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Veröffentlicht am 11.07.2022

Schöne Worte, aber langweiliger Krimi

Tiefes, dunkles Blau
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Ein neuer Krimi, der in Zürich spielt? Hörte sich gut an, vor allem auch eine Ermittlerin, die bei der Seepolizei arbeitet

Doch leider konnte mich "Tiefes, dunkles Blau" nicht überzeugen. Es ist mehr ...

Ein neuer Krimi, der in Zürich spielt? Hörte sich gut an, vor allem auch eine Ermittlerin, die bei der Seepolizei arbeitet

Doch leider konnte mich "Tiefes, dunkles Blau" nicht überzeugen. Es ist mehr eine Erzählung mit Krimi-Elementen als ein wirklicher Krimi. Es geschieht zwar ein Mord, was die Leser*innen bereits vor der Polizei wissen, aber das Privatleben der Ermittlerin Rosa und das übergeordnete Thema, in dessen Zusammenhang der Mord passierte bzw. das Mordopfer stand, nimmt viel zu viel Raum in.

Rosa selbst ist mir nach diesen 265 Seiten noch fremd, das Interessanteste an ihr ist ihr kleiner versteckter Garten im Niederdorf. Die restlichen Charaktere werde ich alle morgen bereits vergessen haben, obwohl ich jemanden kenne, der genauso heisst wie eine Figur aus dem Roman und auch zu dem einen Anwalt ein Pendant kenne, mit ähnlichem Aussehen und ähnlichem Namen und erst noch zur gleichen Szene, wie von der Autorin beschrieben eingeordnet werden kann. Auch die Seepolizei spielt schlussendlich fast keine Rolle

Anfangs dachte ich noch, dass man sich nach der Lektüre einige ethische Überlegungen machen könnte, doch nach den ersten Fragen dazu war es dann auch schon vorbei und es war nichts mehr dabei, das zum Nachdenken anregte.

Interessant fand ich anfangs, dass ein Etablissement, in dem es hier vor einigen Jahren tatsächlich zwei unerklärliche Todesfälle gab, eine Rolle spielte und da vielleicht auch noch was mit einbezogen werden könnte wenn die damaligen Fälle schon erwähnt wurden, doch nein. Der Roman war thematisch auch sehr überladen, ein bisschen hiervon, ein bisschen davon.

Leider weisen auch die Ermittlungen einige Lücken auf. Praxisräume müssten doch sofort durchsucht werden. Verwandte und andere Beteiligte werden zwar vernommen und die Spurensicherung arbeitet am möglichen Tatort, aber viel mehr passiert nicht.

Zu wortreich war mir die Geschichte auch noch. Viele Sätze hörten sich zwar gut und fast schon poetisch an, waren aber völlig unnötig. Ich fand die Geschichte viel zu langweilig und nicht nur, weil man von Anfang an weiss, welches Geschlecht der Mörder hat. Wer sich für Gen-Forschung interessiert, dem könnte dieser Roman vielleicht gefallen, für Krimi-Fans ist dieser erste Band der Rosa Zambrano-Reihe jedenfalls nichts.

Fazit: Schöne Szenen in Zürich, aber die Geschichte ist viel zu langweilig.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Überarbeitung wäre besser gewesen

Die Toten von Fleat House
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Auf Lucinda Rileys letzten Schubladenroman (mehr darüber in meiner Rezension zu "Das italienische Mädchen") "Die Toten von Fleat House" war ich sehr gespannt, denn ich war neugierig, wie Lucinda Riley ...

Auf Lucinda Rileys letzten Schubladenroman (mehr darüber in meiner Rezension zu "Das italienische Mädchen") "Die Toten von Fleat House" war ich sehr gespannt, denn ich war neugierig, wie Lucinda Riley sich als Krimiautorin macht.

Vorausschicken möchte ich, dass ihre anderen alten Romane von ihr bearbeitet wurden, ehe sie zum Teil neu oder erstmalig veröffentlicht wurden. Doch bevor sie sich über diesen Krimi Gedanken machen konnte, verstarb sie viel zu früh. Ihr Sohn entschied sich, ihn so zu belassen wie der Krimi 2006 geschrieben wurde. Ich verstehe das, doch ich denke, der Geschichte hätte eine Überarbeitung gut getan.

