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Veröffentlicht am 12.10.2023

Nicht mein Humor

Mord & Croissants
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Als Titel hätte "Mord & Kaffee" viel besser gepasst, denn die "Croissants" waren quasi schon längst verzehrt. Ich hätte mich wohl auch besser an Kaffee und Croissants gesetzt, ich wäre damit höchstwahrscheinlich ...

Als Titel hätte "Mord & Kaffee" viel besser gepasst, denn die "Croissants" waren quasi schon längst verzehrt. Ich hätte mich wohl auch besser an Kaffee und Croissants gesetzt, ich wäre damit höchstwahrscheinlich viel zufriedener gewesen als nach der Lektüre des ersten Bandes von "Ein Brite in Frankreich".

Der Brite ist Richard, angeblich 53 Jahre alt. So wie er beschrieben wird, macht er eher den Eindruck eines ü65 Rentner. Wobei die meisten Rentner, auch ältere, mehr auf dem Kasten haben als Richard. Richard führt ein chambre d'hôtes, quasi ein B&B. Wieso er das tut, und wieso er dabei nicht wirklich Spass hat, wird nicht erklärt.

Dafür umso mehr, dass ein Gast plötzlich verschwindet und ausser Blut und einem Handabdruck nichts hinterlässt. Auftauchen dagegen tut Valérie d'Orcay, die Richard zum Nachforschen anstachelt.

Am Ende ist alles aufgeklärt, der Weg dahin ist mit skurrilen Charakteren und fragwürdigen Aktionen gepflastert. Leider konnte mich dieser Krimi nicht begeistern, ich fand ihn reichlich langweilig.

Ich wurde weder mit dem Plot noch mit den Figuren warm. Denn es gibt keine einzige normale (und normal agierende) Figur in "Mord & Croissants", alles wird enorm überspitzt gezeichnet, was mich ziemlich nervte.

Fazit: Man merkt, dass Ian Moore ein Comedian ist, sein Humor ist überhaupt nicht mein Fall. Wer seine Spässe mag, wird vielleicht auch diesem Reihenauftakt mögen.
2.5 Punkte.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Verzettelt

Die Bücherjägerin
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Ich rechnete mit einer Suche nach der im Klappentext erwähnten alten römischen Strassenkarte, doch schlussendlich erwartete mich in "Die Bücherjägerin" mehr Lebensgeschichte-Aufarbeitung als die Jagd nach ...

Ich rechnete mit einer Suche nach der im Klappentext erwähnten alten römischen Strassenkarte, doch schlussendlich erwartete mich in "Die Bücherjägerin" mehr Lebensgeschichte-Aufarbeitung als die Jagd nach dem Manuskript.

Die menschenscheu Sarah ist nach dem Tod ihrer Tante Amalia, bei der sie und ihre Schwester aufgewachsen sind, aufgeschmissen. Sarah kennt nichts anderes als den Job im Antiquariat ihrer Tante und deren Haus, dabei konnten sie beide nur knapp davon leben.

Als Ben, ein britischer Bibliothekar, auf der Suche nach einem bestimmen Kartenausschnitt, bei ihr klingelt, nimmt Sarah ihren ganzen Mut zusammen und reist mit Ben zusammen nach Frankreich und später nach England. Mit im Gepäck zwei Schildkröten. Auf der Reise lernen Ben und Sarah sich besser kennen, öffnen sich einander und erleben das eine oder andere gemeinsame Abenteuer.

Doch Spannung ist kaum vorhanden, denn es gibt viel zu viele Rückblicke in Sarahs Kindheit und Szenen, die ihr wichtig sind. Ihre Gedanken musste ich oft mehrmals lesen, auf die konnte ich mich schlechter konzentrieren als auf die Reise selbst.

Leider bleiben auch die Schildkröten irgendwo auf der Strecke und sind lange nicht mal mehr Beiwerk und auch die Suche der antiquarischen Strassenkarte ist eigentlich nur die Dekoration um Sarahs Geschichte zu erzählen.

Mir war das zu schwermütig. Sarah empfand ich nicht sonderlich sympathisch. Mir scheint auch, dass die Autorin viel zu viele Themen in das Buch reinnehmen wollte und sich damit verzettelte. So war gar nichts richtig spannend.

Fazit: Wenn schon "Bücherjägerin" auf dem Cover steht, würde ich gerne eine Bücherjagd erleben und nicht eine Charakterstudie vorgesetzt bekommen, die mit ein bisschen Suche verbunden ist.
3 Punkte.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Toller Einstieg in die Welt von ADHSler

Kirmes im Kopf
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Eigentlich steht meine Rezension schon lange aus, doch ich wollte warten, bis jemand aus meinem nahen Umfeld das Buch auch gelesen hat. Diese Person ist aber erst jetzt fertig geworden, denn da gab es ...

Eigentlich steht meine Rezension schon lange aus, doch ich wollte warten, bis jemand aus meinem nahen Umfeld das Buch auch gelesen hat. Diese Person ist aber erst jetzt fertig geworden, denn da gab es noch viele andere interessante Bücher zu lesen zwischendurch... Ja, nun ratet: die Person ist vom Thema selbst betroffen - und ich als Angehörige natürlich mit.

An dieser Stelle auch gleich ein kleiner Kritikpunkt: obwohl ich weiss, dass die Autorin in "Kirmes im Kopf" nur ihre eigene Geschichte erzählt, hätt ich mir gewünscht, dass vielleicht auch ihr Umfeld oder ihre Angehörigen zitiert worden wären. Wie gehen sie damit um? Vielleicht wär das ein Thema für ein allfälliges zweites Buch. (Dann aber auch gerne ohne die zu vielen Instagram-Accounts-Erwähnungen.)

Angelina Boerger erklärt in vielen Beispielen, wie ein ADHS-Gehirn funktioniert. Sie liefert erst die wissenschaftlichen Erklärungen und zeigt dann anhand eines praktischen Beispiels, wie das im Leben einer Person mit ADHS aussehen/sich abspielen könnte - oder in umgekehrter Reihenfolge. Mir gefielen die vielen Beispiele der Autorin, etwa das Thema "Bus verpassen", "nicht Autofahren" etc.

Das ganze Buch dient zum besseren Verständnis, wenn man mit dem Thema ADHS konfrontiert ist oder man einfach mal ein bisschen mehr darüber wissen möchte, da ist die Sicht von einer "Betroffenen" erfrischend. Es zeigt auch, dass teilweise Situationen mit ADHS verbunden sind, die man gar nicht auf dem Schirm hatte.

Somit ist "Kirmes im Kopf" als Einstieg in die Materie für alle Interessierten dienlich, unkompliziert hilft es mit zur Aufklärung und Annäherung an das neurodivergente Spektrum.

Wie anfänglich aber schon erwähnt, ist das Buch nur mit eigenen Beispielen der Autorin versehen und deshalb nimmt es nicht das ganze Spektrum auf. Und bleibt somit, trotz aller Annäherung, doch ein bisschen oberflächlich. Nicht jeder Erwachsene, nicht jedes Kind in diesem Spektrum hat es so "leicht" wie die Autorin.

Fazit: Ein toller Einstieg in die Welt von ADHSler, aber eben nur ein Einstieg - zum besseren Verständnis der Personen und nicht tiefergehend oder Beispiele anderer Betroffenen zeigend.
4 Punkte.

PS: Ja, ich weiss, dass die Autorin das Wort "Betroffene" aufgrund negativer Konnotationen unpassend findet - ich verwende es neutral, da ich kein passendes anderes Wort finde.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Guillaume hat mich begeistert

Das Glück im Sternbild Zebra
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Antoine Laurains neueste Geschichte wird in zwei Teilen gegliedert: die Gegenwart erzählt Xaviers Geschichte, die Vergangenheit die des Astronomens Guillaume Le Gentil. Jedes Kapitel wechselt ab, so dass ...

Antoine Laurains neueste Geschichte wird in zwei Teilen gegliedert: die Gegenwart erzählt Xaviers Geschichte, die Vergangenheit die des Astronomens Guillaume Le Gentil. Jedes Kapitel wechselt ab, so dass auch bald klar ist, wem das alte Teleskop, das Xavier in einer von ihm verkauften Wohnung findet, ursprünglich gehörte.

Nämlich dem königlichen Astronom Le Gentil, der sich 1761 auf die Reise macht, um den Venus-Transit so nah wie möglich von Pondichéry in Südindien aus zu verfolgen. Doch nichts verläuft so wie geplant und Guillaume bleibt mehrere Jahre in der Gegend und erlebt so einiges in dieser Zeit.

Während wir nun also Guillaumes Abenteuer verfolgen, begleiten wir in der Gegenwart Xavier, der durch das Teleskop erst ein Zebra, dann eine Frau, die ihm den Kopf verdreht, erspäht. Er staunt nicht schlecht, als besagte Frau, die sich in seine Träume schlich, plötzlich in seinem Maklerbüro steht und eine neue Wohnung sucht.

Es ist mal wieder eine bezaubernde Geschichte, die sich Laurain ausgedacht hat. Mir hat vor allem Guillaume beeindruckt mit seiner Höflichkeit, seinem Optimismus und seinen Gedanken über den Himmel, Gott und das Leben.

