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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.05.2023

Siggi auf Jagd

Richter jagen besser
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Cover:
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Das Titelbild fügt sich gut in die Reihe ein. Diesmal ist der Hammer mit einer Gewehrkugel als Beilage versehen und Teile der Schrift passend zum Jagdthema in Grün. Gefällt mir gut!

Inhalt: ...

Cover:
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Das Titelbild fügt sich gut in die Reihe ein. Diesmal ist der Hammer mit einer Gewehrkugel als Beilage versehen und Teile der Schrift passend zum Jagdthema in Grün. Gefällt mir gut!

Inhalt:
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Nachdem der Richter Siggi Buckmann im ersten Band auf seine eigene Weise für Gerechtigkeit gesorgt hat, erreicht ihn die Nachricht, dass sein langjähriger Freund und Mentor Jochen sich auf einem Hochsitz erschossen hat. Doch war es wirklich Selbstmord und wenn ja, wer oder was hat ihn dazu getrieben? Siggi beginnt zu ermitteln. Dabei hilft ihm seine neue Praktikantin Robin Bukowsky und sie kommen dabei dubiosen Immobiliengeschäften auf die Spur. Doch nicht nur das: Siggi kommt der Journalistin näher, als ihm lieb ist und dabei verfolgt diese noch eine ganz andere Spur und könnte Siggi gefährlich werden...

Mein Eindruck:
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Nachdem ich den ersten Band genossen und verschlungen hatte, war ich sehr gespannt, wie es mit Siggi weitergeht. Ich bin auch diesmal gut in die Geschichte eingestiegen. Es gibt einige Andeutungen auf den ersten Teil, aber es wird nicht alles erklärt, sodass es m. E. Sinn macht, auf jeden Fall den Vorgängerband zu kennen.
Die Geschichte ist sehr spannend und mit vielen actionreichen Szenen versehen. Die Annäherungen zwischen Robin und Siggi waren sehr amüsant, vor allem wenn man den Altersunterschied bedenkt und an Siggis Gedanken teilhaben darf.
Auch diesen Band konnte ich nicht aus der Hand legen, denn die Kürze der Kapitel und häufigen Perspektivenwechsel laden zum stetigen Weiterlesen ein. Insgesamt fand ich die Fortsetzung jedoch nicht ganz so gut wie den Vorgänger. Die Raffinesse und Ironie sowie die Justizkritik kamen mir zugunsten von Action und dem Flirten zwischen Siggi und Robin einen Ticken zu kurz.
Dennoch hab ich das Buch sehr genossen und freue mich auf den geplanten dritten Teil, auf den der Cliffhanger am Ende hindeutet.

Fazit:
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Rasante Fortsetzung mit schwarzem Humor und einem sympathischen Richter als Ermittler

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.05.2023

Höfliche Beschwerden

Ein bisserl schimpfen ein bisserl räsonieren
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Gestaltung:
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Das Buch ist ein Schmuckstück! Auf dem Cover die alte Schreibmaschine und dann dieser wunderhübsche Farbschnitt mit altertümlichem Muster. Durch die Größe (kleiner als DIN ...

Gestaltung:
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Das Buch ist ein Schmuckstück! Auf dem Cover die alte Schreibmaschine und dann dieser wunderhübsche Farbschnitt mit altertümlichem Muster. Durch die Größe (kleiner als DIN A5) ist es optimal zum Mitnehmen und zwischendurch Lesen.
Auch der Innenteil ist sehr schön gestaltet. Die Namen der Kategorien sind in einer altmodisch wirkenden Schrift gedruckt und zwischen den Kapiteln sind kleine Schwarz-Weiß-Illustrationen passend zu den Überschriften. Einfach klasse!

Mein Eindruck:
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Stefan Franke liebt alte Zeitungen und in diesem Büchlein hat er das Best-of der Leserbriefe der Wochenzeitung "Wiener Hausfrau" zusammengestellt. Erschienen sind sie in der Zeit zwischen 1909 bis 1915 in der Rubrik "Der Klaghansl". Wie der Name der Kolumne verrät, handelt es sich um Beschwerdebriefe, allerdings so höflich und "räsonierend" geschrieben, dass es eine Freude ist, sie zu lesen.
Eingeteilt in Kategorien zum Straßenverkehr, Hygiene, Lärm, Kinder, Beziehungen, Dienstpersonal, Ernährung, Mode, Lokalitäten, Wohnungssituation und Diverses erhält der Leser so einen Einblick in das Alltagsleben vor gut 100 Jahren.

Dabei fällt auf, dass sich einige Dinge scheinbar nie ändern oder nur in etwas modernerer Form heutzutage wieder auftauchen. Über Unrat auf der Straße, lärmende Kinder, mangelnden Respekt von Dienstpersonal oder von Kindern sowie über durch knisternden Bonbontüten oder Geschwätz störende Theaterbesucher wurde sich immer schon aufgeregt. Dagegen kann man beobachten, dass sich glücklicherweise die Rolle der Frau in der Gesellschaft doch um einiges geändert hat. Diese und noch viel mehr Beispiele findet man in diesem Buch.

Im Vergleich zu heute bedient sich der schimpfende Wiener allerdings einer sehr höflichen Sprache und schließt sein "Schreiben mit einer wohlmeinenden Bitte oder einem herzlichen Wunsch an die Allgemeinheit" (S. 9) ab. Denn letztendlich steht nicht das Anprangern im Vordergrund, sondern der damit verbundene Wunsch nach Verbesserung der Situation.
Da könnte man sich heute eine gute Scheibe von abschneiden!
Als Nicht-Österreicherin habe ich einige Begriffe nachschlagen müssen, aber gerade das war für mich auch der Reiz des Buches: Die österreichische Sprache hat ihren besonderen Charme und auf diese Weise habe ich mein Sprachwissen erweitert.

In der Einleitung und am Schluss berichtet Herr Franke noch kurz über die Zeitungsgeschichte der "Wiener Hausfrau" und ordnet die Briefe in ihren historischen Kontext ein. Das hat das Buch für mich rund gemacht.

Fazit:
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Wiener Leserbriefe zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Bürgertum: Höflich, amüsant und aufschlussreich!

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Wenn Freundschaft mit dem Glauben kollidiert

Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen
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Cover:
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Das Titelbild erinnerte mich an ältere Jugendliteratur in den den orangen und grünen Farbtönen. Als Nostalgikerin gefiel mir das sehr und es machte mich neugierig.

Inhalt:
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Der ...

Cover:
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Das Titelbild erinnerte mich an ältere Jugendliteratur in den den orangen und grünen Farbtönen. Als Nostalgikerin gefiel mir das sehr und es machte mich neugierig.

Inhalt:
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Der 15-jährige Jehuda Rosen, genannt 'Hoodie" gehört einer jüdisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft an. Während des Unterrichts sieht er durch das Fenster ein gleichaltriges Mädchen. Sie fasziniert ihn schon, weil sie optisch anders ist als jüdische Mädchen. Und dann stellt sich noch heraus, dass Anna-Marie die Tochter der Bürgermeisterin ist. Diese ist der jüdischen Gemeinde gegenüber nicht wohl gesonnen. Und auch umgekehrt ist die aufkeimende Beziehung Hoodies Familie und seiner Gemeinde ein Dorn im Auge.

Mein Eindruck:
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"Auf der Wasserstein-Hochzeit ein Jahr zuvor hatte auch ich getanzt, war dort ganz genauso mit Freunden und der Familie herumgewirbelt. Damals hatte ich mich zugehörig gefühlt, als würde ich genau in diese Gemeinschaft hineinpassen. Aber jetzt fühlte ich mich wie ein Außenstehender, unsicher, wohin ich passte, ob ich überhaupt irgendwohin passte.
"Passen" war genau das richtige Wort. Denn die ganze Sache war wie eine Jacke, die mir nicht mehr richtig passte. Aber es war gleichzeitig, auch die einzige Jacke, die ich hatte. Darunter war ich nackt. Ich wollte sie nicht wirklich tragen, aber ich konnte sie auch nicht ausziehen, denn was sollte ich stattdessen überstreifen?"
(S. 204)