Nicht, weil es 2006 noch keine automatische Spracherkennung bei Telefonen gab oder aufgrund anderen technischen Errungenschaften der letzten 16 Jahre (manchmal stutzte ich und dachte, das müsste man doch sehen oder einfacher sein herauszufinden, aber dann musste ich mir vor Augen halten, dass der Krimi vor diesen Zeiten geschrieben wurde). Sondern weil die erzählte Geschichte zu ausufernd geschildert wird. Viele Figuren sind mit dabei und von allen wird viel persönliches erzählt - und dabei trotzdem noch viel geheim gehalten. Dies alles geht auf Kosten der Spannung.

Diese war nämlich nicht sehr gross, obwohl die Täterschaft bis am Ende verborgen blieb und man erst gegen Ende zu raten vermochte, wer für den Tod von Charlie und anderen verantwortlich ist.

DI Jazz Hunter als Ermittlerin gefiel mir sehr gut, ich könnte mir sehr gut weitere Fälle mit ihr vorstellen. Sehr schade, dass das nun nicht möglich ist, jetzt, wo man Jazz kennen gelernt hat und sie ready für neue Ermittlungen wäre.

Die Geschichte an sich, der tote Junge in Fleat House, und alles was damit zusammen hängt, war per se nicht schlecht. Bei so vielen Beteiligten ist klar, dass es seine Zeit braucht, bis Jazz mit allen gesprochen hat und einigermassen durchblickt. Auch der Schauplatz in Norfolk, insbesondere auch das Ansetzen des Falls in einem englischen Internat, gefiel mir. Doch mir fehlte der Spannungsbogen - ich hatte nie das Bedürfnis so schnell wie möglich weiter lesen zu wollen, wie das bei interessanten und spannenden Büchern der Fall ist. Ja, ich habe mich beim Lesen gelangweilt, obwohl so viele Hintergrundgeschichten geboten wurden - wahrscheinlich genau wegen diesen unzähligen Nebengeschichten.

"Die Toten von Fleat House" erinnerte mich stark an J.K. Rowlings "Ein plötzlicher Todesfall", das aber viel unsympathischere Figuren (und eine hier zum Glück nicht vorhandene vulgäre Sprache) beheimatet. Gemeinsam haben die beiden Bücher viele Längen und viel zu viele Charaktere mit zu vielen Dialogen. Bei beiden wäre weniger mehr gewesen.

Fazit: Als Auftakt einer Reihe wäre ich okay mit "Fleat House" und könnte die Längen, auch wenn ich sie nicht gut finde, verzeihen. Als Stand Alone müsste dieser Krimi viel fesselnder sein. Und deshalb wäre eine Überarbeitung meiner Meinung nach (trotz allem Verständnis wieso man sich dagegen entschieden hat) dringend nötig gewesen.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Eine geheimnisvolle Beobachtung

Bretonische Nächte
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Ich nehm es vorweg: dieser elfte "Kommissar Dupin"-Band, "Bretonische Nächte", hat mich bestens unterhalten. Lediglich zwei Begegnungen gab es, von denen ich ich am Ende noch etwas Aufklärendes oder einen ...

Ich nehm es vorweg: dieser elfte "Kommissar Dupin"-Band, "Bretonische Nächte", hat mich bestens unterhalten. Lediglich zwei Begegnungen gab es, von denen ich ich am Ende noch etwas Aufklärendes oder einen Zusammenhang erwartet hätte, doch mit soviel Tempo blieb dafür wohl keine Zeit mehr - oder ich hab schlichtweg zu viel hinein interpretiert.

Denn auch wenn die Truppe es am Anfang noch sehr gemütlich nimmt, sobald bekannt ist, dass Kadegs Tante verstorben und er kurz darauf selbst in ihrem Garten verletzt aufgefunden wird, gibt es keine ruhige Minute mehr für Dupin, Riwal, Nevou und Nolwenn. Verstärkt werden sie vor Ort durch Anne Carman und ihrem Team.

Der Schauplatz, eine alte umgebaute Abtei mit einigen Nebengebäuden hat viel Atmosphäre. Der dazugehörige grosse gepflegte Garten mit einigen seltenen Pflanzen und unverstelltem Meerblick ebenso. Dort unten am Meer und auf den umliegenden kleinen Inseln leben viele Vogelarten, deren Bestand von mehreren Personen beaufsichtigt wird. Einige spezielle Beobachtungen diesbezüglich hat die Tante von Kadeg wohl gemacht, aber Genaueres bleibt unklar. Die Polizei ermittelt auf Hochtouren und nimmt alle und alles genau unter die Lupe.

Es bleibt nicht viel Zeit für Kaffee und Essen, so rasant ist dieser neue Fall in "Bretonische Nächte". Dennoch bleibt Zeit um die lokalen Spezialitäten zu geniessen. Da möchte man sich als Leserin gerne dazu setzen.

Dies ist mittlerweile ja der elfte Band und oft ist es so, dass die Qualität bei Reihen ab dem sechsten oder siebten Band weniger wird und die Fälle an Spannung verlieren. Bei der "Kommissar Dupin"-Serie ist das Gegenteil der Fall und ich habe das Gefühl, dass der Autor jetzt erst so richtig tief im Dupin-Universum angekommen ist und seit dem neunten Fall total in seinen Ideen aufgeht - das beweist auch dieser tolle elfte Band, der spannend und geheimnisvoll ist, und dessen Auflösung stimmig präsentiert wird.

Fazit: "Bretonische Nächte" - ein anderer Titel hätte zwar weit besser gepasst, aber zu viel verraten - ist fesselnd, super unterhaltend und überzeugt vollends.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Tapetenwechsel für Thin Lizzy

Schottenkomplott
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Im ersten Band "Schottensterben" wurde ich total überrascht - ich hätte nicht mit so viel schwarzem Humor gerechnet. Und auch nicht mit Thin Lizzy, dem Hochlandrind, das mir damals schon ans Herz gewachsen ...

Im ersten Band "Schottensterben" wurde ich total überrascht - ich hätte nicht mit so viel schwarzem Humor gerechnet. Und auch nicht mit Thin Lizzy, dem Hochlandrind, das mir damals schon ans Herz gewachsen ist. Deshalb wusste ich bereits, was mich mit "Schottenkomplott" erwarten könnte - und wurde erneut überrascht. Auch dieses Mal positiv.

Den ehemaligen Profikiller Hinch oder Howard Currie, wie er sich aktuell nennt, kennt man ebenfalls bereits aus "Schottensterben", er lebt nicht mehr auf Gigha, sondern auf Colonsay - und staunt, als eines Tages Thin Lizzy auf die Insel gebracht wird. Sie soll den "Zoo" der Hermitage erweitern. Doch unter den Tieren herrscht eine Hackordnung und die arme Thin Lizzy wird gemobbt. Einen Freund findet sie im Esel Iago. Bald wird Lizzy öfters mit Howard zu tun haben, doch bis dahin gehen noch einige Theater- und Datingproben über die Bühne.

Denn der einäugige Scharfschütze Howard hat sich der PDBDC-Theatergruppe angeschlossen. Helen, die Lehrerin auf der Insel leitet die Gruppe. Mit dabei sind auch noch Crissa, die für die Fährgesellschaft arbeitet, Rossalyn, die im einzigen Hotel auf der Insel angestellt ist, Bootsführer Graeme und Gärtner Doug. Howard fühlte sich einsam, deshalb hat er sich den Theaterleuten angeschlossen. Da er ja nun Frührentner ist und viel Zeit hat, wünscht er sich aber auch eine Frau und hat sich deswegen auf Datingseiten umgeschaut. Nun hat er drei Frauen, die er in der Online-Kontaktbörse kennengelernt hat, für jeweils ein Wochenende auf seine Insel eingeladen.

Ein schlechter Zeitpunkt, denn seine frühere Arbeit holt ihn ein. Nun steht Howard auf einer Todesliste und wird gewarnt, dass er dran ist. Langweilig wird es also nicht - Theaterproben, Datingweekends und immer alles mit Vorsicht und aufmerksam geniessen, denn man weiss ja nie...

