Die Geschichte " Der Gesang der Flusskrebse" spielt in einem kleinen Ort, der von Marsch umgeben ist.
Kaya ist gerade mal 6 Jahre alt, als ihre Mutter durch die Haustür hinausschreitet und für immer weg ist. Kurz darauf geht auch ihr letzter Bruder hinaus um sein Glück zu finden. Nur die kleine Kaya bleibt ganz allein bei ihrem gewalttätigen, alkoholsüchtigen Vater, denn wo soll das kleine Mädchen schon hin?
Irgendwie versucht sie den Haushalt zu schmeißen, ihren Vater zu bekochen und alles in der Hoffnung, dass ihre Geschwister und ihre Mutter bald zurück kommen werden. Doch auch ihr Vater geht schon kurz darauf wieder fort und was Kaya nicht weiß, ob er je wieder kommen wird, oder ob sie nun allein dort in der Marsch, in ihrer kleinen Hütte bleiben wird. Nach und nach bringt sie sich, aus der Not heraus, bei, wie sie das Boot steuert, um ins Dorf zu kommen, dort mit selbst gefangenen Fischen ein paar Pennys zu verdienen. Schon bald merken die Menschen im Dorf, das etwas nicht stimmen kann. Wieso geht das Marschmädchen nicht zur Schule? Wo sind ihre Eltern? Doch nichts ist aus ihr heraus zu bekommen. Immer geht sie den Leuten aus dem Weg und so wird Kaya, die die pure Einsamkeit ist langsam zu einer jungen Frau. Die einzigen zu denen sie eine Bindung zu haben scheint, sind in der Natur zu finden. Vögel, Würmer, Muscheln. Die Natur wird ihr zu Hause. Doch diese Einsamkeit und Einzigartigkeit des Marschmädchens wirkt auf Außenstehende natürlich befremdlich und wird von diesen stets abgelehnt. Bis eine Leiche in der Marsch auftaucht können die Menschen gegen Kaya nichts unternehmen, dieses Umstand könnte den Dorfbewohnern allerdings in die Hände spielen, sie endlich loszuwerden.
Mein Fazit:
Delia Owen ist eine einzigartige Autorin und dies zeigt sie in ihrem Debüt "Der Gesang der Flusskrebse" von der ersten bis zur letzten Zeile.
Sie zeigt, was Verlust und Einsamkeit aus einem Menschen machen können. Was passiert, wenn man nie Bindungen oder Liebe hatte?
Sehr eindrücklich beginnt das Buch zunächst mit Kayas Geschichte und schon bald wird die Ablehnung durch die Dorfbewohner immer spürbarer. Trotz alledem gibt es jedoch auch Menschen, die Kaya zugewandt sind. Hier zeigt die Autorin dann deutlich die Entwicklung in Kayas Verhalten und wie lang sie benötigt um sich wenigstens ein wenig zu öffnen. Eine brillante Darstellung sozialen Rückzugs und seiner Folgen.
In Kaya konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Ihre Emotionen sind sehr simpel und nachvollziehbar und gleichzeitig sehr ehrlich. Es war, als würde ich sie ganz genau beobachten können. Still und heimlich stand ich neben ihr und betrachtete sie. Ein tolles Erlebnis.
Zudem fand ich, dass die Stimmung im Buch zwar sehr trist war, aber gleichzeitig ein solcher Sog herrschte, dass aufhören überhaupt keine Option war. Dies lag auch daran, dass die Autorin schon nach wenigen Kapiteln auf den Tot eines Dorfbewohners anspielte. Irgendeine Verbindung zu Kaya musste man also vermuten. Da wollte ich natürlich schon wissen, was passiert sein könnte.
Ich kann das Buch empfehlen, denn dies ist eine gewaltige Geschichte, fesselnd bis zum Schluss, einzigartig und beschäftigt bis zum Schluss. Besonders erwähnenswert ist außerdem die Landschaft, die wundervoll und eindrücklich beschrieben diesem Buch eine ganz besondere Note verlieh.