Mich hat das Buch von Anfang an gepackt. Der Einstieg ist recht humorvoll und man lernt nebenher viel über den jüdischen Glauben. Der Leser verfolgt das Geschehen ausschließlich durch Hoodies Augen und Gedanken. Er setzt sich kritisch mit den Inhalten seines Glaubens und Lebens auseinander und erzählt dabei das Ganze immer mit einer Spur Ironie.
Die Freundschaft zu Anna-Marie verläuft schließlich anders als gedacht und die Situation insgesamt spitzt sich ab dem ersten Drittel des Buches immer weiter zu. Teilweise hatte ich nicht erwartet, dass es sich so heftig entwickeln würde. Aber dank Hoodies Sarkasmus wird es nie zu dramatisch und das nimmt der Handlung die Schwere.
Das Ende gefiel mir sehr gut. Es war kein typisches Happy End, aber es ging in eine versöhnliche Richtung und ließ noch Raum für Entwicklung und Interpretation. Ich war allerdings traurig, von Hoodie Abschied nehmen zu müssen. Ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen, wahrscheinlich wegen seiner kritisch-hinterfragenden und gleichzeitig sarkastischen Art. Und auch seine große Schwester Zippy war ein starker Charakter in diesem Buch, die immer den Durchblick hat und das richtige sagt oder tut zur richtigen Zeit. Ohne sie hätte die ganze Geschichte nicht so gut funktioniert.
Die meisten jüdischen Begriffe werden im Text erklärt, aber für einige wären Fußnoten oder ein Glossar am Ende eventuell hilfreich gewesen.

Fazit:
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Freundschaft, jüdischer Glauben, Rechtsextremismus und Toleranz in einer Mischung aus Spannung, Ernst und Humor vereint

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Wenn "Spießer" und Umweltaktivisten plötzlich an einem Strang ziehen (müssen)

Grüner wird's nicht
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Inhalt:
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Alles beginnt damit, dass sich die siebzehnjährige Rose den Schlafsack ihres dreizehnjährigen Bruders Luke ausleihen will. Dieser stimmt zu und dann ist Rose auch schon verschwunden: ...

Inhalt:
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Alles beginnt damit, dass sich die siebzehnjährige Rose den Schlafsack ihres dreizehnjährigen Bruders Luke ausleihen will. Dieser stimmt zu und dann ist Rose auch schon verschwunden: Umgezogen in das Haus gegenüber, in dem Umweltaktivisten ein Haus besetzen, um gegen die geplante Flughafenlandebahn zu protestieren. Die Eltern sind aufgebracht und Luke sieht seine gemütlichen Sommerferien in Gefahr. Doch dann wird dies ein Sommer voller Abenteuer, neuer Freundschaften und Erkenntnisse und am Ende ist nichts mehr so, wie es mal war.

Mein Eindruck:
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"Das orangerote Licht des Sommerabends fällt schräg in die Küche und wirft den verzerrten Schatten meines Vaters über unsere Teller und Gläser. Für einen Augenblick scheint alles still zu stehen, wie auf einem Foto. Ich habe den vagen Verdacht, dass sich dieser unbedeutende Moment in mein Gedächtnis einprägen wird. Und mit einem Mal habe ich das ungute Gefühl, dass nichts bleiben wird, wie es mal war." (S. 61, Luke)

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen. Die Geschichte ist aus Lukes Sicht geschildert und manchmal hat er für einen Dreizehnjährigen einen erstaunlichen Durchblick und erzählt mit einem ironisch witzigen Ton und mit sehr bildhaften Vergleichen. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen.

"»Ich habe ihnen erzählt, was ich hier mache. Ich beziehe Stellung zu einem der wichtigsten Themen unserer Zeit.«
»Okay. In Ordnung.«
»Das ist eine weltweite Bewegung, die sich damit auseinandersetzt, was derzeit passiert, und wirklich Dinge verändern will – und ich will daran teilnehmen, statt das Problem einfach zu ignorieren und mich abzulenken, indem ich immer mehr Zeug kaufe, während unterdessen die Erde zugrunde geht. Ich weiß, dass Mum und Dad durchdrehen und finden, dass das verrückt ist. Aber verrückt ist doch, nichts dagegen zu tun! Verrückt ist, einfach so weiterzumachen, als wäre alles in bester Ordnung.«
»Stimmt.«" (S. 34, Rose zu Luke)

William Sutcliffe hat es geschafft, die Themen Umweltaktivismus, Außenseiter und Aussteigertum, Freundschaft und Problem von Teenagern in einen humorvollen, manchmal sarkastischen und gleichzeitig nachdenklich machenden Roman zu verarbeiten, der nicht nur Jugendliche ansprechen dürfte. Die behandelten Themen gehen alle etwas an, die sich mit dem Sinn ihres Lebens und dem Thema Klimawandel und Umweltzerstörung auseinandersetzen. Die Handlung ist spannend und birgt einige Überraschungen. Das Ende ist schlüssig und auch wenn der Roman abgeschlossen ist, hätte ich nichts dagegen, mit Luke und Sky noch ein Abenteuer erleben zu dürfen. Die beiden sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Fazit:
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Umweltaktivismus, Aussteigertum, Freundschaft und Teenagerprobleme - humorvoll, aber auch mit ernsten Untertönen erzählt - empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Diesmal zwei gesonderte Fälle

