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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.01.2019

Gewohnt spannend

Der Verfolger
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Vor fünf Jahren hat der Psychiater Starks seine Identität gewechselt, um seinem Mörder zu entkommen. Jetzt ist "Rumpelstilzchen" wieder da und fordert, dass er einen Menschen tötet, sonst wird er selbst ...

Vor fünf Jahren hat der Psychiater Starks seine Identität gewechselt, um seinem Mörder zu entkommen. Jetzt ist "Rumpelstilzchen" wieder da und fordert, dass er einen Menschen tötet, sonst wird er selbst sterben. 


John Katzenbach ist ein Garant für spannende Psychothriller. Mit seinem neuesten Buch "Der Verfolger" hat er mich nicht enttäuscht, auch wenn er mit diesem Roman nicht ganz an seine Höchstleistung anschließt. In gewohnter Manier schreibt der Autor zwar hier wieder sehr fesselnd und sorgt dafür, dass man Seite um Seite nur so verschlingt. Auch wenn man den ersten Teil (Der Patient) nicht kennt, findet man sich in diesem Band relativ schnell zurecht, denn der Autor nimmt immer wieder Bezug auf den Vorgängerroman und liefert Erklärungen dazu. Das erste Drittel des Buches ist deshalb etwas langsamer, als gewohnt, es dauert, bis der Thriller so richtig in Schwung kommt, aber dann hechtet man nur so durch das Buch. Katzenbach bringt nicht nur Starks an seine Grenzen, auch wir Leser werden gefordert und ständig in die Irre geführt. Es gibt immer wieder neue Wendungen, die sich dann aber ebenso schnell wieder in Luft auflösen. Der absolut unerwartete Schluss hat mich sehr überrascht und mich wieder etwas versöhnt. Ein solides Buch für Fans von Psychothrillern.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Der Mordfall Böhringer

Der Münchner Parkhausmord
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Am Münchner Parkhaus in der Baaderstraße fahre ich oft mit dem Fahrrad vorbei. Immer, wenn ich die triste Fassade sehe, muss ich dabei an den spektakulären Mordfall denken, der sich 2006 dort ereignete.


Die ...

Am Münchner Parkhaus in der Baaderstraße fahre ich oft mit dem Fahrrad vorbei. Immer, wenn ich die triste Fassade sehe, muss ich dabei an den spektakulären Mordfall denken, der sich 2006 dort ereignete.


Die schwerreiche Millionärin Charlotte Böhringer wurde an der Tür ihres Penthouses, hoch oben auf dem Parkhaus, erschlagen aufgefunden. Nach einem umfangeichen Indizienprozess wurde ihr Neffe, Bence Toth, als, des Mordes, für schuldig erklärt und zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Bence Toth bestreitet bis heute die Tat.


Daniel Reinhard hat diesen Fall in seinem Sachbuch neu aufgerollt. Seine gründliche Recherche ist sachlich und objektiv. Er nimmt zwar Stellung zu den einzelnen Punkten und bildet sich ein eigenes Urteil, lässt aber dem Leser selbst die letzte Meinung. 


Stück für Stück wird der Fall vorgelegt. Das ist manchmal schwierig zu lesen, kommt etwas zäh daher. Denn der Autor hat sich die einzelnen Begebenheiten und die Indizien noch einmal gründlich vorgenommen und sie für den Leser sehr genau durchleuchtet. Er lässt beide Seiten zu Wort kommen, hat  am Ende eine eindeutige Meinung, kommt aber auch zu keinem eindeutigen Ergebnis. In letzter Gewissheit wird wohl nie zu klären sein, ob Bence Toth seine Tante wirklich umgebracht hat.


Der Schreibstil ist sehr klar und schnörkellos. Man kann Reinhards Argumentation gut nachvollziehen und verstehen. Ich bin hin und hergerissen und froh darüber, dass ich nicht darüber entscheiden musste.

Veröffentlicht am 03.01.2019

Spannend

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Kommissarin Karen Eiken Hornby ermittelt in einem brutalen Mordfall. Beim Mordopfer handelt es sich um die Ex-Frau ihres arroganten Chefs, der sofort als Verdächtiger gehandelt wird. Und Hornby hat zu ...

Kommissarin Karen Eiken Hornby ermittelt in einem brutalen Mordfall. Beim Mordopfer handelt es sich um die Ex-Frau ihres arroganten Chefs, der sofort als Verdächtiger gehandelt wird. Und Hornby hat zu allem Übel auch noch in betrunkenen Zustand die Nacht mit ihm verbracht. 

