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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2021

Wir sind Premierminister

Lady Churchill
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Clementine Hozier heiratet Winston Churchill im Jahre 1908 und bleibt an seiner Seite bis zu seinem Tod im Jahre 1965. In diesem Buch werden nur die gemeinsamen Jahre bis zum Ende des 2. Weltkriegs beleuchtet. ...

Clementine Hozier heiratet Winston Churchill im Jahre 1908 und bleibt an seiner Seite bis zu seinem Tod im Jahre 1965. In diesem Buch werden nur die gemeinsamen Jahre bis zum Ende des 2. Weltkriegs beleuchtet. Beide Ehepartner haben in ihrer Kindheit keine elterliche Geborgenheit erlebt und sind verbunden durch ein starkes Interesse an Politik. Wir lesen in diesem Buch, wie intensiv Clemmie an Winstons Karriere arbeitet, die sie vielleicht gern selbst durchlaufen hätte, wenn die Gleichstellung der Frau damals schon diese Möglichkeit geboten hätte, aber man kämpfte damals sogar noch um das Wahlrecht.
Wieder einmal hat Marie Benedict beeindruckende Recherchen betrieben, die den historischen Hintergrund ausleuchten und den Politiker Winston Churchill abbilden, wie er mir bisher nicht bekannt war. Dies hat mir schon bei 'Frau Einstein' sehr gut gefallen, und auch dieses Buch bietet wieder zahlreiche Details, die einen Gesamteindruck des Lebens des Ehepaares Churchill formen. In erster Linie geht es natürlich um Clementine.
Mir ist die Protagonistin weitgehend nicht sympathisch, obwohl sie emanzipiert und gebildet ist, sich für die Frauenrechte auch offiziell einsetzt und besonders während der Kriege karitativ in Erscheinung trat. Da ist zunächst ihr Mutterbild, das mich entsetzt hat, denn sie kann zu ihren Kindern jahrelang kein wirklich emotionales Verhältnis aufbauen, sondern überlässt dies Nannys und einer Gouvernante. Sie unternimmt lange Reisen, meist dienstlich und mit Winston, und wundert sich über das fremdelnde Verhalten ihrer Kinder bei ihrer Rückkehr. Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass sie ihren Ehemann intensiv bemuttert, er führt ein regelrechtes Luxusleben an der Front.
Befremdlich finde ich, dass sie nicht bereit ist, Schwächen einzugestehen, auch gesundheitliche, aus Angst, dass Winston sie dann nicht mehr als Beraterin akzeptiert. Ist das wirklich Vertrauen? Sie setzt ihre eigene Lebensentfaltung zurück und setzt ihre ganze Energie ein, um Winston zu lenken und zu unterstützen. In meinen Augen ist sie machthungrig und hält sich für unverzichtbar, was die Karriere ihres Mannes angeht (..."ohne mich wäre mein Mann nicht zu dem Winston geworden, der maßgeblich dazu beitrug, dieser kaputten Welt den Frieden zu bringen"). Man hat das Gefühl, dass sie alles überwacht und nach ihren Wünschen beeinflusst. Dies lässt natürlich ein schwaches Ego bei Mr Churchill aufblitzen, der sich manipulieren lässt und ohne die Unterstützung seiner Clemmie nicht viel erreicht. Natürlich weiß man nicht, wie groß der Anteil an Fiktion in diesem Roman ist und ob die Realität nicht anders aussah.
Der Schreibstil ist ansprechend und reich an Details. Ich hatte eine gute Lesezeit und habe viel über Clementines Rolle nachgedacht. Schade, dass die Paarbeziehung nicht bis zu Winstons Tod beschrieben wird. Auf jeden Fall habe ich mein historisches Wissen erweitert, was zwar mit ein paar langatmigen Kriegsbeschreibungen verbunden war, mich aber nicht weiter gestört hat. Ich halte das Buch für sehr lesenswert!

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Veröffentlicht am 11.05.2021

Emma und Carl - weltoffen und sympathisch

Die Senfblütensaga - Zeit für Träume
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Anfang des 20. Jahrhunderts: Emma ist eine junge Frau, die mit ihren Eltern in Metz wohnt. Sie träumt von einem Studium, muss jedoch die Erfahrung machen, dass Frauen an Universitäten nicht erwünscht sind. ...

Anfang des 20. Jahrhunderts: Emma ist eine junge Frau, die mit ihren Eltern in Metz wohnt. Sie träumt von einem Studium, muss jedoch die Erfahrung machen, dass Frauen an Universitäten nicht erwünscht sind. Sogar ihre Eltern unterstützen sie nicht, denn sie soll schnellstens heiraten und damit die Altersvorsorge für ihre Eltern sichern. Durch Zufall lernt sie eines Tages Carl kennen, Sohn eines Fuhrunternehmers, und dieser junge Mann hat große Pläne, er möchte eine Senffabrik eröffnen. Jedoch auch ihm werden große Steine in den Weg gelegt.....
Dieser historische Roman gefällt mir ausgesprochen gut, denn er ist einerseits eine Liebesgeschichte, was mich an sich normalerweise nicht sonderlich reizt, sondern dazu auch noch spannend geschrieben. Während der Lektüre dieses Buches habe ich alles um mich herum vergessen und weilte in Gedanken nur noch in Metz bei Carl und Emma. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und konnte nur schwerlich eine Pause einlegen.
'Studieren macht hässlich' sagt Emmas Mutter, aber ihre Tochter ist eine Kämpferin und lässt sich dadurch nicht einschüchtern. Sie kämpft sanft, aber permanent für ihre Rechte als Frau, was mir sehr gut gefällt. Sie ist mir richtig sympathisch, genau wie Carl, der das Familienunternehmen übernehmen soll, was ihm nicht zusagt. So kämpfen beide für ihre Eigenständigkeit und passen dadurch sehr gut zusammen.
Der Schreibstil ist leicht und gut verständlich, und auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn Emma z.B. beschreibt, wie sie kleidungsmäßig von ihrer Mutter ausgestattet wird: '...wie ein bepflanzter Blumenkasten'.
Der historische Hintergrund zeigt die weit verbreitete Armut und die Diskriminierung der Juden, die zu dieser Zeit bereits ihren Anfang nimmt. Außerdem ist die Stellung der Frau um 1900 katastrophal, die jungen Damen müssen sich ihren Eltern in der Regel beugen, ohne Berücksichtigung der persönlichen Wünsche. Entsetzt war ich darüber, dass eine 19jährige junge Frau von ihrem Vater gezüchtigt wird.
Ich war traurig, als ich das Buch mit seinen ca. 500 Seiten beendet hatte, denn Emma und Carl sind mir richtig ans Herz gewachsen, aber ich freue mich bereits auf den nächsten Band, den ich unbedingt lesen muss. Auf jeden Fall kann ich das Buch wärmstens empfehlen und gebe ohne Zögern 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.05.2021

Cosy Crime und mehr

Die Katze und die Leiche in der Scheune
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Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht Clarice Beech, eine sehr tierliebe Frau, die ihr Geld mit Töpfern verdient und deren Ehemann von ihr getrennt lebt, da er der Meinung ist, dass sie für die Tiere ...

Im Mittelpunkt des Kriminalromans steht Clarice Beech, eine sehr tierliebe Frau, die ihr Geld mit Töpfern verdient und deren Ehemann von ihr getrennt lebt, da er der Meinung ist, dass sie für die Tiere mehr Zeit aufbringt, als für ihn. Eines Tages bekommt sie einen Hinweis, dass Walter, ein Kater, den sie an eine Freundin vermittelt hat und der seit längerer Zeit verschwunden ist, in einer Scheune gesehen wurde. Sie lässt alles stehen und liegen, fährt dorthin, findet Walter, aber zu ihrem großen Entsetzen entdeckt sie auch eine Leiche. Schnell ist die Identität geklärt, aber genauso schnell stellt sich heraus, dass die Frau unter falschem Namen in dem idyllischen englischen Dorf lebte.
Der Krimi fängt gemächlich an - typisch Cosy Crime, war mein erster Gedanke - nahm aber dann Fahrt auf und wurde so spannend, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte. Zwar keine blutrünstigen Szenen oder Actioneinlagen, aber das muss ja auch nicht sein. Der Plot ist schön verzwickt und gibt dem Leser die Möglichkeit mitzurätseln, was nicht so einfach ist, da es jede Menge Verdächtige gibt. Alles ist nachvollziehbar und nicht an den Haaren herbeigezogen. Es wird auch bis zum Ende alles geklärt, es bleiben keine wesentlichen Fragen offen.
Der Schreibstil ist flüssig lesbar und dadurch gut verständlich. Was mir aber ganz besonders gut gefallen hat, ist die bildhafte Sprache, die bis ins Detail beschreibt und originelle Vergleiche hervorbringt. Das fängt direkt am Anfang schon an, als einer der Hunde 'wie Limonade aus einer frisch geschüttelten Flasche' in Erscheinung tritt. Köstlich! Oftmals muss man beim Lesen schmunzeln.
Die Protagonisten sind gut beschrieben, ihre Charaktere und auch ihr Äußeres, und fast alle erscheinen sympathisch. Allerdings erschlägt einen zunächst die Menge der Namen, so dass ich mir erstmal eine Liste erstellen musste. Denn zu den vielen Personennamen kommen noch viele Tiernamen dazu.
Das Buch hat mir eine schöne Lesezeit beschert, und ich hoffe auf weitere Bände mit Clarice Beech, allein schon weil sie ein großes Herz für Tiere hat. Das Buch erhält von mir die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 01.05.2021

Sein oder Schein?

So wie du mich kennst
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Was ist wichtiger im Leben? Den Schein aufrecht zu bewahren oder sein wahres Ich zeigen...Darum geht es letztendlich in diesem Roman über zwei fast gleichaltrige Schwestern, die ihre Kindheit und Jugend ...

Was ist wichtiger im Leben? Den Schein aufrecht zu bewahren oder sein wahres Ich zeigen...Darum geht es letztendlich in diesem Roman über zwei fast gleichaltrige Schwestern, die ihre Kindheit und Jugend miteinander genossen und immer gute Freunde waren, sich alles erzählten und sich gegenseitig stützten. Danach trennen sich ihre Wege, Karla wird Journalistin im heimischen Umfeld, während es Marie in die weite Welt hinaus zieht, zunächst nach Boston, dann nach New York. Trotzdem bleiben die Beiden in ständigem Kontakt und besuchen sich gegenseitig.
Dann kommt es zur Katastrophe, Marie stirbt in NY in einem Verkehrsunfall, und Karla fliegt los, um die Urne mit der Asche ihrer Schwester nach Hause zu holen. Anschließend nimmt Karla Urlaub, um die Wohnungsauflösung vor Ort zu managen, sie bleibt einige Wochen in NY, denn sie möchte ihrer Schwester spirituell nahe sein und ihre Gefühle nachempfinden. Sie glaubt, dass sie dies ihrer Schwester schuldig ist, weil sie ja immer ein Herz und eine Seele waren.
Im Laufe des Aufräumens stellt Karla jedoch fest, dass es auch Seiten im Leben ihrer Schwester gab, von denen sie nicht die geringste Ahnung hatte und die nun vor ihr liegen, teilweise offen, teilweise aber auch geheimnisvoll.
'Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig', dieser Satz fordert das aufrichtige Miteinander im Sinne wahrer Freundschaft, in der es nicht um Schein geht, sondern um das, was authentisch ist und was uns die Persönlichkeit des anderen besser erkennen lässt, ohne Verstellung!
Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive erzählt, einmal aus Sicht von Karla, dann wiederum aus Sicht von Marie vor ihrem Unfall. Das bewirkt ein Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Betrachtungsweisen.
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, die Autorin schafft es hervorragend, die jeweilige Stimmung bzw. Atmosphäre einzufangen, so dass man mittrauert, mitfiebert, mittendrin ist. Es werden viele Gefühle thematisiert: in erster Linie Trauer, aber auch Wut, Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit. So konnte ich das Buch teilweise kaum aus der Hand legen. Es ist kein Buch, das man zur leichten Unterhaltung oder am Strand lesen sollte, da man sich auch viele Gedanken macht und teilweise auf die eigene Lebenssituation bezieht. Bin ich wirklich immer aufrichtig, oder ist es mir bisweilen wichtiger, einen gewünschten Eindruck zu hinterlassen?
Ein Buch mit sehr viel Tiefgang, das von mir die volle Sternchenzahl bekommt.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Voller Emotionen - nicht nur positiv

Drei Kameradinnen
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Inhaltlich geht es in diesem Buch um drei Freundinnen (Kasih, Hani und Saya), die sich schon lange kennen und deren große Gemeinsamkeit ihr Migrationshintergrund ist. Sie leben in Deutschland, ihr Heimatland ...

Inhaltlich geht es in diesem Buch um drei Freundinnen (Kasih, Hani und Saya), die sich schon lange kennen und deren große Gemeinsamkeit ihr Migrationshintergrund ist. Sie leben in Deutschland, ihr Heimatland wird nicht verraten (warum eigentlich?). Die drei Frauen scheinen in die Gesellschaft integriert, haben weiterführende Schulen besucht, Abitur gemacht bzw. studiert, haben deutsche Freunde, aber dennoch fühlen sie sich ausgegrenzt. In dieses Gefühl steigern sie sich hinein, so intensiv, dass man sich als 'weißer' Leser irgendwie angefeindet fühlt. Das habe ich jedenfalls so empfunden.
Der Schreibstil ist interessant und lebhaft, bisweilen spricht die Autorin den Leser auch direkt an, was ich reizvoll finde, aber andererseits provoziert die Autorin in ihren direkten Ansprachen. Die Sprache ist sehr ausdrucksvoll, was mir gut gefällt, sie gibt die jeweiligen Stimmungen und Gefühlslagen sehr gut wieder. Auf der anderen Seite finden sich auch langatmige Tiraden, z.B. von Saya, wenn sie über ihre antifaschistische Haltung doziert. Oder auch die Beschreibung eines Yoga Kurses, den sich die Autorin aus dem Fenster heraus mit ihrem Freund ansieht. Da fragt man sich wirklich, ob das junge Paar nichts Besseres zu tun hat als die allwöchentliche Yoga-Schau.
Einen Sympathieträger entdecke ich nicht unter den drei Hauptprotagonisten, am ehesten noch Hani, die in meinen Augen von den anderen beiden oft nicht ernst genommen oder auch ausgenutzt wird.
Es ist ergreifend zu lesen, wie vielfältig die Diskriminierungen sind, die die drei Frauen erlebt haben, andererseits habe ich auch nicht das Gefühl, dass sie bereit sind, gegen ihre versteinerten Meinungen anzukämpfen. Es gibt nämlich durchaus Figuren in diesem Buch, mit denen ein ausgeglichenes Verhältnis möglich wäre, aber diese Chancen scheinen einfach zu verfliegen.
Das Prolog-Thema 'Jahrhundertbrand', der zur Verhaftung von Saya führte, kommt leider etwas kurz und bleibt ungeklärt, was ich enttäuschend finde, wie auch das gesamte Buch für mich eher enttäuschend war.

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