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Talaith

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Verurteile ein Buch nicht nach seinem Cover - auch wenn es schön ist

Die Katze, die von Büchern träumte
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Nach dem Tod seines Großvaters wirkt der Protagonist Rintaro depressiv. Aus dieser Antriebslosigkeit holt ihn eine sprechende, orange getigerte Katze heraus, indem sie ihn in ein Labyrinth bringt, in dem ...

Nach dem Tod seines Großvaters wirkt der Protagonist Rintaro depressiv. Aus dieser Antriebslosigkeit holt ihn eine sprechende, orange getigerte Katze heraus, indem sie ihn in ein Labyrinth bringt, in dem Bücher gerettet werden müssen.

Ich habe das Buch gekauft, weil ich das englische Cover so wunderschön fand: Es ist sonnengelb mit teilweise goldfarbenen Akzenten, einige Elemente sind haptisch abgesetzt und zentral ist die orange getigerte Katze mit einem Stapel Bücher zu sehen. Auch der englische Titel "The Cat who saved Books" klang sehr vielversprechend.
Zumindest die Sprache hat mich nicht überzeugt. Bei einem Buch, das von Büchern handelt, hätte ich eine sehr lyrische, bildhafte und melodische Sprache erwartet, wurde aber enttäuscht. Es mag sein, dass diese im japanischen Original vorhanden ist, in der Übersetzung ist sie jedenfalls nicht übergekommen. Auch empfand ich es als störend, dass einige Wörter nicht aus dem japanischen übersetzt wurden. Lästig war dann zusätzlich, dass so sehr auf der Tatsache, dass Rintaro ja "nur" ein Stubenhocker sei, herumgeritten wurde. Das hätte mir aber vermutlich ähnlich missfallen, wenn das Wort übersetzt gewesen wäre, weil es in meiner Wahrnehmung die Handlung nicht vorangebracht hat.

Schade fand ich, dass die Katze keine noch präsentere Rolle bekommen hat. Ich mochte die Idee dieser Figur, auch wenn sie in der Umsetzung einen noch greifbareren und ausgearbeiteteren Charakter hätte bekommen können.

Der Aufbau der Handlung hat mir gut gefallen, dass konkrete, abgegrenzte Probleme der Reihe nach angegangen werden, auch weil im Prozess einige mehr (oder leider manchmal auch weniger) kluge Äußerungen über Bücher und Lesen getätigt wurden, allerdings lösten sich die Probleme für meinen Geschmack zu schnell und zu einfach in Wohlgefallen auf. Das retardierende Moment, das den Spannungsbogen etwas hätte erhöhen können, fehlte mir zum Beispiel auch völlig.
Das Ende war zwar erwartbar, aber nicht völlig sicher, deswegen hat es mich trotzdem zufriedengestellt. Auch passte ein Happy End extrem gut zu einem Buch über Bücher.

Insgesamt aber dennoch ein nettes, durchaus empfehlenswertes, Buch für Leseliebhaber.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Mulan - aber irgendwie auch nicht

She Who Became the Sun
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Als Mädchen hat die Protagonistin im von Hungersnot geplagten China kaum Überlebenschancen, also schlüpft sie in die Rolle ihres älteren Bruders Chongba. Ihr Lebensantrieb: Auch seine Bestimmung ausfüllen. ...

Als Mädchen hat die Protagonistin im von Hungersnot geplagten China kaum Überlebenschancen, also schlüpft sie in die Rolle ihres älteren Bruders Chongba. Ihr Lebensantrieb: Auch seine Bestimmung ausfüllen. So lebt sie einige Jahre in einem buddhistischen Kloster. Doch der Krieg macht auch vor diesem Ort nicht Halt, und so muss sie einen Weg finden, außerhalb Großes zu erreichen.

Das Buch startet mit einer Karte von China sowie einem kurzen Einführungstext in den historische Rahmen, in dem die Geschichte spielt, auch wenn die Autorin nicht beabsichtigte, einen historisch korrekten Roman zu verfassen. Die Karte ist zwar einfach gezeichnet, fügt sich aber vom Stil her in das Gesamtdesign ein und passt zum Cover.