Das Krimidebüt von Maria Adolfsson spielt auf einer Inselgruppe, die sich das Meer schon längst geholt hat. "Doggerland" wurde sehr gut beschrieben, fast ein wenig zu gut, so dass man sich die raue Gegend gut vorstellen kann. Die Autorin legt ihren Schwerpunkt, im Gegensatz zu anderen skandinavischen Krimis, auf die Befragung der Zeugen. Das bringt einige Längen, die leider etwas von der Spannung nehmen. Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn die Geschichte ist gut und der Schreibstil angenehm zu lesen. Die Protagonisten sind detailliert und lebendig, der Fall ist spannend und das Ende kam für mich überraschend und weist auf kommende Fälle hin. Ich werde den nächsten auf jeden Fall lesen.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Lesenswert

Mittagsstunde
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"Mittagsstunde" trifft genau meinen Nerv. Ich bin selbst 1962 geboren und in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Zwar nicht in Norddeutschland, sondern in Bayern, aber gibt es hier überhaupt Unterschiede? ...

"Mittagsstunde" trifft genau meinen Nerv. Ich bin selbst 1962 geboren und in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Zwar nicht in Norddeutschland, sondern in Bayern, aber gibt es hier überhaupt Unterschiede? Ich glaube nicht. Abgesehen von der hier eingestreuten plattdeutschen Sprache, die den Roman angenehm bereichert, sehe ich wenige. Das Dorfleben ist wohl überall gleich. Da gibt es viel Gerede und seltsame, skurrile Charaktere. 


Dörte Hansen jongliert wahrhaft meisterlich mit ihren Worten. Kaum ein Satz, der nicht passt, kaum ein Abschnitt der nicht die Situation bis ins letzte Detail widergibt. Oft ist das tragisch, traurig, macht betroffen, aber dann blitzt da wieder dieser subtile Humor durch und lässt den Leser schmunzeln. Die Autorin schreibt beinahe nebensächlich, ohne Aufregung, aber trotzdem ist man wie gefesselt vom Buch. Es ist, als ob man in seine eigenen Vergangenheit reist und alles wieder von vorne beginnt. Mich hat das Buch sehr berührt und mich über meine Jugend nachdenken lassen. Ich konnte, wie Ingwer Feddersen, auch nicht schnell genug wegkommen. Wenn ich heute in mein Heimatdorf fahre, ist es fast ausgestorben, es gibt kaum noch Bauern. 


Die Charaktere hat die Autorin sehr fein gezeichnet. Sie wirken wie aus dem echten Leben. Genau solche Menschen bringt das Landleben hervor. 


Ich kenne Dörte Hansens Debütroman nicht, was ich schleunigst ändern werde, denn wenn man den Rezensionen trauen darf, ist er sogar noch besser, als dieser hier. Fast nicht vorstellbar, denn Mittagsstunde gehört zu meinen absoluten Highlights aus dem vergangenen Jahr.

Veröffentlicht am 31.12.2018

Einfach nur zauberhaft

Juli verteilt das Glück und findet die Liebe
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Juli ist ein wenig sonderbar. Still und leise, aber sie hat ein besonderes Gespür für Menschen und bringt sie dazu, ihr Glück zu finden. Als sie Oskar trifft, kommt das Glück endlich auch zu ihr.


Auch ...

Juli ist ein wenig sonderbar. Still und leise, aber sie hat ein besonderes Gespür für Menschen und bringt sie dazu, ihr Glück zu finden. Als sie Oskar trifft, kommt das Glück endlich auch zu ihr.


Auch wenn das blumige Cover dem Leser Sommer und Sonne suggeriert, ist der Roman von Tanja Kokoska das perfekte Buch für die kalte Jahreszeit. Denn er bringt die Sonne in unsere Herzen und erwärmt unser Gemüt. Die Autorin schreibt klar und sehr einfühlsam. Sie spielt regelrecht mit den Worten und hat für jede Situation die passenden Sätze parat. Diese sind oft zart und poetisch und machen Mut, verbreiten Hoffnung und Zuversicht. Das Glücksgefühl, das den Leser bei der Lektüre überkommt, zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Ich mochte gar nicht mehr aufhören zu lesen und war wie verzaubert. Verzaubert von den kleinen Geschichten, die alle nur ein Ziel haben. Das Glück in der Welt zu verteilen. Und das beherrscht Juli wie kein anderer. Sie verteilt, wie der Titel schon sagt, das Glück, doch dauert es lange, bis Juli auch den Mut findet, das Glück bei sich selbst zuzulassen. Denn dazu braucht man noch viel mehr Mut, man muss sich von alten Gewohnheiten trennen, seine Ängste akzeptieren und zulassen. Das ist nicht einfach, aber es kann gelingen. Wir Leser sollten uns das immer wieder vor Augen halten. 


Tanja Kokoskas Buch ist ein wunderschöner Roman, dem ich viele Leser wünsche.