Schottland, Shakespeare und Spukgeschichten - „A Midsummer‘s Nightmare“ überzeugt im Dark-Academia Stil mit einer Portion Magie
A Midsummer's NightmareInhalt: Am Saint-Hilma College haben es die Studierenden nicht leicht: Das Elite-College auf einer schottischen Insel fordert viel von ihren Absolvent/innen. Wäre das nicht schon herausfordernd genug, ...
Inhalt: Am Saint-Hilma College haben es die Studierenden nicht leicht: Das Elite-College auf einer schottischen Insel fordert viel von ihren Absolvent/innen. Wäre das nicht schon herausfordernd genug, entdeckt Ari und drei weitere Freund/innen aus der Theatergruppe ihre magischen Fähigkeiten in einer verhängnisvollen Nacht. Bald müssen sie herausfinden, dass nicht alle Spukgeschichten auf Saint-Hilma Märchen sind und sie sich gegen jemand Unbekanntes behaupten, der es auf sie abgesehen hat…
Atmosphäre: Das Setting des Buches ist wirklich toll. Schöne Beschreibungen von Schottland mischen sich mit einer klassischen Lernumgebung des Colleges. Allein die Insel mit dem College hat etwas „Episches“, es ist ein neue, interessante Umgebung. Außerdem gefällt mir die Theatergruppe ganz gut. Da ich mich für Theater interessiere, finde ich es spannend, dass sich sehr viele Szenen mit Shakespeare auseinandersetzten.
Handlung: Die Geschichte braucht ein bisschen Zeit, bis sie aufgebaut wird. Es dauert ein wenig, bis alle Elemente zusammengesetzt werden. Viele Fantasyromane bestehen ab Moment eins zu Hundertprozent aus Spannung, wodurch nicht mehr so viel Spannung aufgebaut werden kann. Das ist hier nicht so. Hier wird mit jeder neuen Information ein Gesamtkonstrukt zusammengesetzt, das erst am Ende die “volle Wirkung” entfaltet. Dennoch ist es flüssig zu lesen und gegen Ende nicht mehr aus der Hand zu legen.
Charaktere: Die Charaktere sind sehr divers. Dies gefällt mir besonders gut, da ich es vor allem bei Fantasybüchern nicht so gewohnt bin. Meistens ist es noch so, dass sehr viele queere Jugendbücher im Laufe der Zeit dazugekommen sind, aber andere Genres da noch etwas hinterher sind. Gleichzeitig wird aber auch einen nicht so großen Fokus auf das Queersein an sich gelegt, es bettet sich als eine Selbstverständlichkeit in die Geschichte ein. Dies gilt natürlich vor allem für die Freund/innen unter sich, zu erwähnen ist vor allem die Freundschaft zwischen Ari und Ren. Beide haben sehr großes Verständnis für einander und hinterfragen die Identität von einander nicht. Ganz im Gegensatz zu dem eher konservativen College. Das empfinde ich als einen großen Gegensatz, die weltoffenen Ansichten der Charaktere und die eher konservativen Ansichten des College. Es gibt einem Hoffnung, dass vielleicht irgendwann auch etwas traditionellere Gesellschaften mit fortschrittlicheren Gedankengut durchbrochen werden können.
Bei dieser Geschichte wird vor allem Fokus auf Freundschaft gelegt, Liebesgeschichten finden sich hier nur wenig (oder weniger als man es gewohnt ist) beziehungsweise als Slow-Burn.
Reyna hat mir als Charakter sehr gut gefallen, da die Gefühle zu ihr sehr ambivalent sind. Irgendwie mag man sie nicht und irgendwie doch, irgendwie scheint sie im ersten Moment eingebildet, im nächsten Moment doch wieder bodenständig und verletzlich. Das gefällt mir sehr gut, da man sie am Anfang gar nicht einschätzen kann. Ren ist mir als sehr fürsorglicher und verständnisvoller Mensch auch direkt ans Herz gewachsen. Jamie kann man als klassischen großspurig-selbstbewussten “Klassen-Clown” nur mögen, ich denke es kennt jeder irgendwen, der ein “Jamie” ist. Ari ist als Charakter auch gut gelungen. Ari ist non-binär und transmaskulin, was in die Geschichte gut integriert ist. Ich finde es gut, dass nur wenig dazu erklärt wird, da es (wie schon etwas weiter oben erwähnt) als Selbstverständlichkeit angesehen wird. Da das Buch von einem/einer Own-Voice-Autor*in geschrieben wurde, wirken Aris Gedanken und Gefühle diesbezüglich sehr authentisch. Generell ist es eine Figur, die für das einsteht, was ihr wichtig ist, die sich nicht unterkriegen lässt, auch wenn sie durch den Konkurrenzdruck des Colleges, durch die Angestellten dort und durch die magischen Fähigkeiten sehr viel Gegenwind erfährt. Besonders interessant finde ich an Ari, dass Ari im Alltag und Ari auf der Bühne sich im Grad des Selbstbewusstseins unterscheiden: Auf der Bühne wirkt Ari sehr selbstsicher und kann voll und ganz in der Rolle aufgehen, wohingegen es im Alltag eine Fähigkeit ist, die dey sich gerne wünscht.
Kritik: Am Anfang ist es mir etwas schwer gefallen, in die Geschichte reinzukommen. Leider kann ich gar nicht genau feststellen, woran es gelegen hat. Ich finde es positiv, dass die Spannung erst mit der Zeit aufgebaut wird, aber es könnte sein, dass das der Grund dafür ist, dass es mir etwas schwerer gefallen ist, in die Geschichte einzusteigen. Dies wird aber recht schnell gelöst, wenn man erstmal in der Geschichte angekommen ist. Das Ende versetzt mir (ohne zu spoilern) einen kleinen Stich, aber das ist auch eine sehr persönliche Meinung.
Fazit: Tolle diverse Charaktere, eine Portion Magie und schöne Dark-Academia Atmosphäre am Saint-Hilma College in Schottland.