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Veröffentlicht am 23.10.2022

Was geschah mit Jennifer W.?

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Cover:
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Das Titelbild passt gut: Ein Grabstein mit Rosen, die ähnlich wie ein Neujahrsfeuerwerk angeordnet sind. Es passt auch von der Stimmung her: Offiziell ist alles rosig, aber dahinter ...

Cover:
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Das Titelbild passt gut: Ein Grabstein mit Rosen, die ähnlich wie ein Neujahrsfeuerwerk angeordnet sind. Es passt auch von der Stimmung her: Offiziell ist alles rosig, aber dahinter lauert das Dunkle und Abgründige.

Inhalt:
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Silvester 2018: Zwei befreundete Familien wollen wie immer den Jahresausklang miteinander feiern. Die Erwachsenen kennen sich schon lange durch das Studium. Max und Lollo sind erfolgreich und vermögend und haben eine 18 Jahre alte Tochter namens Jennifer. Diese ist mit Smilla, der ältesten Tochter von Fredrik und Nina, eng befreundet. Fredrik und Nina sind als Lehrer in den Augen ihrer Freunde nicht ganz so erfolgreich, da sie sich mehr auf ihre drei Kinder konzentrieren wollen.
Jennifer und Smilla sind wie Schwestern und wollen dieses Jahr ohne die Erwachsenen eine Party feiern. Also fahren Fredrik und Nina mit ihren beiden jüngeren Kindern zur Party im Haus von Jennifers Eltern. Alles scheint perfekt, doch dann verschwindet Jennifer von der Party und kommt nicht nach Hause. Ab da bröckeln die Fassaden der einzelnen Personen, viele Geheimnisse kommen nach und nach ans Tageslicht und am Ende ist nichts mehr so wie es mal war.

Mein Eindruck:
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"Es ist mir unangenehm, das zuzugeben. Ich arbeite mit Kindern und kann normalerweise den Schlüssel zu jedem kleinen Herzen finden. Oder zumindest einen Weg, mich allmählich hineinzuschleichen. Doch Jennifers Herz war für mich immer verschlossen. Als kleines Mädchen war sie wild und laut und wollte immer im Mittelpunkt stehen. Wenn Jennifer und Smilla gespielt haben, war ich ständig in Sorge, dass etwas passieren könnte. Später, als sie Teenager waren, hatte ich richtig Angst. [...] Die Freundschaft der beiden Mädchen war immer ein schwieriger Balanceakt."
(Nina, S. 13)

"Und jetzt, wo es so weit ist, fallen mir tausend Dinge ein, die auf einer Silvesterfeier mit Jennifer Wiksell schiefgehen können. Auch in einer Reihenhaussiedlung."
(Nina, S. 15)

Dieses Buch hatte von Anfang an eine Sogwirkung auf mich. Die Geschichte beginnt scheinbar harmlos mit Beginn der Silvesterfeierlichkeiten. Doch indem der Leser die Handlung abwechselnd durch die Augen von Lollo, Nina und Fredrik erlebt, bekommt man schnell eine Ahnung, dass es hinter der glücklichen und erfolgreichen Fassade brodelt. Nach Jennifers Verschwinden hatte ich schnell eine Ahnung, wer der Verantwortliche sein könnte, aber über das konkrete WIE war ich im Unklaren. So fieberte ich von Kapitel zu Kapitel mit, wie der Täter wohl entlarvt würde. Dabei kamen immer mehr Geheimnisse der einzelnen Personen heraus und am Ende kam es dann zu einer großen und überraschenden Wendung.

Die Bezeichnung "Roman" finde ich unzutreffend, vielmehr kommt die Handlung einem Psychothriller gleich, der ohne viel Blutvergießen, aber mit vielen subtilen Andeutungen einen durchweg bei der Stange hält. Ich habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen und hoffe, noch mehr von dieser Autorin lesen zu dürfen!

Fazit:
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Fesselnder Psychothriller mit überraschender Auflösung

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2022

Das Morgen wird besser

Denk ich an Kiew
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Cover:
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Das leuchtende Weizenfeld sieht wunderschön aus und ist ein Bild, das sowohl Hoffnung ausstrahlt als auch durch die dunklen Wolken an die dunklen Zeiten erinnert. Es passt sehr gut ...

Cover:
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Das leuchtende Weizenfeld sieht wunderschön aus und ist ein Bild, das sowohl Hoffnung ausstrahlt als auch durch die dunklen Wolken an die dunklen Zeiten erinnert. Es passt sehr gut zur Thematik und sticht einem sofort ins Auge.

