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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2019

Bleibt ein wenig hinter seinem Vorgänger zurück

Rapunzel, mein (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 2)
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Ein junges Mädchen wird tot aufgefunden. Erdrosselt mit seinen eigenen Haaren, beide Hände amputiert. Die Profilerin Rabea Wyler sieht sofort Parallelen zum Verschwinden ihrer Schwester und ruft ihren, ...

Ein junges Mädchen wird tot aufgefunden. Erdrosselt mit seinen eigenen Haaren, beide Hände amputiert. Die Profilerin Rabea Wyler sieht sofort Parallelen zum Verschwinden ihrer Schwester und ruft ihren, vom Dienst suspendierten, Partner Jan Grall zu Hilfe. 

Vom Alphabethmörder begeistert, wollte ich mir auch den zweiten Band um Wyler und Grall nicht entgehen lassen. Er startet in gewohnter Brutalität und schockiert wieder von den ersten Seiten an. Knappe, knackige Kapitel und extrem viele Perspektivenwechsel, die die Spannung hoch halten und uns Leser oft sehr verwirren, sorgen für einen schnellen Lesefluss. Auch der gefällige Schreibstil des Autors lässt keine Langeweile aufkommen. Man ist ganz schnell gefangen und verschlingt das Buch mit angehaltenem Atem. Die zahlreichen Alleingänge der Protagonisten sind zwar manchmal etwas unglaubwürdig, aber was solls. Man wird gut unterhalten und am Ende überrascht. 

Mein Fazit: ein solider Thriller in Hollywoodmanier, der mit viel Action daherkommt. Nicht ganz so gut wie sein Vorgänger, aber durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 24.11.2019

Was ist schon normal

Meine wunderbare Frau
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Millicent und ihr Mann haben ein bizarres Hobby. Nach außen sind sie eine ganz normales Ehepaar mit zwei Kindern, hinter der Fassade aber tun sich tiefe Abgründe auf und man wünscht sich, man hätte diese ...

Millicent und ihr Mann haben ein bizarres Hobby. Nach außen sind sie eine ganz normales Ehepaar mit zwei Kindern, hinter der Fassade aber tun sich tiefe Abgründe auf und man wünscht sich, man hätte diese Familie nie kennen gelernt. 

Samantha Downings Buch "Meine wunderbare Frau" ist der erste Thriller der Autorin und er ist ihr gut gelungen. Sie schreibt subtil und ohne explizite Gewaltbeschreibungen, lässt uns Leser aber trotzdem oft vor Grauen zurückschrecken. Zu unvorstellbar sind die Taten, die von diesem Ehepaar begangen werden. Man ist sich lange nicht sicher, wer von den beiden die schlimmere und grausamere Person ist. Die Autorin führt uns da geschickt an der Nase herum und am Ende wartet noch eine unvorhergesehene Wendung auf die Leser, die mich wirklich verblüfft hat. Die ständigen Perspektivenwechsel und die kurzen Kapitel bauen sehr große Spannung auf und haben dazu geführt, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen mochte.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Solider Krimi

Der zehnte Gast
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Ein einsames Hotel, in dem eine zufällig gemischte Gruppe, von der Außenwelt abgeschnitten wird. Eine junge Frau liegt tot am Ende der Treppe. Ob durch eigene Unachtsamkeit oder durch fremde Hand? Spätestens ...

Ein einsames Hotel, in dem eine zufällig gemischte Gruppe, von der Außenwelt abgeschnitten wird. Eine junge Frau liegt tot am Ende der Treppe. Ob durch eigene Unachtsamkeit oder durch fremde Hand? Spätestens beim zweiten Toten wächst das Misstrauen und die Unsicherheit bei den verbliebenen Gästen.

Romane mit diesem Plot gibt es viele. Da bleibt nicht mehr viel Spielraum für Überraschungen. Shari Lapena schreibt solide und spannend. Die Protagonisten sind vielfältig und haben alle eine mehr oder weniger große Leiche im Keller. Als Leser wird man nicht direkt in das Geschehen eingebunden, sondern bleibt als stiller Beobachter außen vor. Man erfährt immer nur Bruchstücke und kann sich so erst ganz am Ende ein komplettes Bild machen. Dadurch bleibt die Spannung stets auf einem hohen Level und man ist geneigt, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Mir war bis zum Ende nicht klar, wer als Täter in Frage kommt. Verdächtig waren sie fast alle, denn die Autorin hat geschickt falsche Fährten gelegt und uns Leser mehrfach an der Nase herumgeführt. Die analytische Erläuterung am Ende war befriedigend und besonders gut hat mir die kleine, spitze Überraschung gefallen. Gestört hat mich nur, dass es leider schon zu viele Bücher dieser Art gibt und mir der richtige Kick gefehlt hat. Aber für Liebhaber perfekt konstruierter Krimis ist dies genau das richtige Buch

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 25.10.2019

Ein Buch über die Liebe und über die Sehnsucht

Südlichter
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Südlichter" ist in meinen Augen ein richtiges Wohlfühlbuch. 

Es ist ein Buch über Liebe und Sehnsucht, aber auch über Tod und Verlust. Eingebettet in die malerische Landschaft Südfrankreichs. Fast möchte ...

Südlichter" ist in meinen Augen ein richtiges Wohlfühlbuch. 

Es ist ein Buch über Liebe und Sehnsucht, aber auch über Tod und Verlust. Eingebettet in die malerische Landschaft Südfrankreichs. Fast möchte man meinen, man sitzt mit Marie-Jeanne bei Elsa in der Küche und darf voller Vorfreude die köstlich duftenden Speisen erwarten und von draußen weht der Wind einen zarten Hauch von Lavendel herein. 

Es ist aber auch ein Buch über die Liebe zu Büchern. Der Liebe zum geschriebenen Wort. Es ist ein Märchen für die Großen, die gerne noch einmal klein wären. Für alle, die noch an die Liebe glauben. Ein Buch, in dem auch die Bäume zu Wort kommen. 

Nina George schreibt einfach grandios. Detailliert, poetisch, mit großer Intensität und Hingabe. In jedem Satz spürt man dieses unerträgliche Ziehen der Sehnsucht. Dieser Sehnsucht nach Liebe und Angekommensein. Marie-Jeanne hat diese besondere Gabe, sie bei den anderen Menschen zu erkennen. Sie sieht das Leuchten. Bei sich selbst aber versagt sie. Und doch ist jedes Wort auch Balsam und Trost. 

Selten findet man ein Buch, wie dieses. Ein Buch, das seine Leser so glücklich macht und so viel Wärme schenkt. Mich hat es schon mit den ersten Sätzen in seinen Bann gezogen und mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Wer sich das auch wünscht, sollte dieses Buch lesen. Unbedingt!

Veröffentlicht am 29.09.2019

Geschichten über das Leben. Stachelig, wie der Kaktus auf dem Titelbild. Aber mit einer einzigartigen Poesie, die tief unter die Haut geht

Königin-Maud-Land ist geheim
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Line Madsen Simenstads Debüt ist ganz besonders. In fünf Kurzgeschichten erzählt sie vom Leben. Von Beziehungen zwischen Menschen. Von Liebe, Freundschaft und Trauer. 


Die Geschichten sind keine einfache ...

Line Madsen Simenstads Debüt ist ganz besonders. In fünf Kurzgeschichten erzählt sie vom Leben. Von Beziehungen zwischen Menschen. Von Liebe, Freundschaft und Trauer. 


Die Geschichten sind keine einfache Kost und sehr schwer zu verdauen. Sie erschüttern und lassen uns Leser meist sprachlos zurück. Das liegt sicher an der stark bildhaften Sprache, an den vielfach eingesetzten Methaphern, an der so ganz eigenen Poesie, die die Autorin gekonnt verwendet. Vielleicht auch an den starken Themen, die tief unter die Haut gehen. An den ungewöhnlichen Protagonisten, deren Reaktionen und Verhaltensweisen für uns Leser erstmal nicht nachvollziehbar sind. Die sich beim näheren Hinschauen, aber doch als ganz normale Menschen entpuppen. So wie Du und ich.  Aber natürlich auch an den vielen ungesagten Worten, die man zwischen den Zeilen findet. An der Verzweiflung, der Ohnmacht, der Sehnsucht, die man in jedem Satz spürt und die direkt auf den Leser übergehen. Das kleine Büchlein hat zwar nur knapp 130 Seiten, aber seine Wucht ist von einer Intensität, dass es kaum auszuhalten ist. Das Gesagte bleibt sehr lange im Gedächtnis und hallt heute noch in meinem Kopf nach. 


Muss man noch ausdrücklich erwähnen, dass natürlich auch der äußere Aufbau zu diesem Buch passt? Das Cover, das Lesebändchen, das stimmige Layout. All das macht aus dem Buch ein wunderschönes Gesamtkunstwerk, dem ich sehr viele Leser wünsche. Denn es lohnt sich, zumindest in Gedanken, die persönliche Komfortzone zu überschreiten und einmal an seine eigenen Grenzen zu gehen.