Profilbild von Tamagotchi

Tamagotchi

Lesejury Star
offline

Tamagotchi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tamagotchi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2021

Klischeebeladen

Schwarzes Herz
0

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. ...

Es fällt mir schwer, dieses Buch zu bewerten. Die Leseprobe hatte mich angesprochen, ich erwartete einen realen Erfahrungsbericht in Romanform mit tiefergehenden Analysen und zumindest vagen Lösungsmöglichkeiten. Aber alles bleibt hier an der Oberfläche, eine Aneinanderreihung von diskriminierenden Vorfällen, erlebt von einer farbigen Deutschen (ihr Vater stammt aus Afrika).
Rassismus ist schändlich, Rassismus ist demütigend für die Betroffenen, Rassismus ist verachtenswert, Rassismus hält sich leider schon seit langer Zeit. Alles richtig, und ich hasse Rassismus. Seit vielen Jahren wird er bekämpft, aber er lässt sich nicht ausrotten. Jeder weiß, dass es Rassismus gibt, und da frage ich mich, warum ein Buch erscheinen muss, dass in geballter Form alle weithin bekannten Diskriminierungsstrategien nochmals auf den Tisch bringt. Soll das Buch den Rassismus bekämpfen? Da hat es keine Chancen....
Was mich allein schon stört ist die Sprache, die vielen F- und Sch-Wörter. Das ist für mich in schriftlicher Form in dieser Menge unmöglich! Dann die äußere Form, die sich besonders beim Hörbuch bemerkbar machte. Alles wird in einem Stück gelesen, ohne längere Pausen, so dass man die Zeitsprünge, die zahlreich vorhanden sind, nicht erkennt und sich erst einmal zurechtfinden muss.
Ich war von einer Autobiographie ausgegangen, mittlerweile habe ich aber erfahren, dass nur Teile der Selbsterfahrung der Autorin entsprechen. Da stellt sich die Frage nach der Verteilung. Mir kommt das alles sehr gehäuft vor. Natürlich hat es sicherlich all diese Vorfälle schon gegeben, ich verstehe nur nicht, warum man Reales und Fiktives in so geballter Form für eine Person zusammenmixt.
Irgendwie erinnert mich die Ausweglosigkeit der Protagonistin in diesem Roman an die Bücher der 80er Jahre, als Frauen in fremden Kulturkreisen eingesperrt und misshandelt wurden, kontrolliert wurden und keine Möglichkeit zur Flucht hatten ('Nicht ohne meine Tochter'). Aber die Autorin selbst ist in den 80er Jahren geboren, seitdem hat sich einiges geändert und Hilfseinrichtungen entstanden. Von daher ist nicht zu verstehen, wieso sie sich diesen Demütigungen so lange aussetzt. Es erscheint mir deshalb so unrealistisch, weil die Protagonistin keineswegs schüchtern und zurückhaltend wirkt, sondern eher austeilend und aggressiv, was nicht zu ihrer Opferrolle passt.
Das Buch war leider nicht das, was ich erwartet hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Thema
  • Erzählstil
  • Sprecherin
  • Cover
Veröffentlicht am 07.11.2021

Distanz und Nähe

Die Enkelin
0

Der Buchhändler Kasper ist mit Birgit liiert, die er als Student in Ostberlin kennenlernte und der er zur Flucht in den Westen verhalf. Birgit entwickelt schwere Depressionen und flieht zum Alkohol. Aufopferungsvoll ...

Der Buchhändler Kasper ist mit Birgit liiert, die er als Student in Ostberlin kennenlernte und der er zur Flucht in den Westen verhalf. Birgit entwickelt schwere Depressionen und flieht zum Alkohol. Aufopferungsvoll kümmert sich Kasper um sie, obwohl die Beziehung keine wirkliche Nähe mehr ausstrahlt. Kasper hat sie immer geliebt, während Birgit ihn zumindest gedanklich im Stich ließ und sich bisweilen auch örtlich von ihm distanzierte, z.B. zu ihrem Selbstfindungstrip in Indien, aber auch im eigenen Haus, wo sie ihr eigenes Reich hatte. Kasper musste anklopfen, um mit ihr Kontakt aufzunehmen.
Nach Birgits Tod begreift Kasper, dass seine Frau sich ihm nie wirklich geöffnet hat und viele Geheimnisse mit sich trug. Da war eine tiefe Distanz zwischen ihnen. Birgit wollte sich selbst finden, aber Kasper hatte sie davon ausgeschlossen. Sie hat ihr Leben aufgeschrieben und durch das Lesen dieser Seiten versucht Kasper, ihr nahe zu kommen und sie zu verstehen. Auf diese Weise erfährt er, dass Birgit in der DDR heimlich ein Kind geboren hat und dieses seinem Schicksal überließ. Sie hat erfolglos versucht, dieses Kind zu finden. Kasper begibt sich nun auf die Suche, und man fragt sich warum, zumal dieses Kind nicht sein Kind ist. Ich denke, es ist ein letzter Versuch, Birgit nahe zu kommen. Vielleicht ist es auch seine Einsamkeit, die ihn antreibt.
Tatsächlich findet er Birgits Tochter Svenja und ihre Familie, wird auch hier in völkischem Umfeld sehr auf Distanz gehalten, lernt aber Birgits Enkelin Sigrun kennen, zu der er eine gewisse Nähe aufbaut. Er schafft es sogar, dass Sigrun ihn in den Ferien besuchen darf. Hier allerdings habe ich mich gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass Eltern ihr Kind zu einem nahezu Fremden fahren lassen, nur wegen des Geldes? Kasper überschüttet Sigrun mit positiver Zuwendung und Geschenken und hofft, sie von ihrem rechten Gedankengut ganz allmählich abbringen zu können, seine Zuwendung zu ihr erscheint mir bisweilen wie eine Obsession. Teilweise habe ich das Gefühl, dass sie eine gewisse Macht auf ihn ausübt, der er sich unterwirft.
Ich habe durch diesen Roman interessantes Hintergrundwissen erlangt, z.B. über die Welt der Jugendlichen in der ehemaligen DDR, ihre Verpflichtungen und ihre Grenzen, aber auch die Völkischen waren mir bislang fremd. Die Themen Rassismus und Diskriminierung habe ich in einem anderen Licht kennengelernt.
Zunächst fiel es mir schwer, in den Roman hineinzufinden, aber nach dem Einlesen hat er mich nicht mehr losgelassen und mich gedanklich sehr beschäftigt. Besonders gefallen haben mir die ausgefeilten Persönlichkeitsprofile, in all ihrer Vielfalt an Einstellungen und Reaktionen.
Es ist ein anspruchsvolles Buch, in das man sich einarbeiten muss, um die beschriebene Welt zu begreifen. In meinen Augen ist es hochinteressant und spannend. Ich spreche gern eine Leseempfehlung aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2021

Kurzweilige royale Einblicke

111 royale Momente für die Ewigkeit
0

Als Fan des britischen Königshauses fiel mir das Buch sofort ins Auge, denn das königsblaue Cover wird geschmückt durch ein Bild der Queen in typischer Haltung und ganz oben eine goldene Krone. Und es ...

Als Fan des britischen Königshauses fiel mir das Buch sofort ins Auge, denn das königsblaue Cover wird geschmückt durch ein Bild der Queen in typischer Haltung und ganz oben eine goldene Krone. Und es ist wirklich ein Muss für alle Royal-Fans. Was Michael Begasse hier zusammengestellt hat, ist teilweise bekannt, aber enthielt für mich auch viele Neuigkeiten. So kenne ich z.B. das Bild von Diana in schwarzem freizügigem Kleid, aber ich kannte ihre Beweggründe nicht. Auch die Royals sind mir nicht alle geläufig, aber es macht Spaß, den Horizont zu erweitern.
Natürlich habe ich mir erstmal die Momente des britischen Königshauses herausgepickt, die einen großen Anteil ausmachen (ca. ein Drittel, schätze ich), wie schön! Es ist wunderbar an diesem Buch, dass man sich die Momente beliebig aussuchen und umherspringen kann, es ist keine feste Reihenfolge notwendig. Es findet sich jeweils eine kleine Geschichte auf einer Seite und direkt gegenüber ein passendes Foto.
Die Fotos sind sehr geschickt ausgesucht, es ist nicht irgendein Bild der betreffenden Person, sondern alles ist stimmig, so z.B. das Hochzeitsbild des monegassischen Fürstenpaares. Es spricht Bände. Die Texte sind teilweise mit feiner Ironie gespickt, was mir eine Freude zu lesen ist, wobei mir spontan Prinz Harrys Jugendsünden einfallen.
Zudem ist das Buch inhaltsmäßig sehr vielseitig, denn unter die populären Royals, über die man auch in der Regenbogenpresse einiges lesen kann, sind auch unbekanntere Adelsleute gemischt, z.B. Isabella von Kastilien. Sehr interessant! Und genauso variieren die Anlässe, warum Michael Begasse den jeweiligen 'Moment' für dieses Buch ausgewählt hat.
Alles in allem hat mich das Buch bestens unterhalten und der Autor hat ein großes Lob verdient. Ich hoffe, dass ein weiterer Band folgen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2021

Spannend und ungewöhnlich

Der rote Raum
0

Dies war mein erster Band der Ermittler Nyström/Forss, was aber nichts ausmachte, da in Rückblicken die ersten 8 Bände beleuchtet wurden. Ich denke, dass ich noch einige davon lesen werde, da die Spannung ...

