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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2019

Gute Idee, in der Umsetzung deutlich schwächer als ihre anderen Bücher.

Layers
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Das Buch beginnt mit Dorian, der seit kurzem auf der Straße lebt. Er ist klug, liebenswert und ein wenig naiv. Er schlägt sich durch, bis er eines Nachts einen Albtraum erlebt. Ein anderer Obdachloser, ...

Das Buch beginnt mit Dorian, der seit kurzem auf der Straße lebt. Er ist klug, liebenswert und ein wenig naiv. Er schlägt sich durch, bis er eines Nachts einen Albtraum erlebt. Ein anderer Obdachloser, mit dem Dorian kurz zuvor Streit hatte, ist tot. Ist Dorian ein Mörder? Zeit darüber nachzudenken hat er nicht, denn er bekommt ein Hilfsangebot, dass sich fast zu gut anhört um wahr zu sein. Er wird zu einer Villa gefahren, in der bereits andere Jugendliche Wohnen. Die ehemaligen Straßenkinder bekommen dort Kleidung, Essen, Unterricht und natürlich ein eigenes Zimmer. Der Betreiber gibt sich als großzügiger Gutmensch, der als Gegenleistung lediglich kleine Dienste verlangt. So muss Dorian in der Stadt Flugblätter für wohltätige Organisationen verteilen. Diese Arbeit ist langweilig und wenig anspruchsvoll, aber scheinbar muss er nicht mehr tun um in der Villa eine Unterkunft zu haben. Schon bald kommen ihm aber einige Dinge merkwürdig vor, die er sich nicht erklären kann. Immer mehr Fragen tauchen auf und niemand ist bereit, ihm Antworten zu geben. Bis er scheinbar in der Gunst des Betreibers steigt und wichtigeren Aufgaben zugeteilt wird. Von da an scheint alles für ihn zu einem einzigen Horrortrip zu werden.

Ich muss zugeben, dass ich großer Fan der Autorin bin und deshalb hohe Erwartungen an das Buch hatte. Schon der Titel macht neugierig… Schichten? Wahrheiten? Informationen? Die Idee – die ich hier erst einmal nicht verraten möchte – ist gut. Ein aktuelles Thema, das mit technischen Entwicklungen und ihren Möglichkeiten zu tun hat. Dieses Potential wurde meiner Meinung nach nicht ganz ausgeschöpft. Einerseits blieben für mich am Ende auch einige Dinge unklar. Vielleicht ist es auch nicht leicht, ein Buch über eine Technik zu schreiben, die sich in der Realität immer weiter entwickelt. Einige Jahre nach der Veröffentlichung ist vielleicht manches überholt oder zumindest weit weniger spektakulär. Doch viel mehr stört mich die Naivität des Hauptcharakters, der sich stellenweise ziemlich unlogisch verhält (damit die Geschichte weiter geht). Hier zwingt die Autorin Dorian zu seinen Handlungen, indem er sich unsterblich in eine andere Bewohnerin verliebt. Das muss man als Leser aushalten um eine spannende Story zu erhalten.

Zur Versöhnung muss ich anmerken, dass ich dieses Buch aus der Bücherei geliehen habe. Dort stand es bei den Jugendbüchern – und dort ist es gut aufgehoben. Für Erwachsene ist es durchaus lesenswert, allerdings mit kleinen Abstrichen bei den Charakteren.
Insgesamt ein gutes Buch, aber nicht das beste von Ursula Poznanski.

Veröffentlicht am 19.10.2019

Lesenswerter Thriller in gewohnt gutem Stil

R.I.P.
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Mit diesem Buch hat die Autorin den dritten Band der Reihe um Kommissar Huldar, seine Chefin und seine Kollegen sowie Kinderpsychologin Freya geschrieben. Obwohl die Figuren und ihre Beziehung zueinander ...

Mit diesem Buch hat die Autorin den dritten Band der Reihe um Kommissar Huldar, seine Chefin und seine Kollegen sowie Kinderpsychologin Freya geschrieben. Obwohl die Figuren und ihre Beziehung zueinander sich weiterentwickeln und für das Buch eine Rolle spielen, kann man es trotzdem eigenständig lesen. Einige Geschichten aus den Vorgängern werden kurz angerissen.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr gut, das Buch hat unglaublich spannende Stellen und brachte mich trotzdem manchmal zum Schmunzeln. Vor allem aber macht es nachdenklich.

Die Geschichte beginnt direkt mit dem ersten Mord: Eine Schülerin arbeitet nebenbei im Kino und wird dort auf brutalste Art ermordet. Der Täter zwingt sie per Snapchat Entschuldigungen zu verschicken, bevor er sie tötet. Zunächst ist nicht klar, wofür und bei wem sich das Mädchen entschuldigen musste. Aber Huldar und sein Team finden heraus, dass sie kein Engel war. Aber was rechtfertigt einen Mord? Und wer könnte ihn begehen?
Nach und nach ergeben sich Beziehungsgeflechte und Verstrickungen, diese bleiben aber lange diffus und unklar. Erst am Ende fügt sich alles zu einem stimmigen Bild zusammen.

Das Thema ist aktuell und dennoch zeitlos. Die Autorin schafft es, Mobbing aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Zunächst natürlich die Hilflosigkeit der Opfer, die keinen Ausweg aus ihrer Situation sehen. Sie resignieren manchmal, suchen die Schuld bei sich selbst und einige versuchen sogar sich selbst umzubringen. Auch die Eltern der Kinder wissen sich nicht zu helfen, da Mobbing mittlerweile vermehrt in sozialen Medien stattfindet, nehmen die Kinder ihre Peiniger sozusagen mit nach Hause. Rat suchen Eltern bei der Schule – die meist nicht sehr hilfreich ist. Die Möglichkeiten sind begrenzt, auch ein Psychiater, der Betroffene behandelt kommt in dem Buch zu Wort.
Trotz der differenzierten Betrachtung will das Buch keine Lösungen liefern, es erzeugt Spannung und ist durch und durch ein Thriller. Diesen Spagat zu schaffen ist an sich schon eine Leistung, die dieses Buch lesenswert macht. Die unvergleichbare Atmosphäre Islands bietet einen schönen Schauplatz, der oft sehr düster und trist daherkommt. Der Alltag ist auch in dem mittlerweile beliebten Urlaubsland nicht für jeden Bürger immer einfach.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Wundervolles Buch über eine geheimnisvolle Welt unter dem Meer

Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee
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Schon allein die Maße dieses Buches sind beeindruckend. Dazu kommt, dass es für ein Kinderbuch sehr dunkel ist und schlicht gestaltet ist. So ist man im ersten Moment nicht sicher, an wen sich dieses Sachbuch ...

Schon allein die Maße dieses Buches sind beeindruckend. Dazu kommt, dass es für ein Kinderbuch sehr dunkel ist und schlicht gestaltet ist. So ist man im ersten Moment nicht sicher, an wen sich dieses Sachbuch richtet. Die Zeichnungen sind wundervoll und sprechen sowohl junge als auch ältere Leser an. Die Texte sind zwar leicht verständlich und nicht sehr lang, aber wissenschaftlich fundiert und auch für Erwachsene sehr lehrreich.
Die Grenze von Bilderbuch zu Bildband scheint fließend, auch wenn es keine Fotos enthält. Die Zeichnungen sind dafür so detailreich und ästhetisch ansprechend, dass sie noch mehr begeistern als echte Unterwasseraufnahmen.
Ich habe dieses Buch mit großer Faszination gelesen und konnte mich kaum von den Bildern losreißen. Besonders überrascht hat mich z.B. dass Rot eine Tarnfarbe ist oder wie wunderschön Kalmare sein können.
Am Ende gibt es ein gutes Stichwortverzeichnis, wie in Sachbüchern üblich.

Dieses Buch hat mich begeistert und ist für kleine (ab ca. 8 Jahren) und große LeserInnen ein Schmuckstück!

Veröffentlicht am 09.10.2019

Leider kein Buch für mich

Die Asche bleibt
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Cover und Titel haben mich sofort angesprochen. Auch der Klappentext macht neugierig und so habe ich dieses Buch – ohne die Vorgängerbände zu kennen – gern zur Hand genommen.
Der Einstieg hat mir gut gefallen: ...

Cover und Titel haben mich sofort angesprochen. Auch der Klappentext macht neugierig und so habe ich dieses Buch – ohne die Vorgängerbände zu kennen – gern zur Hand genommen.
Der Einstieg hat mir gut gefallen: Ein psychopathischer Täter vergewaltigt, mordet und legt anschließend Feuer. Die Feuerwehr kämpft sich durch den Rauch, rettet das Kind des Opfers und zeitlich beginnt die nervenaufreibende Suche nach dem Täter.

