Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2020

Auch heute noch selten

Die Dirigentin
0

Dicht gedrängt wird in "Die Dirigentin" die Geschichte von Willy, Wilhelmina Wolthius, erzählt. Angefangen bei ihrer furchtbaren Mutter, der sie noch mit 23 Jahren ihr ganzes Geld aus zwei Jobs abgeben ...

Dicht gedrängt wird in "Die Dirigentin" die Geschichte von Willy, Wilhelmina Wolthius, erzählt. Angefangen bei ihrer furchtbaren Mutter, der sie noch mit 23 Jahren ihr ganzes Geld aus zwei Jobs abgeben musste. Wie sie es schaffte, trotz allen Widrigkeiten zum Trotz Musikunterricht zu bekommen, ans Konservatorium zu gehen, in einer Band zu spielen, ihre Familiengeschichte zu enthüllen, und und und.

Nicht ganz alles davon ist wahr. Maria Peters nahm sich fiktionale Freiheiten heraus und so ist dieser Roman zum gleichnamigen Film extrem spannend geraten. Ich empfehle deswegen den Roman zu lesen ohne zuerst (oder mittendrin, so wie ich) Antonia Brica und ihr wahres Leben zu googeln. Man macht sich sonst vielleicht zu viele Gedanken darüber, wie gewisse Buchszenen in Willys Leben ohne diese Zusätze gewesen wären, was von der spannenden Lektüre ablenkt. Das Lesen ohne Vorab-Info ist in diesem Fall einiges entspannender, obwohl alle Ereignisse eng aneinander gereiht die Seiten füllen und man als Leserin kaum zum Luft holen kommt.

Auch dann noch, als Willy es schafft und sie als Antonia Brico als erste Frau am Dirigentenpult steht. Denn nun steht die Frage im Vordergrund, ob die Musikwelt bereit ist, in dieser Männerdomäne eine Frau vor einem Orchester akzeptieren, ob die Musiker die Frau vor ihnen respektieren. Aber auch, ob die Menschen bereit sind, ihr überhaupt zuzuhören.

Das erste Konzert mit einem "Dirigenten, der zufällig eine Frau ist" - so Antonia Brico über sich selbst - war damals ein aufsehenerregendes Ereignis. Für uns heutzutage theoretisch total normal, auch wenn es immer noch eine Seltenheit ist, wenn eine Frau die Leitung eines Orchesters innehat.

Es ist ein Roman über eine Frau, die hart arbeitete, um ihren Lebenstraum Wirklichkeit werden zu lassen. Eine Frau, die aber nie ganz aus sich heraus kommen konnte, was ihrer fast schon gefängnismässigen Kindheit in der sie sich immer fügen musste, anzurechnen ist. So jedenfalls wirkt Antonia in "Die Dirigentin", mit der ihrer Landsfrau Maria Peters ein eindrücklicher Einblick in die starre Männer-Musikwelt der 20er, 30er und 40er Jahre gelingt.

Doch nicht nur die Frage nach der Stellung der Frau, auch die allgemeine Toleranzfrage wird in einigen Figuren-Beispielen sehr gut eingearbeitet, teilweise fast ein wenig zu klischeehaft überzogen. Auch hier wieder vielleicht etwas zu komprimiert, aber die Leser
innen bekommen einen guten Eindruck der damaligen Zeit. So ist "Die Dirigentin" nicht nur für Klassik-Interessierte ein toller Roman.

Fazit: Spannende und interessante Geschichte über eine willensstarke Frau, die sich ihren Platz vor dem Orchester durch entbehrungsreiche Jahre erobert.
4 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2020

Love is in the air

Je höher die Flut
0

Ich war ja so neugierig auf diesen 5. Fall! Denn auch nach dem sehr spannenden vierten Band ist eine Sache in Mags Vergangenheit ist noch offen: der Verbleib ihrer Mutter.

Doch um darüber nachzudenken ...

Ich war ja so neugierig auf diesen 5. Fall! Denn auch nach dem sehr spannenden vierten Band ist eine Sache in Mags Vergangenheit ist noch offen: der Verbleib ihrer Mutter.

Doch um darüber nachzudenken hat Mags nicht viel Zeit. Ihren Arm kann sie nach dem Unfall noch immer kaum bewegen, somit kann sie beim Dorffest nicht viel helfen. Das Glück ist Mags aber hold, sie gewinnt einen Rundflug über die Küste.

Leider kann sie und Pilot Tim den Flug nicht geniessen, denn sie müssen notlanden. Ein Sabotageakt - so gar nicht lustig, denn ihr Leben stand auf dem Spiel. Als kurz darauf an der Küste die Leiche einer Frau gefunden wird, weiss Mags, dass das kein Zufall sein kann. Doch was haben beide Dinge gemeinsam? Wer will verhindern, dass Tim in die Luft geht, und warum? Und wieso fühlt sich Mags oft beobachtet?