Grenzfall - In der Stille des Waldes
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Cover:
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Dieses Titelbild passt mit dem markanten Strich in der Mitte gut zur Reihe. Und wenn man etwas tiefer in die Geschichte eingetaucht ist, passen auch die Symbole auf beiden Seiten gut. ...

Cover:
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Dieses Titelbild passt mit dem markanten Strich in der Mitte gut zur Reihe. Und wenn man etwas tiefer in die Geschichte eingetaucht ist, passen auch die Symbole auf beiden Seiten gut. Wieder mal sehr gelungen.

Inhalt:
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Chefinspektor Bernhard Krammer wird von einem Kollegen um Hilfe gebeten. Es wurde auf einer Tiroler Baustelle ein Sack gefunden, dessen Inhalt Rätsel aufgibt: 2 präparierte tote Dachse, in deren Innerem sich ein rosa Strampelanzug befand. Schnell führt dieser Fund zu einem älteren, unaufgeklärten Vermisstenfall. Es werden immer mehr Puzzlestücke gefunden, die jedoch nicht zueinanderpassen, bis zum Schluss ...
Währenddessen soll sich Krammers Tochter Alexa Jahn von ihren Schussverletzungen des vorigen Falles erholen. Doch sie bekommt Besuch von ihrem alten Kollegen und heimlichen Schwarm Jan Krassner, der sie wegen neuer Spuren zu ihrem letzten gemeinsamen Falles aufsucht. Trotz ihrer Krankschreibung begibt sie sich mit ihm gemeinsam auf die Suche nach einem neuen Verdächtigen und sie geraten dabei in tödliche Gefahr.

Mein Eindruck:
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Ich kenne und liebe die beiden vorigen Bände. Die Fälle sind stets spannend und schlüssig aufgelöst und mich hat die Entwicklung der Vater-Tochter-Beziehung sowie generell die Weiterentwicklung der Charaktere sehr interessiert. Im Bezug auf den Kriminalfall kann man dieses Buch ohne Vorkenntnisse lesen, bezüglich der Beziehungen der Ermittler und ihrer Vorgeschichte würde ich die beiden anderen Bände unbedingt empfehlen.
Im Unterschied zu den vorigen Fällen gibt es diesmal 2 voneinander getrennte Fälle auf den beiden Grenzseiten. Erst im Showdown treffen die Ermittler aufeinander, allerdings beruht dies eher auf ihren privaten Gefühlen. Die Fälle werden abwechselnd auf deutscher und österreichischer Seite erzählt und zusätzlich sorgen Rückblenden aus Opfersicht in Krammers Fall für stetigen Spannungsaufbau.
Was mich in diesem Band jedoch etwas genervt hat, waren die Verhalten der Ermittler. Obwohl Krammer und Alexa schon seit Ende Band 1 von ihrer Vater-Tochter-Beziehung wissen, gehen sie sich trotz guter Vorsätze auf beiden Seiten immer wieder aus dem Weg. Beide sind Alleingänger, öffnen sich schwer einem anderen und begeben damit sich selbst, aber auch ihre direkten Kollegen unnötig in Gefahr. Obwohl dies in gewisser Weise schon fast Stilmittel in Krimis ist (Tatort-Folgen nicht ausgeschlossen), empfand ich es hier als arg konstruiert, genauer gesagt übertrieben. So langsam hätte ich mir hier eine Fortentwicklung und mehr Einsicht gewünscht. Teilweise hätte ich die beiden einfach nur schütteln mögen.
Dennoch: Es bleibt eine spannende Reihe. Das Ende ist ein Cliffhanger und lässt hoffen, dass die Ermittler im vierten Band vielleicht wieder mehr gemeinsam ermitteln und sich charakterlich weiterentwickeln.

Fazit:
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Zwei spannende Fälle auf österreichisch-deutschem Grenzgebiet. Die Entwickler könnten sich charakterlich mehr weiterentwickeln.

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