Inhalt:
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Cassie hat vor einem Jahr ihren Ehemann bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist sie nur ein Schatten ihrer selbst und schafft es kaum, sich um ihre kleine Tochter Birdie zu kümmern, die seit dem Unfall nicht mehr spricht. Cassies Mutter Anna teilt ihr bei einem Besuch mit, dass Cassies Großmutter Bobby einen Unfall hatte in letzter Zeit seltsame Dinge sagt und tut. Sie bittet Cassie, mit Birdie zu ihrer Großmutter zu ziehen und sich um sie zu kümmern. Nachdem dies geschehen ist, erfährt sie nach und nach mithilfe von Bobbys Tagebuch sowie der Hilfe des attraktiven Nachbarn Nick von den schrecklichen Ereignissen, die Bobby durchmachen musste. Aber sie lernt dabei auch, dass es sich lohnt zu kämpfen, um zu leben und nach vorne zu schauen.

Mein Eindruck:
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Die Geschichte ist auf zwei Ebenen geschrieben, die sich regelmäßig abwechseln: Cassies Perspektive in den USA 2004 und Katjas Geschichte in der Ukraine, die Ende des Jahres 1929 beginnt. Katja ist Bobbys richtiger Name und sie lebte in einem Bezirk von Kiew. Anfangs sind beide Handlungsstränge noch unabhängig voneinander, doch je mehr Cassie Einblick in das Tagebuch erhält, desto mehr ist das Wissen Cassies konform zu dem des Lesers. Erst am Ende laufen beide Fäden von Vergangenheit und Gegenwart endgültig zusammen.

Der Schreibstil ist sehr ergreifend und das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Die Geschichte Katjas, die einem den Holodomor in der Ukraine hautnah erleben lässt, hat mich besonders gefesselt. Ich war gleichermaßen berührt von ihren Gefühlen, aber auch von ihrer Liebe und ihrem Engagement für ihre Familie und Freunde. Die Schrecken dieser Zeit werden einem sehr deutlich gemacht und es hat mich fassungslos gemacht, wie so viele Leute absichtlich verhungern gelassen wurden und wie kaltblütig die Aktivisten waren. Noch schlimmer, dass davon offiziell keiner wissen durfte und diese Vertuschung Stalin auch über viele Jahre danach so gut geglückt ist. Beeindruckt hat mich aber auch Katjas Entschlossenheit und Überlebenswille. Ihr Vater hat ihr stets geraten:

"Bring einfach das Heute hinter dich. Das Morgen wird besser." (S. 120)

Dieser Rat hilft ihr, immer weiterzumachen und schließlich dem Elend zu entkommen, zumindest physisch. Psychisch verfolgt sie das Erlebte weiterhin.
Schön ist auch, wie die Autorin die Fäden Vergangenheit und Gegenwart zusammen führt. Beide Frauen, Cassie und Bobby, haben Verluste erlitten und für Cassie ist es schließlich sehr hilfreich, über Bobbys vergangenes Leben zu erfahren, um ihr eigenes endlich weiterleben zu können. Auch für die kleine Birdie ist der Aufenthalt bei der Großmutter eine heilsame Erfahrung.

Bobbys Schicksal hat die Autorin sehr gut anhand von Zeitzeugenberichten und eigener Recherche konstruiert. Auf diese Weise wirkt ihre Figur sehr authentisch. Im Nachwort geht sie hierauf noch genauer ein und nennt auch viele Literaturtipps. Ich habe dabei sehr viel über die Ukraine, ihre Historie, die Kultur und die Mentalität der Menschen dort erfahren. Die Geschichte hat mich mitleiden, mitlachen und schließlich mit hoffen lassen.

Fazit:
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Ein berührendes und fesselndes Buch über den Holodomor in der Ukraine, aber auch Überlebenswille, Liebe und Hoffnung.

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  • Cover
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2022

Kosuke Kindaichis erster Fall

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Gestaltung:
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Das Cover ist sehr passend, so nostalgisch, ein wenig im Stil von Edgar Wallace, auch die Schrift betreffend. Es ist schlicht und dennoch macht das von Blut umgebene Schwert ...

Gestaltung:
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Das Cover ist sehr passend, so nostalgisch, ein wenig im Stil von Edgar Wallace, auch die Schrift betreffend. Es ist schlicht und dennoch macht das von Blut umgebene Schwert neugierig. Zudem ist mir aufgefallen, dass die Farbgebung umgekehrt zur Japan-Flagge ist (roter Kreis vor weißem Hintergrund). Diese Anspielung passt auch sehr gut.
Insgesamt ist die ganze Gestaltung sehr hochwertig, auch der Umschlag ist ungewöhnlich: vorne wie ein Hardcover, innen durch zwei Klappen die Andeutung eines Schutzumschlags. Es ist schwer zu beschreiben, aber dies habe ich zuvor noch nicht gesehen und mir gefällt es sehr gut!

Inhalt:
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Ein japanisches Dorf 1937: In der Hochzeitsnacht wird das Brautpaar der angesehenen Familie Ichiyanagi tot aufgefunden. Der Raum war verschlossen, die Spuren, die man findet, geben viele Rätsel auf. Der Onkel der Braut traut der örtlichen Polizei nicht die Aufklärung des Falles zu und engagiert seinen Ziehsohn Kosuke Kindaichi, der ein anerkannter Privatdetektiv ist, um zu ermitteln.

Mein Eindruck:
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Der Schreibstil hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ein unbekannter Ich-Erzähler leitet die ganze Geschichte ein. Er erzählt den Fall, als hätte ihm ein Dorfbewohner alles erzählt. Dies vermittelt dem Leser ein sehr authentisches Gefühl, als wäre der Fall in der Realität passiert. Es wird viel beschrieben, auch eine Liste der Personen sowie der wichtigsten japanischen Begriffe am Buchende sind eingefügt. Besonders genial ist die Skizze des Tatorts, mit deren Hilfe man sich immer wieder bei neuen Fakten orientieren kann.

Mithilfe der vielen Beschreibungen taucht man in die Zeit und die Kultur Japans der 1930er-Jahre ein. Durch die Führung des Ich-Erzählers, der den Leser an einigen Stellen auch direkt anspricht, fühlt man sich eingeladen, mit zu rätseln. Interessant sind auch die häufigen Verweise des Erzählers auf ähnliche literarische Fälle westeuropäischer Schriftsteller wie z. B. John Dickson Carr, Arthur Conan Doyle uvm. Der Vergleich mit Agatha Christie in Japan passt hier durchaus. Man bekommt als Leser sehr viele Informationen, die ein konzentriertes Lesen erfordern. Zu unterscheiden, welche Spuren nützlich sind und welche in die Irre führen, das muss der Leser selbst entscheiden.

Das macht das Buch bis zum Ende sehr spannend und man merkt, dass der Autor einen Spaß dabei hatte, mit dem Leser ein wenig zu spielen. Am Ende erfolgt eine klassische Auflösung, bei der der Detektiv die verdächtigen Personen an einem Ort versammelt und sehr eindrucksvoll seine Gedanken und schließlich die Lösung präsentiert. Auch wenn die Klärung für mich etwas konstruiert wirkte, fand ich die Erläuterung schlüssig und die Konstruktion genial. Daher habe ich mich sehr amüsiert und Kosuke gefiel mir in seiner Art sehr gut. Ein wenig hat er mich an Columbo erinnert, der aufgrund seiner anscheinend harmlosen Fragen und seiner Optik oft unterschätzt wird. Dies ist der erste Fall des Autors, der ins Deutsche übersetzt wurde und ich hoffe, dass noch weitere folgen werden!

Fazit:
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Ein meisterhaft geschriebener und gut übersetzter Japan-Krimi, der bis zum Schluss zum Miträtseln einlädt

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Veröffentlicht am 18.10.2022

Märchenhaftes Fantasieabenteuer

Fairy Tale Camp 1: Das märchenhafte Internat
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Gestaltung:
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Das bunte Cover den vielen Märchen-Symbolen neugierig. Vor allem der Wolf am Tisch war für mich ein Eyecatcher. Insgesamt ist das Buch hochwertig verarbeitet, das Cover glänzt leicht, ...

Gestaltung:
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Das bunte Cover den vielen Märchen-Symbolen neugierig. Vor allem der Wolf am Tisch war für mich ein Eyecatcher. Insgesamt ist das Buch hochwertig verarbeitet, das Cover glänzt leicht, wenn man es ins Licht hält. Macht Lust auf mehr!