Gordon Tyrie hat in "Schottenkomplott" erneut seinen scharfzüngigen Humor verbreitet. Sein Schreibstil ist gewohnt flüssig, so dass man den spannenden Krimi sehr schnell ausgelesen hat.

Ich habe mich bestens amüsiert und wurde wunderbar unterhalten, stellte mir am Anfang schon in etwa das Ende vor, das dann doch ganz anders und überraschend kam. Am Ende war ich ein wenig traurig, aber ich denke, der Autor bereitet auf diese Weise schon den dritten Band vor. Mich hat auch dieser Band vollends überzeugt, die Geschichte ist einfach toll durchdacht und mit den immer wieder überraschenden Elementen wird es absolut nie langweilig.

Zum Glück gibt es viele Hebrideninseln - man könnte also noch ganz viele Krimis aus der Feder von Gordon Tyrie erwarten.

Fazit: Tapetenwechsel für Thin Lizzy und ein Krimispass sondergleichen.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 21.06.2022

Hühner und Liebe

Das kleine Cottage in Irland
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Bereits im letzten Band "Das kleine Chalet in der Schweiz" hörte man ab und zu von Minas Schwester Hannah, und erfuhr, dass die Britin in Irland einen Kochkurs absolvieren möchte. Hannah ist die ruhigere ...

Bereits im letzten Band "Das kleine Chalet in der Schweiz" hörte man ab und zu von Minas Schwester Hannah, und erfuhr, dass die Britin in Irland einen Kochkurs absolvieren möchte. Hannah ist die ruhigere der beiden Schwestern, die nicht so wilde und spontane Adoptivtochter. Dass sie sich diese Auszeit gönnt und den Kurs gebucht hat, ist fast schon zu viel Spontanität für sie, sie geht sonst lieber auf Nummer sicher.

Als Hannah ihren ersten Abend in Irland in der gemütlichen Hotelbar verbringt, springt sie über ihren Schatten und flirtet mit einem anderen Gast, Conor. Am nächsten Tag fährt sie zu ihrem Kurs und möchte den Flirt eigentlich vergessen. Doch das Schicksal hat andere Pläne und überrascht Hannah schon bald.

Dieser Band ähnelt ein wenig dem Kopenhagen- und Paris-Band: in allen drei Romanen geht es um eine Gruppe, deren Teilnehmer*innen man im Laufe der Geschichte besser kennenlernt.

In "Das kleine Cottage in Irland" sind die Kochkursteilnehmenden ganz unterschiedliche Charaktere: im Gegensatz zu der total unromantischen und eher klaren Hannah redet Meredith ohne Strich und Faden; Jasons Vokabular kommt ihn teuer zu stehen; Fliss nimmt es nicht mit Worten aber Taten kompetitiv mit ihm auf; Lizzy ist lernwillig und Alan sehr freundlich und umgänglich. Auch ihre Kochkünste könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch bei Kursleiterin Adrienne, eine bekannte Köchin, lernen alle - selbst Hannah - die Grundlagen des Kochens.

Das titelgebende Cottage spielt eine grosse Rolle, aber wir dürfen Hannah auch zu musikalischen Pub-Besuchen und anderen Ausflügen begleiten - viel Irland-Flair wird damit geboten. Und wahrscheinlich bin ich nicht die einzige Leserin, die Hannah um ein ganz besonderes Flussabenteuer beneidet.

Julie Caplin legt mit "Das kleine Cottage in Irland" wieder einen sehr gut unterhaltenden Roman vor. Ich wurde überrascht und erlebte eine Hannah, die sich treu bleibt, aber dennoch neue Wege beschreitet.

Fazit: Auch Irland mit seiner Slow Food-Bewegung war ein herrliches Reiseziel und "Reiseführerin" Julie Caplin sorgte mit der Belegschaft vor Ort, insbesondere Hannah sei erwähnt, für einen angenehmen und erinnerungswürdigen Aufenthalt.
4 Punkte.

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