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Veröffentlicht am 22.06.2017

ein Buch voller Sehnsucht

Kindheit in Ostpreußen
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Dies Buch hat mich sehr bewegt.

Auch wenn ich nie in Ostpreußen gewesen bin, ist die Sehnsucht in dem Buch nach Heimat, Vergangenheit und alten Werten ansteckend. Vielleicht ist es auch die Sehnsucht ...

Dies Buch hat mich sehr bewegt.

Auch wenn ich nie in Ostpreußen gewesen bin, ist die Sehnsucht in dem Buch nach Heimat, Vergangenheit und alten Werten ansteckend. Vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach einer unbeschwerten Kindheit in der Natur mit allen Freiheiten. Wenn man aber genau guckt, so war es auch eine Zeit der Entbehrungen und harter Arbeit und Disziplin, was jedoch von der Autorin nicht so empfunden wurde. Man wuchs mit diesem Pflichtgefühl auf, vieles war eine Selbstverständlichkeit und wurde nicht hinterfragt. Gräfin Dönhoff gelingt es durch ihre Beschreibung der Landschaft eine Saite in einem klingen zu lassen, von der man nicht wußte, dass sie da war. Sie schafft es, dass schon allein die Worte Ostpreußen, Masuren usw. einen wehmütig nostalgisch werden lassen, da all dies (Zeit und Ort) unwiederbringlich verloren ist. Dabei wird sie nie gefühlsdusselig oder kitschig. Man spürt dennoch ihre Sehnsucht und ihre Trauer um das Verlorene.

Die Autorin ist der gleiche Jahrgang wie meine Großmutter und sie ist auf einem Adelslandsitz in Ostpreußen groß geworden. Sie war indirekt an der Planung des 20. Juli beteiligt und mit den Lehndorffs verwandt und aufgewachsen, die eine größere Rolle dabei spielten und hingerichtet wurden. Sie selbst floh im Winter 44/45 allein auf ihrem Pferd 1200 km nach Westen. Erst über 40 Jahre später, mit 80 Jahren besuchte sie ihre Heimat wieder.

Das Buch liest sich flüssig und ist in viele kurze Kapitel unterteilt. Besonders wehmütig machen die vielen Photos, die leider natürlich nur schwarz weiß und klein sind. Ich liebe die Landschaft Mecklenburgs, besonders die Seenplatten und so stelle ich mir auch die Ländereien der Familie Dönhoff vor. Gegen Ende des Buches geht es viel um Adlige und ihre Vorfahren, was ich nicht so interessant fand. Aber der Rest hat mich sehr berührt.

Die Autorin selbst ist Journalistin geworden und war Chefredakteurin der Zeit. Ihr Schreibstil hat es mir sehr angetan und da ich mich für den Widerstand damals interessiere, freue ich mich auf 2 andere Bücher, die ich von ihr habe "Namen, die keiner mehr nennt" und "Um der Ehre willen.-Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli".

Veröffentlicht am 20.06.2017

10 kleine Negerlein

Ende
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Eine Clique trifft sich nach 25 Jahren in einer Berghütte wieder. Das geplante Wiedersehen wird von schlechtem Gewissen überschattet, aber derjenige, dem sie damals einen bösen Streich gespielt haben, ...

Eine Clique trifft sich nach 25 Jahren in einer Berghütte wieder. Das geplante Wiedersehen wird von schlechtem Gewissen überschattet, aber derjenige, dem sie damals einen bösen Streich gespielt haben, ist nicht da. Nach einem Stromausfall ist einer von ihnen plötzlich verschwunden. Die Autos starten nicht und die Freunde gehen zu Fuß los, um zur nächsten Siedlung zu gelangen. Dann verschwindet wieder jemand....

Superspannend und ein interessanter Erzählstil. Mal wird ganz normal erzählt, wie in anderen Büchern auch, dann wird erzählt, als sei der Erzähler weiter weg, quasi rausgezoomt und würde aus der Ferne beobachten. z.B. "Der in den Fels gehauene Weg ist eine dünne Schattenlienie auf der Wand, und auf dieser Linie sieht man einen farbigen Klecks- eigentlich zwei, eng beieinander liegende Kleckse-, der sich, immer wieder verweilend, langsam von der Gruppe entfernt." (S.197) Auch gibt es kleine Zeitsprünge, die das ganze interessanter und spannender machen. Z.B. endet ein Kapitel damit, dass sie aufbrechen wollen, um durch die Schlucht zu gehen. Das nächste Kapitel fängt aber dann an, als sie schon Mitten in der Schlucht sind und erzählt dann -eher beiläufig und sachlich-neutral - was in den letzten Stunden passiert ist.

Mich hat sowohl die Geschichte, als auch der Schreibstil sehr angesprochen und ich werde nach weiteren Büchern dieses Autors Ausschau halten !

Sehr spannend bis zum Schluß und auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 18.06.2017

tolles Kinderbuch

Molly Moon
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Ein kleines, mageres, häßliches Mädchen wird im Waisenhaus furchtbar schikaniert und leidet sehr unter den Ungerechtigkeiten und der Bosheit der Leitung. Einziger Lichtblick ist ihr Freund und Leidensgenosse ...

Ein kleines, mageres, häßliches Mädchen wird im Waisenhaus furchtbar schikaniert und leidet sehr unter den Ungerechtigkeiten und der Bosheit der Leitung. Einziger Lichtblick ist ihr Freund und Leidensgenosse Rocky, aber als sie mit diesem streitet und er dann adoptiert wird, ohne dass sie ihn nochmal gesprochen hat, ist sie völlig verzweifelt. Da führt sie der Zufall (?) zu einem besonderen Buch, welches Mollys Leben verändert. Leider ist aber ein unheimlicher, widerlicher und gefährlicher Mann ebenfalls hinter dem Buch her. Schafft Molly es, ihm mit Hilfe des Buches zu entkommen ?