Inhalt:
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Marie Brunner ist eigentlich ein ganz normales 12 Jahre altes Mädchen. Ihr Vater ist Bäcker, ihre Mutter hat die Familie aus unbekannten Gründen verlassen, als Marie noch klein war. Doch irgendetwas ist seltsam in letzter Zeit. Das Wetter passt sich scheinbar Maries Stimmung an und dann landet auch noch ein Stück Torte wie durch Zauberhand im Gesicht ihrer Lehrerin Frau Schneeberger. Diese lädt sie kurzerhand ein, die Ferien in einem besonderen Camp auf einem Schloss zu verbringen. Erst wehrt sich Marie dagegen, doch als sie erkennt, dass hier im wahrsten Sinne des Wortes märchenhafte Dinge vor sich gehen und sie eine Chance sieht, ihre Mutter wiederzufinden, lässt sie sich auf das Abenteuer ein. Und lernt dabei nicht nur viel über sich selbst, sondern auch neue Freunde kennen.

Mein Eindruck:
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Ich habe das Buch zusammen mit meiner 9 Jahre alten Tochter gelesen und wir waren begeistert!
Die Geschichte ist aus Maries Sicht in der Ich-Form geschrieben, wodurch man als Leser gut in ihre Gedanken eintauchen kann. Marie ist eher zurückhaltend, kann gut zeichnen und hat nur ihre beste Freundin Charly. Märchen hält sie eher für Spinnereien. Doch dann lernt sie auf Schloss "Fairy Tale" die anderen Schüler kennen, die allesamt Nachfahren aus bekannten Märchen sind und entsprechende magische Begabungen haben. Außerdem erfährt sie, dass ihre Mutter eine Nachfahrin von Frau Holle und eine sogenannte Fairyhüterin ist und ändert ihre Ansichten.

Der Anfang mit ihrer Zimmergenossin Rosalie ("Ro"), die von Dornröschen abstammt, gestaltet sich anfangs schwierig. In dieser Phase mussten wir öfter an die Reihe "School oft Talents" denken, aber im weiteren Verlauf zeigt sich, dass die Autorin die Geschichte nicht abgekupfert hat, sondern eine grandiose Geschichte mit vielen eigenen witzigen Ideen rund um die Märchenwelt gesponnen hat. Gut gefallen hat uns schon die kurze Personenvorstellung der Kinder mit ihren magischen Fähigkeiten und schwarz-weiß Skizzen ihrer Köpfe. Auch die weiteren Schwarz-weiß-Illustrationen im Buch waren toll.
Es werden hier verschiedene Themen miteinander verflochten:

1. Das geheimnisvolle Verschwinden von Maries Mutter und die Suche nach ihr
2. Mysteriöse Diebstähle von Märchenschlüsseln, die das Verschließen der Märchenportale zur Folge haben sowie das Verschwinden der magischen Fähigkeiten einzelner Kinder
3. Rätsel rund um die Märchen, die die Kinder in Form einer Rallye lösen müssen, um zur Ausbildung als Fairyhüter zugelassen zu werden.

Das alles ist spannend und immer mit einer Portion Humor erzählt. Die vielen Hinweise und Seitenhiebe auf Märchen der Gebrüder Grimm machen Lust, die Märchen neu zu erkunden. Wir haben parallel jeden Abend noch ein oder zwei Märchen gelesen, angeregt durch das Märchenverzeichnis am Ende des Buches. Unsere Lieblingsfigur war Will, der Nachfahre des Wolfs aus dem Märchen mit den sieben Geißlein, der sich in einen Wolf verwandeln kann. Die besondere Freundschaft zwischen ihm und Marie hat bei uns auch für ein kleines Bauchprickeln beim Lesen gesorgt. Wir haben diesen Band schon einige Male durchgelesen und amüsieren uns jedes mal, fiebern aber schon dem zweiten Band entgegen. Denn am Ende bleiben noch viele Fragen offen, die hoffentlich (teilweise) im Folgeband gelöst werden!

Fazit:
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Spannendes und humorvolles Abenteuer rund um Freundschaft, Märchen und ein geheimnisvolles Verbrechen

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Veröffentlicht am 07.10.2022

Kochen in Zeiten des Krieges

Die Köchinnen von Fenley
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Cover:
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Das Cover ist sehr schön altmodisch. Dennoch passt es m. E. nicht ganz zum Inhalt, da die abgebildeten Frauen nicht den Beschreibungen der Protagonisten entsprechen. Dennoch sehr schön.

Inhalt: ...

