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Tallianna

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2017

Williams‘ hat Besseres geschrieben

Die dunklen Gassen des Himmels
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Bobby Dollar ist ein Engel, der als Anwalt um die Seelen der jüngst Verstorbenen kämpft, damit sie in den Himmel geleitet werden können. Das funktioniert allerdings nur, wenn besagte Seelen auch anwesend ...

Bobby Dollar ist ein Engel, der als Anwalt um die Seelen der jüngst Verstorbenen kämpft, damit sie in den Himmel geleitet werden können. Das funktioniert allerdings nur, wenn besagte Seelen auch anwesend sind – und das ist bei einigen nicht mehr der Fall. Plötzlich sieht sich Bobby inmitten von Intrigen wieder, sowohl auf himmlischer als auch dämonischer Seite und nicht nur sein irdisches Leben, sondern auch seine unsterbliche Seele sind plötzlich in Gefahr ...

Meine halbe Jugend habe ich damit verbracht, mir jeden Tad Williams Roman in unserer kleinen Stadtbücherei einzuverleiben. Trotzdem muss ich sagen, dass ich, wenn „Dunkle Gassen des Himmels“ meiner erster Williams gewesen wäre, ich kein weiteres Buch mehr von diesem Autor gelesen hätte.

Die Grundidee mag ja ganz nett sein, aber für mich zieht sich dieses Buch in die Länge wie Kaugummi. Wenn man die ganze Story auf etwas mehr als die Hälfte des aktuellen Buches komprimieren würde, hätte man immer noch die wesentlichen Elemente, aber es würde sich sehr viel besser lesen lassen und vielleicht würde mir dann nicht der Kopf voller Fragezeichen schwirren.

Dazu kommt, dass der Hauptcharakter Bobby für mich nie wirklich greifbar ist. Er erweckt bei mir keine Sympathien, aber auch keine Antipathien – vermutlich ist er einer der wenigen Akteure, die mir einfach völlig egal sind. Hätte es ihn in der Mitte des Buches dahingerafft, wüsste ich nicht, ob es mir aufgefallen wäre. Die Geschichte jedenfalls könnte auch ohne ihn weitergeführt werden.

Was das ganze Buch ein wenig rettet, ist einfach Williams toller Schreibstil. Mir hat seine Art zu schreiben schon immer gefallen und wenn nicht gerade die Handlung hängt, lässt sie sich auch sehr flüssig und angenehm lesen.

Vermutlich werde ich diese Reihe in nächster Zeit nicht weiterlesen, außer mir geht plötzlich völlig unerwartet der Lesestoff aus. Glücklicherweise weiß ich bereits, dass Williams auch anders kann und wende mich daher erst einmal seinen anderen Büchern zu.

Veröffentlicht am 13.05.2017

Interessante Übungen zum Selbermachen

Therapier dich selbst!
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Yvette Pichlkostner liefert mit ihrem Buch "Therapier dich selbst" einen praktischen Ratgeber zur Identifizierung von Seelenzuständen und zeigt, wie man psychische Belastungssituationen löschen kann. Humorvoll ...

Yvette Pichlkostner liefert mit ihrem Buch "Therapier dich selbst" einen praktischen Ratgeber zur Identifizierung von Seelenzuständen und zeigt, wie man psychische Belastungssituationen löschen kann. Humorvoll und lebensnah, mit zahlreichen Anleitungen und hilfreichen Übungsbeispielen, erläutert sie wie unterschwellige seelische Konflikte und Belastungen gelöst werden können. So können negative Glaubenssätze und Verhaltensmuster verändert werden — ganz ohne Therapeuten. (Klappentext)

Mir fällt es ein wenig schwer, mir eine abschließende Meinung über das hier vorliegende Buch zu bilden. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Stuhlübung nicht durchführen konnte, da ich über keinen sicheren Rückzugsort verfüge – eine Feststellung, die mir vorher nicht so klar war. Ich wohne in einer WG an der Ausfahrtstraße der Feuerwehr – Ruhe und Ungestörtheit ist hier also nicht zu erwarten.

Nachdem ich lange Jahre der psychotherapeutische Begleitung erfahren habe, kann ich in meinem Alltag auf eine Reihe nützlicher Hilfsmittel zurück greifen, um Situationen erträglicher zu machen. Doch bei alldem ist es mir nie gelungen, gewisse Glaubensmuster und Verhaltensweise nachhaltig zu ändern bzw. zu unterlassen. Mit dem hier vorgestellten Selbstdialog und der Löschtechnik bin ich zuversichtlich, dass sich einiges an meiner Selbstwahrnehmung ändern kann, auch wenn es seine Zeit dauern wird. Das wiederholen positiver Glaubenssätze ist ziemlich hilfreich, wenn einem wieder Selbstzweifel überkommen und ist dabei sehr einfach umzusetzen und zu verwirklichen.

Ich halte es hier mit der Autorin und sage, dass Menschen, die von einer schweren Depression oder anderer klinischen Symptomen betroffen sind, sich nicht ohne professionelle Hilfe ihren Problemen stellen sollten. Sich seinen Traumata und Ängsten zu stellen kann ein sehr aufwühlender Prozess sein, der unbedingt unter die Aufsicht sachkundiger Personen gehört.
Für alle anderen, die etwas in ihrer Einstellung ändern möchten, ist der vorliegende Ratgeber eine gute Ergänzung und kann interessante Einsichten in die eigene Psyche bringen.

Insgesamt werden in dem Buch sehr interessante Techniken vorgestellt, die richtig angewendet sehr nützlich sein können. Ein wenig schreckt mich jedoch der Preis ab, der mir mit fast 15 € im Taschenbuch ein wenig hoch erscheint.

Veröffentlicht am 12.05.2017

„Du wirst ein Schatten des Todes sein.“

Empire of Storms - Pakt der Diebe
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Red und Hope haben oberflächlich nicht viel miteinander zu tun – doch das Schicksal hat beide zusammengeschmiedet. Sie leben im Imperium der Stürme, dass von dem gottgleichen Imperator regiert wird., ...

Red und Hope haben oberflächlich nicht viel miteinander zu tun – doch das Schicksal hat beide zusammengeschmiedet. Sie leben im Imperium der Stürme, dass von dem gottgleichen Imperator regiert wird., und sie beide litten unter den Biomanten, den Magiern des Imperiums, die abscheuliche Experimente an den Armen und entbehrlichen verüben. Hope schwört ihnen Rache und von nun an heißt es „Red und Hope gegen das Imperium“. Doch sie ahnen nichts von der Gefahr, die am Rande ihrer Heimat lauert ...

Die erste Hälfte des Buches stürzt mich in ein Dilemma: Einerseits mag ich es, dass die beiden Hauptcharaktere schon als Kind eingeführt werden. Das lässt sie eine tiefe Entwicklung durchlaufen und ihre Motivation wird deutlich. Doch auf der anderen Seite zieht sich das erste Drittel doch ein wenig in die Länge und als Leser scharrt man quasi mit den Hufen, um endlich die Handlung voll erfassen zu können.
Tatsächlich ist der langsame Anfange auch meine einzige negative Kritik.

Sämtliche Charaktere werden so lebhaft geschildert, dass sie mir beim Lesen vollständig vor Augen stehen. Auch die Handlung folgt diesem Muster, denn gerade im letzten Drittel wird der Spannungsbogen noch einmal ordentlich angezogen.
Ich habe mich wirklich in Reds und Hopes Charakter verliebt und zittere um sie. Ihre Entwicklung ist beachtlich und zeigt die tiefe Hingabe des Autors an seine Geschichte. Das schließt auch die Nebenfiguren ein, die allesamt liebevoll angelegt sind.

Natürlich werden längst nicht alle Fragen beantwortet. So ist mir immer noch nicht völlig klar, wer denn diese unbekannte Bedrohung für das Imperium ist, doch ich denke, dass wird sich im nächsten Band schon noch aufklären. Die Aufklärung dieses Geheimnisses lässt mich schon ganz hibbelig werden, denn ich wittere eine großartige Geschichte.

Im Oktober 2017 soll der zweite Band mit dem Namen „Schatten des Todes“ erscheinen. Ich freue mich schon sehr darauf und werde ihn sicher lesen, denn höchstwahrscheinlich wird er wieder große Unterhaltung bringen. Auch einen der Ausdrücke im Buch habe ich liebgewonnen, nämlich „leewärts gehen“ - einen Ausdruck dafür, dass eine Sache gründlich schief geht.

Veröffentlicht am 10.05.2017

Sie ist auf der Flucht – und stinkwütend

Odyssee
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Bérénice Savoy ist eine Spacetrooperin – leider zur Zeit in Gefangenschaft. Doch das möchte sie ändern, denn untätig herumzusitzen ist gar nicht ihr Ding als eine der besten Kämpferinnen der Erde. Unerwartet ...

Bérénice Savoy ist eine Spacetrooperin – leider zur Zeit in Gefangenschaft. Doch das möchte sie ändern, denn untätig herumzusitzen ist gar nicht ihr Ding als eine der besten Kämpferinnen der Erde. Unerwartet gelingt ihr die Flucht. Auf ihrem Weg nach Hause begegnet sie vielen Verbündeten in scheinbar ausweglosen Situationen. Langsam bahnt sich in ihr die Erkenntnis an, dass sie Teil eines Planes ist, aber zu welchem Zweck?