Dies war mein erster Band der Ermittler Nyström/Forss, was aber nichts ausmachte, da in Rückblicken die ersten 8 Bände beleuchtet wurden. Ich denke, dass ich noch einige davon lesen werde, da die Spannung in diesem Fall groß war. Die beiden Ermittlerinnen, die früher im Team arbeiteten, sind mit verschiedenen Fällen beschäftigt, die aber letztendlich doch eine Verbindung aufweisen. Geschickt wird ein Berührungspunkt gelegt.
Nyström bearbeitet den Fall eines einsamen Informatikers, dem sein Herz entnommen und durch einen Stein ersetzt wurde, während Forss einen vermeintlichen Unfall näher untersucht und vor einer unbeantworteten Frage steht, die viele gefährliche Situationen heraufbeschwört. Forss arbeitet mit gefährlichen Alleingängen, was die Handlung aber umso spannender macht. Diese Spannung hält bis zum Schluss an, und als Sahnehäubchen werden noch ungewöhnliche Motive offen gelegt. Das dramatische Ende hat mich begeistert, zudem wurden öfters falsche Fährten gelegt
Leider sind die Vorfälle im letzten Drittel so ominös, dass sie realitätsfern erscheinen, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Die Geschehnisse waren so nervenaufreibend, dass ich alles um mich herum vergessen habe.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht gefiel, war das pubertäre Verhalten zweier Kommissare, denn eine neue Kollegin erweitert Nyströms Team. Sie ist jung und schlau, und die beiden werben um ihre Gunst auf extrem niedrigen Niveau.
Alles in allem hat mich das Buch jedoch gut unterhalten und mich miträtseln lassen. Für die oben erwähnten Kritikpunkte ziehe ich ein Sternchen ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein umfassender Rückblick auf die 1920er

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein großer Rausch
0

Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man ...

Ich habe aus Büchern schon viel über diese politisch hochbrisante Zeit gelernt, aber dieses Buch hat meinen Horizont noch mehr erweitert, ein großes Lob an die Autoren für die präzisen Recherchen! Man erhält sehr tiefgreifende Einblicke in die Probleme dieser Zeit nach dem ersten Weltkrieg anhand einzelner Schicksale und Beobachtungen. Waren die Menschen zunächst noch froh, den Krieg hinter sich zu haben, und konnten wieder Spaß am Leben empfinden, kam es ganz schnell zu desolaten Zuständen, wie Hunger, Geldentwertung, Wohnungsnot usw.
Sehr schön wird dargestellt, in welch misslicher Lage sich viele Frauen befanden, die meist in völliger Abhängigkeit von ihren Männern lebten, so wurde z.B. Celia das Studieren von ihrem Ehemann verboten!!! Eine Abtreibung durfte nur mit Zustimmung des Ehemannes erfolgen!!! Eine Frau, die allein ins Kino oder in eine Kneipe ging, war äußerst ominös...es gibt noch viele Beispiele. Demzufolge sind die weiblichen Hauptprotagonisten als emanzipiert anzusehen, denn sie sind nicht bereit, sich unbegründet unterzuordnen, sondern haben ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein mit der Zielsetzung eines sinnerfüllten Lebens.
Auch die Aufklärung über körperliche Schutzmaßnahmen, wie z.B. Verhütung, war noch in den Anfängen, so dass die Zahl der Abtreibungen hoch war, meist natürlich illegal. Allen Ernstes wurden Kniebeugen gegen eine ungewollte Schwangerschaft empfohlen! Magda als Ärztin befindet sich in ständigem Dilemma: Abtreibungen sind verboten, aber ihr Herz möchte den Frauen helfen.....
So weit, so gut und sehr interessant. Was mir allerdings gefehlt hat, war ein roter Faden durch das Buch, die einzelnen Szenen wurden aneinandergereiht, teilweise sogar ohne deutlichen Zeilenabstand, so dass man dann plötzlich 'umschalten' musste. Außerdem fehlt mir in weiten Bereichen eine gewisse Spannung, die zum Lesen verlockt. Die Handlung plätschert gemütlich vor sich hin. Da ist z.B. der sogenannte frauenattackierende 'Schlitzer', der einen spannenden Einstieg bietet, dann aber nur noch untergeordnet erwähnt wird. Schade! Daraus hätte man mehr machen können.
Trotzdem ist das Buch lesenswert und informativ, ein Sternchen allerdings abgezogen aus oben genannten Gründen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere