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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2019

Eine einmalige Chance

Der Fund
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Diese bietet sich für Rita Dalek, als sie beim Auspacken von Bananenkisten in dem Supermarkt, in dem sie arbeitet, einen außergewöhnlichen Fund macht: eine große Menge Kokain, das sicherlich bei einem ...

Diese bietet sich für Rita Dalek, als sie beim Auspacken von Bananenkisten in dem Supermarkt, in dem sie arbeitet, einen außergewöhnlichen Fund macht: eine große Menge Kokain, das sicherlich bei einem anderen Adressaten landen sollte. Rita, die schon einige Schicksalsschläge hinter sich hat und ein bescheidenes Leben führt, obwohl sie so fleißig arbeitet, sieht plötzlich darin die Möglichkeit, ihr Leben durchgreifend zu ändern.....sie nimmt den Fund mit nach Hause! Rita ahnt noch nicht, welche Folgen diese Entscheidung nach sich zieht....
Dies war mein erstes Buch von Bernhard Aichner, und ich denke, es wird nicht mein letztes sein. Was mir ganz besonders gefallen hat, ist der Schreibstil. Ganze Kapitel sind reine Dialoge, immer unter Mitwirkung des ermittelnden Kommissars, der verschiedene Zeugen befragt, wodurch sich nach und nach die Geschehnisse nachvollziehen lassen. Wie bei einem Puzzle ergibt sich langsam ein Gesamtbild. Sehr bemerkenswert fand ich auch die Kapitel, in denen die Geschehnisse rückblickend in der Zukunft beschrieben werden (z.B. 'eine Stunde später wird Rita.....'), außergewöhnlich und gelungen. Und dann der ständige Perspektivwechsel zwischen Vergangenheit (was passierte bis zu Ritas Tod?) und Gegenwart (die Ermittlungen in Dialogform). Alles sehr beeindruckend!
Das Buch lebt nicht von blutrünstigen Horrorszenen, obwohl so einiges passiert, was einen hohen Grad von Gewalttätigkeit beinhaltet. Es ist die empathische Schilderung einer Entscheidung und ihrer Folgereaktionen. Und das fesselt einen so sehr, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Die Protagonistin Rita ist trotz ihrer unehrlichen Machenschaften sehr sympathisch. Man freut sich mit ihr, denn man gönnt ihr einen Umschwung in ihrem harten Leben, und man leidet auch mit ihr, denn das Unheil lässt sich nicht aufhalten.
Auch die anderen Protagonisten sind nachvollziehbar in Szene gesetzt, z.B. der reiche Psychopath Bachmair, dessen unberechenbarer Charakter sehr überzeugend geschildert wird.
Alles in allem war das Buch für mich ein Lesevergnügen, und ich spreche eine deutliche Lesempfehlung aus. Ich hätte gern mehr davon!

Veröffentlicht am 13.11.2019

Serienmörder mit perfidem Spieltrieb

Dunkle Botschaft: Thriller
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Eine tote Frau in einer Badewanne lässt anfangs einen Unfall vermuten, da auch ihr Handy im Wasser liegt, das gerade aufgeladen wurde. Bei der Obduktion ergeben sich jedoch eindeutige Hinweise auf Mord, ...

Eine tote Frau in einer Badewanne lässt anfangs einen Unfall vermuten, da auch ihr Handy im Wasser liegt, das gerade aufgeladen wurde. Bei der Obduktion ergeben sich jedoch eindeutige Hinweise auf Mord, und der Täter hat zudem eine Botschaft inklusive Rätsel hinterlassen, das zu lösen ist, bevor ein weiterer Mord geschieht.Aber die Zeit ist zu kurz.....
Das Buch ist ein regelrechter Pageturner, man möchte immer weiter lesen, denn die Spannung setzt bereits im Prolog ein. Dabei bleibt die Spannung bis zur Auflösung am Ende komplett erhalten, da die Ermittlungen stets zu neuen Theorien anregen, aber nie zu viel verraten. Insgesamt fand ich alles bis zum Ende gut durchdacht, logisch konstruiert, und alle Fäden wurden zusammengeführt.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Es macht richtig Spaß zu lesen. Im wesentlichen gibt es zwei Haupthandlungsstränge, der erste dreht sich natürlich um die Ermittlungen, der andere beschreibt die Kindheit und Adoleszenz eines Jungen, der von seinem Großvater aufgezogen und ständig malträtiert wird, eine perfide Mischung aus Liebe und Quälerei, sowohl psychisch als auch physisch.
Soweit ist alles bestens, aber es gefällt mir persönlich nicht, dass die Hauptprotagonistin Julia Schwarz ihre Kompetenzen ständig überschreitet. Sie ist Rechtsmedizinerin, mischt sich aber ständig in die Ermittlungen des Kommissars Florian Kessler ein, der zudem noch ihr momentaner Lebenspartner ist. Sie praktiziert sogar des öfteren Alleingänge, die sie und andere in Gefahr bringen. Ihre eigene Arbeit als Institutsleiterin vernachlässigt sie und lässt diese von anderen erledigen. Das erscheint mir doch sehr realitätsfern. Irgendwie ist sie für mich kein Sympathieträger, obwohl ich alle Bände der Julia Schwarz Reihe gelesen habe, weil sie spannend sind. In der Laura Kern Reihe ist mir die Protagonistin wesentlich sympathischer.
Etwas Kritik auch für das Ende, das sehr plötzlich und ohne genauere Beschreibung erfolgt. Da hätte man sich mehr Details gewünscht. Ganz überflüssig fand ich die Geschichte mit Julias Vater.
Alles in allem kann ich den Thriller jedoch wärmstens empfehlen, er fesselt den Leser bis zum Schluss und bietet spannende und nachhallende Unterhaltung.

