Skurril, witzig, fesselnd
Bobby Dollar erzählt eine Geschichte aus dem Jenseits. Er und sein Freund Sam arbeiten als Verteidiger-Engel für den Himmel, aber auf der Erde. Immer wenn ein Mensch stirbt, streiten sich die Mitarbeiter ...
Bobby Dollar erzählt eine Geschichte aus dem Jenseits. Er und sein Freund Sam arbeiten als Verteidiger-Engel für den Himmel, aber auf der Erde. Immer wenn ein Mensch stirbt, streiten sich die Mitarbeiter des Himmels mit denen der Hölle um dessen Seele. Dann bringt jede Seite ihre Argumente vor, und ein Richter aus heiligem Licht entscheidet, wer sie bekommt. Die Szenen im Himmel und der Hölle muten teilweise an wie in "Per Anhalter durch die Galaxis". Die Höllenwesen sehen größtenteils bizarr aus und haben auch ähnlich schrille Namen. Es kommen auch verwandelte Menschen wie z.B. ein Wer-Eber vor. Die Schauplätze sind ähnlich verworren. Es gibt die reale Welt, welche von allen Jenseitigen mithilfe geliehener Körper bewohnt werden kann. Dann gibt es noch das Jenseits, in das man gelangt, indem man einen Reißverschluß öffnet. Im Jenseits gibt es eine Art Himmel mit einer himmlischen Stadt, sowie die Hölle und eine Art Vor-Hölle, das Fegefeuer. Alle jenseitigen Wesen haben Berufe, benutzen Handys und Computer, schlafen, essen oder lassen sich in Bars zulaufen. Die Berufe können sehr unterschiedlich sein: Auf der Himmelseite gibt es z.B. neben den Verteidiger-Engeln auch hauptberufliche Schutzengel, Erzengel oder Problembereiniger. Die Höllenwesen dagegen sind ebenfalls Verteidiger oder in einer Art Höllen-Adel organisiert.
Zuweilen hat man zwar Mühe, der Handlung zu folgen, weil die Personen ständig vom Jenseits in die reale Welt hin und her wechseln, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und kann der Erzählung gut folgen.
Die Geschichte plätschert zunächst so dahin, bis eines Tages Sam ein Praktikant zugeteilt wird. Ab diesem Moment passieren seltsame Dinge. Die Seele eines bekannten Unternehmers, der Selbstmord begangen hat, verschwindet plötzlich. Himmel und Hölle beschuldigen sich daraufhin gegenseitig, sie für sich vereinnahmt zu haben. Es wird versucht, die unangenehme, noch nie dagewesene Situation zu klären. Doch plötzlich wird der zuständige Höllen-Verteidiger auf bestialische Art und Weise umgebracht bzw. vielmehr seine geliehene fleischliche Hülle. Daß die Himmels-Mitarbeiter damit nichts zu tun haben, versteht sich von selbst. Aber wer steckt sonst dahinter? Zumal im Verlauf noch viel mehr Seelen verschwinden. Bobby Dollar wird unfreiwillig in die Sache hineingezogen und ermittelt auf eigene Faust. Dabei gerät er in allerhand Schwierigkeiten, die ihm nicht nur eine Vorladung vor dem Himmelsgericht einbringen. Plötzlich wird er gejagt und gerät mehrmals in brenzlige Situationen. Dennoch hört er nicht auf, seine gefährlichen Ermittlungen weiterzuführen. Und zwischendrin ist noch Zeit für eine Liebesgeschichte, die eigentlich nicht sein darf.
Tad Williams hat einen ungewöhnlichen Roman erschaffen. Skurril, witzig, fesselnd, zuweilen sogar rührig. Wer "Per Anhalter durch die Galaxis" liebt, der wird auch "Die dunklen Gassen des Himmels" mögen. Das Ende kommt leider etwas zu abrupt. Der Protagonist Bobby Dollar sammelt während der ganzen Erzählung mühsam einzelne Puzzleteile zusammen, riskiert dabei fast durchgehend sein erdgebundenes Engelsleben, und am Ende löst sich alles viel zu schnell auf. Dennoch gibt es die volle Punktzahl.