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Veröffentlicht am 30.07.2021

Drei loyale Freunde - nach dem Krieg endlich wieder vereint

Revolution der Träume
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Ich kenne die drei Freunde Carl, Artur und Isi schon aus dem Vorgängerband, und damals war ich traurig, als das Buch ausgelesen war. Umso mehr habe ich mich gefreut, diese drei in ihrer Freundschaft aufrechten ...

Ich kenne die drei Freunde Carl, Artur und Isi schon aus dem Vorgängerband, und damals war ich traurig, als das Buch ausgelesen war. Umso mehr habe ich mich gefreut, diese drei in ihrer Freundschaft aufrechten Menschen wieder zu treffen, und nun am Ende des 2. Bandes wünsche ich mir aufs Neue, ihr Schicksal weiter zu verfolgen, denn ein paar Cliffhanger hat der Autor schon gestreut.
Die drei Freunde haben den Krieg überlebt, dabei schlimme Ereignisse hinter sich gebracht und sehnen sich nach einem Neuanfang, in Frieden und mit positiven Zukunftsaussichten. Sie treffen sich in Berlin, das zu dieser Zeit politisch ein Hexenkessel war, und unsere Drei sind mittendrin und mischen munter mit, immer in der Hoffnung auf eine bessere Welt. Man unterstützt sich gegenseitig und lässt die anderen nie im Stich, so schwer es auch manchmal ist. Das Buch präsentiert quasi eine Freundessaga....
Sehr gut gefallen hat mir, dass ich soviel Hintergrundinformationen zur Zeit nach dem ersten Weltkrieg bekommen habe, denn die politischen Zusammenhänge waren mir teilweise nicht klar. Ebenso wenig war mir bekannt, wie groß das Elend der Bevölkerung tatsächlich war, besonders der Hunger und die katastrophale Armut haben den Menschen sehr zugesetzt. Selbst die Polizei war korrupt und die Stellung der Frauen bedauernswert.
Alle drei Protagonisten sind mir sympathisch, allen voran Carl, Carl Schneiderssohn, was sicherlich daran liegt, dass er solch ein ehrlicher und geradliniger Mensch ist, ein Menschenfreund, der voller Vertrauen ist und deshalb öfters herb enttäuscht wird. Man leidet dann als Leser mit ihm.
Isi gefällt mir mit ihrer rebellischen Art auch sehr gut, sie lässt sich nicht in eine Schublade zwängen, sondern lebt ihre Individualität aus. Für ihre Freunde ist sie in der Not immer zur Stelle.
Artur ist der Planer der kleinen Gruppe, er überschaut die jeweilige Situation und weiß Rat. Auch auf ihn ist Verlass, selbst wenn er mit einem Bein im kriminellen Milieu steckt.
Von Anfang an hat das Buch mich wieder angesprochen, und ich war schnell versunken im Berliner Alltag mit seiner aufgewühlten Atmosphäre. Der flüssige Schreibstil sorgt für beste und kurzweilige Unterhaltung. Auf den letzten fünfzig Seiten wird es nochmal besonders spannend....Sehr geschickt fügt der Autor bisweilen am Ende eines Kapitels noch einen kurzen Hinweis ein, dass alles doch anders kommt, was die Spannung erhöht. So kommt es dann auch immer wieder zu überraschenden Wendungen.
Großartige, detailreiche Beschreibungen, liebevoll skizzierte Figuren, historischer Hintergrund und ganz große Gefühle sind die Hauptzutaten für einen wundervollen Roman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann und der die volle Sternchenzahl verdient hat. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Amüsant und informativ

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Es hat großen Spaß gemacht, das Buch zu lesen, es ist humorvoll geschrieben und allein schon die Idee, die dem Buch zugrunde liegt, spricht mich an.
Es geht um Olga, eine Medizinstudentin im Praktischen ...

Es hat großen Spaß gemacht, das Buch zu lesen, es ist humorvoll geschrieben und allein schon die Idee, die dem Buch zugrunde liegt, spricht mich an.
Es geht um Olga, eine Medizinstudentin im Praktischen Jahr, die in Georgien geboren wurde. Schon als Kleinkind wanderte sie mit ihren Eltern aus, über Griechenland nach Deutschland. Sie ist in München aufgewachsen, aber zum Studieren emanzipiert sie sich von ihrer Familie und geht nach Bonn. Stets hatte sie mit dem Klischeedenken ihrer griechisch-georgischen Familie zu kämpfen, z.B. warf man ihr vor, dass sie mit fast 30 immer noch nicht verheiratet ist. Das ändert sich, als sie den Medizinstudenten Felix kennenlernt und mit ihm eine Beziehung eingeht. Felix ist brav und angepasst, er gefällt ihrer Familie. Aber dann lernt Olga durch Zufall Jack kennen, der so ganz anders als Felix ist, und ihre Zukunftspläne geraten ins Wanken.
Das Buch ist köstlich, ich saß immer wieder schmunzelnd über meiner Lektüre, denn die Autorin schaffte es, in meinem Kopf ein Gedankenkino zu starten, denn die lustigen Beschreibungen der vielen prekären Situationen sind durchaus vorstellbar. Sehr beeindruckend!
Die Hintergrundinformationen über Georgien waren für mich sehr informativ, da ich wenig über dieses Land wusste. Nun ist mir diese fremde Kultur näher gekommen, da ich einiges erfahren habe über Bevölkerung, Sprache, Traditionen....
Ich habe das Buch bereits weiter empfohlen, da es mich so gut unterhalten hat. Eine angemessene Sommerlektüre, wozu auch das farbenfrohe Cover passt, das außerdem noch eine tiefere Bedeutung hat. Eindeutige Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.07.2021

Kampf gegen das Monster

Der böse Mann: Thriller
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Dies ist der 6. Band der Laura-Kern-Reihe und stellt etwas besonderes dar.
Inhaltlich geht es um einen Serienmörder, der es auf einen ganz bestimmten Frauentyp abgesehen hat. Die entführten Frauen werden ...

Dies ist der 6. Band der Laura-Kern-Reihe und stellt etwas besonderes dar.
Inhaltlich geht es um einen Serienmörder, der es auf einen ganz bestimmten Frauentyp abgesehen hat. Die entführten Frauen werden grausam gequält, und außerdem lackiert der Fremde ihre Fingernägel, jeweils in einer anderen Farbe...Laura ermittelt unter Zeitdruck, denn sie weiß, dass der Täter immer wieder neue Opfer suchen wird. Sie sucht Gemeinsamkeiten der Opfer, aber bis auf das äußere Erscheinungsbild lässt sich nichts finden, bis der Täter anfängt, mit Laura zu spielen und sie zu provozieren....
Das Buch ist ein regelrechter Pageturner, man möchte immer weiter lesen, denn die Spannung setzt bereits im Prolog ein. Dabei bleibt die Spannung bis zur Auflösung am Ende komplett erhalten, da die Ermittlungen stets zu neuen Theorien anregen, aber dann doch wieder irgendetwas nicht passt. Insgesamt fand ich alles bis zum Ende gut durchdacht, logisch konstruiert, und auf jede meiner Fragen erhielt ich eine Antwort. Und der Schluss ist wirklich eine Überraschung!
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, er packt den Leser und zieht ihn wie in einem Strudel mit. Sehr schön ist der ständige Perspektivenwechsel, denn so erfährt man etwas über die Gedankengänge der verschiedenen Personen und ihre Motive.
Auch das Privatleben der Ermittler wird etwas aufgewirbelt und erzeugt zusätzliche Spannung, aber in Maßen. Das gefällt mir gut, denn in meinen Augen sollten Thriller nicht das Privatleben der Ermittler in den Vordergrund drängen. Hier ist der Anteil genau richtig!
Dies ist nicht mein erster Laura-Kern-Thriller und wird sicherlich nicht mein letzter sein. Spannung ist garantiert, ob am Strand oder in der Kuschelecke im Wohnzimmer, aber ich befürchte, dass man am Strand schnell einen Sonnenbrand bekommt, weil man alles um sich herum vergisst. Absolute Lesempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Erschütternd und tiefgründig

Von hier bis zum Anfang
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Duchess, 13 Jahre, ist eine der beiden Hauptpersonen in diesem Roman und hat kein leichtes Leben. Ihre selbstgewählte Lebensaufgabe besteht darin, für ihren kleinen Bruder Robin zu sorgen, da die Mutter ...

Duchess, 13 Jahre, ist eine der beiden Hauptpersonen in diesem Roman und hat kein leichtes Leben. Ihre selbstgewählte Lebensaufgabe besteht darin, für ihren kleinen Bruder Robin zu sorgen, da die Mutter seit dem Tod ihrer Schwester Sissy vor 30 Jahren ihr Leben nicht mehr im Griff hat. Sie scheint mir manisch-depressiv zu sein und ist nicht in der Lage, ihre Kinder angemessen zu versorgen. Dies erledigt Duchess aufopferungsvoll, für Robin gibt sie sich selber auf. Dieses Mädchen durfte seit der Geburt ihres Bruders nicht mehr Kind sein, und auch die typischen Teenagerjahre sind für sie weitgehend tabu. Sie wirkt teilweise wie eine Erwachsene, aber stets bereit zu attackieren, zu provozieren, denn positive Gefühle verbindet sie nur mit ihrem Bruder. Sie schlüpft in die Rolle eines Outlaw, um sich stark und unbesiegbar zu fühlen. Auf diese Weise baut sie sich eine Mauer gegen all die Schikanen und Demütigungen, die ihren Alltag begleiten.
Zu erwähnen ist als Hauptfigur auch Walk, ein Polizist, der noch an das Gute im Menschen glauben möchte. Er drückt gern mal ein Auge zu, möchte immer schlichten und helfen. Er ist selten mit großer krimineller Energie konfrontiert, sondern eher das 'Mädchen für alles' bei kleineren Problemen in der Kleinstadt Cape Haven. Duchess und Robin liegen ihm sehr am Herzen. In diesem Buch wächst Walk zeitweise über sich hinaus und bringt einiges ins Rollen.
Als der Mann, der Sissy damals überfahren hat, aus dem Gefängnis entlassen wird, setzt eine Dynamik ein, die das Buch teilweise zum Kriminalroman werden lässt. Das Buch hat mich nicht losgelassen und selbst in Lesepausen beschäftigt. Die Spannung setzt bereits im Prolog ein, als das tote Mädchen damals gesucht und gefunden wird, und hält bis zum Ende an, wobei sich die Spannung nicht nur auf die Täterermittlung bezieht, sondern auch auf das Schicksal der beiden Kinder.
Der Schreibstil ist flüssig und präzise, es entstehen keine Unklarheiten. Ganz im Gegenteil, man rutscht immer mehr in die Situation hinein und empfindet rasch Empathie.
Der Autor zeichnet seine Figuren sehr detailreich, so dass man sie in Gedanken vor sich sieht und ihre Ausstrahlung spürt. Das hat mich unheimlich berührt und beschäftigt. Das Buch ist sehr atmosphärisch, es sendet Gefühle aus wie Unnahbarkeit, Verletzlichkeit, aber auch Rücksichtslosigkeit und Hass. Am Anfang konnte ich keine emotionale Bindung zu Duchess aufbauen, das hat sich aber im Laufe der Geschehnisse geändert. Auf der anderen Seite gibt es nämlich sehr positive Emotionen, die mir zumindest Tränen in die Augen getrieben haben. Dieses Buch gehört zweifellos zu den Büchern, die mich bislang in diesem Jahr am meisten beeindruckt haben. Ich habe es schon weiterempfohlen....
Dieser Roman ist keine entspannende Ferienlektüre für den Strand, sondern ein literarisches Kunstwerk, mit einigen überraschenden Wendungen, die aber allesamt nachvollziehbar sind. Hier würde ich gern mehr als fünf Sterne geben da das Buch mich sehr beeindruckt hat.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Cosy Crime en France

Trüffelgold
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Dieser Krimi ist unterhaltsam und spannend, aber nicht von der Art, dass man nicht mehr schlafen kann. Es beginnt zwar direkt mit einem Mord, aber es gibt keine blutrünstigen oder grausamen Szenen: Cosy ...

Dieser Krimi ist unterhaltsam und spannend, aber nicht von der Art, dass man nicht mehr schlafen kann. Es beginnt zwar direkt mit einem Mord, aber es gibt keine blutrünstigen oder grausamen Szenen: Cosy Crime, made in France...
Marie Mercier ist Kommissarin in Paris und hat von ihrer Oma ein schönes altes Haus im Périgord geerbt, wo sie als Kind bereits herrliche Zeiten verbracht hat. Nach stressreichen Zeiten beschließt sie ein Sabbatjahr zu nehmen und in dieser Zeit das Haus nach ihren Wünschen zu gestalten. Kaum ist sie dort angekommen, wird ein Biker erschossen, der zudem noch mit ihrer Freundin liiert war. Marie kann nicht anders, sie muss unauffällig recherchieren, womit sie sich allerdings den Ärger des leitenden Kommissars einfängt. Dies wiederum ist nicht sehr angenehm, da die beiden sich durchaus sympathisch sind. Marie lässt sich jedoch nicht aufhalten und gerät selbst in Gefahr....
Julie Dubois Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Man liest immer weiter, als wäre man ein Teil des Geschehens und dürfte es nicht aufhalten. Sehr intensiv ist auch das Lokalkolorit, das die typische Atmosphäre dieser französischen Region treffend einfängt. Man kann sich vorstellen, im zentralen Café zu sitzen und das regionale Treiben zu beobachten, ja, man wünscht es sich sogar. Sehr schön finde ich, dass die Erzählperspektiven wechseln, so dass das Bild vollständiger wird. Hier und da wird ein wenig Witz oder Ironie eingestreut, was mich des öfteren zum Schmunzeln brachte. Ab und zu sind auch einfache französische Floskeln angehängt, und auch ein paar falsche Freunde der französischen Sprache werden erwähnt, formidable
Die Spannung entwickelt sich langsam, aber stetig, und hält bis zum Ende an, denn es gibt noch so einige Überraschungen. Als Leser kann man auch gut miträseln, wer die Drahtzieher des Geschehens sind. Das ist für mich immer sehr verlockend und hat mir gut gefallen.
Fast alle Figuren sind sympathisch gezeichnet, so dass man sich auch dadurch in diesem Dorf wohlfühlt, teilweise auch etwas schrullig, wie z.B. Rose, eine alte Dame, die als Dorfzeitung fungiert und sich für ihren Namen stets in rosa kleidet. Auch Georges ist ein Ausnahmecharakter, denn man trifft ihn selten ohne seinen besten Freund, das Trüffelschwein Augustine, an.
Alles in allem hat mich dieser erste Kriminalroman der Reihe um Marie Mercier überzeugt, und ich bin gespannt auf den nächsten Band. Ich möchte dieses Buch allen empfehlen, die sanfte und trotzdem unterhaltsame Kriminalliteratur mögen.

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