Ein sehr spannendes und witziges Kinderbuch, mit immer neuen und überraschenden Wendungen. Man kann sich gut in die Kinder hineinversetzen und leidet, hofft und zittert mit ihnen. Es ist zwar sehr dick mit über 350 Seiten, liest sich aber sehr schön und flüssig. Ich finde das Buch hat viel positiven Einfluß auf den Leser, denn es wird Zuversicht vermittelt. Molly versucht mit jeder Situation fertig zu werden, egal wie wütend oder traurig sie ist und wie auswegslos das Schiksal oder die Situation auch ist. Sie beweist sowohl Köpfchen, als auch Mut und Einfallsreichtum. Ihre Fehler reflektiert sie, als sich ihr Gewissen meldet und sie versucht dann, alles wieder gut zu machen. Sie zeigt dann Mitgefühl, Vergebung und Reife und übernimmt Verantwortung für ihr Handeln und für das Wohlergehen anderer. Das klingt jetzt sehr steif, ist aber so geschickt in die Geschichte eingebaut, dass man eigentlich nur den witzigen und spannenden Teil mitbekommt.

Auf jeden Fall für jedes Kind zu empfehlen. Ich würde sagen am Besten für Kinder zwischen 9 und 12 Jahren.

Veröffentlicht am 18.06.2017

enttäuschend

Mafia Princess
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Ich hatte mir mehr von diesem Buch versprochen. Irgendwie spannender, mehr Insight usw. Dies hier ist mehr eine Familiengeschichte gepaart mit einer Auflistung von den immer gleichen Vergehen (Geld- und ...

Ich hatte mir mehr von diesem Buch versprochen. Irgendwie spannender, mehr Insight usw. Dies hier ist mehr eine Familiengeschichte gepaart mit einer Auflistung von den immer gleichen Vergehen (Geld- und Drogentransporte). Auch sprachlich ist es eher dürftig. Allerdings hat die ehemallige Mafiatochter das Buch für ihre Kinder geschrieben und das ist ihr gelungen, denn dort erfahren die Kinder viel über ihre italienische Familie (die zu der Zeit fast alle im Knast saßen) und können anhand der Schilderungen nachvollziehen, warum ihre Mutter in die kriminellen Machenschaften verwickelt war. Für die Kinder eine wertvolle Familienchronik. Für alle anderen eher öde. Für die Autorin ein wichtiges Stück Vergangenheitsbewältigung. Es gibt aber weitaus spannendere Mafia- Lektüre aus Insidersicht, wo geschäftliche Zusammenhänge aufgedeckt werden und die auch sprachlich reizvoller sind.

Veröffentlicht am 18.06.2017

Jugendbuch

Heldentage
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Ein Jugendbuch, in dem die fast 16jährige Ich-Erzählerin im Jugendjargon von ihren Problemen mit der alkoholkranken und dauerhaft auf dem Sofa liegenden Mutter und ihrer ersten Liebe Lenny erzählt. z.B. ...

Ein Jugendbuch, in dem die fast 16jährige Ich-Erzählerin im Jugendjargon von ihren Problemen mit der alkoholkranken und dauerhaft auf dem Sofa liegenden Mutter und ihrer ersten Liebe Lenny erzählt. z.B. " Das Kleid und die Omasandalen passen null zusammen, (...), aber was soll ich machen. Nochmal hoch und das Kleid gegen einen Kartoffelsack tauschen ? Never ever." S.91.

Lea hat Probleme mit ihrer Mutter, die Alkoholikerin ist, und um die sie sich wie um ein Kind kümmern muß, da diese selbst nichts mehr auf die Reihe kriegt. Lea erledigt alle Behördengänge, kauft ein, macht den Haushalt, hilft ihrer Mutter beim an-und ausziehen und bekommt Ohrfeigen, wenn sie ihr nicht Alkohol und Zigaretten besorgt.

Lea hat auch Probleme mit ihrem Asthma und damit, dass sie bei Stress rote Flecken in Gesicht und am Hals bekommt. Das ist ihr so peinlich, dass sie sich nicht traut, ihren ersten Freund Lenny zu küssen.

Leas subjektiv größtes Problem sind aber die häßlichen Klamotten aus der Kleiderkammer. Sie hat fast nur zu kleine Schuhe und das einzige Paar, das passt, ist grottenhäßlich. Sie schämt sich permanent dafür, was wiederum ihre Luftnot und die roten Flecken verstärkt.

Der einzige Lichtblick ist ihre Clique und ihre beste Freundin Pola. Aber nun ist sie sitzen geblieben und nicht mehr mit den Freunden in einer Klasse....

Und wie lange bleibt Lenny noch bei ihr, wenn sie jeden Kuß vermeidet ?

Ein gutes Jugendbuch, aber für Erwachsene eher langweilig. Es liest sich jedoch sehr schnell. Ich habe als Jugendliche von Jo Pestum "Auf einem weißen Pferd nach Süden" gelesen und fand mich und meine Gefühlswelt darin wieder. Dieses Buch ist ähnlich gut. Für Jugendliche Vielleser sehr empfehlenswert. Für Lesemuffel wohl zu langweilig, obwohl gerade, was die erste Liebe angeht, sich die meisten Teens darin wiederfinden werden. Das Gefühlsleben und die Gedanken bzgl. Freunde, Liebe, Unsicherheiten, Scham/Schüchternheit usw. ist sehr gut beschrieben und man kann sich leicht mit der Hauptfigur identifizieren.