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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2019

Johann Ohneland einmal intensiver betrachtet

Teufelskrone
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Wie soll ich meiner Begeisterung für den Roman am Besten Ausdruck verleihen?
Neben „Das Lächeln der Fortuna“ ist „Teufelskrone“ für mich der gelungenste Roman aus der Waringham Saga. Die Autorin hat für ...

Wie soll ich meiner Begeisterung für den Roman am Besten Ausdruck verleihen?
Neben „Das Lächeln der Fortuna“ ist „Teufelskrone“ für mich der gelungenste Roman aus der Waringham Saga. Die Autorin hat für mich sehr tiefgründig recherchiert und mit Fingerspitzengefühl historische Gegebenheiten mit dichterischer Freiheit zu einem gelungenen Roman verbunden.

Und ich kann gar nicht sagen, was mir besser besser gefallen hat – die fiktive Gestalt Yvain of Waringhams oder die Darstellung Johann Ohnelands. das ist wirklich schwierig.
Die Hauptfigur des Romans, Yvain, ist fast den gesamten Roman über die personifizierte Lehnstreue in Menschengestalt. Einmal sich für John entschieden hält Yvain ihm so lange die Treue, bis selbst er nicht mehr vor der Erkenntnis ausweichen kann, dass John ein rechter Tyrann ist. Doch der Weg bis dorthin ist lang und steinig, aber für den Leser fesselnd und informativ.
Und John Plantagenet? Naja, in der allgemein bekannten Literatur und im Film meist als egoistisch, verschwenderisch und ziemlich hinterhältig, kurzum als Fiesling dargestellt kommt in diesem Roman im Ganzen nicht besser weg. Monstrum bleibt Monstrum, indes…

Indes betrachtet die Autorin John viel tiefgründiger und vielschichtiger. Er hat durchaus liebenswerte und menschliche Seiten und ist alles in allem ein Kind seiner Zeit und der geschichtlichen Umstände. Denn aus dem Schatten des bekannteren, aber menschlich betrachtet nicht unbedingt besseren Bruders herauszutreten, ein großes Reich auf der Insel und dem Kontinent zusammenhalten zu wollen und sich den damals gängigen Bündnissen und Gegenbündnissen gegenüber zu sehen haben sicherlich den Charakter Johns geformt. Von daher ist John ein interessanter und ambivalenter Charakter.

Und was für mich persönlich ein sehr rundes Highlight darstellte, ist die Darstellung der englischen Geschichte bis zur Unterzeichnung der Magna Charta und wie Rebecca Gablé die Waringhams in diese Entwicklung eingebunden hat. Wirklich schön.

Also – Buch besorgen und selber lesen. Es lohnt sich, nicht nur für Fans historischer Romane und englischer Geschichte, auch Leser die große Gefühle mögen werden definitiv nicht zu kurz kommen. „Teufelskrone“ ist schon ein wenig episch und verbleibt in meinem Fanregal.

Veröffentlicht am 08.08.2019

Niemand sollte Weihnachten allein verbringen

Der zauberhafte Wunschbuchladen 5. Weihnachten mit Frau Eule
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Endlich Weihnachtsferien! Clara hat richtig gute Laune – Lene kommt zu Besuch, im Wunschbuchladen sind alle in festlicher Weihnachtsstimmung und sogar ewig schlecht gelaunte Menschen wie der Antiquar Herr ...

Endlich Weihnachtsferien! Clara hat richtig gute Laune – Lene kommt zu Besuch, im Wunschbuchladen sind alle in festlicher Weihnachtsstimmung und sogar ewig schlecht gelaunte Menschen wie der Antiquar Herr Schlurz kommen in Stimmung. Und das ist unter anderem ein Verdienst von Frau Eule – Dank ihrer Aktion, einen bis oben hin mit Büchern gefüllten Beutel mit Büchern auf den Weihnachtsmarkt zu stellen, damit sich jeder der mag ein Buch einfach mitnehmen kann. Denn sie weiß, jedes Buch sucht sich den passenden Leser.
Doch bei aller Freude auf das Fest bemerkt Clara, dass Frau Eule versucht ihre Einsamkeit zum Weihnachtsfest zu überspielen, denn außer Gustaf und Herrn König hat sie niemanden, der ihr Gesellschaft leistet. Doch Clara lässt das nicht gelten. Wenn Frau Eule schon nicht an Weihnachten aus dem Laden will, dann kommt die Weihnachtsüberraschung eben zu ihr. Und so überlegt sie sich gemeinsam mit Lene und Leo das wohl schönste Weihnachtsgeschenk.

Ich fand diesen Band noch schöner als den ersten zu lesen. Das liegt vielleicht am Kern des Buches; Weihnachten, Familie und mit den Menschen Zeit verbringen, die einem am Herzen liegen.
Die Geschichte, wie Clara dafür sorgt, dass Frau Eule Weihnachten nicht allein verbringt wird sicherlich jeden verzaubern.
Zudem geht es aber nebenbei natürlich auch noch um Nebenereignisse, die aber gerade in dieser beschaulichen Stimmung gerne einmal aufschlagen. So zum Beispiel muss Lene ihre Eifersucht überwinden, als sie sieht, dass Clara nicht nur Zeit für sie hat.
Besonders schön fand ich einmal mehr den dichtenden Kater Gustaf und vor allem dessen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt.

Sowohl der absolut kindgerechte Schreibstil der Autorin, als auch die wirklich schönen Illustrationen sorgen dafür, dass sich das Buch richtig flüssig lesen lässt. Viel lesende Kinder werden das Buch sicherlich zügig in „einem Rutsch“ lesen; für alle anderen ist die Geschichte in einzelnen Kapiteln gut portioniert.

Ich denke, dass auch diese Geschichte aus dem Wunschbuchladen es wert ist in einem Kinderbücherregal ein zu Hause zu finden.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Der Originaltitel ist aussagekräftiger

Die Frauen von Troja
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Die Geschichte von Atalante hatte mich recht schnell in ihren Bann gezogen.

Emily Hauser hat aus den unterschiedlichsten griechischen und römischen Quellen, in denen die Sage von Atalante erzählt wird ...

Die Geschichte von Atalante hatte mich recht schnell in ihren Bann gezogen.

Emily Hauser hat aus den unterschiedlichsten griechischen und römischen Quellen, in denen die Sage von Atalante erzählt wird eine wunderschöne Geschichte entwickelt, in der Atalante selbst ihre Lebensgeschichte von ihrer Geburt bis zur Thronbesteigung von Pagasä beschreibt.

Dabei begegnet dem Leser eine junge, selbstbewusste Frau, die in der archaisch männlich dominierten Gesellschaft ihren rechtmäßigen Platz als ebenbürtiger Mensch einfordert.
Als Säugling aufgrund einer Weissagung zum Sterben in den Bergen ausgesetzt, beginnt ihr Leben in ein – wie in den meisten griechischen Mythen- Spiel der Götter verwoben zu werden. Hier rettet die Göttin Iris ihr das Leben, indem sie einen Holzfäller die kleine Atalante finden und bei diesem frei aufwachsen lässt. Und so kann die junge Frau am Beginn des Romans sich auch in ansonsten männlichen Domänen behaupten, körperlich geschult, als geschickte Jägerin.
Nachdem sie von ihrer Herkunft erfahren hat, beschließt Atalante ihren Anspruch in der Thronfolge Pagasäs zu erringen und muss sie sich als Mann verkleidet mit auf die Suche nach dem Goldenen Vlies machen, denn als Frau ist das schließlich nicht möglich. Und so nimmt sie an der Fahrt der Argonauten teil.

Die Geschichte, die die Autorin so modern und gleichzeitig über weite Strecken inhaltlich gekonnt traditionell den Fragmenten des Altertums folgend erzählt ist fesselnd und temporeich erzählt.
Mir gefiel vor allem die überraschende Wahl der Autorin, Jason auf der Basis der Beschreibung in Apollonios‘ Argonautika darzustellen; recht kalt und brutal im Vergleich zu den klassischen Darstellungen bei Homer. Aber gerade dadurch eignete er sich zum menschlichen Antagonisten Atalantes. Hervorragende Idee, hat mir sehr gut gefallen.
Zum Buch kann ich also zusammenfassend nur sagen, wirklich tolle Geschichte. Es ist auf jeden Fall ein Buch, dass alle mitnimmt, die sich für die griechische Mythologie begeistern und auch gerne einmal bekannte Dichtungen etwas anders erzählt erleben möchten.

Was mich jedoch wirklich irritierte ist die Namensgebung des Titels. Der Originaltitel lautet im Übrigen For the Winner. Wie man erkennen kann, nichts in Richtung Frauen von Troja und in Bezug auf die Geschichte Atalantes aussagekräftiger, denn auch der Untertitel der deutschen Ausgabe Tochter des Meeres, löst in mir keinen Bezug zur Geschichte Atalantes aus. Die beiden anderen Bände lauten im Original auch anders und lediglich der erste Band gibt im Untertitel einen Bezug zu den Frauen von Troja. Und so frage ich mich, ab es nicht eine aussagekräftigere Titelwahl in Bezug auf die Geschichte hätte geben können?

Veröffentlicht am 01.08.2019

Den Buchladen hätte ich auch gerne

Der zauberhafte Wunschbuchladen 1
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Wenn die beste Freundin wegzieht, man sich allein den Schulzicken im Alltag stellen muss und dann noch neuen Menschen in seinem Leben eine Chance geben soll, ja dann steht für die meisten Kinder die Welt ...

Wenn die beste Freundin wegzieht, man sich allein den Schulzicken im Alltag stellen muss und dann noch neuen Menschen in seinem Leben eine Chance geben soll, ja dann steht für die meisten Kinder die Welt ein wenig auf dem Kopf. Aber wie gut, wenn es einen Rückzugsort gibt, an dem man sich gut aufgehoben fühlt.
Clara ergeht es genau so. Aber zum Glück hat sie eine Familie, die ihre Probleme versteht und natürlich auch den Wunschbuchladen, den Ort an den sie sich zurückziehen kann und an dem sie von Frau Eule, Kater Gustaf und dem sprechenden Spiegel Herrn König Hilfe und schwungvolle Ideen erhält. Und diese geben Clara wieder die Anstöße, die sie benötigt, um die sich verändernde Situation bewältigen zu können.
So kann Clara langsam lernen auch ohne ihre Freundin Lene den Schulalltag zu meistern, dem neuen Banknachbarn Leo in ihrer Klasse offen gegenüber zu sein und auch der neuen Klassenlehrerin Frau Rose, die aus Claras Sicht Schuld an ihrem und Lenes Unglück ist eine Chance zu geben.

Katja Frixe hat das Thema sehr liebe- und schwungvoll aufgegriffen und in eine mit Humor gewürzte Geschichte verpackt, die die kleinen Leser dazu bringen wird nicht nur für Clara, sondern auch für alle anderen an einem so eingreifenden Lebensabschnitt Beteiligten Sympatie und Verständnis zu entwickeln.

Die Beschreibung der „drei etwas anderen Charaktere“, die den Wunschbuchladen managen haben mir besonders gut gefallen. Sie brachten Witz und richtig Schwung in die gesamte Geschichte. Zudem unterstützen die Illustrationen von Florentine Prechtel das Buch.

Der erste Band des zauberhaften Wunschbuchladens nimmt Kinder mit in eine sehr reale und doch ein wenig fantastische Welt und macht Spaß am weiterlesen.

Veröffentlicht am 27.07.2019

„Nur Engländerinnen richten ihr Krönchen, Schottinnen ziehen ihr Schwert.“

Heaven's End – Wen die Geister lieben
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Ich will es kurz und schmerzlos machen – cooles Buch, toller Auftakt einer Trilogie, ich möchte die anderen Bände auch noch lesen.

Warum?
Es ist kein tiefgründiges, episches Highfantasybuch. Dafür, wie ...

Ich will es kurz und schmerzlos machen – cooles Buch, toller Auftakt einer Trilogie, ich möchte die anderen Bände auch noch lesen.

Warum?
Es ist kein tiefgründiges, episches Highfantasybuch. Dafür, wie auch angekündigt ein Jugendfantasyroman, den aber nicht nur Mädchen, sondern auch ruhig einmal Jungen und ältere Semester wie ich es bin einmal lesen sollten – eben All-Age-Literatur von der angenehmen Sorte.

Der Schriftstil der Autorin ist toll. Zum einen sehr geradlinig versteht es Kim Kestner doch wortgewandt mit einem leichten Hang zum Sarkasmus auf typische Klischees einzugehen. So etwa beim Thema Schotten und das berüchtigte Verhältnis dieser zu allem Übernatürlichen (Boggarts – klar gibt es, aber Geister – Humbug) oder die erste Liebe.
Auch die Charaktere des Buches, die erstmals verliebte Jojo, der umschwärmte Zack, der homosexuelle Busenkumpel Benny, ach eigentlich fast alle Hauptcharaktere sind ein wenig überspitzt dargestellt. Aber gerade dieses Konzept passt super und besticht in dem gesamten Buch. Ich muss zugeben, dass ich mich gerade durch diese Art der Darstellung bisweilen an Situationen aus meiner eigenen Jugend zurückerinnert fühlte, und dachte: ‚Tja, so ähnlich besch*** hast Du Dich damals auch angestellt.‘.

Und nun einmal zur Geistergeschichte. Auf Jojo und einigen anderen liegt ein 500 Jahre alter Fluch eines Schwarzmagiers, der sich nun zu Beginnen erfüllt. Doch zum Glück ist Jojo in der Lage Geister, die mit ihr verwandt sind (sowie einige Tiergeister, wie sie selber gerne betont) zu sehen und mit ihnen zu reden. Das hilft ihr ungemein, um hinter die Geschichte ihrer Familie sowie die Vorgänge, die gerade ausgelöst werden zu kommen. Hinderlich dagegen ist ihre Gabe des Geistersehens aber im normalen Leben, denn wer glaubt schon an Geister und wenn Jojo mit der Luft spricht würden sie ja alle für ein wenig verrückt halten.
Wenn man als Leser allein darüber schon einmal nachdenkt, dann ergibt sich daraus schon Stoff für allerlei schräge Situationen. Und davon gibt es mehr als genug, aber immer doch so gut dosiert, dass es nicht zu viel wird oder zu Slapstick verkommt.
Ich mag die Geistergeschichte und alle Geister, die in der Geschichte auftauchen, die lustigen Vertreter sowie die grummeligen.

Das Buch hatte mich bereits gefangen, als mein Lieblingsgeist einen seiner ersten Sätze zum Besten gab:

„Sag dem selbsternannten Picasso da draußen, wir nehmen Schwarz.“