Veröffentlicht am 04.11.2019

Beeindruckende Familiensaga

Heimat ist ein Sehnsuchtsort
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Was für ein Buch! Es hinterlässt eindeutig Spuren, die noch lange nachwirken...
Laurenz ist der Sohn eines schlesischen Bauern, der sich zur Musik berufen fühlt und deshalb nicht wie seine Brüder den Hof ...

Was für ein Buch! Es hinterlässt eindeutig Spuren, die noch lange nachwirken...
Laurenz ist der Sohn eines schlesischen Bauern, der sich zur Musik berufen fühlt und deshalb nicht wie seine Brüder den Hof der Eltern erben möchte. Aber das Schicksal hat andere Pläne, denn kurz nachdem er seine große Liebe Annemarie kennengelernt hat, muss er doch nach Petersdorf zurückkehren, um seine Mutter zu unterstützen, die zwei Söhne im Krieg verloren hat und deren Ehemann schwer kriegsgeschädigt heimkehrt. Zusammen mit Annemarie betreibt er nun den Hof und wächst in seine neue Rolle gut hinein. Sein Glück ist vollkommen, als Annemarie ihm zwei Töchter schenkt. In diesem ersten Teil lernen wir das ruhige, relativ harmonische und naturverbundene Leben der Familie Sadler kennen. Aber so bleibt es nicht, denn der 2. Weltkrieg naht und alles gerät durcheinander. Aus der Idylle wird Chaos, aus der Zufriedenheit wird Angst, die Familiengemeinschaft zerbricht mehr und mehr...
Mich hat das Leben der Familie Sadler sehr berührt, ich habe mich mit ihnen gefreut, aber auch mit ihnen gelitten. Das Geschehen war für mich so spannend, dass ich das Buch kaum aus den Händen legen konnte. Ich habe mich wie ein stilles Familienmitglied gefühlt, das das Geschehen auf dem Bauernhof und rund um Petersdorf beobachtet. Der Schreibstil ist einerseits flüssig und angenehm zu lesen, andererseits sehr intensiv in seinen Beschreibungen, so dass man sich sofort in die Geschichte einfühlen kann. Die Spannung hat bis zum Ende des Buches angealten, sogar noch darüber hinaus, denn ich bin jetzt schon voller Erwartung auf den 2. Band. Dies war mein erstes Buch von Hanni Münzer, und es hat mich überzeugt.
Hier wirkt nichts konstruiert, sondern die Handlung kommt völlig authentisch rüber. Ebenso hat mich der historische Hintergrund überzeugt, und ich denke, dass die Autorin hier intensive Recherchearbeit betreiben musste. Sie beschreibt die Auswirkungen des 2.Weltkriegs in allen Facetten und in all ihrer Härte. Besonders bemerkenswert finde ich, dass sie auch den Blick auf die vielen Tieropfer lenkt, die den 2. Weltkrieg kennzeichnen. Dies tritt häufig in den Hintergrund, aber es gab auch hier Millionen Opfer, die grausam missbraucht wurden.
Hauptprotagonistin ist Kathy Sadler, die ältere Tochter des Ehepaares. Sie ist sehr intelligent, einfühlsam, fürsorglich, tierlieb und eine Kämpfernatur, so schnell gibt sie nicht auf. Sie ist ehrlich und geradlinig, man wünscht sich, sie zu kennen. Auch die anderen Charaktere sind lebensnah und authentisch.
Ganz besonders haben mir die 'Zugaben' gefallen: die Personenliste, die vielsagenden Zitate zu Beginn eines jeden Kapitels, der historische Abriss und die Feldpostbriefe im Anhang.
Alles in allem ein Buch, das ich jederzeit empfehlen werde und was ich auch schon getan habe. Sehr lesenswert und volle Sternchenzahl!

Veröffentlicht am 01.11.2019

Tödliches Wochenende und kein Entrinnen

Der zehnte Gast
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Es sollte ein stressfreies und erholsames Wochenende in einem einsamen Hotel in den Catskill Mountains werden, aber stattdessen wird es zu einem Kampf ums Überleben. Hilfe zu holen, ist unmöglich, da durch ...

