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Veröffentlicht am 15.05.2023

Es könnte spannender sein

Dalee
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Worum geht es in dem Buch?
Der Junge Bellini und seine Familie sind Inder. Eines Tages machen sie sich mit dem Schiff auf zu den Andamaneninseln. Das ist eine Inselgruppe, die politisch zu Indien gehört. ...

Worum geht es in dem Buch?
Der Junge Bellini und seine Familie sind Inder. Eines Tages machen sie sich mit dem Schiff auf zu den Andamaneninseln. Das ist eine Inselgruppe, die politisch zu Indien gehört. Dort wurde ihnen Arbeit und Land versprochen – und sie möchten sich eine Existenz aufbauen.
Mit der Familie sind auch Elefanten auf dem Schiff – unter anderem Dalee.
Bellini lernt, mit Elefanten umzugehen. Er wird Elefantenjunge. Doch manchmal ist Dalee unberechenbar.

Meine Leseerfahrung:
Abenteuerlich und interessant klingt die Geschichte, nach fernen Ländern. Der Ich-Erzähler Bellini ist sympathisch, aber die Lektüre gestaltete sich zäh. Mir fehlte immer wieder ein roter Faden. Ich las Episoden aus dem Leben einer Familie, die auf die Andamanen reist und auf den Andamanen ist. Leute, die für eine deutsche Rodungsfirma arbeiten und nicht immer fair behandelt werden. Und Episoden anderer Leute, die sich dort eine zweite Heimat suchten. Manchmal erfuhr ich Unglaubliches. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Termiten Bücher fressen.
Weiterhin erfuhr ich einiges über Elefanten, was ich vorher noch nicht wusste. Elefanten haben ein gutes Gedächtnis – das aber kann sich ändern, wenn Elefanten alt werden. Nicht in jedem Kapitel kommen Elefanten vor. Das störte mich nicht, denn ich interessierte mich auch für die Erlebnisse von Bellini, seinem Bruder Du und anderen Leuten auf den Andamanen.
Interessante Details, schillernd und bunt. Dem Buch fehlt es aber oft an Spannung. Man liest Kapitel um Kapitel, Episoden, aber die Handlung fließt langatmig dahin.
Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Empfehlung unentschlossen.

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Veröffentlicht am 15.05.2023

Spannend und wendungsreich

Das Sanatorium
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Worum geht es in dem Buch?

Während eines Winters verbringen die Briten Elin und Will einen Urlaub im erst kürzlich eröffneten Hotel „Le Sommet“ in den Schweizer Alpen. Elins Bruder Isaac will in diesem ...

Worum geht es in dem Buch?

Während eines Winters verbringen die Briten Elin und Will einen Urlaub im erst kürzlich eröffneten Hotel „Le Sommet“ in den Schweizer Alpen. Elins Bruder Isaac will in diesem Hotel seine Verlobung mit Laure feiern. Laure, mit der Elin einst befreundet war. Sie ist jetzt Mitarbeiterin in diesem Hotel, das einst ein Sanatorium für Tuberkulosekranke war und umgebaut wurde.

Elin fühlt sich nicht wohl. Sie quälen Ereignisse aus der Vergangenheit. Nicht nur der tragische Tod ihres Bruders Sam, für den sie Isaac verantwortlich macht. Sondern auch die Tatsache, dass es ihr seit Monaten unmöglich ist, in ihrem Beruf als Polizistin zu arbeiten.

Als wegen eines Schneesturms eine Abreise aus dem Hotel vorerst unmöglich geworden ist, werden Leichen gefunden. Elin nimmt mit der Schweizer Polizei Kontakt auf und erklärt sich bereit, den Beamten, die nicht zum Tatort kommen können, ermittlungstechnisch zur Seite zu stehen.

Meine Meinung zu diesem Buch:

„Das Sanatorium“ ist ein spannender Krimi, der aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) im Präsens verfasst ist.

Die Autorin hat die aussichtslose Atmosphäre, in der sich Elin, Will, andere Gäste und die Mitarbeiter des Hotels während eines Schneesturms befinden, lebendig beschrieben. Man fiebert beim Lesen mit, man will wissen, wer Menschen zuerst quält, um sie anschließend umzubringen.

Die Spannung in dem Buch ergibt sich durch viele Wendungen. Oft, wenn man meint, dass ein Mörder gefunden ist, passieren andere Ereignisse, die diese Vermutung wieder zunichtemachen.

Der Krimi dreht sich vorwiegend um Elin – wie sie ermittelt und wie sie von ihrer Vergangenheit oft gequält wird. Bei ihren Ermittlungen stößt sie ebenfalls auf die Vergangenheit des Hotels, als es noch ein Sanatorium war. Könnten die Morde damit zu tun haben?

Ich habe das Buch als durchweg spannend und interessant empfunden. Deswegen vergebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Sensible Einblicke in ein Autorenleben

Wir hätten uns alles gesagt
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Worum geht es in dem Buch?
Die Schriftstellerin Judith Hermann verfasste anlässlich der Frankfurter Poetikvorlesungen Texte, die Einblicke in ihr Leben und ihre Art des Schreibens geben.
Zu Anfang stellt ...

Worum geht es in dem Buch?
Die Schriftstellerin Judith Hermann verfasste anlässlich der Frankfurter Poetikvorlesungen Texte, die Einblicke in ihr Leben und ihre Art des Schreibens geben.
Zu Anfang stellt sie dem Leser ihren Psychoanalytiker Dr. Dreehuis vor, den sie abends zufällig trifft, als sie mit einem Freund unterwegs ist. Auch über Ada erfährt der Leser etwas – eine einstige Freundin, die ein aufbrausendes, aber auch liebreizendes Temperament an den Tag legen konnte. Judith Hermann mag Ada wegen der vielen schönen Erlebnisse, die sie mit ihr und ihren Kindern hatte.
Weiterhin bekommt man Einblicke in Judiths Kindheit. Leben in einer vollgestellten Wohnung, Erinnerungen an die Großmutter und den Vater. Klare Gedanken fassen konnte Judith in einem Haus am Meer – da konnte sie schreiben, bis die Corona-Pandemie und die daraus folgenden Maßnahmen sie verstörte. Aber es gibt Wörter, die ihr neue Schreibideen gaben.

Meine Meinung zu dem Buch:
Was mir an diesem Buch besonders gut gefällt, ist der Schreibstil der Autorin. Da gibt es Wendungen, die sich wunderschön anhören – und die ich noch nie gelesen habe.
Die Autorin erklärt auch, wie einige ihrer Kurzgeschichten und Romane entstanden. Bisher kannte ich nur einige ihrer Kurzgeschichten – die Gedanken in „Wir hätten uns alles gesagt“ haben mich jedoch neugierig auf Judith Hermanns Romane gemacht.
Judith ist verletzlich – manchmal bringt sie zu viel Privates in das Buch, wie sie schreibt. Aber gerade diese privaten Gedanken und Erlebnisse machen dieses Buch besonders lesenswert. Sie geben ihm eine Seele und zeigen die verletzliche Person hinter der Autorin – die sich durch ihr Schreiben selbst „retten“, selbst beglücken kann.
Ein Schreibratgeber ist dieses Buch nicht – ein Roman auch nicht. Ich bekomme einige der Arbeitsmethoden von Judith Hermann mit, alles geschrieben in einem ansprechenden literarischen Stil. Das gefällt mir und deswegen vergebe ich fünf Sterne.



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Veröffentlicht am 01.02.2023

Lesenswerte Familiengeschichte

Rote Sirenen
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Worum geht es in dem Buch?
Die Autorin Victoria Belim ist Ukrainerin, lebt aber schon seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Belgien. 2014 reist sie in ihre Heimat, um ihre Großmutter Valentina wiederzusehen. ...

Worum geht es in dem Buch?
Die Autorin Victoria Belim ist Ukrainerin, lebt aber schon seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Belgien. 2014 reist sie in ihre Heimat, um ihre Großmutter Valentina wiederzusehen. In Bereh, in der Nähe der malerischen Stadt Poltawa, bei den Obstgärten erinnert sich Victoria zurück und versucht zu ergründen, was mit einigen Verwandten, besonders ihrem Urgroßonkel Nikodim, passiert ist. Niemand aus ihrer Familie – auch nicht Valentina – will über ihn reden.
Deshalb begibt sich Victoria zum so genannten „Hahnenhaus“, einem Archiv in der Ukraine, das von Valentina immer noch als KGB (Geheimdienst der Sowjetunion) bezeichnet wird. Es ist nicht einfach, die Informationen zu bekommen, aber schließlich ist Victoria erfolgreich…

Meine Leseerfahrung:
Ich wollte ein Buch über die Ukraine lesen. Keine nüchterne Abhandlung von Geschichtsdaten und Fakten – sondern ein persönliches Buch mit Erfahrungen. Genau das bekomme ich mit dem Buch „Rote Sirenen“. Victoria Belim hat hier versucht, die Geschichte ihrer Familie und ihre Reiseerlebnisse in der Ukraine miteinander zu verknüpfen.
Innerhalb der ukrainischen Familien gibt es manchmal unterschiedliche Ansichten. So trauert Victorias Onkel Wladimir der Sowjetunion nach, auch wenn er seit einigen Jahren in Israel lebt.
Man liest ebenfalls über Leute, die ihre Traditionen bewahren wollen. Beispielsweise Valentina, die sich um ihren Kirschgarten kümmert. Weiterhin Nadja, die gerne stickt und wünscht, dass die „Weißstickerei aus Reschetyliwka“ zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erhoben wird. Sie alle führen ein einfaches Leben. Über die Vergangenheit – zum Beispiel über die Zeit als Sowjetrepublik – reden viele nicht gerne. So wird auch das Schicksal von Victorias Urgroßonkel Nikodim lieber totgeschwiegen, anstatt dass man darüber spricht.
Victoria muss erkennen, dass es in der Ukraine immer noch viel Bürokratie gibt. Manche Menschen werden ungerecht behandelt. So wird Nikolai, dem Sohn von Nikodim, die Rente gekürzt, weil er irgendeine Bescheinigung nicht beschaffen kann. Leider sind viele Gesetze in der Ukraine noch Überbleibsel aus der Sowjetunion. Ebenso ist Korruption immer noch ein Thema.
Victoria schafft es mit viel Geduld und Nachdenken, die Informationen zu bekommen, die sie haben will – und die ihr helfen zu verstehen, woher sie kommt und wer ihre Familie ist und war. Herausgekommen ist ein informatives, interessantes, lebendiges und lesenswertes Buch über Victorias Familie, das aber auch Einblicke über das Leben in der Ukraine bietet.
Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Er reitet und er mordet

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
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Worum geht es in dem Buch?
Ming Tsu ist Chinese. Er kam als Baby in die Vereinigten Staaten von Amerika, seine Eltern starben früh, und so wuchs er in einem Waisenhaus auf. Seinem Pflegevater Silas hat ...

Worum geht es in dem Buch?
Ming Tsu ist Chinese. Er kam als Baby in die Vereinigten Staaten von Amerika, seine Eltern starben früh, und so wuchs er in einem Waisenhaus auf. Seinem Pflegevater Silas hat er viel zu verdanken – dieser zeigte ihm auch, wie man gut mit einem Revolver umgeht.
Den Revolver beherrscht er auch jetzt, als Erwachsener im Jahre 1869. Es gibt Leute, die ihm Böses angetan haben. An einigen von ihnen will er sich rächen und sie nach und nach umbringen. Er plant genau diese Morde. Nicht nur der Revolver ist ein nützliches Tötungsinstrument, sondern auch ein Schwellennagel, der immer wieder geschärft wird.
Ming Tsu wird begleitet von einem alten Chinesen, genannt „Der Prophet“. Der Prophet verfügt über seherische Qualitäten, die sich oft als lebensrettend erweisen können.
Ming Tsu sucht nicht nur die Leute, an denen er Rache üben will – er wird auch gesucht von Sheriffs und Leuten, die ihn der Justiz übergeben wollen, damit er für seine Verbrechen bestraft wird und sie eine Belohnung kassieren können.
Sein Ruf als guter Schütze ist auch zu einer Zirkusgruppe gedrungen, die ihn als Beschützer anheuert und ihn gut bezahlt. Sie will er bis Reno begleiten – und dann weiter nach Kalifornien reiten, wo er hofft, seine Frau Ada wieder zu finden.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Um einen Thriller handelt es sich hier – meiner Ansicht nach – nicht. Eher um einen Abenteuerroman oder einen Western. Für einen Thriller liest sich das Buch leider zu zäh.
Einen Western aber liest man selten – und so war auch ich gespannt auf die Lektüre von „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“. Man liest viel über einen reitenden und mordenden Chinesen – und man fragt sich, wie lange Ming Tsu morden wird.
Das Buch beinhaltet einige Kampfszenen und als Leser ist man erstaunt, wie wendig und listig Ming Tsu ist – und er gefährliche Situationen immer wieder überleben kann. Ein bisschen Menschlichkeit kommt auf, wenn sich Ming Tsu mit manchen Leuten aus der Zirkusgruppe unterhält. Je länger er mit ihnen zusammen ist, desto mehr verstehen sie ihn und sein Handeln. Sie sind froh, dass er bei ihnen ist – denn sie profitieren nicht nur von seinen Schießkünsten, sondern auch von seiner Ortskenntnis.

Mein Fazit:
Dieser Roman um einen reitenden und mordenden Chinesen konnte mich nur bedingt begeistern. Der Schreibstil ist toll, aber das Buch ist kein Pageturner. Oftmals liest es sich zäh.
Ich vergebe drei Sterne.

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