Die Geschichte startet sehr träge. Das unterstützt zwar zu Beginn die Handlung (gerade die heißen, trockenen Wetterbedingungen waren für mich sehr eindrücklich, fast schon bildlich vorstellbar), aber für meinen Geschmack nahm das ganze danach zu wenig Fahrt auf. Gerade zum Ende hin wird zwar Spannung aufgebaut, die Kurve hätte aber deutlich höher ansteigen müssen, um das Fehl im restlichen Buch ausgleichen zu können. Auch ein übergreifender, roter Faden der Handlung durch das gesamte Buch hat mir gefehlt. Zwar war die Motivation der Protagonistin fast ab Beginn klar, aber mir reichte das nicht.

Ich habe das Buch auf Englisch gelesen. Die Sprache war wenig melodisch, aber wenigstens für Nicht-Muttersprachler verständlich. Vermutlich führte die eher trockene Sprache auch dazu, dass ich die Handlung als nicht besonders tiefgehend empfunden habe.

Das Cover ist wunderschön, die Farben leuchten sehr satt. Bei der Taschenbuchausgabe ist das Coverbild auch haptisch abgesetzt.

Gekauft habe ich das Buch, weil es als Buchversion von Mulan angepriesen wurde. Die Erwartung hat es nicht erfüllt, weil es nicht actionreich genug war. Trotzdem ein durchaus lohnenswertes Buch, wenn eine etwas zurückhaltendere Handlung der präferierte Lesestil ist.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

episch

Die Zwerge
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Der Zwerg Tungdil wächst bei dem Magier Lot-Ionan auf. Sein gesamtes Wissen über Zwerge stammt aus Büchern. So ist er begeistert, als der Magier ihn auf die Reise zu einem Zwergenstamm schickt. Auf dem ...

Der Zwerg Tungdil wächst bei dem Magier Lot-Ionan auf. Sein gesamtes Wissen über Zwerge stammt aus Büchern. So ist er begeistert, als der Magier ihn auf die Reise zu einem Zwergenstamm schickt. Auf dem Weg begegnet er den beiden Zwergen Boendal und Boindil und schließt Freundschaft mit ihnen, und auf einmal steht das Fortbestehen der gesamten Heimatwelt Tungdils auf dem Spiel.

Zu Beginn fand ich die Namen, sowohl von Orten als auch von Personen, etwas anstrengend. Nur, weil es ein Fantasy-Buch ist, heißt das nicht, dass man überall Sonderzeichen einmischen muss. Es ist aber zum Glück nur am Anfang viel auf einmal, im Verlauf der Geschichte stellt man fest, dass die Zeichen und die Namensgebung wenigstens konsistent sind und auch irgendwie sinnvoll verwendet wurden. Ähnliche Namen machen es zwar schwer, sich gerade zu Beginn in der Geschichte zurechtzufinden und Dinge auseinanderzuhalten, aber das bessert sich mit der Gewöhnung daran.

Das schöne an der Geschichte sind die Figuren. Sie sind alle unterschiedlich und einzigartig, nachvollziehbar und bunt. Jeder von ihnen ist etwas besonderes und man nimmt ihnen ab, das sie eigenständige Wesen sind. Jeder von ihnen hat klare, greifbare und (für den Leser, nicht moralisch) verständliche Motive, mit denen ihre Handlungen und ihr Verhalten sinnvoll werden.
Schade fand ich nur, das Balyndis so wenig Buchstaben abbekommen hat. Da ist definitiv noch Potential für Folgebände, denn man merkt deutlich, dass sie eine wichtige Figur ist, auch wenn ihre Beschreibung etwas mau ausfällt und es mehr um sie hätte gehen können.

Die Geschichte zieht sich zu Beginn etwas und es dauert eine Weile, bis man sich in die Welt und die Handlung eingefunden hat. Die Verknüpfung all dieser kleinen Puzzleteilchen führt aber ab etwa dem zweiten Drittel dazu, dass die Handlung Fahrt aufnimmt und zum Schluss wirklich fantastisch wird. Das letzte Drittel mit 200 Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen, und gerade der Abschluss ist wirklich episch. Es wird nochmal richtig spannend und man kann gar nicht so schnell lesen, wie man das gerne würde, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Dem Autor gelingt es, Pläne in der genau richtigen Balance scheitern und gelingen zu lassen. Probleme lösen sich nicht einfach in Wohlgefallen auf und verschwinden auf einmal, sondern müssen ernsthaft angegangen werden.

Insgesamt definitiv zu empfehlen, auch wenn man für das erste Drittel etwas Geduld braucht. Danach wird es aber besser und lohnt sich auf jeden Fall.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

eindrücklicher Erfahrungsbericht

Vier Tage im November
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Auf das Buch aufmerksam wurde ich durch ein (auch im Buch erwähntes) Video eines Vortrages des Autors an der UniBw. Ein Teil des Buches war dadurch nicht neu für mich, aber das machte es keinesfalls langweilig, ...

Auf das Buch aufmerksam wurde ich durch ein (auch im Buch erwähntes) Video eines Vortrages des Autors an der UniBw. Ein Teil des Buches war dadurch nicht neu für mich, aber das machte es keinesfalls langweilig, im Gegenteil war es dadurch leichter, das Geschriebene zu verstehen.

Der Autor erzählt sehr eindrücklich von seiner Zeit in Afghanistan, auch für Leute ohne militärischen Hintergrund verständlich. Besonders beeindruckend war, dass die Ereignisse so genau wiedergegeben wurden, obwohl die Entscheidung, das Buch zu schreiben, nicht direkt zu Beginn des Einsatzes fiel.
Man bekommt einen guten Eindruck von den verschiedenen Persönlichkeiten und zumindest eine Ahnung davon, wie Bundeswehr-Auslandseinsätze aussehen können.
Sehr gut ist auch, dass Fotos eingefügt wurden (sogar in der eBook-Ausgabe), weil das die Vorstellung nochmal sehr erleichtert.

Das Buch ist inhaltlich sehr übersichtlich, weil chronologisch geschrieben und hat sinnvolle Kapitelüberschriften, die das Buch nachvollziehbare Abschnitte unterteilen.
Der Schreibstil, der tatsächlich eher romanähnlich ist, war sehr angenehm und flüssig zu lesen.

Ein Kritikpunkt ist der unübersichtliche Gebrauch der wörtlichen Rede, sie wurde nämlich nur aus dem Kontext ersichtlich, statt sie irgendwie zu kennzeichnen (und da wäre es egal gewesen ob mit Schriftart oder einfachen oder doppelten Anführungszeichen, wobei letzteres sicher die Goldrandlösung gewesen wäre). Auf die Art war es deutlich anstrengender, den Überblick zu behalten.

Insgesamt aber ein empfehlenswertes, kurzweiliges Buch.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

es geht in die Vergangenheit

MacTavish & Scott - Tod eines Künstlers
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Finola wird nach York geschickt, um dort im Todesfall von Annes Ehemann Malcolm zu ermitteln, der, bevor er dort von einem LKW überfahren wurde, eine große Summe Geld von ihrem gemeinsamen Konto abgehoben ...

Finola wird nach York geschickt, um dort im Todesfall von Annes Ehemann Malcolm zu ermitteln, der, bevor er dort von einem LKW überfahren wurde, eine große Summe Geld von ihrem gemeinsamen Konto abgehoben hat. Währenddessen ermittelt Anne im Todesfall eines alten Bekannten von ihr, ein Künstler. Als Finola in ihrem Fall gerade überraschende Neuigkeiten herausgefunden hat, ruft Anne sie zur Unterstützung wieder nach Edinborough.

Dieser Band ist deutlich schwerere Kost als die beiden davor, sehr viel düsterer. Trotzdem ist die Handlung wieder sehr flüssig und sanft (seicht hört sich so negativ an). Und die Figuren entwickeln sich merklich weiter, was sehr schön ist. Darin liegt auch die Stärke in dieser Buchreihe, dass selbst die Nebenfiguren, die perspektivisch wahrscheinlich nicht mehr in Folgebänden auftauchen werden, trotzdem so farbig sind, obwohl die Bücher so kurz sind und dafür kaum Platz ist.
Das Gute an der Länge ist aber auch, dass man die Bücher problemlos in wenigen Stunden verschlingen kann (wobei das, je nach Priorität, auch schlecht sein kann, schließlich ist das Buch dann vorbei. Aber es soll ja noch weitere Bücher in der Reihe geben, dann muss man einfach da weitermachen).

Ein cooles Detail war meiner Meinung nach die Namensverdrehung. Man merkt, dass die Autorin weiß, wohin es mit den größeren und längeren Handlungssträngen gehen soll und nicht einfach so irgendetwas schreibt.

Besonders cool fand ich in diesem Buch den Handlungshöhepunkt, bei dem das Ganze nochmal richtig Fahrt aufgenommen hat.

Zusammenfassend also wieder ein gelungenes Buch in einer empfehlenswerten Reihe.

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