Nicht ganz so spannend wie frühere Fälle, doch auf jeden Fall interessant ist die Story von "Je höher die Flut". Mags beweist einmal mehr den richtigen Riecher und löst mit ihrer raschen Auffassungsgabe den Fall.

Aber auch hier geht es nicht ohne die Hilfe ihrer Freunde aus Rosehaven, jeder trägt etwas bei. Privat läuft es auch ganz gut, denn wenn gerade Sam nicht bei Mags wohnt, ist Mary nicht weit, auch ohne dass Inspector Eric die junge Polizistin (und mittlerweile gute Freundin) Mags zur Seite stellt. Mary scheint sich in Rosehaven auch immer wohler zu fühlen, wie dieser fünfte Band beweist. Love is in the air, vielleicht.

Fazit: Nicht sehr spannend, aber ein interessanter Fall und noch interessantere News in Mags Privatleben!
4 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2020

Fotos, Parfüms und eine Fürstin

Miss Kelly und der Zauber von Monaco
0

Viele Leser*innen, ich eingeschlossen, waren von Sophie Benedicts "Grace Kelly und die Anmut der Liebe" enttäuscht, es las sich eher wie eine Abfolge von Lebensdaten. Zwar interessant, aber es fehlte an ...

Viele Leser*innen, ich eingeschlossen, waren von Sophie Benedicts "Grace Kelly und die Anmut der Liebe" enttäuscht, es las sich eher wie eine Abfolge von Lebensdaten. Zwar interessant, aber es fehlte an Emotionen.

Die bekommt man hier!

Zwar ein wenig anders als vielleicht erwartet. Aber sie sind drin, in diesem Roman aus der Feder von Heather Webb und Hazel Gaynor.

In Cannes versteckt Parfümeurin Sophie die amerikanische Schauspielerin Grace Kelly in ihrem Büro. Ein Fotograf ist ihr auf den Fersen. James hat aber nicht wirklich Lust auf Promi-Shooting, seine Leidenschaft sind Naturfotografien. Doch er muss seinem Arbeitgeber, einer englischen Zeitung, Fotos von Stars abliefern, und ist deshalb eines Nachmittags Grace auf den Fersen.

James durchschaut das Versteckspiel, ist aber von Sophie gefesselt. Und so entwickelt sich einerseits eine Freundschaft zwischen Sophie und Grace, zwischen Sophie und James, und sogar minim eine zwischen James und Grace.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Sicht von Sophie und James erzählt. Zwischen ihnen beginnt eine feine Liebesgeschichte. Die Knotenpunkte sind die Eckdaten aus Graces Leben: als Grace Fürst Rainier öffentlich kennenlernt, später ihre Vermählung bekannt gegeben wird, die Schifffahrt der Brautfamilie von New York nach Monaco und natürlich die fürstliche Hochzeit selbst.

Grace bleibt zwar auch in "Miss Kelly und der Zauber von Monaco" eher leise im Hintergrund, aber man erlebt sie als Frau mit Gefühlen und einer grossen Portion Humor. In Webb/Gaynors Roman kommt Grace Kelly eher als Nebenfigur vor, die Dritte im Bunde sozusagen, aber man spürt sie hier viel mehr als in Benedicts Roman.

Ebenso sachte und leise wie Grace Kelly's Story hier eingewebt wird, wird diejenige von Sophie und James erzählt. Beide stehen an einem gewissen Punkt an ihrem Leben, der Veränderung herauf ruft. Sophie hat Schulden und spielt mit dem traurigen Gedanken entweder Land oder ihr Ladengeschäft zu verkaufen. James mag das Paparazzi-Fotografieren nicht und hofft, seine Leidenschaft anderweitig ausüben zu können. Manchmal hätte ich Sophie gerne zu anderen und rascheren Entscheidungen gedrängt, aber ihre waren trotzdem verständlich.

All das zusammen ergibt einen schnell zu lesenden und packenden Roman, der trotz historisch bedingter Vorhersehbarkeit mit überraschenden Szenen gespickt ist.

Fazit: Ein total schönes Eintauchen in die monegassische Geschichte der 50er Jahre.
5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2020

Schlecht übersetzt

Café mit Meerblick
0

Nach dem Tod von Rachels Vater steht die Primrose Farm nicht gut da. Rachel und ihre Mutter Jill müssen sich überlegen, wie sie die Farm halten können. Kuchenverkauf und ein Café in der Scheune sollen ...

Nach dem Tod von Rachels Vater steht die Primrose Farm nicht gut da. Rachel und ihre Mutter Jill müssen sich überlegen, wie sie die Farm halten können. Kuchenverkauf und ein Café in der Scheune sollen es richten. Doch übernehmen sich Rachel und Jill damit nicht? Denn Rachel hat ja noch ihre kleine Tochter Maisy und die Arbeiten auf der Farm mit den Rindern, Schafen, Hühnern und Weiden wird ja auch nicht weniger, obwohl Nachbar Tom sie oft unterstützt.

