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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2019

Wer deckt wen? Und warum?

Schuldacker
2

Paul Winterpacht, nach Meinung der Öffentlichkeit für den begangenen Totschlag viel zu milde behandelt, wird tot aufgefunden. Rache scheint auf den ersten Blick naheliegend.
Bei ihren Ermittlungen, treffen ...

Paul Winterpacht, nach Meinung der Öffentlichkeit für den begangenen Totschlag viel zu milde behandelt, wird tot aufgefunden. Rache scheint auf den ersten Blick naheliegend.
Bei ihren Ermittlungen, treffen die Kommissare Heinrich Tenbrink und Maik Bertram auf Menschen unterschiedlicher gesellschaftlichen Schichten mit sehr gegensätzlichen persönlichen Ansichten und Meinungen. Die streng religiöse Prägung auf der einen Seite – auf der anderen die typischen Verlierer, dazwischen die Bürgerwehr mit ihrem Kampf gegen die Flüchtlinge. Überhaupt treffen hier gelungen verschiedene Klischees aufeinander, die anfänglich vermuten lassen, die Lösung dieses Falls sei ganz einfach. Und das ist das Schöne an diesem Buch – es kommt dann letztendlich ganz anders, als gedacht.
Um das Buch etwas vielschichtiger zu gestalten, existieren auch hier „Nebenschauplätze“, die das Privatleben der Ermittler betreffen und diese Charaktere dadurch sehr menschlich machen.

Einfach ein gelungenes Buch, das ich gern weiterempfehle!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2019

Die Kreativität des Bösen kennt keine Grenzen…

Der siebte Schrei
4

Das Buch ist super spannend, jedoch in der Handlung auch sehr komplex und vielschichtig.
In der Haupthandlung wird Special Agent Deacon Hamilton quasi auf einem Schonplatz für ungelöste Fälle die Möglichkeit ...

Das Buch ist super spannend, jedoch in der Handlung auch sehr komplex und vielschichtig.
In der Haupthandlung wird Special Agent Deacon Hamilton quasi auf einem Schonplatz für ungelöste Fälle die Möglichkeit gegeben, sich wieder als einsatzfähig zu beweisen und somit zu rehabilitieren. Der Grund, ein gescheiterter Polizeieinsatz, wird in einem weiteren Erzählstrang erläutert.
Seit sechs Jahren wurden im Frühjahr Jungen entführt und rund eine Woche später erdrosselt aufgefunden. Einzig einem, Steve Wells, ist es gelungen, seinem Mörder zu entkommen. Er ist somit ein wichtiger (und einziger) Zeuge, um den seit einem Tag vermissten Gabriel Konic zu finden. Viel Zeit bleibt nicht und Steve ist stumm…
Deacon versucht nun sein Pfund der überdurchschnittlichen Empathie bei Steve, der zur Zeit in Therapie auf einer Pferderanch lebt, anzuwenden, was jedoch von dem örtlich zuständigen und überengagierten Police Officer Brenner stark torpediert wird. Gemeinsam mit der Therapeutin und Reitlehrerin Marina kann Dean allerdings langsam zu Steve durchdringen und dessen Vertrauen gewinnen – bis er durch Brenners Intrigen vom Fall abgerufen wird. Doch Dean gibt nicht auf…
Neben den allgemein sehr gut gezeichneten Charakteren sind es vor allem Deans Gedanken und Schwächen, die ihn mir besonders sympathisch machen. Ich habe fast immer mit ihm gefühlt und gelitten.
Die Ansichten und Absichten des Täters sind sehr abstoßend und verstörend. So ein Fall ist mir zu mindestens noch nicht untergekommen. Etwas widerstrebt sich dabei auch in mir, bei seiner (eher feinfühligen) Veranlagung so ein Verhalten als realistisch anzusehen (deshalb ein Stern Abzug) – jedoch sehe ich es im Sinne der schriftstellerischen Freiheit und Spannung noch als stimmig an.
Wen abartige Fantasien nicht abschrecken liegt mit diesem Buch also genau richtig!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.10.2019

Nichts als Fassade....

Im Wald der Lügen
0

Angie, Paul und ihr Baby PJ leben glücklich und in Harmonie – bis ein Anruf von Pauls Nichte Ruby alles zerstört: sein Bruder Henry wurde tot aufgefunden und seine Frau Silja, Rubys Mutter, ist verschwunden. ...

Angie, Paul und ihr Baby PJ leben glücklich und in Harmonie – bis ein Anruf von Pauls Nichte Ruby alles zerstört: sein Bruder Henry wurde tot aufgefunden und seine Frau Silja, Rubys Mutter, ist verschwunden. Sofort macht sich Paul auf zu Ruby, und akzeptiert nur widerstrebend, das Angie und PJ ihn begleiten. Für Angie jedoch wird nach dieser Reise nichts mehr so sein, wie es war….
Sehr angenehm finde ich, dass den handelnden Charakteren, immer abwechselnd ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Dadurch gewinnt man gute Einblicke in die einzelnen Personen, ihr Handeln sowie ihre Gedanken, denn jeder hat auch immer eine etwas andere Sicht auf die Dinge. Ebenfalls dadurch gelingt ein recht harmloser Einstieg in die offensichtlich tragische Geschichte – nur allmählich ändert sich das aufrecht gehaltene Bild der glücklichen Familie. Ein wie ich finde sehr gelungenes bzw. eindrucksvolles stilistisches Mittel, das somit bis zuletzt Spannung zur Auflösung hin aufbaut.
Von mir gibt es dafür eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.09.2019

Das "Mazur'sche" Schweigen...

Luzies Erbe
0

Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, was noch nicht viel von dem traurigen Inhalt verrät, aber absolut lesenswert ist. Ich habe es in einem „Guss“ verschlungen.
Die junge Luzie ...

Auf das Buch wurde ich vor allem durch das Cover aufmerksam, was noch nicht viel von dem traurigen Inhalt verrät, aber absolut lesenswert ist. Ich habe es in einem „Guss“ verschlungen.
Die junge Luzie und der polnische Fremdarbeiter Jurek, verlieben sich während des zweiten Weltkrieges ineinander, was für Unmut im Dorf sorgt. Eine Liebe, die nicht sein darf, aber letztendlich von einem Kind, Thea, gekrönt wird. Was bisher fast noch geduldet wurde, wird nun zu einem richtigen Problem – Luzie muss von der Bildfläche verschwinden.
Liebe ist auch ohne den Krieg im Hintergrund nicht immer einfach. Ich bewundere Luzies Mut, zu Jurek und dem Kind zu stehen, obwohl sie sich der Folgen bewusst sein dürfte. Vielleicht ist es etwas jugendliche Naivität oder die rosarote Brille die sie so handeln lässt. Die Konsequenzen davon muss sie ertragen.
Recht schnell wird klar, dass sie allein mit dem Kind, was verborgen gehalten werden muss (es also somit eigentlich gar nicht gibt) überfordert ist. Dies führt dazu, das sich Jurek sich zur Vaterschaft bekennt und sie kurzzeitig das Gefühl einer Familie leben können. Nur ist dieses Glück von kurzer Dauer….
Die Autorin Helga Bürster hat für das Buch auf die Geschichte ihrer Großeltern zurückgegriffen. Dabei ist es ihr hervorragend gelungen das Schweigens innerhalb der Familie und die damit im Zusammenhang stehenden Folgen aufzuzeigen.
Von niemanden angesprochen, aber jedem gespürt, lähmte das „Mazur’sche Schweigen“ jegliche Art der Aufarbeitung der Familiengeschichte. Und selbst die Hoffnung, nach Luzies Tod im „heiligen Koffer“ die Antworten zu finden, die Luzie ihnen zeitlebens verweigerte, zerschlägt sich.
Über allem liegen eine unendliche Traurigkeit sowie immer dieses Gefühl „nicht dazu zu gehören“. Das Trauma wurde somit quasi von Luzie auf Thea und von ihr wiederrum auf deren Tochter Johanne übertragen. Erst in der vierten Generation scheint es mit Johannes Tochter Silje zu gelingen, diesen Spalt zum Rest der Gesellschaft zu überwinden.
Das Leid, was den Personen aufgrund ihrer Herkunft und ihrem (angeblich widerrechtlichem) Verhalten zugefügt wurde ist dabei das eine – und wahrscheinlich offensichtliche. Meiner Meinung viel weniger beachtet, ist das, was es über Generationen hinweg „machte“. Mit der Thematik Kriegskinder und Kriegsenkel wird erst in letzter Zeit versucht aufzuarbeiten, welche Auswirkungen der Krieg somit über Generationen hinweg in den Familien hatte. Dieses Buch ist meines Erachtens ein sehr gelungenes Beispiel dafür.

Veröffentlicht am 24.09.2019

Wertvolle Erinnerungen – gelungen in ein Buch gefasst

Schrecklich schöne Kindheit
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Inge Klatt berichtet in diesem Buch über ihre Kindheit, die durch den Krieg geprägt wurde.
Sehr gelungen finde ich dabei die gewählte Erzählsicht, dass es eben nicht als ich-Form berichtet wird. Dadurch ...

Inge Klatt berichtet in diesem Buch über ihre Kindheit, die durch den Krieg geprägt wurde.
Sehr gelungen finde ich dabei die gewählte Erzählsicht, dass es eben nicht als ich-Form berichtet wird. Dadurch wird eine angenehme Distanz geschaffen, womit der Leser alles quasi als Zuschauer (mit)erlebt.
Mich berühren besonders, die kleinen Begebenheiten des Alltagslebens, Schilderungen, die ich ähnlich bereits gehört bzw. gelesen habe – eben eine Zeitzeugenbetrachtung. Und dennoch wird das Ganze individuell durch eingeflochtene Episoden, die den Charakter und die Kämpfernatur der „kleinen Inge“ deutlich zum Ausdruck bringen. Mehr als einmal musste ich dabei schmunzeln und konnte mir diese Situation bildhaft vorstellen.
Für mich ist dies ein sehr gelungenes Werk, (Familien)Geschichte niederzuschreiben und somit vor dem Vergessen zu bewahren. Ich kann dieses Buch allen am Thema interessierten Lesern nur empfehlen!