Ich weiß gar nicht richtig, womit ich diese Rezension beginnen soll, denn ich bin einfach zu überwältigt. Viele gute Bücher sind schon auf meinem Tisch gelandet und dieses gehört definitiv dazu. Obwohl man sehr rasant in die Geschichte hineingeworfen wird, entsteht nicht das Gefühl, als Leser irgendwo zurückgelassen worden zu sein – die Hintergründe erklären sich wie von selbst und man fiebert von Anfang an mit Bérénice mit.

Apropos Bérénice: Sie ist eine wirklich toughe Frau. Und dabei doch nicht übertrieben oder eine „Quote“. Manchmal hat man das Gefühl, eine gewisse Figur ist in der Geschichte, weil es sich so halt gehört – das ist hier absolut nicht der Fall. Sie ist genau da, wo sie sein soll, und das ist ihre Geschichte, nicht die eines männlichen Gegenstücks. Obwohl sie eine Soldatin ist und damit auch ein gewisses Maß an emotionaler Kälte einhergeht, ist sie doch niemals einfach nur eine stumpfsinnige Killermaschine, sondern auch immer noch eine Frau, die Zweifel und Angst hat, und die Nähe sucht. Diese Momente sind durch ihre Odyssee natürlich spärlich gesät. Alles in allem ist sie ein sehr Nachvollziehbarer Charakter, der geschickt Stereotype umgeht.

Auch die anderen beteiligten Charakter wachsen einem irgendwie ans Herz – selbst Freitag, der sie begleitende Kampfroboter. So zittert man unwillkürlich um ihre Leben und an einer Stelle dachte ich wirklich „Das war‘s!“. Ja, auch dieser Autor hat diese kleine, gemeine Ader, die den Leser in den Herzinfarkt treibt, und das ist auch gut so, denn das macht es doch erst spannend.

Mit einer gewissen Paranoia gegenüber neuen Charakteren und einer Menge Fragen warte ich geduldig auf den nächsten Band. Auf insgesamt vier Bänden ist Bérénices Geschichte angedacht und ich glaube schon jetzt, dass ich bei allen dabei sein werde.

Veröffentlicht am 06.05.2017

„Aus meiner Sicht hat das Konzept der Gewalt keinen Platz mehr in unserer Zeit.“

Mit weitem Herzen
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In diesem Buch erläutert der Dalai Lama die Techniken der Geistesschulung und zeigt, wie wir zu einem Leben voller Mitgefühl finden können. Mit weitem Herzen bietet so eine klare und einfache Einführung ...

In diesem Buch erläutert der Dalai Lama die Techniken der Geistesschulung und zeigt, wie wir zu einem Leben voller Mitgefühl finden können. Mit weitem Herzen bietet so eine klare und einfache Einführung in den buddhistischen Weg zur Erleuchtung. (Klappentext)

Bei dem hier vorliegenden Buch handelt es sich um die Neuausgabe des 2001 erschienen Originals. Der Leser wird Schrittweise an die Methoden herangeführt, mit deren Hilfe der buddhistisch orientierte Mensch sein Mitgefühl erwecken bzw. stärken und die Weisheit in sich zum Vorscheinbringen kann, die er auf seinem Weg zur Erleuchtung braucht.

Dies geschieht in den einfachen Worten und einprägsamen Beispielen, für die der Dalai Lama bekannt ist und weswegen ich ihn so schätze. So schafft er es fast schon mühelos, dem Leser eine Vorstellung von den schwierigeren Mediationsinhalten des Buddhismus zu vermitteln. Dennoch muss ich gestehen, dass ich den Weg der Erleuchtung wohl noch nicht weit genug beschritten habe, denn die letzten vier oder fünf Kapitel konnte ich einfach nicht mehr nachvollziehen. Auch habe ich persönlich einige Schwierigkeiten in den Grundannahmen des Buddhismus, die jedoch auf die Lektüre dieses Buches keine Auswirkungen haben.

Ich bin kein Buddhist, auch kein Christ. Vermutlich bin ich das, was man gemeinhin als „Atheist“ bezeichnet, auch wenn ich nicht das Gefühl habe, dass es mich beschreibt. Aber die Lehren des Buddhismus, besonders, wenn sie vom Dalai Lama ausgeführt werden, bringen mich immer wieder zum Nachdenken und vieles davon ist nicht grundsätzlich falsch. So würde mehr Mitgefühl und weniger negative Emotionen der Welt durchaus gut tun, denn „[h]eutzutage dagegen sind wir so hochgradig voneinander abhängig, dass das Konzept des Krieges ausgedient hat“ (Pos. 216).

Für mich ist der Dalai Lama einer der weisesten Menschen unserer Zeit und so ist es nie eine Zeitverschwendung, sich seinen Ausführungen über die Lehren des Buddhismus zu widmen.