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Veröffentlicht am 20.03.2022

Kurzweilige Unterhaltung

Yoga kann tödlich sein
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Ich freute mich, dass ich den zweiten Band der "Samy Wilde"-Reihe direkt nach dem ersten Band lesen konnte. Der erste Band "Mord in Windsor" hatte mich begeistert und ich freute mich auf ein neues Abenteuer ...

Ich freute mich, dass ich den zweiten Band der "Samy Wilde"-Reihe direkt nach dem ersten Band lesen konnte. Der erste Band "Mord in Windsor" hatte mich begeistert und ich freute mich auf ein neues Abenteuer mit Samy und Co.

Constable Becca Friendly findet es sehr verdächtig, dass ausgerechnet Samy erneut eine Leiche entdeckt. Dieses Mal kennt Samy die tote Frau, es ist die Yogastudiobesitzerin. So in sich ruhend und friedlich gesinnt, wie man das von Yogalehrern erwartet, war Jennifer nicht, wie sich schon bald herausstellt.

Da der Sohn von Samys Anwalt Jennifer näher kannte, wird er verdächtigt. Sir Charles bittet Samy Augen und Ohren offen zu halten, damit sein Sohn entlastet werden kann. Auf der anderen Seite bittet DCI Nate Stone Samy fast dasselbe: heraus zu finden, was die Anwaltfamilie über die Tote weiss. Kaum erfährt Cornelius von den Ermittlungen, reist er an, um Samy zu unterstützen.

Samy ist darüber nicht sehr begeistert und sie nervt sich in "Yoga kann tödlich sein" ziemlich oft über Cornelius. Während sie sich in Band 1 über ihre spezielle und jahrelange Freundschaft zu Cornelius positiv äusserte, passiert hier das Gegenteil. Dieses Getue fand ich sehr schade, denn ehrlich, solche Freunde will niemand und man muss sich fragen, ob dies echte Freundschaft ist, wenn man sich dermassen oft über seinen angeblich besten Freund ärgert? Es wäre für den Fall auch nicht nötig gewesen, dieses Thema auf diese Weise zu gestalten. Diesbezüglich hat mich Trudy Cos enttäuscht.

Ich habe mich auch gefragt, ob man von Hamadri und Ramesh nicht vielleicht schon etwas im ersten Band hätte lesen müssen oder es zumindest eine Erklärung geben sollte, dass Samy das Paar erst nach den Ereignissen aus dem ersten Band kennen gelernt hat. Ich konnte den Fall deswegen auch nicht so geniessen, wie noch den ersten Band.

Obwohl ich - im Gegensatz zu Band 1, wo ich das erst am Schluss merkte - in "Yoga kann tödlich sein" bald wusste, wer für Jennifers Tod verantwortlich ist, war der Ermittlungsfall an sich zwar nicht mehr so fesselnd, aber doch unterhaltend. Die Geschichte des Opfers ist auch hier sehr interessant, man begreift schnell, dass Jennifer sich bei vielen Mitmenschen total unbeliebt machte und alle einen Grund gehabt hätten, sie umzubringen.

Auch wenn eine gewisse Zusammenarbeit erwünscht und spürbar ist, kommen sich bei den Ermittlungen die beiden Parteien Samy/Cornelius und Nate/Becca in die Quere, was für einige amüsante Situationen sorgt.

Fazit: Kurzweiliger Krimi, der aber nicht mehr an den ersten Band herankommt. Den dritten Band, der vermutlich zu Weihnachten spielen wird, werde ich trotzdem lesen.
Knappe 4 Punkte.

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Veröffentlicht am 18.03.2022

Die Kew-Mädels

Die Gärtnerinnen von Kew Gardens
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Während meinem letzten London-Aufenthalt habe ich die Kew Gardens besucht. Wenn es nicht so drückend heiss gewesen wäre, hätte mir der Besuch auf dem riesigen Areal mit den unzähligen Pflanzen aus aller ...

Während meinem letzten London-Aufenthalt habe ich die Kew Gardens besucht. Wenn es nicht so drückend heiss gewesen wäre, hätte mir der Besuch auf dem riesigen Areal mit den unzähligen Pflanzen aus aller Welt bestimmt noch besser gefallen. Es ist eine riesengrosse Parkanlage, mit nur wenigen, aber bemerkenswerten Gebäuden.

Einige davon werden auch im Roman erwähnt - mein Kritikpunkt kommt deshalb gleich jetzt: ich hätte mir mehr Szenen gewünscht, bei denen man merkt, dass der Schauplatz auch tatsächlich Kew Gardens ist und nicht irgendeine beliebige Gartenfläche.
"Auf einmal kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht nie zu einem Krieg gekommen wäre, wenn es auf der Welt mehr Männer wie Bernie gäbe." (ePub 50/275)
Immer mehr Männer werden in den WWI eingezogen, die Arbeit bleibt liegen. Deshalb hat Chefgärtner Mac eine Anzeige geschaltet, in der er Gärtnerinnen sucht. Auf diesen Aufruf bewerben sich u.a. die junge Ivy Adams und die fast doppelt so alte Louisa Taylor, die sich schnell anfreunden. Ivy kennt die Gartenanlage von früheren Spaziergängen mit ihrem Vater. Seitdem ist Ivy Mac sowie Jim, dem Hilfsgärtner, bekannt. Ivy und Jim sind verliebt, sie versuchen dies heimlich zu halten. Louisa wuchs auf einem Hof in Kent auf und zog vor wenigen Monaten nach London. Sie vermisst die Natur und möchte lieber hier in den Gärten als bei einer Hutmacherin arbeiten. Ivy und Louisa nehmen beide an den Versammlungen der Sufragetten teil, dies soll aber niemand wissen, es könnte ihren Job gefährden.

Alle Figuren bringen ihre Hintergrundgeschichte mit, so auch Bernie, der nicht mehr als Lehrer arbeiten will, dafür in den Kews, in der Hoffnung nicht eingezogen zu werden. Hier in den Kews treffen viele Ansichten aufeinander. Die Charaktere müssen, teils schmerzhaft, lernen, andere Meinungen und Lebensumstände zu akzeptieren.

In die Geschichte dieser fünf Hauptfiguren geht es ausserdem um das Frauenstimmrecht, die Lohngleichheit, um Pazifisten und Quäker - und natürlich darum, wie man dem Krieg gegenüber stand, wie man sich und anderen zu helfen versuchte, sowie um eigene Ängste und Angst um andere.

Posy Lovell hat mit "Die Gärtnerinnen von Kew Gardens" eine starke und beachtenswerte Geschichte vorgelegt, die ich kaum aus der Hand legen konnte. Bei jeder neuen Figur überlegt man sich, ob die gut oder böse ist und wird dabei manches Mal überrascht. Dieser Roman ist definitiv ein 2022-er Highlight!

Mich freut, dass es einen zweiten Teil gibt. Allerdings wurde er bisher nicht übersetzt, aber vielleicht ist es 2023 so weit. Darin spielen die Nachkommen der jetzigen Protagonistinnen eine Rolle, etwa 20 Jahre später im WWII.

Fazit: Eindrucksvoller Roman über Freundschaft und gegenseitige Unterstützung, der mich begeistern konnte.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 16.03.2022

Die Macht der Gewohnheit

Lacroix und der blinde Buchhändler von Notre-Dame
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Beim Lesen der ersten drei Bände der Lacroix-Reihe war ich im Zwiespalt: das Ermittlungsteam fand ich super sympathisch, nur die Fallabschlüsse waren nicht so meins. Die Auflösung fand ich, ausser beim ...

Beim Lesen der ersten drei Bände der Lacroix-Reihe war ich im Zwiespalt: das Ermittlungsteam fand ich super sympathisch, nur die Fallabschlüsse waren nicht so meins. Die Auflösung fand ich, ausser beim "Bäcker" und in "Montmartre", für Leser nicht nachvollziehbar. Dennoch las ich jeden der bisher erschienenen fünf Bände, weil ich Lacroix und sein Team sehr mag.

Ich hab für mich entschieden, dass - egal, wie auch immer der Fall aufgelöst wird, ob man es nachvollziehen kann oder ob der Täter wie in Band 1 aus heiterem Himmel aus dem Ärmel gezogen wird - ich die Serie mag. Sie lohnt sich zu lesen, vor allem für Paris-Fans, aber auch, weil man Kommissar Lacroix mit all seinen Eigenheiten als Typ einfach mögen muss.

Das Durchstreifen der verschiedenen Quartiere finde ich toll, es erinnert mich ein wenig an die "Nestor Burma"-Reihe von Leo Malet. Lacroix als Typ aber eher an Maigret, ein Vergleich den er gar nicht mag, auch wenn tout Paris ihn so nennt. Er liebt es durch die Strassen von Paris zu laufen und nimmt dabei die Leser mit, lässt sie teilhaben an seinen Entdeckungen links und rechts der begangenen Wege.

Noch mehr aber liebt er es, ein Bier, ein Café, ein Essen im Chai de l'Abbaye einzunehmen. Das Bistro ist sein inoffizielles Büro. In diesem Band merkt man gut, was für ein Gewohnheitstier Lacroix ist. Das Chai ist wegen einem Umbau geschlossen und Lacroix hilflos, er braucht seine Zeiten im Chai, um aufzutanken und über seine Fälle nachzudenken.

Doch auch sein Team und seine Frau leiden unter dem Umbau - da Lacroix ein Handy-Verweigerer ist, rufen alle immer im Chai an. Wie soll man ihn nun erreichen?

Von seinen fleissigen Mitarbeitern, Capitaine Rio und Paganelli, bekommt man nicht ganz so viel mit wie sonst, doch auch sie ermitteln fleissig im Hintergrund. Der tote Bouquinist, der aus der Seine gezogen wird, gibt manches Rätsel auf. Der Mörder scheint etwas zu suchen, denn nicht nur die Wohnung des Toten wurde durchwühlt.

Schritt für Schritt macht sich das Team auf die Suche nach dem Mörder. Am Ende des fünften Bandes konnte ich endlich sagen: mit dieser Auflösung komme ich mit, die hinterlässt keine Fragezeichen. Ein toller Band, in dem die Leser auch einige Informationen zu den in Paris bildgebenden Bouquinisten bekommen.

Genauso wie Lacroix liebt auch der Autor Paris, das merkt man in jeder Zeile. Hinter dem Pseudonym Alex Lépic steckt Alexander Oetker, der auch mit anderen Krimis viel Atmosphäre erzeugt.

Fazit: Lacroix und sein Team muss man einfach mögen!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Offenes Ende

Die Liebe tanzt barfuß am Strand
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Im Auftakt zur dreiteiligen Lütteby-Reihe von Gabriella Engelmann lernen wir zuerst mal Lina kennen. Sie arbeitet in der Touristeninformation, zusammen mit der Aushilfe Rantje und Chef Thorsten. Doch der ...

Im Auftakt zur dreiteiligen Lütteby-Reihe von Gabriella Engelmann lernen wir zuerst mal Lina kennen. Sie arbeitet in der Touristeninformation, zusammen mit der Aushilfe Rantje und Chef Thorsten. Doch der liegt nach einem Unfall im Krankenhaus, weshalb sie eine Stellvertretung bekommen. Jonas hängt sogleich den Supermanager raus, so als ob er in einer internationalen Firma in einer Grossstadt arbeiten würde - dass hier alles viel familiärer zu und her geht, muss er erst noch lernen. Wäre er nur nicht so attraktiv, denkt Lina.

Ihre beste Freundin Sinje ist die Dorfpfarrerin, verlobt mit Gunnar, und neben ihrer Arbeit mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Von Gunnar bekommt man nicht so viel mit, er wirkt eher unsympathisch und man würde Sinje dringend raten, die Hochzeit abzublasen, damit sie weiterhin glücklich bleibt.

Glücklich würde Sinje aber auch, wenn sie die Spukvilla kaufen könnte. In der sogenannten Spukvilla starb laut Sage vor fast 400 Jahren ein Mädchen. Laut Sage sollen Liebende aus den Nachbarorten Lütteby und Grotersum nicht zueinander finden. Beides, Spukvilla und Sage, ist Sinje egal, sie möchte ihre Pläne für die Villa und dem Grundstück gerne umsetzen können.

Lina wohnt seit ihrer Rückkehr nach Lütteby in einer Wohnung im Haus ihrer Grossmutter Henrijke, die sie grossgezogen hat. Henrijke besitzt das Lädchen am Marktplatz, wo Lina oft auch aushilft. Am Marktplatz befindet sich u.a. noch das Modestübchen, das Café der Französin Amelie sowie ein apulisches Restaurant. Die Ladenbesitzer und Gastroniebetreiber treffen sich regelmässig zum Austausch, auch hier gilt: man kennt sich. Und hält zusammen, vor allem gegen Bürgermeister Falk, der so manche blöde Idee hat, die nicht zu Lütteby passt.

Das Glückstagebuch aus dem Klappentext hatte Lina schon längst gefunden (nicht erst jetzt). Die glückliche Liebe allerdings nicht, die hat sie vor sechs Jahren mit der Trennung von Olaf verloren. Jetzt, wo Lina das erste Mal Gefühle aufbaut, taucht ebenfalls das erste Mal seit sechs Jahren ihr Ex Olaf, auf - Lina lässt ihm zu viel durch. Genauso wie bei anderen Personen, die munter Gerüchte streuen. Lina ist aber auch selbst schuld daran, ihr Verhalten gleicht diesbezüglich manchmal einem Teenie. Zum Glück merkt sie das selbst, wenn auch erst Seiten später. Unter anderem auch deshalb mochte ich Sinje lieber als Lina.

In diesem Kontext erleben wir einige Monate im Leben der Charaktere mit. Am Ende von jedem Kapitel taucht man kurz ins Jahr 1634 ab, da wird die Sage erzählt. Vor jedem Kapitel steht ein Motto, oft sind es norddeutsche Sprichwörter.

Insgesamt ist es eine nette, mehr oder weniger friedliche Geschichte. Dies auch dank dem gewohnt flüssigen Schreibstil der Autorin, so dass man den Roman schnell ausgelesen hat - und dann total erstaunt, denn, Achtung:

Dieser erste Band "Die Liebe tanzt barfuss am Strand" endet offen. Ich hätte zumindest erwartet, dass einer der Erzählfäden zu einem Ende kommt und die anderen Geschichten in den beiden Nachfolgebänden weiter erzählt werden. Doch hier bleibt absolut alles offen. Man sollte diesen ersten Band also nur lesen, wenn man eh schon vor hat alle drei Bände zu lesen. Hier mit dem Gedanken einfach mal rein zu lesen und dann je nach Gefallen weiter zu lesen oder eben nicht, kann enttäuschen.

Ich habe zwar vor, alle Bände zu lesen, aber hätte ich das mit dem offenen Ende im Voraus geahnt, ich hätte mit dem Lesen gewartet, bis alle drei Bände veröffentlicht sind, oder zumindest bis der zweite Band vorliegt, um gleich weiter lesen zu können. Wenigstens dauert das nur einige Monate und nicht ein ganzes Jahr. Man sollte die drei Bände als Einheit sehen, und nicht als teilabgeschlossene Bände. Deshalb plätschert die Story halt einfach vor sich und Höhepunkte bleiben aus.

Fazit: Ein irgendwie netter Auftakt, aber mit einem, in allen Belangen, offenem Ende.
3.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Ein Lockdown-Roman

Mord in der Straße des 29. November
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Als begeisterte Leserin der "Rabbi Klein"-Reihe freute ich mich auf den neuen Krimi, der Rabbi-unabhängig in Jerusalem spielt. Polizeipsychologin Kinny Glass soll hier die Ermittlerin sein.

Während dem ...

Als begeisterte Leserin der "Rabbi Klein"-Reihe freute ich mich auf den neuen Krimi, der Rabbi-unabhängig in Jerusalem spielt. Polizeipsychologin Kinny Glass soll hier die Ermittlerin sein.

Während dem langen und strengen Lockdown in Israel wird es Kinny zuhause ziemlich langweilig, online arbeiten ist für sie schwierig. Auch die Gesamtsituation belastet sie, kommt dazu, dass ihre Tochter Mia wieder bei ihr wohnt. Eines Tages hört sie in den Nachrichten, dass ein "Mord in der Strasse des 29. November" geschehen ist. Genauer gesagt ein Doppelmord, eine bekannte Politikerin und ihr Mann wurden getötet, beide sind Kinny gut bekannt. Sie will was tun, doch es scheint, als ob der Geheimdienst und nicht die Polizei den Fall zugeschanzt bekommt.

Anstatt wie erwartet zu lesen, dass Kinny mit Polizeikollege Nissim nun kräftig ermitteln, liest man von ihren Befindlichkeiten, ihren Familienproblemen und seitenweise Gerede über das Verhältnis des Shabaks zur Poliziei und umgekehrt, über die nicht glaubwürdige Festnahme angeblicher Verdächtige und so weiter. Sie wären erfolgreicher, würden die beiden Parteien besser zusammen arbeiten als übereinander herziehen.

Mehr als die Hälfte der Geschichte spielt sich innerhalb Kinnys Wohnung ab, bis dahin ist Kinny nur zweimal kurz ausser Haus anzutreffen. Einmal in einem Polizeigebäude, einmal bei einem Tatortspaziergang mit Hund, von dem man sonst kaum etwas mitbekommt, also anders als im Klappentext erwähnt.

Auch sonst fühlte ich mich getäuscht, denn für mich war das kein Krimi, sondern ein Roman, bei dem die Protagonisten bei der Polizei arbeiten. Ein Lockdown-Roman, in dem man allerlei über die Gefühle der Menschen, die das Leben zuhause nicht aushalten, mitbekommt.

Mit den Figuren wurde ich nicht warm. Kinnys Bruder Golan in Amerika hört sich mehr als nur depressiv an. Kinnys Tochter Mia ist zwanzig, verhält sich aber wie ein Teenager. Dazu kommen familiäre Streitereien: einerseits Kinnys Vater, der nicht klar kommt, dass seine Kinder und Enkel sich zu weltlich verhalten. Andererseits Kinny selbst, die ihrem Ex-Mann immer noch zürnt und eifersüchtig auf das gute Verhältnis zu Mia ist. Ausserdem weiss sie selbst nicht, was sie in Bezug auf Nissim fühlt - bzw. wird das als blosse Affäre gewichtet. Eine Art Arbeitskollegen mit gewissen Vorzügen. Aufgrund einer bestimmten Szene müsste da aber weit mehr sein, doch das kam bei mir überhaupt nicht so an. Ausserdem ist eine Psychologin, die ihr Telefon tagelang nicht abnimmt, für mich nicht glaubwürdig.

Der Autor baut ein Konstrukt mit vielen Themen wie #MeToo, Missbrauch, Diskriminierung etc. auf. Dadurch wird die Krimihandlung leider zur Nebensache gradiert und ist nur der Aufhänger für diesen Roman. Die Themen zeigen Ausschnitte aus den alltäglichen Problemen in Israel. Somit wäre diese Geschichte als gesellschaftspolitischer Roman oder gar als Zeitzeuge des Lockdowns besser zu lesen, das Attribut Krimi passt leider nicht.

Ich hoffe, Kinny bleibt eine Eintagesfliege und Alfred Bodenheimer widmet seine Zeit vermehrt wieder Rabbi Klein.

Fazit: Erwartet habe ich einen Krimi, bekommen einen Lockdown-Roman - hätte ich das gewusst, hätte ich ihn nicht gelesen.
3 Punkte.

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