Es sollte ein stressfreies und erholsames Wochenende in einem einsamen Hotel in den Catskill Mountains werden, aber stattdessen wird es zu einem Kampf ums Überleben. Hilfe zu holen, ist unmöglich, da durch einen eisigen Schneesturm ein Stromausfall entsteht und das Hotel von der Außenwelt regelrecht abgeschnitten ist. Zehn Gäste und das Betreiber-Duo beschließen, das Beste aus der Situation zu machen, was aber misslingt, denn schon bald gibt es den ersten Todesfall....
Der Leser sollte hier keine blutgetränkten Action-Szenen erwarten, hier läuft alles bedächtig ab, aber trotzdem voller atmosphärischer Spannung.
Durch den flüssigen Schreibstil und die detaillierten Beschreibungen findet man sich als Leser schnell mitten im Geschehen bzw. in der Abgeschiedenheit des Hotels wieder und beobachtet am Kaminfeuer unter einer Kuscheldecke die anwesenden Personen. Peu à peu lernt man immer mehr über die individuellen Stärken und Schwächen der einzelnen Gäste und kann miträtseln, wer wohl als Mörder in Frage kommt und warum. Alle Anwesenden haben ihre Probleme mitgebracht, die ganz unterschiedlicher Natur sind, und sie hoffen, durch die Entspannung in diesem Wellnesshotel eine Lösung zu finden oder zumindest erste Schritte dahin zu unternehmen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was viel Abwechslung mit sich bringt. Denn dadurch dass wir immer mehr erfahren, wechselt man ständig zwischen den potentiellen Tätern. Die Autorin lenkt einen sehr geschickt auf eine falsche Spur, von der man dann etwas später merkt, dass sie im Sande verläuft, und man orientiert sich neu. So macht das Miträtseln Spaß.
Was mir nicht gefällt ist, dass einiges sehr konstruiert und wirklichkeitsfern wirkt, weshalb ich in der Bewertung ein Sternchen abziehe. Außerdem erfolgt ganz am Schluss noch ein Clou, der mir persönlich sehr missfällt, mehr möchte ich darüber nicht verraten.
Alles in allem habe ich mich durch dieses Buch gut unterhalten gefühlt, ich konnte es vor Spannung teilweise kaum aus der Hand legen, habe miträseln können und möchte deshalb eine Empfehlung für alle Freunde des Cosy Crime aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.10.2019

30 Jahre her - und nun aktuell

Bis ihr sie findet
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Aurora ist 14, als ihre Schwester sie mitnimmt zu einer Party ihrer Clique, die im Wald und mit einer anschließenden Übernachtung im Freien stattfindet. Alle sind etwas älter als Aurora und haben ihre ...

Aurora ist 14, als ihre Schwester sie mitnimmt zu einer Party ihrer Clique, die im Wald und mit einer anschließenden Übernachtung im Freien stattfindet. Alle sind etwas älter als Aurora und haben ihre festen Vorstellungen, was sie von einer solche Fete erwarten. Aurora fühlt sich schnell im Abseits, weil sie keinen Alkohol trinkt, keine Drogen nimmt und keinen Partner hat. Sie fühlt sich dort nicht wohl und möchte am liebsten nach Hause. Als die anderen am nächsten Morgen erwachen, ist Aurora verschwunden, und eine groß angelegte Suchaktion bleibt erfolglos.
Nach 30 Jahren wird dort eine Leiche durch Zufall entdeckt, und DCI Jonah Sheens weiß sofort, dass es sich um Aurora handelt, was sich dann auch bestätigt. Sofort wird der Cold Case wieder aufgerollt, und Sheens sieht sich vielen Fragen gegenüber.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass die Spannung, die bereits im Prolog einsetzt durch den Fund eines Fingerknochens, bis zum Schluss aufrecht erhalten wird, man ist gefesselt vom Geschehen und süchtig nach weiteren Details jener Nacht, die durch die intensiven Ermittlungen sukzessiv ein Gesamtbild ergeben. Man kann wunderbar miträtseln, wer als Täter in Frage kommt, landet aber immer wieder auf einer falschen Spur und muss wieder umdenken.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht. Erzählt wird auf zwei Ebenen, vor 30 Jahren und aktuell. Beide Ebenen sind interessant, in der aktuellen laufen die Ermittlungen ab, und in der anderen werden die Ereignisse damals aus Auroras Sicht präsentiert. Leider gibt es ein paar Szenen, die meiner Meinung nach überflüssig sind, da sie ohne Bedeutung für die Handlung sind.
Durch die andauernden Verhöre setzt bald eine interessante Gruppendynamik ein, wobei keiner wirklich Rücksicht auf andere nimmt, jeder möchte sich reinwaschen von Schuldzuweisungen. Wie im richtigen Leben!
Keiner ist mir wirklich sympathisch, da gelogen und intrigiert wird. Die Ermittler kommen unscheinbar rüber, haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen und sind ebenfalls keine Sympathieträger.
In der Mitte des Buches kommt es zu einigen Längen, da die Ermittlungen auf der Stelle treten und bisweilen schon Bekanntes wiederholt wird. Aber ansonsten hat mir das Buch gut gefallen und ich möchte es allen empfehlen, die gern miträtseln, Cozy Crime mögen und nicht auf blutgetränkte Action aus sind.