Cover:
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Das Cover ist sehr schön altmodisch. Dennoch passt es m. E. nicht ganz zum Inhalt, da die abgebildeten Frauen nicht den Beschreibungen der Protagonisten entsprechen. Dennoch sehr schön.

Inhalt:
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"Audrey blickte auf das Transistorradio. »Das ist der Lauf der Dinge. Männer, die noch nie einen Fuß in eine Küche gesetzt haben, erklären uns Frauen, wie wir zu kochen haben. Das Ministerium für Ernährung denkt, wir Frauen seien kopflose Arbeitsbienen, die eine Königin brauchen. Oder eher – in diesem Fall – einen König.«"

England im 2. Weltkrieg. Die Lebensmittel sind knapp, die Bevölkerung angeschlagen. Um sie bei Laune zu halten und die Ernährung sicherzustellen, wird vom Radiosender BBC ein Kochwettbewerb für Frauen ausgerufen. Die Siegerin soll die neue Moderatorin der Radiosendung "Kitchen Front" werden. Vier Frauen von unterschiedlichem Charakter bewerben sich: Audrey, vor einiger Zeit verwitwet und Mutter von drei Söhnen. Sie hält sich mit dem Verkauf von Marmeladen und Pies über Wasser, muss sie doch einige Schulden ihres Mannes abbezahlen, wenn sie das Haus nicht verlieren will. Eine Konkurrentin ist ihre Schwester Gwendolyn, die einen reichen Mann geheiratet hat, jedoch nicht glücklich ist, auch wenn sie dies nicht wahrhaben möchte. Ein Sieg würde Unabhängigkeit von ihrem Mann bedeuten. Als Drittes treten die Bediensteten von Gwendolyn an: Die alte Köchin Mrs. Quince sowie deren Küchenmagd, die 14-jährige Nell. Besonders für das Waisenmädchen Nell wäre ein Sieg wichtig für ihre Selbstbestätigung und Unabhängigkeit. Als vierte tritt Zelda im Wettbewerb an. Sie ist ungewollt schwanger und braucht dringend den Sieg, um ihre Karriere als Küchenchefin zu erhalten bzw. voranzutreiben. Alle vier Frauen sind anfangs nicht gut aufeinander zu sprechen. Doch dann ändern sich die Dinge nach und nach und auch das Verhältnis der vier zueinander.

Mein Eindruck:
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Nachdem ich den "Frauenchor von Chilbury" begeistert verschlungen hatte, war ich sehr gespannt auf diesen Roman. Auch hier hat die Autorin wieder geschafft, mich zu fesseln. Die Handlung wechselt zwischen den vier Protagonistinnen ab. Obwohl stets die dritte Person Singular verwendet wird, taucht man in die Perspektive jeder einzelnen Frau ein. Es gab dabei keine Frau, die meine Favoritin war. Der Autorin gelingt es, im Laufe des Geschehens, alle Motive deutlich und nachvollziehbar zu machen. Ich habe mit allen vier Frauen mitgefühlt und teilweise auch mitgelitten und dennoch war bei allem immer ein Hoffnungsschimmer. Denn sie sind stark, stehen wieder auf und trotzen der Kriegs- und der Männerwelt auf ihre Weise.
Der Autorin ist es zudem gelungen, die Situation bezüglich Ernährung und Kochen nahe zu bringen. Ich war beeindruckt von der Kreativität, die die englische Hausfrau in dieser Zeit haben musste, um nicht vorhandene Zutaten zu ersetzen bzw. aus dem Vorhandenen etwas Essbares und Genießbares zu zaubern. Dies wird im Rahmen der Handlung immer wieder deutlich und am Ende der Kapitel stehen jeweils die kompletten Rezepte, auf die im Romanteil Bezug genommen wird. Ich habe dabei einiges über Ersatzzutaten, Kräuter und Gewürze erfahren. Man merkt, dass die Autorin hier sehr gut recherchiert und Fakten so in die Handlung eingebaut hat, dass es authentisch wirkt.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich a) wissen wollte, wer den Wettbewerb gewinnt und b), weil anfangs gar nicht klar war, wie genau die vier Frauen letztendlich zueinander finden.
Wer sich für den 2. Weltkrieg, die Probleme der Hausfrauen und für Geschichten von starken Frauen interessiert, ist hier gut aufgehoben. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Fazit:
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Spannender und emotionaler, aber auch informativer Roman über vier starke Frauen und Kochkünste zu Kriegszeiten

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