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Veröffentlicht am 21.06.2024

Eher ein Jugendroman

Forgotten Garden
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Nach den zwei ersten Romanen von Sharon Gosling, die mir sehr gut gefallen haben, hab ich blindlings zu ihrem neuen, dritten Roman gegriffen. Ich hätte aber abwarten sollen, denn diese Geschichte hat mich ...

Nach den zwei ersten Romanen von Sharon Gosling, die mir sehr gut gefallen haben, hab ich blindlings zu ihrem neuen, dritten Roman gegriffen. Ich hätte aber abwarten sollen, denn diese Geschichte hat mich leider nicht angesprochen. Sharon Gosling war meine Autorinnen-Neuentdeckung im 2023, denn da hab ich "Fishergirl's Luck" und "Lighthouse Bookshop" direkt nacheinander verschlungen und war vor allem von "Fishergirl's Luck" begeistert. Dass ich einige Monate später enttäuscht würde, hätte ich mir da noch nicht vorstellen können.

Schuld daran ist, dass nicht - wie im Klappentext angegeben - Luisa, die in Collaton einen Gemeinschaftsgarten anbauen will, die Hauptrolle hat, sondern das Augenmerk viel stärker auf dem Teenagermädchen Harper als auf Luisa liegt. Ich will keinen Jugendroman lesen, doch genau das habe ich hier bekommen.

Während Luisa über die meiste Zeit sehr blass bleibt, lernt man Harper sehr genau kennen. Sie ist clever, kommt aber aus einer kaputten Familie und sorgt sich um ihren kleinen Bruder Max. Um Hilfe anzunehmen ist Harper viel zu stolz, weshalb sie auf Abwege gerät.

Cas, Lehrer an der örtlichen Schule und Leiter eines Jugendraumes, der Boxkurse anbietet, bleibt auch auf der Strecke, weil Harper einfach zu viel Platz einnimmt.

Die Geschichte hätte für mich auch bestens ohne Harper, oder nur mit Harper in der Nebenrolle, funktioniert. Dafür hätte man Max noch mehr an die Gartenstory einbinden können. Und stattdessen Luisa und Cas mehr Raum gegeben. Denn erst waren sie auf Abstand aus, dann ging alles blitzschnell.

Der Schreibstil ist ansonsten gewohnt flüssig und die Geschichte wird nie langweilig. Für mich war sie ein wenig zu überladen und das Verhältnis von Erwachsenen und Jugendlichen stimmte einfach nicht.

Fazit: Wer gerne Romane mit Jugendlichen als Hauptfigur liest, wird hier nicht enttäuscht. Alle anderen greifen lieber zu den ersten beiden Romanen von Sharon Gosling.
3.5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.06.2024

Zu viel Insel-Mystik

Bretonische Sehnsucht
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Eigentlich ist man sich als Leser*in dieser Reihe bretonische Sagen und Mythengeschichten gewohnt. Hier in Band 13 kommen sie gleich zu Beginn gehäuft vor. Praktisch ausschliesslich auf den ersten 57 ...

Eigentlich ist man sich als Leser*in dieser Reihe bretonische Sagen und Mythengeschichten gewohnt. Hier in Band 13 kommen sie gleich zu Beginn gehäuft vor. Praktisch ausschliesslich auf den ersten 57 Seiten - und wer dachte, dafür sei Riwal verantwortlich, liegt falsch. Der kommt nämlich erst jetzt ins Spiel und die nächsten 12 Seiten geht es weiter im Takt. Riwal will ja nur wissen, ob Dupin alles richtig verstanden hat. Dupin mag nicht mehr und ist müde. Ich musste mich ihm anschliessen - mir war diese geballte Ladung an bretonischen Legenden eindeutig zu viel aufs Mal.

Zum Glück starteten nun endlich die Ermittlungen und es wurde interessanter. Dupin und Riwal sind auf der Insel mit dem E-Bike unterwegs. Der Fall um den toten Musiker ist kurios, ein allfälliges Motiv unklar. Geschickt baut Jean-Luc Bannalec die Spannung auf und man erfährt immer mehr über die Personen, die auf der Insel leben.

Die Ermittler haben es mit der Bürgermeisterin, einer Druidin und einer Gruppe Musikerinnen zu tun. Als männlicher Ausgleich dient der Inselpfarrer. Vor allem die Druidin macht es Dupin nicht leicht, sie scheint immer einen Schritt vor ihm zu sein.

Die Atmosphäre auf der Insel ist nicht nur magisch, sondern auch von den Gezeiten geprägt. Bildhaft wie immer beschreibt Bannalec das Leben auf der Insel mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Dupins Fälle sind immer abwechslungsreich und die Schauplätze wechseln regelmässig, der Schreibstil angenehm und der Plot gut aufgebaut - das gefällt mir an der Reihe gut. Die Auflösung dieses Falles war okay, begeistert war ich allerdings nicht. Dieses Mal war es zu viel des Guten - und für einmal ist nicht Rival Schuld an der (über) geballten Ladung an Mystik, die man hier verdauen muss.

