Man spürt dennoch ihre Sehnsucht und ihre Trauer um das Verlorene.

Die Autorin ist der gleiche Jahrgang wie meine Großmutter und sie ist auf einem Adelslandsitz in Ostpreußen groß geworden. Sie war indirekt an der Planung des 20. Juli beteiligt und mit den Lehndorffs verwandt und aufgewachsen, die eine größere Rolle dabei spielten und hingerichtet wurden. Sie selbst floh im Winter 44/45 allein auf ihrem Pferd 1200 km nach Westen. Erst über 40 Jahre später, mit 80 Jahren besuchte sie ihre Heimat wieder.

Das Buch liest sich flüssig und ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Besonders wehmütig machen die vielen Photos, die leider natürlich nur schwarz weiß und klein sind. Ich liebe die Landschaft Mecklenburgs, besonders die Seenplatten und so stelle ich mir auch die Ländereien der Familie Dönhoff vor. Gegen Ende des Buches geht es viel um Adlige und ihre Vorfahren, was ich nicht so interessant fand. Aber der Rest hat mich sehr berührt.

Die Autorin selbst ist Journalistin geworden und war Chefredakteurin der Zeit. Ihr Schreibstil hat es mir sehr angetan und da ich mich für den Widerstand damals interessiere, freue ich mich auf 2 andere Bücher, die ich von ihr habe "Namen, die keiner mehr nennt" und "Um der Ehre willen.-Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli".

Veröffentlicht am 20.06.2017

10 kleine Negerlein

Ende
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Eine Clique trifft sich nach 25 Jahren in einer Berghütte wieder. Das geplante Wiedersehen wird von schlechtem Gewissen überschattet, aber derjenige, dem sie damals einen bösen Streich gespielt haben, ...

Eine Clique trifft sich nach 25 Jahren in einer Berghütte wieder. Das geplante Wiedersehen wird von schlechtem Gewissen überschattet, aber derjenige, dem sie damals einen bösen Streich gespielt haben, ist nicht da. Nach einem Stromausfall ist einer von ihnen plötzlich verschwunden. Die Autos starten nicht und die Freunde gehen zu Fuß los, um zur nächsten Siedlung zu gelangen. Dann verschwindet wieder jemand....

Superspannend und ein interessanter Erzählstil. Mal wird ganz normal erzählt, wie in anderen Büchern auch, dann wird erzählt, als sei der Erzähler weiter weg, quasi rausgezoomt und würde aus der Ferne beobachten. z.B. "Der in den Fels gehauene Weg ist eine dünne Schattenlienie auf der Wand, und auf dieser Linie sieht man einen farbigen Klecks- eigentlich zwei, eng beieinander liegende Kleckse-, der sich, immer wieder verweilend, langsam von der Gruppe entfernt." (S.197) Auch gibt es kleine Zeitsprünge, die das ganze interessanter und spannender machen. Z.B. endet ein Kapitel damit, dass sie aufbrechen wollen, um durch die Schlucht zu gehen. Das nächste Kapitel fängt aber dann an, als sie schon Mitten in der Schlucht sind und erzählt dann -eher beiläufig und sachlich-neutral - was in den letzten Stunden passiert ist.

Mich hat sowohl die Geschichte, als auch der Schreibstil sehr angesprochen und ich werde nach weiteren Büchern dieses Autors Ausschau halten !

Sehr spannend bis zum Schluß und auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 09.06.2017

sollte Pflichtlektüre an den Schulen werden

Wunder
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Ein tolles Buch, das nicht umsonst ausgezeichnet wurde !

Es beginnt wie ein Tagebuch, geschrieben aus der Sicht eines 10jährigen, der von Genurt an völlig entstellt ist, übwohl er schon etliche OPs hinter ...

Ein tolles Buch, das nicht umsonst ausgezeichnet wurde !

Es beginnt wie ein Tagebuch, geschrieben aus der Sicht eines 10jährigen, der von Genurt an völlig entstellt ist, übwohl er schon etliche OPs hinter sich hat. Abgeschirmt und behütet unterrichtet ihn die Mutter zuhause. Er ist zwar in der Nachbarschaft bekannt und hat auch Freunde, aber nun möchten seine Eltern, dass er zur Schule geht. Wir begleiten den Jungen durch seine Ängste und Erfahrungen. Traut er sich das zu, sich und sein Gesicht den anderen Kindern auszusetzen oder bleibt er lieber zuhause, wie seine Eltern ihm offen lassen ? Später wird im gleichen Tagebuchstil aus Sicht der Schwester berichtet, dann kommt ein Freund zur Wort usw. und am Schluß wieder August.

Die Kapitel sind sehr kurz (2-4 Seiten meist) und lassen sich so flüssig lesen, dass man das Buch regelrecht verschlingt, zumal es auch sehr spannend geschrieben ist. Das Thema : Außenseiter, Behinderung, soziale Ausgrenzung, Spott /Mobbing, Enttäuschung, Verrat aber auch Freundschaft, Grenzen überwinden, Loyalität, aufeinander zugehen, Mut und Familie. Das ganze ist sehr einfühlsam geschrieben und klingt völlig authentisch nach der Wahrnehmungswelt eines 10jährigen. Es veranschaulicht nicht nur, welche Auswirkungen eine solche auffällige Entstellung für die ganze Familie hat, (insbesondere die Gefühle und Gedanken des Betroffenen), sondern schildert auch die ganz normalen Nöte, Ärgernisse und Freuden eines Kindes in diesem Alter. Ein rundrum gelungenes Buch, das wirklich zur Pflichtlektüre an den Schulen werden sollte. Aber auch für Erwachsene ein gutes Buch.

