Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2022

Etwas zu viel Angela

Mutterherz
0

Dies ist der 13. Band der Rizzoli & Isles Reihe und bietet wie gewohnt spannende Unterhaltung.
Im Prinzip geht es hier um zwei verschiedene Ermittlungsebenen, wobei die Suche nach dem Mörder der Krankenschwester ...

Dies ist der 13. Band der Rizzoli & Isles Reihe und bietet wie gewohnt spannende Unterhaltung.
Im Prinzip geht es hier um zwei verschiedene Ermittlungsebenen, wobei die Suche nach dem Mörder der Krankenschwester Sofia Suarez im Mittelpunkt steht. Sofia war allseits beliebt und hilfsbereit, ein Raubmord ist auszuschließen, wo also liegen die Motive? Rizzoli tappt lange Zeit im Dunklen, wobei sie regelmäßig von ihrer Mutter Angela gestört wird, die sich in ihrer Nachbarschaft als Hobby-Detektivin betätigt. Denn im Haus schräg gegenüber ist ein Ehepaar eingezogen, das sich entgegen der Norm verhält, und Angela Rizzoli ist sicher, dass hier Gefahr im Verzug ist.
Diese Passagen mit Angela nehmen leider sehr viel Platz ein und lassen das Hauptgeschehen bisweilen in den Hintergrund treten. Diese Szenen sind zwar amüsant, gehen in meinen Augen aber mehr in Richtung Klamauk, was mich in einem Thriller stört. Die Situationskomik ließ mich zwar öfters schmunzeln, aber irgendwie fühlte ich mich im falschen Programm.
Der Hauptfall dagegen war spannend, hatte knifflige Ermittlungen zu bieten und einen verzwickten Plot, logisch gut durchdacht. Alles wurde am Ende zu meiner Zufriedenheit zusammengeführt und erklärt. Auf dem Weg dorthin gab es spannende Cliffhanger, überraschende Wendungen und Sackgassen. Alles nach meinem Geschmack, denn man konnte gut miträtseln. Der Nebenfall dagegen war weniger realistisch und gleichzeitig vorausschaubar. Schade!
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und lässt den Leser in die Welt der Handlung abtauchen, da alle wichtigen Details Erwähnung finden. Der Spannungsaufbau setzt direkt am Anfang ein, als eine Studentin auf ihrem Heimweg verfolgt wird. Auch das Privatleben der Hauptprotagonisten wird beschrieben, genau im richtigen Maß, ohne in einen Liebesroman auszuarten.
Alles in allem hatte ich eine gute und spannende Lesezeit, etwas gemindert durch die ausgedehnten Angela-Szenen. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2022

Ungereimtheiten

Die karierten Mädchen
0

Nach einer Leseprobe hatte ich mich auf das Buch sehr gefreut, denn ich habe bereits andere Bücher der Autorin gelesen, die mir sehr gefallen haben, insbesondere 'Kampfsterne' und 'Die Weihnachtsgeschwister', ...

Nach einer Leseprobe hatte ich mich auf das Buch sehr gefreut, denn ich habe bereits andere Bücher der Autorin gelesen, die mir sehr gefallen haben, insbesondere 'Kampfsterne' und 'Die Weihnachtsgeschwister', in denen die Autorin sehr realistisch das menschliche Miteinander, Freundschaften, soziale Abgründe und Disharmonien beschreibt. Meine Erwartungshaltung ging in diese Richtung, aber da wurde ich leider enttäuscht.
Klara, 91 Jahre alt, beginnt Kassetten zu besprechen, um ihre Vergangenheit noch einmal lebendig werden zu lassen, denn als Leiterin eines Kinderheims kommt sie als junge Frau in den 30er Jahren nicht umhin, mit den Nationalsozialisten zu kooperieren, denn die wirtschaftliche Situation ist alles andere als gut. In diesem Heim wird eines Tages das jüdische Mädchen Tolla abgegeben, zu dem sich Klara sehr hingezogen fühlt, da es allein vom Erscheinungsbild her ihre Tochter sein könnte. Außerdem hat sie Mitleid mit dem Kind und möchte es vor dem Waisenhaus bewahren. Als die Situation immer schwieriger wird, gibt sie Trolla als ihr eigenes Kind aus und verbrennt seinen Geburtsschein. Nahezu zeitgleich plant sie mit den Nationalsozialisten die Umstrukturierung des Kinderheims zu einer Ausbildungsstätte für junge Frauen in der politisch gewünschten Ausrichtung.....
Sehr gefallen hat mir der Schreibstil der Autorin, der keine Langeweile aufkommen lässt, auch in den Passagen, in denen nicht wirklich viel passiert. Das Buch ist abwechslungsreich geschrieben, in ständigem Perspektivwechsel zwischen der jungen Lehrerin Klara und der alten Klara, die ihre Memoiren auf Band spricht.
Von Beginn an wird die junge Klara als nahezu perfekt geschildert. Sie ist eine vortreffliche Lehrerin, versorgt ihren Bruder postalisch mit vorgefertigten Hausaufgaben, unterstützt ihre Eltern finanziell, ist literarisch gebildet, bei allen beliebt usw. Auch möchte sie ihre Schülerinnen zu selbstständigen jungen Frauen erziehen, die sich beruflich bilden und sich nicht von einem Mann abhängig machen. Das hört sich gut an, und auf den ersten Blick scheint Klara auch diesem Ideal entsprechend zu leben. Leider passt dazu aber überhaupt nicht ihr absolutes Desinteresse an der Politik, was dann auch dazu führt, dass sie die Gefahren der Nazi-Diktatur nicht erkennt bzw. nicht erkennen will. Sie sieht nur die finanziellen Vorteile und man fragt sich, ob sie wirklich so blind ist, die Realität nicht zu erkennen. Das bildet einen großen Widerspruch zu ihrer sonstigen Haltung und erscheint mir nicht nachvollziehbar. Der zunächst vielseitige Charakter der Klara verwandelt sich damit zu einer immensen Oberflächlichkeit. Schade....!
Ich hatte damit gerechnet, dass die alte Klara auf diesen Widerspruch eingeht, aber auch hier war nur Stillschweigen.
Auch andere Unstimmigkeiten werden für mich nicht gelöst. Ist es wirklich möglich, dass die alte Heimleiterin das neue Baby im Heim nicht bemerkt oder ihr diese Nachricht zugetragen wird? Selbst wenn sie krank ist, erscheint mir dies unwahrscheinlich. Und wird Tolla nicht im Amt als Waisenkind geführt? Da muss es doch noch irgendwelche Dokumente geben....
Ich hoffe, dass die folgenden zwei Bände dieser Trilogie etwas mehr Tiefgang bieten und Ungereimtheiten ausgeklammert werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.08.2022

Wer ist der unheimliche Highway-Mörder?

Tief in den Wäldern
0

Diese Frage hat mich während der Lektüre unentwegt beschäftigt, verschiedene Theorien in meinem kriminalistischen Denken heranreifen lassen und schließlich wurde ich doch sehr überrascht. Das hat mir gut ...

Diese Frage hat mich während der Lektüre unentwegt beschäftigt, verschiedene Theorien in meinem kriminalistischen Denken heranreifen lassen und schließlich wurde ich doch sehr überrascht. Das hat mir gut gefallen, denn die Spannung blieb so bis zum Ende erhalten, ja sie wurde gerade im letzten Viertel des Buches enorm angeheizt.
Inhaltlich geht es um Hailey, die mit 17 Jahren ihren Vater durch einen Unfall verliert und deshalb bei ihrer Tante und deren Familie in Cold Creek lebt. Ihr Leben ändert sich enorm, denn vorher hatte sie viele Freiheiten und lebte sehr naturverbunden. In ihrer neuen Familie jedoch hat der Polizist Vaughn, der Ehemann von Haileys Tante, eine sehr dominante Rolle. Er kontrolliert die Siebzehnjährige ständig und schränkt ihre Freiheiten stark ein. So darf sie sich mit ihren besten Freunden nicht mehr treffen und keinen Ferienjob annehmen. Als Grund nennt Vaughn die Bedrohung durch den unheimlichen Mörder, der seit Jahren immer wieder junge Frauen in der Gegend überfällt und verschwinden lässt. Hailey empfindet diese Begründung nur als Vorwand, und nachdem sie eine schreckliche Entdeckung gemacht hat, flieht sie aus dem Haus ihrer Tante und verschwindet in den Wäldern, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Fast jeder glaubt, dass sie ein weiteres Opfer des Cold-Creek-Mörders wurde.
Leider hat das Buch auch einige langatmige Passagen, in denen jede Kleinigkeit beschrieben wird, die für den Fortgang der Geschichte nicht von Bedeutung ist. Nebensächlichkeiten werden im Detail beschrieben, obwohl sie einfach unwichtig sind. Diese Stellen beeinträchtigen das Lesevergnügen enorm, denn sie verlangsamen den Lesefluss.
Auch hat mich gestört, dass die beiden Hauptprotagonistinnen anscheinend Wundermenschen sind, denen physische und psychische Verletzungen nichts anhaben können. Trotz schwerer Beeinträchtigungen zieht es beide immer wieder hinaus in die Wälder, um ihre 'Missionen' zu erfüllen.
Etwas zu kurz gekommen, sind am Ende auch die Erklärungen, die den Täterprofilen zugrunde liegen. Da hätte ich gern mehr über Ursachen und Zusammenhänge erfahren.
Alles in allem möchte ich eine eingeschränkte Lese-Empfehlung aussprechen, Spannung ist zwar vorhanden, aber mit Abstrichen. Jedoch kann man gut miträtseln und erlebt so manche Überraschung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2022

Leben unter dem Einfluss von Monet

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen (Ikonen ihrer Zeit 6)
0

Blanche Hoschedé lernt als Elfjährige in ihrem angesehenen Pariser Elternhaus Claude Monet kennen und verfällt augenblicklich seinem Malstil. Ihr größtes Bestreben ist seitdem, Malerin zu werden. Monet ...