Xaviers Geschichte fand ich auch schön, vor allem sehr passend und sehr typisch für Laurain, für mich hätte aber dieser Roman auch nur mit Guillaume funktioniert. Ein toller Charakter dieser Astronom!

Fazit: Laurain nimmt uns mit auf eine grosse Reise, die zwar aus den gewohnten Laurain-Bausteinen (leise melancholisch, leise humorvoll, laut charmant) besteht, mich hier vor allem mit der Vergangenheitsgeschichte total begeistert.
5 Punkte.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Zu viele lose Fäden

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Dieser historische Roman mit Schauplatz der Semperoper in Dresden hörte sich interessant an, denn ich mag Romane mit musikalischem Hintergrund. Am Anfang der Geschichte fand ich alles auch noch interessant: ...

Dieser historische Roman mit Schauplatz der Semperoper in Dresden hörte sich interessant an, denn ich mag Romane mit musikalischem Hintergrund. Am Anfang der Geschichte fand ich alles auch noch interessant: die Eröffnung der Oper, die Einführung der diversen Charaktere, all ihre Geheimnisse, etc. Man erlebt hautnah mit, wie es vor knapp 200 Jahren dort war - fiktiv natürlich, aber mit allerlei historischen Fakten ringsrum. Oder eben umgekehrt: historische Begebenheiten mit allerlei fiktiven Gestalten und Geschichten.

Ganz viele Personen, die mit der Oper was zu schaffen haben, werden als Charaktere eingesetzt. Zuerst wird mit einem Konzert die Semperoper eröffnet. Familie Spielmann ist dabei. Elise Spielmann soll einen viel älteren Mann heiraten, der irgendwas Komisches an sich hat. Selbst ihr Vater ist skeptisch, tut aber nichts. Elise hat Angst, dass sie nach der Hochzeit nicht mehr Violine spielen darf. Die Gewandmeisterin spielt im Roman eine Rolle, auch die Primaballerina, aber noch mehr der Bühnenmaler und noch ganz viele andere. Barbara, die jüngere Schwester von Elise, die nach ihrem ersten Auftreten auf dem Markt bereits viel interessanter erscheint als Elise, die bis zu den letzten Seiten fast alles als gegeben hinnimmt, kommt leider nachher gar nicht mehr vor. Elises Mutter hält zwischendurch mal eine hoffnungsvolle Innenschau, aber so schnell die gekommen ist, so schnell ist diese lichte Stunde vorbei und vergessen. Solche Beispiele könnte man von fast allen Figuren nennen.

Thematisch geht es um Rangunterschiede und somit auch mehrmals um "sie lieben sich, aber dürfen nicht". Das wäre auch okay so, aber ich habe noch viel anderes erwartet: mehr Semperoper, mehr Leidenschaft, einen roten Faden und interessantere Charaktere. Potential wäre vorhanden, aber die Figuren bleiben blass.

Es sind eben auch viel zu viele Figuren, zwar alle auf ihre Weise auch irgendwie interessant, aber gefesselt hat mich der Roman überhaupt nicht. Spannung war zu wenig enthalten und durch die vielen Personen kam man auch nirgends richtig vorwärts. Bis knapp zur Hälfte war mein Interesse wach, aber die Geschichte wurde von Seite zu Seite langatmiger, weshalb ich in der Mitte erst mal pausiert und zwei andere Bücher gelesen habe, um mit neuem Elan weiter zu lesen, doch die Geschichte plätscherte leider nur noch vor sich hin. Mir fehlten Überraschungen und spannende Szenen.

Als Coverbild hätte besser ein Bild von der Oper anno 1841 gepasst. Oder ein Bild einer kleinen Laterne, die der Bühnenmaler als Kind gebastelt, gemalt und verkauft hat. Die Laterne spielt eine kleine verbindende Rolle, und das hat mir sehr gut gefallen. Aber auch aus diesen Szenen hätte man mehr heraus holen können.

Vielleicht kommt das alles im zweiten Band, denn es wird anscheinend eine Fortsetzung geben. Dass es mindestens eine Dilogie ist, hätte ich gerne vor dem Lesen gewusst, dann hätte ich beide Bände direkt hintereinander gelesen. Das empfehle ich auf jeden Fall zukünftigen Leserinnen, denn mit nur diesem Band bekommt man keine einzige fertige Geschichte - das so gar nichts abgeschlossen wird, mag ich gar nicht.

Fazit: Zu viele lose Fäden, nichts wird so richtig vertieft und schon gar nicht zu Ende erzählt. Schade, denn da wäre eindeutig mehr Potential vorhanden gewesen.
3 Punkte.

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