Plötzlich erwachsen
Gegen das Glück hat das Schicksal keine ChanceZu Beginn ihres letzten Schuljahres muss die 17-jährige Lucille plötzlich sehr viel Verantwortung tragen. Ihr Vater ist in einer Nervenklinik, ihre Mutter wollte sich eine Auszeit nehmen und kommt nicht ...
Zu Beginn ihres letzten Schuljahres muss die 17-jährige Lucille plötzlich sehr viel Verantwortung tragen. Ihr Vater ist in einer Nervenklinik, ihre Mutter wollte sich eine Auszeit nehmen und kommt nicht mehr zurück. Nun ist sie auf sich allein gestellt und muss sich um ihre 9-jährige Schwester kümmern, ohne dass jemand davon Wind bekommt. Doch das Geld wird knapp, der Kühlschrank ist leer und die Rechnungen stapeln sich. Und als wenn das alles noch nicht genug wäre, verliebt sie sich unsterblich in den Zwillingsbruder ihrer besten Freundin, der allerdings eine Freundin hat.
Keine leichte Kost für einen Jugendroman. Denn neben den typischen Teenagerproblemen geht es hier um viel mehr: Wie kann eine 17-jährige, die selbst noch ein Kind ist, so viel Verantwortung tragen? Wann wird es ihr zu viel?
Um über die Runden zu kommen, nimmt sie einen Job an, den sie abends nach der Schule ausüben kann und der eigentlich zu erwachsen für sie ist. Die Betreuung ihrer Schwester übernehmen in der Zeit ihre beste Freundin und deren Bruder, aber auch das geht nicht lange gut. Ihre mühevoll aufrecht gehaltene Fassade beginnt zu bröckeln.
Lucille versucht tapfer, sich durchzuschlagen und mit ihren Gefühlen klar zu kommen. Ihre Liebe zum Bruder ihrer Schwester wird beschrieben, häufig sehr idealistisch, blumig, eben teenagerlike. Weniger thematisiert wird allerdings der Verlust ihrer Eltern. Wie sie wirklich darüber denkt, wird nur oberflächlich behandelt, tiefere Gefühle lässt sie nicht zu, versucht, alles richtig zu machen. Ein sehr harter Ansatz, der nachdenklich und traurig macht.
Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Es wird aus der Sicht Lucilles in der Ich-Form geschildert. Die Kapitel sind übersichtlich und in Tage seit dem Verschwinden ihrer Mutter geteilt. Der Leser leidet mit Lucille, möchte sie manchmal anschreien.
Mir hat das Buch gefallen, denn es ist sehr emotional. Keine Heile-Welt-Geschichte, im Gegenteil. Das Ende ist offen, lässt aber hoffen.