Auf alle Fälle sehr lesens- und empfehlenswert !

Veröffentlicht am 30.05.2017

Hammer !

Aus der schönen neuen Welt
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Erschütternd, was hier in Deutschland los ist. Man hat ja schon das ein oder andere gehört, aber dass die Zustände so heftig sind und die Verantwortlichen damit durchkommen, hätte ich nie für möglich gehalten.

Danke ...

Erschütternd, was hier in Deutschland los ist. Man hat ja schon das ein oder andere gehört, aber dass die Zustände so heftig sind und die Verantwortlichen damit durchkommen, hätte ich nie für möglich gehalten.

Danke Herr Wallraff, dass sie die Leute nicht allein lassen, sondern auf diese horrenden Mißstände aufmerksam machen !

Herr Wallraff hat sich in diesem Buch wieder undercover unter´s Volk gemischt und eine Weile als Obdachloser, als Afrikaner, als Psychiatriepatient oder als Arbeiter gelebt. Was er da erleben mußte hat er hier offengelegt. Ob als Brötchenbäcker für Lidl, als Azubi bei einem Sternekoch oder in einem Callcenter, man ist geschockt, dass solche Arbeitsbedingungen hier möglich sind und geduldet werden. Es bleibt ein wenig Hoffnung, dass sich durch dieses Buch und die Reportagen etwas ändert.

Schockiert war ich auch über die Machenschaften der deutschen Bahn. Unfassbar, was dort hinter den Kulissen los ist. Aber die Paketdienstmitarbeiter haben mir noch mehr leid getan. Die ersten Stunden des Tages, in denen sie bereits Schwerstarbeit (wortwörtlich) leisten, indem sie die Pakete vom Band abladen und dann zum und in den LKW schleppen und somit bereits 2x 1 Tonne Gewicht geschleppt und gewuchtet haben (im Akkord), wird nicht bezahlt !!! Es sind arbeitsvorbereitende Maßnahmen, die nicht entlohnt werden. 3 Std. Knochenarbeit täglich für lau. Das gibt´s doch gar nicht, denkt man. Wir sind doch hier in Deutschland, da ist sowas doch gar nicht erlaubt ! Aber es geht eben doch. Und die Menschen, die auf den Job angewiesen sind werden fröhlich ausgebeutet. Die Behörden spielen mit, denn wer kündigt, bekommt eine Sperre und kein Arbeitslosengeld. Und wer das Pech hat, Ausländer zu sein, dem als Arbeitslosen die Abschiebung droht, der arbeitet weiter und muckt nicht auf.

Wie sehr unser Sozialstaat den Bach runter geht, da er von skruppellosen, geld- und machtgierigen Firmenchefs kaputtgewirtschaftet wird, sieht man im vorletzten Kapitel. Dort geht es um Anwälte, die Firmen beraten, wie sie systematisch ihre Mitarbeiter psychisch fertig machen können,(und teils in den Selbstmord treiben, was billigend in Kauf genommen wird), um sie loszuwerden. Rufmord, ungerechtfertigte Kündigungen, Verleumdungen, ausspionieren, Psychoterror auch zuhause, Anzeigen, Demütigungen usw. alles strategisch geplant mit Methode, effizient und zielgerichtet. Besagte Anwälte haben es bevorzugt auf Betriebsräte abgesehen, da diese sich für ihre Kollegen stark machen und auf Einhaltung des Arbeitsrechts achten. Ist man die erstmal los, kann die Firma ungehindert eine Schreckensherrschaft aufbauen und wo die Angst regiert, traut sich keiner was wegen unbezahlter Überstunden, fehlende Sicherheitsstandards, Gesundheitsschäden, Bezahlung unter´m Mindestlohn usw. zu sagen. Diese Anwälte geben sogar ganz öffentlich Seminare oder schreiben Bücher, "Wie werde ich unkündbare Mitarbeiter los". Eine grauenvolle Vorstellung, dass der Arbeitsalltag der Zukunft immer mehr so aussehen wird, denn anscheinend wird diesen Machenschaften kein Einhalt geboten.

Das Buch rüttelt auf, macht betroffen, nachdenklich und vor allem wütend.

Es werden wirklich schockierende Zustände aufgedeckt. Daher ist es auch ein sehr wichtiges Buch, das unbedingt gelesen und weitergereicht werden sollte. Wenn das die Zustände sind, die hier herrschen, sollte man jeden Tag für seinen Job dankbar sein, wenn man da nicht gemobbt wird und sich der Arbeitgeber an geltendes Recht hält. Ich dachte bislang, sowas sei selbstverständlich, aber für viele ist es das nicht. Dies Buch öffnet einem die Augen und sollte von Vielen gelesen werden.