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Veröffentlicht am 08.03.2022

Die gefühlt längste Liebesgeschichte der Welt

Der Prinz an ihrer Seite
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Als ich sah, dass dieser Roman übersetzt wurde, wusste ich, dass ich ihn lesen werde. Doch der perfekte Lese-Zeitpunkt musste erst gefunden werden, denn ich hatte noch weitere Bücher über die Geschichte ...

Als ich sah, dass dieser Roman übersetzt wurde, wusste ich, dass ich ihn lesen werde. Doch der perfekte Lese-Zeitpunkt musste erst gefunden werden, denn ich hatte noch weitere Bücher über die Geschichte der Royals auf meinem SuB, weshalb ich mir eine Reihenfolge erstellte. Ich kann allen nur empfehlen, vielleicht erst noch einige andere Titel zu lesen, drei mögliche Romane nenne ich weiter unten, bevor ihr zu "Der Prinz an ihrer Seite" greift, aber gelesen gehört dieses Buch von Flora Harding auf jeden Fall. Es ist ja auch eine Art Zeitgeschichte, von daher: unbedingt lesenswert!

Die Erzählperspektive finde ich toll. Hauptsächlich ist es die aus der Sicht des Prinzen, der ja eigentlich nur noch Prinz war, aber kein Geld und keine Heimat hatte. Heiraten, vielleicht auch ohne verliebt zu sein, das war gang und gäbe in seinen Kreisen. Ob er wirklich schon heiraten will oder noch einige Jahre warten und das Leben geniessen, und wenn heiraten, wen - diese Frage stellt er sich in diesem Roman.

Aber nicht nur er, sondern auch Elizabeth stellt sich ähnliche Fragen. Ihre vielen gemeinsamen Treffen sickern raus und so kommt sie spätestens jetzt zum ersten Mal mit der Bevölkerung in Kontakt, die wohl einfach aus Neugier oder Wohlwollen den Stand ihrer Beziehung erfahren will, obwohl Elizabeth für sich selbst noch gar nichts entschieden hat und ihre Gefühle noch für sich behalten möchte.

Flora Harding hat mit "Der Prinz an ihrer Seite" eine tolle Romanbiografie über die beiden fast bekanntesten Menschen der Welt, ihre Annäherung aneinander und ihre aufkeimende Liebe, geschrieben. Alles mit britischem Understatement, faktenreich - ja, so könnte es gewesen sein. Ich fands toll, "Zeuge zu sein", wie sich Lilibet und Philip kennenlernten. Wer hätte damals gedacht, wie lange die beiden das Leben Seite an Seite verbringen werden, er offiziell zumindest immer einen Schritt hinter hier, über 70 Jahre lang. Absolut eindrücklich.

In diesem Roman wird die Zeit von ihrem Kennenlernen bis hin zur Hochzeit abgedeckt. Ich bin froh, hab ich "Teatime mit Lilibet" und "Wallys & Edward von Wendy Holden und "Die vergessene Prinzessin" von Eva-Maria Bast voraus gelesen. Im ersten Roman geht es um die Kindheit der Queen, im dritten um die Familiengeschichte von Prinz Philip. Mit diesem Backgroundwissen war es für mich leicht die vielen Details einordnen zu können. Man versteht deshalb auch nur zu gut, wieso Schloss Windsor für die Queen so viel bedeutet und weshalb sie zukünftig nur noch dort leben will und nicht mehr zurück in den Buckingham Palast gehen will.

Fazit: Die Anfänge der gefühlt längsten Liebesgeschichte der Welt wahnsinnig toll erzählt!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Themenreicher und unterhaltender 50er-Jahre-Roman

Wunder einer neuen Zeit
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Ein neuer Roman von Julia Fischer - aber er spielt nicht in Italien, sondern in einem Coiffeursalon. Als ich das sah, war ich skeptisch. Gerne hätte ich mich von Julia Fischer wieder ins Piemont oder nach ...

Ein neuer Roman von Julia Fischer - aber er spielt nicht in Italien, sondern in einem Coiffeursalon. Als ich das sah, war ich skeptisch. Gerne hätte ich mich von Julia Fischer wieder ins Piemont oder nach Florenz entführen lassen, aber nach München?

Lesen wollte ich ihn dann doch. Schliesslich muss ich ja wissen, ob meine Skepsis begründet war und ich die Autorin mit gutem Grunde bitten könnte, nächstens wieder eine Geschichte im Nachbarland handeln zu lassen Wie ich beim Lesen dann feststellte, kann Julia Fischer doch nicht ganz ohne Italien auskommen, auch wenn es letztendlich nur eine Wunschreise blieb. Vorerst zumindest.

Denn anscheinend wird es von "Der Salon" einen zweiten Band geben, was ich aber gerne vor dem Lesen gewusst hätte, denn zu dem im Klappentext erwähnten Traum von Leni, dem eigenen Salon, kam es nicht. Der Klappentext fasst in etwa den ersten Band zusammen und ist wohl für beide Bücher geschrieben worden, was beim Lesen leicht verwirrt.

1951 beginnt "Der Salon" mit einem Prolog: Leni macht eine Lehre als Coiffeuse bei ihrer Mutter im Salon. Ihr Bruder Hans beginnt bald zu studieren. Mutter Käthe hofft noch immer, dass ihr Mann Otto nach Hause kommt.

1956 hofft die Mutter noch immer, sehnt sich der studierende Hans als Musiker anstatt als Arzt arbeiten zu können und Leni möchte den altersschwachen Coiffeursalon zuhause umkrempeln. Sofern ihre Mutter sie lässt. Die tut das nicht, weshalb sich Leni in München heimlich in einem angesehenen Coiffeursalon bewirbt.

In München trifft Leni auf die Clique von Hans. Sie studieren Medizin wie er selbst. Doch sie alle kommen aus unterschiedlichen Elternhäuser: die kluge Frieda, die neben dem Studium als Schaffnerin arbeitet; Karl, der Ärztesohn und Gigolo; Georg genannt Schorsch, ein mitfühlender Fotograf, der sich unter Wert verkauft und Landarzt werden will. Sie alle suchen ihren Platz im Leben, was bei einigen von Ihnen auch das Loslösen von den Eltern beinhaltet. Je nach Elternverhältnis gelingt dies unseren Figuren mal besser, mal schlechter.

Neben diesen jungen Figuren stehen die eher älteren Kundinnen von Leni: die ehemalige Tänzerin Sasa Sorell und die gemeinnützige Arbeit tuende Miss Randall, aber auch Lenis Chef und diverse Mitarbeiter. Im Heimatdorf Herbertshausen sind es Mutter Käthe sowie einige Dorfbewohner. Insbesondere zu erwähnen ist, die ebenfalls junge, aber unglücklich verheiratete Charlotte, ebenfalls eine Kundin von Leni, aber gleichzeitig auch eine Bekannte von Hans.

Sie alle tragen dazu bei, dass dieser Roman sehr vielfältig erscheint und die Autorin viele der damaligen aktuellen Themen behandeln konnte. Es sind so viele, dass ich gar nicht mit Aufzählen beginne (und ich jetzt doch schnell sagen muss, dass ich das Thema Seifensieden und Naturkosmetik toll fand) - Julia Fischer hat wahnsinnig viel reingepackt in diesen Roman. Ihr Rechercheaufwand muss enorm gewesen sein! Trotz all dieser Themavielfalt erstickt die Geschichte nicht in unnötigen Details - alles wird perfekt in die Geschichte mit eingewebt.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, zwischendurch durch einige bayrische und englische Ausdrücke garniert. Schorsch ist übrigens meine ganz klare Lieblingsfigur in dieser Geschichte! Über ihn hätte ich gerne noch so viel mehr erfahren.

Das Zeitgeschehen hat die Autorin auf jeden Fall perfekt und sehr bildlich rübergebracht. Von daher ist "Der Salon" ein sehr informativer Roman für alle, die sich für das Leben in den 1950ern in Deutschland interessieren und unterhält bestens.

Neben dem, dass ich von einem Einzelband ausging, störte mich noch etwas: ich empfand die Studentenverbindungs-Szenen als zu ausführlich geschildert. Wegen mir hätte die Autorin sogar gänzlich darauf verzichten können - auch wenn ich verstehe, dass damit die Vitamin-B-Schiene der High Society gezeigt werden sollte.

Fazit: Der Roman ist eine unterhaltsam verpackte 50er-Jahre-Zeitgeschichtsreise mit berührenden Szenen.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Flüssiges Gold ist ein Goldstück

Flüssiges Gold
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Eigentlich wollte ich nur schnell den Prolog lesen und später in meiner aktuellen Lektüre weiter lesen. Doch ich blieb an "Flüssiges Gold" kleben, der Schreibstil überzeugt mit einer interessanten Handlung, ...

Eigentlich wollte ich nur schnell den Prolog lesen und später in meiner aktuellen Lektüre weiter lesen. Doch ich blieb an "Flüssiges Gold" kleben, der Schreibstil überzeugt mit einer interessanten Handlung, weshalb ich den Krimi am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.

Das kleine toskanische Montegiardino ist die Heimat des alleinerziehenden Commissario Luca, der hier als Gemeindepolizist arbeitet und die Ruhe und das gemütliche Dorfleben geniesst. Einen Espresso an der Bar trinken, dabei den neuesten Tratsch zu hören, über den Markt flanieren und gleichzeitig nach dem Rechten sehen, ab und an ein Bussgeld verhängen - das mag er an seinem Job. In seinem kleinen, im Sommer sehr heissen Dachbüro im Rathaus ist er nur selten anzutreffen, ausser wenn er beispielsweise gerade die fehlenden Buchstaben für die Ortsbeschriftung bestellen muss.

Als an einem Markttag plötzlich Schüsse vor der Bar fallen und eine Olivenbäuerin getroffen wird, ist die Welt im Dorf nicht mehr in Ordnung. Montegiardino wird zu Montecatastrofe - und Luca macht alles, damit es bald wieder zu seinem "Monte Dino" wird. Eigentlich wollte die Vice-Questora Aurora Mair von der Polizia die Strato, die aus Florenz angefahren kommt, den Fall an sich reissen, doch sie merkt schnell, dass sie ohne den Commissario nicht an die Bewohner rankommt. So ermitteln sie gemeinsam - was nach einiger Zeit auch gut gelingt - , dabei aber klar Luca die richtigen Schlüsse zieht und Hauptermittler ist.

Es macht Spass diesen Krimi zu lesen, kein Wunder bei dieser tollen Kulisse und all den sympathischen Figuren. Egal, ob es sich dabei um den erfahrenen Kommissar Luca, seine Tochter Emma, die Barbetreiber Francesco und Fabio, den Bürgermeister Martinelli und vor allem Dottoressa Chiara Chigi handelt. Sogar die Vice-Questora ist gar nicht so barbeissig, sobald man sie besser kennt.

Einzig gegen Ende konnte ich ihrem Charakter mit ihrem Hintergrund zwei Handlungen nicht abnehmen. Ansonsten ist es ein sehr stimmiger Krimi, der mit einem teilweise überraschenden Ende hervorsticht.

Da nicht alles erzählt wurde, was Luca dazu geführt hat, von Venedig wieder in seinen Heimatort zu ziehen, gehe ich davon aus, dass es einen zweiten Band geben wird.

Nicht nur das leckere Essen, bei dem man sich sofort mit an den Tisch setzen und mitessen möchte, auch das wohl erst im zweiten Band richtig beginnende "Gschleick" mit den Frauen erinnert ein bisschen an "Bruno, chef de police". Doch Commissario Luca ist besser - und viel sympathischer. Der Schreibstil von Paolo Riva - so flüssig wie das titelgebende Olivenöl - erinnert mich jedoch an zwei, drei andere Autoren als den Schöpfer von Bruno: viele Leser von Pierre Martin, Pietro Bellini und Alexander Oetker werden Commissario Luca und Montegiardino genauso mögen wie ich, da bin ich mir sicher.

"Flüssiges Gold" zu lesen macht richtig Spass. Es die perfekte Ablenkung in Tagen wie diesen und ich hab jetzt richtig Lust auf Spaghetti al oglio e peperoncino - natürlich mit bestem Olivenöl.

Fazit: "Flüssiges Gold" ist ein Goldstück unter den unterhaltenden Kriminalromanen. Gerne mehr mehr von Commissario Luca, Doctoressa Chiara und Vice-Directore Aurora!
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Macht Lust aufs Gärtnern

Querbeet ins Glück
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Maddie lebt noch nicht lange in Berlin und kennt nicht viele Leute. Zum Glück versteht sie sich gut mit ihrer Wand-an-Wand-Wohnungsnachbarin, der Frührentnerin Gabi samt deren Kaninchen Opa. Als Gabi ins ...

Maddie lebt noch nicht lange in Berlin und kennt nicht viele Leute. Zum Glück versteht sie sich gut mit ihrer Wand-an-Wand-Wohnungsnachbarin, der Frührentnerin Gabi samt deren Kaninchen Opa. Als Gabi ins Spital mit anschliessender Reha muss, bittet sie Maddie, für sie zweimal die Woche im Gemeinschaftsgarten mitzuarbeiten. Der Frühling steht vor der Türe und im Garten gibt es einiges zu tun. Doch etwa gleichzeitig beginnen die Proben zum neuen Musical, in dem Maddie mit zwei anderen Darstellerinnen eine der Hauptrollen ergattert hat.

Maddie ist scheu - erstaunlich, dass sie sich auf der Bühne wohl fühlt. Umso weniger in der "grünen Freiheit", wie der Garten genannt wird: alles ist neu für Maddie, doch sie getraut sich immerhin nachzufragen. Auch ohne grünen Daumen fühlt sie sich bald wohl in der Gemeinschaft. Nicht nur mit Inge, dem Huhn, hat sie Freundschaft geschlossen, auch mit dem attraktiven Mo, derem Sohn Elvis, Lila, Hanna und vielen mehr. Aber auch mit der Gartenkonkurrenz - die Schrebergärtner von nebenan, Rainer, Cordula, Jürgen usw. Hier, in den beiden Gärten, kann Maddie auch von ihren Problemen im Musical erzählen, sie fühlt sich von einer der anderen Darstellerinnen gemobbt. Aber wohin mit ihren Gefühlen für Mo?

Die Sache ist kompliziert - der Roman aber nicht, im Gegenteil. Er ist unterhaltsam und lädt regelrecht zum Schmökern ein. Am Schönsten wär er wohl lesend in einem Garten zu geniessen, aber dazu ist es jetzt im Februar ja noch zu kalt.

Mir hat "Querbeet ins Glück" gut gefallen und noch mehr, dass die Autorin an einer bestimmten Stelle kein Drama folgen lässt. Ich hätt auf Drama getippt, zum Glück blieb es aus! Mir fehlte aber, dass ein Thema, das Maddies Mutter betrifft, nicht wirklich zu Ende erzählt, sondern nur angedeutet war. Für mich jedenfalls kam nicht richtig raus, wie stark Maddie tatsächlich davon beeinflusst ist oder nicht und einige Sätze mehr dazu wären für mich stimmiger gewesen.

Etwas, was mit der Geschichte an sich nichts zu tun hat, aber was ich generell in Büchern nicht sehr mag, nahm meiner Meinung nach in "Querbeet ins Glück" überhand: dass fast alle Figuren Übernamen oder Abkürzungen von ihren tatsächlichen Namen haben. Egal ob Maddie (Madita), Mo (Moritz), Elvis (Elias) oder Lila (Liselotte), Hinnert und viele mehr. Man könnte doch gleich von Anfang an kurze Namen für seine Figuren wählen, aber nicht noch solche Namen nehmen, die dann stetig in abgekürzter Form verwendet werden, aber eben auch immer mal wieder mit Klarnamen.

Abgesehen davon konnte ich den Roman sehr geniessen, insbesondere die Gartenszenen. Ich mag Gartenromane und hab schon einige gelesen, aber oft wird das Gärtnern zur Nebensache erklärt. Zum Glück nicht hier in "Querbeet ins Glück". Hier gefällt mir ausserordentlich gut, dass sogar ausführlich über das Gärtnern berichtet wird. Zum einen über die Schrebergärten-Szenerie, zum andern geht es ums Biogärtnern. Diese Kombination fand ich toll. Maddie versteht sich mit beiden Parteien, die die jeweils anderen aufgrund Vorurteilen nicht mögen. Gegen Ende jedoch müssen sie alle gegen Aussenstehende wehren und sich zusammenraufen. Nebenbei erfährt man viel über die Hühnerhaltung, dies nicht nur informativ, sondern auch auf witzige Art.

Der neue Roman von Lisa Kirsch macht Lust auf Frühling und aufs Gärtnern und fast beneidet man die grüne Freiheit um ihre Hühner.

Fazit: Ein schöner Frühlings-Garten-Roman mit Wohlfühlgarantie.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Wenn das Pendlerherz höher schlägt

Das Glück in vollen Zügen
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Eigentlich wollte ich den Roman während einer Zugsreise lesen, doch zu längeren -Bahnfahrten ist es aufgrund der Pandemie nicht gekommen und so las ich ihn halt zuhause auf meinem Lesesessel. Auch ohne ...

Eigentlich wollte ich den Roman während einer Zugsreise lesen, doch zu längeren -Bahnfahrten ist es aufgrund der Pandemie nicht gekommen und so las ich ihn halt zuhause auf meinem Lesesessel. Auch ohne Zug: als frühere jahrzehntelange Pendlerin konnte ich mir die Szenen bildlich vorstellen.

Die Geschichte ist schnell erzählt: zwei Menschen, die sich fast täglich in der Bahn von Herrsching nach München und umgekehrt sehen, sich irgendwie gut finden. Sie wollen sich ansprechen, getrauen sich aber beide nicht.

Und wenn sie sich mal trauen würden, kommt garantiert etwas dazwischen. Zum Beispiel belauschte Telefongespräche, die die das Gedankenkino auf Vollbetrieb laufen lassen, aber total missverstanden werden, weil aus dem Zusammenhang gerissen und sie die jeweiligen Hintergrundgeschichten ja nicht kennen. Marie meint, Jo wäre verheiratet, dabei spricht er nur mit seiner Nachbarin, die bei seinem Vater ist. Jo denkt, Marie hätte ein Baby, denn er sieht sie Babyzeugs kaufen, das aber für ihre Welpen ist. Trotz allem sind sie voneinander fasziniert und möchten den jeweils anderen gerne kennenlernen.

Marie wohnt in ihrem Wohnwagen am See, im Garten ihrer Mutter. Johannes, Jo genannt, in seinem Elternhaus, zusammen mit seinem dementen Vater. Beides sind sympathische Figuren.

Die Autorin erzählt ihre Geschichte aus abwechselnder Perspektive, einmal aus Sicht von Marie, einmal aus Sicht von Jo. So lernt man die Protagonisten besser kennen als sie sich gegenseitig. Man kann sich vorstellen, dass die beiden gut zusammen passen würden, aber ich hätte mir trotzdem mehr gemeinsame Zeit gewünscht und weniger gegenseitiges Umkreisen.

"Das Glück in vollen Zügen" ist ein toll gewählter und äusserst passender Titel, und beinhaltet eine Story, die wahr sein könnte.

Fazit: Ein amüsant verpackter und stimmiger Roman, aber mir dauerte das "bis sie sich endlich kriegen" viel zu lange.
4 Punkte.

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