Blanche Hoschedé lernt als Elfjährige in ihrem angesehenen Pariser Elternhaus Claude Monet kennen und verfällt augenblicklich seinem Malstil. Ihr größtes Bestreben ist seitdem, Malerin zu werden. Monet erkennt ihr Talent, fördert dies aber nur indirekt.
Kurz nach dem Kennenlernen setzen für die Familie Hoschedé turbulente Zeiten ein, denn Blanches Vater ist bankrott. Für Claude Monet ist es selbstverständlich, dass er die Familie, die Paris verlassen muss, bei sich aufnimmt, obwohl er selbst unter sehr ärmlichen Bedingungen lebt. Die folgenden Jahre werden bestimmt von großen finanziellen Nöten und familiären Schicksalsschlägen. Für mich außerdem eine sehr interessante Wiederspiegelung der damaligen Zeit. Nebenbei wird auch deutlich, wie schwer es für die Impressionisten war, ihren Kunststil populär zu machen.
Hatte ich zunächst gedacht, Blanche sei eine starke Frau, die sich der männlichen Dominanz der damaligen Zeit entgegenstellt, so musste ich meine Meinung korrigieren. Ich empfinde sie als sehr fürsorglich und sozial, sie setzt sich für das Lebensglück anderer ein und handelt oft selbstlos, aber letztendlich ordnet sie sich unter, um nicht zu verlieren. Besonders ihrer Mutter und Monet gegenüber gibt sie sich unterwürfig und verzichtet auf ihr persönliches Glück. Das hat mich enttäuscht.
Sehr imponiert hat mir dagegen Camille Monet, die trotz ihrer schlimmen Krankheit eine enorme Stärke ausstrahlt und selbst auf dem Sterbebett noch Hoffnung und Trost vermittelt. Claude Monet hingegen ist für mich ein kleiner Tyrann, der dominant und rücksichtslos Entscheidungen für die Familie trifft. Alles muss sich um ihn und seine Zufriedenheit drehen.
Das Buch ist interessant und zum Teil auch spannend zu lesen, wobei mich gelegentliche Zeitsprünge etwas irritiert haben. Der klare und unkomplizierte Schreibstil lässt den Leser in der Zeit des späten 19. Jahrhunderts versinken, wo sich eine ganz andere Welt auftut. Auch die Ohnmacht der Frauen dieser Zeit wird deutlich, Gefühle hatten der Zweckdienlichkeit zu weichen.
Ich kann das Buch jedem Leser empfehlen, der bereit ist, sich auf bemerkenswerte Personen und ihren Lebenslauf einzulassen, auch wenn dieser unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen abläuft.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.07.2022

Ganz besonders hyggelig

Tod im Trödelladen
0

Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen ...

Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen hält.
Da ich also von diesem Hygge-Krimi ähnliches erwartete, wollte ich ihn unbedingt lesen. Der dänische Begriff Hygge beinhaltet für mich umfassende Gemütlichkeit, und so geht es auch in diesem Krimi zu. Was ich am meisten vermisst habe, war ein wenig Spannung. Natürlich kann man im Cosy Crime keine nervenaufreibenden Szenen erwarten, aber etwas mehr Nervenkitzel hatte ich schon erwartet. So empfand ich das Buch als recht langatmig und denke mir, dass man aus der guten Idee mehr hätte machen können.
Inhaltlich geht es um Anne-Maj, die als Ruheständlerin im örtlichen Sozialladen ehrenamtlich arbeitet und ihre Aufgabe dort sehr ernst nimmt. Ihr Lieblingshobby ist das Kochen bzw. das Backen, was dann auch in diesem Buch ausführlich beschrieben wird. Kurz hintereinander werden drei ehrenamtliche Ladenmitarbeiter tot aufgefunden, was Anne-Maj merkwürdig vorkommt. Da sie von der örtlichen Polizei eher belächelt wird, überlegt sie sich eigene Strategien, um mehr Licht in die Vorkommnisse zu bringen. Dabei geht sie sehr clever und trickreich vor. Sie gibt sich uninteressiert und gebraucht so manchen harmlosen Vorwand, um etwas in Erfahrung zu bringen. Das hat mir gut gefallen. Begleitet wird sie meist von ihrem Dackel Mortensen, eine bedeutende Hauptfigur in diesem Buch
Humor ist in Ansätzen vorhanden, dürfte aber ruhig etwas mehr sein für meinen Geschmack. Dafür werden das zwischenmenschliche Verhalten und die Eigenheiten der Protagonisten sehr detailliert und treffend beschrieben, was mir wiederum sehr gefallen hat.
Alles in allem eine interessante Lektüre für zwischendurch, aber ich hatte nie das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere