Ein nettes Buch, dass Einblicke in die schwedische Seele gibt und verständlich macht, wie die Schweden so ticken und warum sie es zum Breispiel gar nicht mögen, wenn man sie um ihre Meinung fragt. Das Buch bezieht sich hauptsächlich auf die Landbevölkerung und erwähnt an einigen Stellen, dass das ein oder andere bei Großstädtern und jungen Leuten anders ist.
Eigentlich hatte ich ein humorvolles Buch erwartet. Es ist zwar auch humorvoll, aber nicht in dem Maaße, wie ich es dem Titel nach erwartet hatte. Anhand der Familie Müller wird in mehreren kurzen Geschichten deutschen Verhalten geschildert und dann erklärt, wieso man in Schweden damit völlig überraschend aneckt. Bei einigen Sachen ist es natürlich klar. Wer kennt nicht die lauten, sich vordrängelnden Deutschen im Ausland. Aber es geht auch um Dinge, die man hier als höflich und normal betrachtet.z.B. Tür aufhalten, Gastgeschenke mitbringen, sich nach der Meinung des anderen zu einem Thema erkundigen usw. Die Denkweise der Schweden ist z.T. so anders, dass ich, obwohl ich Schweden als mögliches Auswanderungsland immer im Hinterkopf hatte, jetzt nicht unbedingt mehr hinmöchte (natürlich würde ich, wenn ich ernste Absichten hätte auszuwandern, dies nicht von einem einzigen Buch abhängig machen, aber ich würde über einige Dinge doch mehr Infos einholen). Ich hätte sicher Schwierigkeiten damit, nie meine Ideen, Ansichten, Meinungen kundtun zu dürfen, was in Schweden als in den Vordergrund drängen und angeben gewertet wird (auch im Geschäftsleben). Ich erzähle gerne davon, was ich erlebt habe oder äußer meine Begeisterung für ein gutes Buch oder einen Film. Die langen Wartezeiten im Gesundheitswesen kenne ich schon aus Afrika und bin echt froh, dass es hier besser ist. Aber in Schweden sollte man auch einen Tag Zeit und einen Picknikkorb mitbringen, auch, wenn es ein Notfall ist. Und dass man seinen Garten zwar gepflegt halten muß, ihn aber nicht nutzen darf (Freizeit wird als Faulenzen gesehen) finde ich auch nicht so toll. Offen würden die Schweden laut diesem Buch einem aber niemals sagen, was sie stört oder was man falsch macht. Man ist halt einfach unten durch und auch damit könnte ich sicher schlecht umgehen. Natürlich gibt es auch Dinge, die ich in Schweden besser finde als hier, aber im großen Ganzen klingt alles durch die gesellschaftlichen Normen und Werte viel reglementierter als hier.
Also, wie gesagt, erst wird eine Urlaubsepisode der Familie Müller erzählt, z.B. am Badesee, im Restaurant, in einer Bücherei, zu Gast bei einer schwedischen Familie, in der Sauna, aber auch z.B. ein Geschäftsmeeting von Hrn. Müller. Dann wird geschildert, was daran falsch war, gefolgt von einer Begründung und dem richtigen Verhalten. Später wandert Familie Müller aus und auch dort schildert das Buch in der gleichen Art, was man besser lässt und warum.
Es gibt einige sehr nützliche Tipps, z.B., dass man Geld nur in Wechselstuben und nicht bei der Bank tauschen kann, die Restaurants in den Ferien zu haben und dass man Batterien lieber von zuhause mitbringt. Vieles sind aber endlose Wiederholungen, die meines Erachtens nicht wirklich notwendig sind. Am Schluß gibt es noch ein Stichwortverzeichnis, wo bei jedem Begriff nochmals kurz erklärt wird, wie man sich benehmen sollte.