Die Geschichte um Rachel erinnerte mich stark an Cathy Bramleys "Wie Himbeeren im Sommer". Doch im Gegensatz zu Bramleys Appleby Farm konnte mich Roberts mit ihrer Primrose Farm nicht überzeugen.

Wie schon in "Die kleine Chocolaterie am Meer" schreibt Caroline Roberts zwar auch hier detailreich und verschweigt auch Niederlagen nicht. Man merkt, dass die Autorin sich mit dem Thema auseinander gesetzt hat und sich gut auskennt. Trotzdem erschien mir Rachel mit ihrer Farm-Retten-Idee einerseits zu blauäugig, andererseits schildert sie zu ausführlich, was in anderen Romanen zu wenig detailgetreu und ungenau erzählt wird. Das zieht den Roman in die Länge und ermüdet beim Lesen. Ausserdem fehlt es bei der deutschen Übersetzung eindeutig an Motivation, das merkte man ja bereits im Chocolaterie-Roman an ständigen Wortwiederholungen - und hier leider schon wieder.

Es bräuchte nicht sehr viel, dass die Romane von Caroline Roberts richtig lesenswert wären, doch dann müsste sie auf solche Drehs, wie es hier gegen Ende einen gibt und bei dem Rachel überreagiert, verzichten. Diese Szene war total unnötig und nervte mich sehr. Ausserdem fehlt es bei der deutschen Übersetzung eindeutig an Motivation, das merkte man ja bereits im Chocolaterie-Roman an ständigen und sehr umständlichen Wortwiederholungen - und hier leider schon wieder.

Schön fand ich, dass Emma von der kleinen Chocolaterie am Meer kurz in Erscheinung tritt. Im Gegensatz zur Chocolaterie bietet das Café aber kein Meerblick, da ist der deutsche Verlag viel zu sehr vom Originaltitel abgewichen - etwas, was das "Café mit Meerblick" mit Bramleys "Wie Himbeeren im Sommer" gemeinsam haben.

Fazit: Eine theoretisch nette Liebesgeschichte, weist aber zu viele Längen auf, was aber eventuell auch bei der schlechten Übersetzung liegt.
3 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2020

Mehr Naurolokki!

Das Meer in deinem Namen
0

Nachdem ich von "Die Zeit der Glühwürmchen" so begeistert war, hab ich mir vorgenommen, nun endlich alle anderen Romane der Autorin auch noch zu lesen und nicht noch länger zu zu warten. Also griff ich ...

Nachdem ich von "Die Zeit der Glühwürmchen" so begeistert war, hab ich mir vorgenommen, nun endlich alle anderen Romane der Autorin auch noch zu lesen und nicht noch länger zu zu warten. Also griff ich zum ersten Teil der Ostseetrilogie, die im Ostseebad Ahrenshoop und Umgebung angesiedelt ist.

"Das Meer in deinem Namen" nimmt nur langsam Fahrt auf, am Anfang brauchte es Zeit, bis ich in den Roman einfand. Es war zäh, denn Carly wirkt anfangs sehr statisch, sie lebt im Schatten anderer. Doch als sie die Gelegenheit bekommt, zwei Monate nach Ahrenshoop zu ziehen und ein Haus auszuräumen, lebt sie endlich selbst und taut auf. In Hennys Haus fühlt Carly sich total wohl und zuhause - ich wurde neugierig und wollte wissen wieso.

Auf den weiteren der insgesamt 544 Seiten erfahren die Leser*innen alles über Carly und ihre Familientragödie und erleben ebenso Hennys interessante Lebensgeschichte mit und kommen immer mehr dessen Freund Joram Gafunder auf die Schliche, der spurlos verschwunden ist.

Gerne hätte ich mit Carly zusammen Hennys Haus erkundschaftet, Tee bei Daniel gekauft und ihn in Hennys Garten getrunken. Obwohl die Charaktere einige tragische Vorkommnisse aus der Vergangenheit verarbeiten müssen, fühlte es sich ein wenig als Heile-Welt-Roman an. Aber auf eine gute Weise.

Am Ende fand ich sogar Thore sympathisch, den ich zuvor nicht wirklich fassen konnte und ihn ausbeuterisch empfand. Alle andern fand ich nett, die neu entstandenen Freundschaften gefielen mir und ich gönnte so einigen ihr Glück.

Nun bin ich aber sehr gespannt wie es weiter geht, denn noch lange ist nicht alles aufgelöst. Und zum Glück geht es weiter, denn auch mich hat Naurolokki verzaubert.

Patricia Koelles Schreibstil hat mir in "Das Meer in deinem Namen" erneut super gefallen: all die poetischen Briefe und all die Kleinigkeiten, auf die sie Wert legt und die sie gefühlvoll beschreibt - einfach toll. Was mir in diesem Roman auch gefallen hat, ist, dass er ohne grosse Lovestory auskommt. Schliesslich gibt es im Leben mehr wichtige Themen als nur Liebe und Beziehungen.

Fazit: Zum Glück geht es noch weiter - denn ich will unbedingt mehr Naurolokki!
5 Punkte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere