Ergreifende Gefühlswelt rund um den Tod
Sterben im SommerIn diesem Buch setzt sich die Autorin mit dem Tod des geliebten Vaters auseinander. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter war sehr intensiv und prägend. Die Tochter bewundert ihren Vater und sieht ...
In diesem Buch setzt sich die Autorin mit dem Tod des geliebten Vaters auseinander. Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter war sehr intensiv und prägend. Die Tochter bewundert ihren Vater und sieht ihn als Vorbild an. Auch nach der Gründung der eigenen Familie bleibt die Tochter dem Vater sehr verbunden.
Die Familie ist in Ungarn verwurzelt, von wo die Eltern nach dem Aufstand nach Deutschland geflohen sind. Aber es ist zur Tradition geworden, dass alle im Sommer in die alte Heimat fahren und dort ein paar unbeschwerte Wochen genießen, Verwandte treffen und in Erinnerungen abtauchen. In diesem Sommer ist jedoch alles anders, denn der Vater erkrankt erneut an Krebs, nachdem man diesen für besiegt gehalten hatte, und muss mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Und damit beginnt die Leidenszeit und die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod.
Die heftigen Gefühle, aber auch Gefühlsschwankungen, sind alle nachvollziehbar und von der Autorin wortgewaltig geschildert. Wenn man selbst bereits geliebte Menschen verloren hat, fühlt man sich immer wieder erinnert an die derzeitige eigene Gefühlswelt. Das hat bei mir bewirkt, dass ich das Hörbuch nur in kleinen Abschnitten gehört habe, denn oft waren die Gedanken sehr erdrückend. Aber durchaus real!
Auch die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit und die Unternehmungen mit dem Vater nehmen einen großen Raum ein. Gestört hat mich, dass manches wiederholt erzählt wurde und es dadurch bisweilen langatmig wurde.
Es geht nicht nur um die Zeit bis zum Tod, sondern auch um die Zeit danach, das Realisieren, dass der geliebte Mensch wirklich nicht mehr da ist. Sehr intensiv setzt sich die Autorin auch mit der praktischen Bewältigung der Situation auseinander, z.B. die Mitteilungen an die Verwandten oder der Umgang mit dem Beerdigungsinstitut. Was mir hier gefehlt hat, ist der Gedanke daran, dass das eigene alltägliche Leben ja auch weiter geht und man es irgendwie managen muss. Die Kinder werden zwar ab und an erwähnt, aber nur am Rande, der Ehemann überhaupt nicht, genauso wenig wie berufliche Verpflichtungen.
Dies ist ein Buch, das man nicht nebenbei hören kann, sondern es erfordert Stille und Zeit zum Nachdenken. Ein durchaus empfehlenswertes Buch, um sich mit dem Thema 'Tod' auseinanderzusetzen oder den Versuch einer Bewältigung zu starten.