Fazit: "Bretonische Sehnsucht" hat mich vor allem wegen der vielen Mystik, die den ganzen Band umfasst, weniger überzeugt als andere Fälle.
3.5 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.05.2024

Toller dritter Band

Der Rabbi und der Kommissar: Fremde Götter
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Den ET dieses dritten Bandes hab ich verpasst, dafür freute ich mich, als ich ihn entdeckte umso mehr. Ich mag die Reihe und mit diesem Band grad noch mehr als eh schon.

Rabbi Henry Silberbaum ist sympathisch, ...

Den ET dieses dritten Bandes hab ich verpasst, dafür freute ich mich, als ich ihn entdeckte umso mehr. Ich mag die Reihe und mit diesem Band grad noch mehr als eh schon.

Rabbi Henry Silberbaum ist sympathisch, gewitzt, beliebt, fortschrittlich und bringt Menschen sogar vom Sterben ab. Er ist liberal und legt sich deswegen öfters mit seinen Vorgesetzten an. Henry nimmt die Anliegen seiner Schäfchen aka Gemeindemitglieder ernst und hilft, wo er kann - oder wo er ein Geheimnis vermutet.

So sucht Henry in diesem Band eine ehemalige Freundin einer Frau, dessen Ehemann ihn aufsuchte. Der Ehemann weiss, dass seine Frau schon schwanger war, als sie ihn heiratete. Da nun Enkel da sind, nagt dieses Wissen am Ehemann. Seine Frau hat keine Ahnung, was ihren Mann belastet und so schaltet sich Henry ein. Seine Erkundigungen führen ihn in die Schweiz, wo er eine Sektengemeinschaft besucht. Henry hofft, dort mehr herauszufinden, über das, was den beiden Frauen damals passierte.

Im Falle des Gurus kontert Henry schlagfertig religiöse Unterstellungen. Henry hat es unter anderem mit einem Atheist zu tun, der selbst für einen Gott gehalten werden will. Eindrücklich wird durch mehrere Beispiele gezeigt, wie Situationen und Tatsachen verkehrt dargestellt werden von einer mehr als nur suspekten Person.

Als ob der Autor beim Schreiben dieses Bandes wusste, was aktuell zeitgeschichtlich läuft zum Thema Antisemitismus, muss Rabbi Silberbaum mit Kommissar Robert Berking auch noch Bedrohungen gegen ein Frankfurter Restaurant einordnen. Muss man das Ganze ernst nehmen oder ist der bedrohungsausstossende Typ "einfach nur" ein hirnloser Spinner?

Mir hat "Fremde Götter" sehr gut gefallen. Eigentlich weniger wegen des Kriminalfalls - der zwar nicht ganz so spannend, aber auch gut war - sondern aufgrund der semantischen Spielereien und theologischen Exegesen. Wer zudem Bock auf Gottesdienst hat ohne einen zu besuchen, also wer Kirche und Synagoge schwänzen will, bekommt hier einige tolle, coole Predigten frei Haus inklusive.

Das Beste an Band 3? Aufgrund des Cliffhanger am Ende weiss man, dass es eine Fortsetzung geben wird. Darauf freue ich mich schon sehr, denn ich habe eine Vermutung, wer Auslöser dieser Bedrohungen sein könnte. Ausserdem bin ich gespannt, wie es mit Henrys Verlobten Zoé, die in diesem Band endlich zu Besuch gekommen ist, und Esther Simon weiter geht.

Einziger Kritikpunkt: die Schweizer Polizei ist anders aufgestellt, als hier dargestellt wird. Nicht nur die Bezeichnungen stimmen nicht, die Arbeitsweise interkantonal wäre auch nicht so easy wie Michel Bergmann es beschreibt. Ein Hinweis darauf in einem Nachwort am Ende wäre sinnvoll gewesen.

Fazit: "Fremde Götter" ist so viel mehr als nur ein Krimi, der gut unterhält und witzig ist. Zudem eine tolle Reihe, die von mir aus noch lange weitergehen kann.
5 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Funny oder nicht funny?

Funny Story
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Eine "Funny Story", also eine lustige Geschichte ist es nicht für Daphne. Denn Peter Collins hat seine Verlobte Daphne Vincent, Bibliothekarin, am Junggesellenabend für seine platonische Freundin Petra ...

Eine "Funny Story", also eine lustige Geschichte ist es nicht für Daphne. Denn Peter Collins hat seine Verlobte Daphne Vincent, Bibliothekarin, am Junggesellenabend für seine platonische Freundin Petra Comer verlassen. Petra selbst hat zur selben Zeit Miles verlassen. Die Frauen tauschen quasi die Wohnungen. Petra zieht zu Peter. Und Daphne - fast gezwungenermassen, da sie dringend eine Wohnung braucht - zu Miles. Partnertausch sozusagen, doch Daphne und Peter sind kein Paar. Irgendwann geben sie sich als das aus und spielen ihren Ex'en etwas vor, doch bald müssen sie sich eingestehen, dass da doch was in der Luft liegt.

Ein Teil des Ganzen zu sein, nicht nur anwesende Zuschauerin - als letzteres fühlte sich Daphne bei Peter, aber sie wünscht sich das Erste. Teil eins Ganzen zu sein. Ihr fallen Freundschaften schwer, da sie in ihrer Kindheit oft umgezogen ist. Daphne freundet sich mit ihrer Arbeitskollegin Asleigh an, die ebenso einsam ist. Asleigh tut Daphne gut, sie stellt wichtige Fragen und fordert Freundschaft ein. Daphne merkt nun, was sie wieso bei Peter suchte und emanzipiert sich quasi.

Die Kapitel sind mit "X (z.B. 108) Tage, bis ich gehen kann" überschrieben. Lange ist unklar, was damit gemeint ist. Irgendwann erfährt man, dass an diesem Tag der Lesemarathon in der Bibliothek stattfindet, darauf sollte ein Besuch bei Daphnes Mutter folgen. Die Überschrift ändert sich im Laufe des Romans minim, entsprechend Daphnes Gefühlslage.

Diese "lustige Geschichte", die oft auch ernst ist, spielt im fiktiven Waning Bay in Michigan. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Beziehungsfähigkeit, Familienstreitigkeiten, Selbstvertrauen finden und einiges mehr. Ich mochte die Grundzüge des Romans, aber einiges war mir zu viel (das Vater-Problem, vorschnelle Entscheidungen), anderes zu wenig (Freundschaften vertiefen).

Daphne als Charakter war ganz okay, aber ich mochte Miles, dessen Fähigkeiten und tolle Charaktereigenschaften bis zum Ende nicht wirklich ganz gezeigt wurden, viel lieber. Seine Schwester Julia bringt Schwung in die Bude.

Leider bleibt mir die Geschichte nicht in Erinnerung. Schon wenige Tage nach dem Lesen musste ich meine Notizen und den Klappentext nochmals lesen, um mir die Story in Erinnerung zu rufen. Schade eigentlich, denn ich habe den Roman zügig ausgelesen und es liegt also nicht daran, dass es langweilig wäre. Aber da ist wieder dieses unerklärliche Emily Henry-Dings, das mir in all ihren Büchern ausser "Book Lovers" aufgefallen ist: "gut zu lesen, aber irgendwas passt mir nicht" - meist sind mir die Geschichten zu überladen. Dennoch werde ich ihre Bücher weiterhin lesen, in der Hoffnung, dass sie ihre Protas bald mit weniger emotionalem Ballast gestaltet.

Fazit: Nette Geschichte, von der leider nicht viel hängen bleibt, aber gut unterhält.
4 Sterne.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Orangen und mehr

Mallorquinische Sühne
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Das wird nichts mit Llucs Ferien - besser so, denkt man sich als Leserin, denn wahrscheinlich wäre da Krach vorprogrammiert gewesen. Nicht nur für Lluc, sondern für alle drei, also auch für Gual und Fina ...

Das wird nichts mit Llucs Ferien - besser so, denkt man sich als Leserin, denn wahrscheinlich wäre da Krach vorprogrammiert gewesen. Nicht nur für Lluc, sondern für alle drei, also auch für Gual und Fina kommt der neue Fall wie gerufen und lenkt von ihren Problemen im Privatleben ab.

Der aufgefundenen toten Frau wurde ein Ohr abgeschnitten und eine Orange in den Mund gesteckt. Alles sieht nach einem Serienmörder aus, denn kurz darauf wird eine zweite Leiche, genau gleich präpariert, entdeckt. Lluc und sein Team ermitteln unter Zeitdruck. Obwohl Lluc theoretisch in einigen Tagen nach Sevilla müsste, stresst ihn viel mehr, dass Jurado, ein Sonderermittler vom Festland, den Lluc von früher her kennt, in einigen Tagen "helfen" kommen will.

Die tolle Zusammenarbeit zwischen Fina, Gual und Lluc muss lobend erwähnt werden. Der Fall gibt viel Raum zum Spekulieren, man fragt sich bei jedem neuen Indiz, ob das jetzt wirklich was zur Lösung beitragen wird oder nicht.

Auch in diesem dritten Band gibt es wieder viel Lokalkolorit und die Landschaft wird schön beschrieben. Wie zuvor erfährt die Leserschaft wieder einiges über die Privatleben der Ermittler. Je besser sie sich untereinander kennen, je besser arbeiten sie auch zusammen. Diese Entwicklung gefällt mir gut und ich muss sagen, nachdem ich anfänglich bei der andern oder andern Figur noch einige Fragezeichen hatte, mag ich die drei von Band zu Band immer mehr.

Der Humor kommt ebenfalls auch nicht zu kurz. Besonders wenn Autorin Lilly Alonso in die Trickkiste greift, gibt es Momente, bei denen man sich Schmunzler nicht verkneifen kann.

Humor gepaart mit einem interessanten Fall und sympathischen Ermittlern macht das Lesen von "Mallorquinische Sühne" zu einem Lesevergnügen.

Fazit: Spannend und wendungsreich bis zuletzt.
4 Sterne.

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