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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2022

Ganz besonders hyggelig

Tod im Trödelladen
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Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen ...

Dieser Krimi ist der Sparte 'Cosy Crime' zuzuordnen, softe Krimis, die ich zwischendurch gern lese, da sie oft skurrile Typen beschreiben, der Humor nicht zu kurz kommt und die Brutalität sich in Grenzen hält.
Da ich also von diesem Hygge-Krimi ähnliches erwartete, wollte ich ihn unbedingt lesen. Der dänische Begriff Hygge beinhaltet für mich umfassende Gemütlichkeit, und so geht es auch in diesem Krimi zu. Was ich am meisten vermisst habe, war ein wenig Spannung. Natürlich kann man im Cosy Crime keine nervenaufreibenden Szenen erwarten, aber etwas mehr Nervenkitzel hatte ich schon erwartet. So empfand ich das Buch als recht langatmig und denke mir, dass man aus der guten Idee mehr hätte machen können.
Inhaltlich geht es um Anne-Maj, die als Ruheständlerin im örtlichen Sozialladen ehrenamtlich arbeitet und ihre Aufgabe dort sehr ernst nimmt. Ihr Lieblingshobby ist das Kochen bzw. das Backen, was dann auch in diesem Buch ausführlich beschrieben wird. Kurz hintereinander werden drei ehrenamtliche Ladenmitarbeiter tot aufgefunden, was Anne-Maj merkwürdig vorkommt. Da sie von der örtlichen Polizei eher belächelt wird, überlegt sie sich eigene Strategien, um mehr Licht in die Vorkommnisse zu bringen. Dabei geht sie sehr clever und trickreich vor. Sie gibt sich uninteressiert und gebraucht so manchen harmlosen Vorwand, um etwas in Erfahrung zu bringen. Das hat mir gut gefallen. Begleitet wird sie meist von ihrem Dackel Mortensen, eine bedeutende Hauptfigur in diesem Buch
Humor ist in Ansätzen vorhanden, dürfte aber ruhig etwas mehr sein für meinen Geschmack. Dafür werden das zwischenmenschliche Verhalten und die Eigenheiten der Protagonisten sehr detailliert und treffend beschrieben, was mir wiederum sehr gefallen hat.
Alles in allem eine interessante Lektüre für zwischendurch, aber ich hatte nie das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Kunstvoll inszeniert

Der Bewunderer: Thriller
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Dies ist der 7.Fall der Laura-Kern-Reihe und wieder mal ein Pageturner, denn man muss einfach weiterlesen, bedingt durch Cliffhanger oder durch gelegte Spuren, die man unbedingt sofort weiter verfolgen ...

Dies ist der 7.Fall der Laura-Kern-Reihe und wieder mal ein Pageturner, denn man muss einfach weiterlesen, bedingt durch Cliffhanger oder durch gelegte Spuren, die man unbedingt sofort weiter verfolgen möchte. Das Lesen macht Spaß, und ab der Mitte versucht man sich zu bremsen, um mehr davon zu haben
Inhaltlich geht es um den Fund einer Frauenleiche, die auf ungewöhnliche Weise in einer verlassenen Industriehalle drapiert wurde. Der tote Körper wurde integriert in eine große bemalte Leinwand und mit verschiedenen Utensilien ausgestattet. Die Ermittler stehen vor einem großen Rätsel und kommen nicht so recht weiter, als bereits die zweite Tote auf ebensolche Weise gefunden wird. Ein Serienmörder?
Wir folgen dem Thriller auf verschiedenen Erzählebenen, die nach und nach ein Gesamtbild ergeben und offene Fragen klären. Aber bis zur Verknüpfung der Ebenen legt die Autorin viele falsche Fährten, die einen felsenfest denken lassen, dass man die Lösung hat, was aber dann kurz darauf widerlegt wird. Also rätselt der Leser weiter....Der Schreibstil ist wie immer flüssig und abwechslungsreich, angenehm zu lesen.
Mir gefällt sehr, dass man zwar einiges über das Privatleben der Ermittler erfährt, dass aber dieses nicht im Mittelpunkt steht, wie in so manchem anderen Krimi. Denn es geht ja in erster Linie um die Spannung und nicht um Liebesgedöns. Die Ermittler Laura, Max, Simon und Ben sind mir allesamt sympathisch, sie stehen mitten im Leben. Nebenbei wird auch immer mal wieder auf Vergangenes zurückgeschaut, um das Bild der Hauptprotagonisten zu vervollständigen bzw. wieder in Erinnerung zu bringen. Das ist für den Leser informativ und hilft zum Verständnis mancher Gefühlsregung.
Alles in allem hatte ich jede Menge Lesespaß und kann das Buch sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Lügengeflechte

Dunkle Tiefen
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Hauptprotagonistinnen in diesem Psychothriller sind drei Schwestern, die sich seit 20 Jahren aus dem Weg gegangen sind, denn damals kam ihre jüngste Schwester ums Leben, und das Leben war nicht mehr wie ...

Hauptprotagonistinnen in diesem Psychothriller sind drei Schwestern, die sich seit 20 Jahren aus dem Weg gegangen sind, denn damals kam ihre jüngste Schwester ums Leben, und das Leben war nicht mehr wie sonst.
Jeden Sommer verbrachte die Familie früher in einem Cottage an der englischen Steilküste, wo die Schwestern so einiges erlebten, was oftmals in Streitereien endete. Nun haben alle drei eine Weihnachtseinladung erhalten, in das Cottage ihrer Kindheit. Dort hat sich nicht viel verändert, und die Schwestern schwelgen zunächst in Erinnerungen. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als sich herausstellt, dass man nicht weiß, wer nun eigentlich die Einladungen verschickt hat.
Schnell kommen Streit, Misstrauen und Schuldzuweisungen zurück. Als Leser weiß man nicht, welcher Schwester man vertrauen kann und wer sich nur in Intrigen verstrickt. Eine unangenehme Gruppendynamik lässt eine fesselnde Spannung entstehen, da man unbedingt wissen möchte, was damals wirklich passiert ist und wozu das aktuelle Treffen arrangiert wurde. Es fiel schwer, einen Lesestopp einzulegen.
Regelmäßig werden Perspektivwechsel durchgeführt, so dass wir auch in die Zeit vor 20 Jahren Einblick erhalten. Nach und nach setzt sich so ein Puzzle aus Informationen zusammen, die den Leser miträtseln lassen, was damals nun wirklich passierte.
Das alles hat mir sehr gut gefallen. Ohne Action-Szenen wird nur durch Kommunikation und Information ein spannendes Netz aus Schuld und Geheimnissen aufgebaut, das man unbedingt näher beleuchten möchte. Leider wurde nicht alles vollkommen beleuchtet und einiges erschien realitätsfern.
Trotzdem hat das Buch mich fesselnd unterhalten und sich als tiefgründige Lektüre herausgestellt. Ich spreche somit eine klare Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 26.06.2022

Dystopie mit Realitätsbezug

Das U-Boot
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Ein außergewöhnliches Buch, nicht nur vom Inhalt her, denn es überrascht zunächst mit einem schönen Farbschnitt. Das sieht richtig gut aus!
Nun zur Handlung: Die beiden Hauptprotagonisten in diesem Buch ...