Diese Geschichte hat Potential und ich möchte dieses Buch auch nicht völlig zerreißen. Es ist nur nichts für mich. Ich bin selbst in der freiwilligen Feuerwehr aktiv und deshalb haben mich die zahlreichen Fehler (z.B. werden Bezeichnungen völlig willkürlich und falsch verwendet) natürlich gestört. Aber darüber muss man hinwegsehen, Polizisten schauen ja auch ungern Tatort. Allerdings konnte ich generell mit dem Schreibstil nicht warm werden, nicht nur weil der Autor konsequent von einem nazistischen (es heißt narzistisch) Täter geschrieben hat. Das ist ihm zwar nicht anzulasten, hier fehlte einfach ein Lektorat, aber gestört hat es mich trotzdem.

Was mir aber leider komplett die Lust am Lesen verdorben hat, war ein Detail, dass ich am Anfang richtig gut fand: Der Täter ist homosexuell. Vielleicht ein Tabuthema, für mich aber ein erfrischender und mutiger Aspekt. Im Laufe des Buches kommen noch andere homosexuelle bzw. queere Menschen vor, die (fast) alle irgendwie gestört sind. Auch die psychologischen Erklärungsversuche finde ich stellenweise so absurd, dass es mich nicht überzeugen konnte. Ein wenig Normalität (z.B. ein homosexueller Feuerwehrmann oder Polizist) hätte mir gefallen. Und ja – auch das muss ich einfach ansprechen – hätte es mich auch gefreut, wenn im Buch auch Feuerwehrfrauen zu Wort gekommen wären. Im wahren Leben gibt es die bei der Berufsfeuerwehr Essen durchaus, auch in leitenden Funktionen. Im Buch leider nicht.

Und das ist auch mein letzter Kritikpunkt: Dieses Buch spielt in Essen, das weiß ich allerdings nur, weil es im Klappentext vorkommt. Inhaltlich merkt man davon leider nichts, was ich einfach sehr schade finde. Für die meisten mag das egal sein (und ist es vermutlich auch), für mich als ehemalige Essenerin fehlte dadurch etwas.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Eines der schönsten Bücher, die ich in letzter Zeit gehört habe.

Der Gesang der Flusskrebse
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Die Geschichte beginnt, als Kya (gesprochen: Kaja) 6 Jahre alt ist und noch eine Familie hat. Mutter, Vater und vier ältere Geschwister leben mit ihr in einer kleinen Hütte im Sumpf. Das Marschland von ...

Die Geschichte beginnt, als Kya (gesprochen: Kaja) 6 Jahre alt ist und noch eine Familie hat. Mutter, Vater und vier ältere Geschwister leben mit ihr in einer kleinen Hütte im Sumpf. Das Marschland von North Carolina ist nicht wirklich lebenswert, dort hausen die Ausgestoßenen und Randfigutren der Gesellschaft. Aber trotzdem könnte es schön sein, für die kleine Kya, die mit Silbermöwen, Graureihern und Flußkrebsen aufwächst. Bis ihre Mutter die Familie verlässt und ihre Kinder beim gewalttätigen Vater zurücklasst. Die Geschwister, alle älter und selbstständiger gehen auch. So bleibt Kya allein zurück, denn der Vater ist ob abwesend und selbst wenn er in der Hütte ist, mehr Belastung als Hilfe.
Kya wächst heran und lebt im vollkommenen Einklang mit dem Marschland. Einsam, schüchtern, ängstlich und doch voller Wissensdurst entwickelt sie sich zu einer Frau. Viele Wendungen und Ereignisse hätte ich so nicht erwartet, deshalb werde ich hier nicht auf den Verlauf der Handlung eingehen. Ich habe mit Kya gelitten, mich mit ihr gefreut und sie mit jedem Kapitel mehr bewundert.
Diese Geschichte ist fast ein Märchen, die bildhafte Sprache so gewaltig (und doch hauchzart), dass ich nicht aufhören konnte zuzuhören. Luise Helm macht ihre Sache großartig, sie liest jede Figur anders und haucht den langen Beschreibungen des Marschlandes Leben ein.
Eine absolute Leseempfehlung für alle, die Geschichten (und seien sie fiktiv) über interessante und einzigartige Menschen mögen.