Ein außergewöhnliches Buch, nicht nur vom Inhalt her, denn es überrascht zunächst mit einem schönen Farbschnitt. Das sieht richtig gut aus!
Nun zur Handlung: Die beiden Hauptprotagonisten in diesem Buch kennen einander zunächst nicht. Da ist auf der einen Seite die junge Israelin Leah, die als Soldatin ihren Dienst auf einem U-Boot leistet, und auf der anderen Seite der Araber Tarik, der im Gazastreifen lebt und einen geheimen Tunnel für die Hamas baut. Beide Schicksale kreuzen sich, nachdem sich eine immense Katastrophe ereignet, deren Ursprung unbekannt ist, die aber sehr bedrohliche Auswirkungen hat.
Ab ungefähr der Mitte des Buches wird es richtig spannend, da konnte ich das Buch kaum noch weglegen. Man möchte unbedingt wissen, was passiert ist und wie es weitergeht. Ein tosender Lärm unter Wasser, Abbruch des Funkkontakts, herumschwimmende Container - das sind nur ein paar Beispiele, die die Spannungskurve hochschnellen lassen. Die Auflösung des Geschehens ist zwar dystopisch, hat aber für mich durchaus einen ernsten Realitätsbezug, der immer wieder im Hintergrund deutlich wird.
Man merkt, dass der Autor intensive Recherchen betrieben hat, besonders was die Leistungsfähigkeit und die Technik moderner U-Boote angeht. Alles wird lesertauglich gut erklärt, was leider bisweilen langatmig erscheint. Aber auch in anderen Bereichen habe ich Einblicke gewonnen, die mir zuvor fremd waren, z.B. der Alltag einer Marinesoldatin.
Einige existentielle Gedanken des Buches haben mich sehr nachdenklich gestimmt, wenn es zum Beispiel um das Miteinander von Mensch und Tier geht oder um den rücksichtslosen Umgang des Homo Sapiens mit seiner Umwelt. Das hat mich sehr angesprochen.
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die lange Vorgeschichte, bevor endlich die bereits im Klappentext angekündigte Katastrophe passiert. Da wird ausführlich beschrieben, wie Leah ihren Freund kennenlernt oder wie ein Übungsmanöver mit dem U-Boot abläuft, wie Tariks Sohn sich politisch engagiert oder seine Frau ärztlich behandelt wird, während der Leser wartet, dass endlich das Desaster passiert.
Alles in allem ein empfehlenswertes Buch, das mich in weiten Teilen positiv überrascht hat.

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Veröffentlicht am 15.06.2022

Aufgeben oder kämpfen?

Die Landärztin - Der Weg ins Ungewisse
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Dr Thea Graven ist ihrem vollkommenen Glück sehr nah, als ein schwerer Schicksalsschlag sie trifft. Sie steht kurz vor der Heirat mit Georg, als sie sich plötzlich immer schwächer fühlt, was in der Diagnose ...

Dr Thea Graven ist ihrem vollkommenen Glück sehr nah, als ein schwerer Schicksalsschlag sie trifft. Sie steht kurz vor der Heirat mit Georg, als sie sich plötzlich immer schwächer fühlt, was in der Diagnose 'Kinderlähmung' mündet. Thea muss um ihr Leben kämpfen und hat Erfolg, aber es bleiben Lähmungen zurück, die sie psychisch so treffen, dass sie sich aufgibt. Nur dank des selbstlosen Einsatzes ihrer Schwester Katja empfindet sie nach und nach wieder Freude am Leben....
Am Schreibstil der Autorin gibt es nichts auszusetzen, der Roman liest sich flüssig und erfasst alle Details, besonders auf der Gefühlsebene. Spannung ist auch vorhanden, denn man möchte immer weiter lesen, um zu sehen, ob alles wieder besser wird. Manchmal hatte ich sogar ein Tränchen der Rührung im Auge. Was mir nicht so gut gefällt, ist die Voraussehbarkeit vieler Handlungen, wirklich überraschend ist wenig. Es könnte ja auch mal etwas nicht so gut laufen....Besonders am Ende passt alles optimal zusammen, nichts geht schief, sogar Geld ist kein Problem in dieser wirtschaftlich schweren Zeit. Das war mir eindeutig zu viel Gelingen.
Dem Roman liegen intensive Recherchen zu Grunde, so habe ich sehr viel über die Gefährlichkeit der Kinderlähmung erfahren, was mir bisher nicht in seinem ganzen Ausmaß bekannt war. Und auch die Überschreitung der Regeln in Kinderheimen hat meinen Wissensstand erweitert.
Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Reihe um Friederike Matthée derselben Autorin besser gefallen hat, da sie irgendwie realistischer war. Trotzdem war dieses Buch lesenswert und ist etwas fürs Herz.

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