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Veröffentlicht am 20.05.2024

Fantastischer Abschluss einer tollen Reihe!

Evas Rache
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Zum vierten und letzten Mal dürfen wir Paul Stainer bei seinen Ermittlungen im Leipzig der 1920er Jahre begleiten. Dieses Mal ist Stainer auf der Jagd nach einem besonders brutalen Mörder, den die Presse ...

Zum vierten und letzten Mal dürfen wir Paul Stainer bei seinen Ermittlungen im Leipzig der 1920er Jahre begleiten. Dieses Mal ist Stainer auf der Jagd nach einem besonders brutalen Mörder, den die Presse als „Bestie von Leipzig“ betitelt. Diesem Namen wird der Gesuchte mehr und mehr gerecht, was Stainer zunehmend in ein schwarzes Loch treibt.

In diesem Band verfolgen wir aber nicht nur die turbulenten Geschehnisse in der Wächterburg, sondern sind gleichzeitig in München bei dem Ehepaar Dorn zu Gast. Professor Dorn bereitet sich gerade auf seine Reise zur Leipziger Messe vor, um dort seine neueste Erfindung zu präsentieren, als bei ihnen eingebrochen wird, um seine Pläne zu stehlen. Maria, seine Frau, unterstützt ihn in jeglicher Hinsicht, allerdings merkt sie schnell, dass er kein großes Interesse daran hat, von ihr auf die Messe begleitet zu werden, da er die Zeit in Leipzig wohl lieber mit einer anderen Frau verbringt.

Damit nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf. Die liebe und nette Ehefrau wandelt sich von dem „Dornröschen“, wie ihr Mann sie immer (vermutlich auch etwas despektierlich) nennt, zu der starken und auch hasserfüllten Eva – was uns direkt zum Titel des Buches bringt.

Die beiden Handlungsstränge sind allein schon spannend, wie sich beide allerdings verweben bleibt zunächst offen und lässt einen durchgehend mitfiebern. Dass diese Kriminalfälle fesseln, steht außer Frage. Auch die historischen Begebenheiten, die wir wie nebenbei lernen sind wie gewohnt perfekt in die Handlung integriert.

Was aber für mich dieses Buch / diese Reihe ganz besonders macht, sind die liebgewonnenen Charaktere. Viele dürfen wir bereits seit Band eins begleiten, fiebern mit und drücken die Daumen, was aus ihren teils schwierigen Lebenswegen wohl werden wird. Bei manch anderen schüttelt man jedes Mal wieder den Kopf und regt sich über deren Ignoranz auf. Zu Beginn war ich etwas besorgt, was es wohl für ein Ende nehmen wird – jetzt kann ich sagen, das Ende hat mich sehr versöhnt zurückgelassen. Ein lachendes und ein weinendes Auge.

Für alle Fans der Reihe ist diese Empfehlung wohl fast schon unnötig. Aber auch allen anderen, die an historischen Kriminalromanen interessiert sind, kann ich diese Reihe und auch besonders diesen Teil ans Herz legen. Historische Ereignisse, verknüpft mit spannenden Kriminalfällen, ein absolutes Highlight.

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Der Donnerstagsmordclub im Scheinwerferlicht

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Unser liebstes Ermittlerteam, der Donnerstagsmordclub, hat einen neuen Fall: Nach einigem hin- und her wurde sich auf den Cold Case Bethany Waites geeinigt. Die Fernsehmoderatorin war einem Verbrechen ...

Unser liebstes Ermittlerteam, der Donnerstagsmordclub, hat einen neuen Fall: Nach einigem hin- und her wurde sich auf den Cold Case Bethany Waites geeinigt. Die Fernsehmoderatorin war einem Verbrechen auf der Spur. Ihr Auto stürzte daraufhin unter bislang ungeklärten Umständen eine Klippe hinab. Dieser ungelöste Fall führt die Gruppe nicht nur in ein Milieu aus verworrenem Steuerbetrug und kriminellen Machenschaften, sondern verschafft Joyce auch ganz nebenbei einen Einblick in das Showgeschäft und Ibrahim eine hochkarätige Klientin im Gefängnis.

Der mittlerweile dritte Fall des Donnerstagsmordclubs ist genau wie seine Vorgänger wieder herrlich humorvoll und gleichzeitig ungebrochen spannend. Die liebgewonnenen Akteure sind wie immer mit von der Partie und steuern alle auf ihre Weise Witz und Charme bei. Aber auch neue Figuren bereichern den Club: Ein Ex-KGB Spion ist genauso mit an Bord wie ein Kryptowährung-Geldwäscher. Dieses Mal wirbeln die Ermittlungen nicht nur im Showgeschäft einigen Schmutz auf, sondern reichen auch bis in die höchsten Ebenen des Polizeiapparates. Daneben wirkt es fast schon normal, dass Ibrahim neuerdings eine hochkriminelle Klientin im Gefängnis betreut und Ron in dem Hauptverdächtigen einen neuen Snooker Partner findet.

Dass das Buch wieder klasse geschrieben ist und einen wunderbar unterhält, ist klar. Was ich am meisten an dieser Reihe schätze – und da kann ich mich nur wiederholen – ist diese hoffnungsvolle und positive Darstellung dieses besonderen Lebensabschnittes. Nie wirkt es so, dass die Charaktere in ihrer Seniorenresidenz einfach nur vor sich hinvegetieren, ganz im Gegenteil: Sie haben dort eine neue Aufgabe, Freunde um sich und genießen das Leben. Dabei werden allerdings keineswegs die Sorgen und Gebrechlichkeit des Älterwerdens verschwiegen oder verharmlost. Die Art und Weise wie diese Themen eingeflochten werden berührt nicht nur die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs, sondern auch den Leser.

Die verirrte Kugel ist eine gelungene Fortsetzung dieser wunderbaren Reihe und natürlich ein Muss für alle Fans des Donnerstagmordclubs. Wer Gefallen an einem ungewöhnlichen Ermittlerteam und britischen Humor hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Auch schon für den britischen Spionagekollegen war eine Kugel mit der Inschrift „007“ als Todesurteil reserviert – man kann also gespannt sein, wie es mit dem Adressaten dieser verirrten Kugel weitergeht.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Die Auswirkungen der Immobilienkrise

Die letzte Lügnerin
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Auch der dritte Teil dieser Reihe wirft uns wieder sofort in das Geschehen hinein: Ein Video, welches den Berliner Bausenator bei anscheinend dubiosen Geschäftsabschlüssen zeigt, macht die Runde und beendet ...

Auch der dritte Teil dieser Reihe wirft uns wieder sofort in das Geschehen hinein: Ein Video, welches den Berliner Bausenator bei anscheinend dubiosen Geschäftsabschlüssen zeigt, macht die Runde und beendet dessen politische Karriere. Kurz darauf bekommt auch der technisch für dieses Video Verantwortliche seine Quittung – als dieser damit prahlt das Video aufgenommen zu haben, wird er tot aufgefunden. Alles deutet auf den Bausenator als Täter hin, als Rocco Eberhardt dessen Mandat übernimmt.

Was mir als erstes an dem Buch auffiel ist, dass es im Vergleich zu den Vorgängern recht dünn ist. Die Kapitel sind, allerdings wie gewohnt, recht kurzgehalten, was einen nur so durch die Geschichte rasen lässt. Der Fall an sich ist wieder hochaktuell und beleuchtet korrupte Politik sowie die drastischen Probleme der momentanen Immobilienlage. Die Szenen im Gerichtssaal waren wie immer super spannend. Wie Rocco die Verteidigungsstrategie aufbaut, mit den anderen Akteuren spielt und seine Etappensiege erringt, hat einen mitfiebern lassen. Genauso war es auch bei Roccos kongenialem Counterpart Justus Jarmer. Gerade da man weiß, dass die Erkenntnisse welcher dieser aus seinen Autopsien erlangt, Hand und Fuß haben, sind diese umso spannender und bleiben im Gedächtnis.

Es wird auch in diesem Band wieder des Öfteren erwähnt, dass Serien und Filme juristische oder rechtsmedizinische Sachverhalte übertrieben und verfälscht darstellen, um das Publikum zu fesseln und mehr Wahrheitsgehalt vertragen würden – das mag wohl wahr sein, allerdings ist der Ausgang des Verfahrens, um das es hier geht, wohl auch mehr als filmreif und im wahren Leben eher nicht an der Tagesordnung.

Trotzdem war es eine gute Mischung aus Fakten und Fiktion, die durchgehend spannend zu lesen war. Besonders interessant fand ich die Figur der Hauptkomissarin Hardenberg, von deren Geschichte ich immer noch hin und hergerissen bin. Falls es einen nächsten Teil gibt, darf das Privatleben von Rocco Eberhardt und Justus Jarmer gerne wieder etwas mehr Platz einnehmen.

Das Buch kann allen Fans der Reihe empfohlen werden und kann meiner Meinung nach mit dem Vorgänger mithalten und den ersten Band übertreffen. Allerdings kann das Buch auch unabhängig von den Vorgängern gelesen werden, da immer wieder die vorangegangene Geschichte aufgegriffen wird und auch gar keinen sehr großen Platz – anders als der Cliffhanger aus Band 2 suggerierte – einnimmt.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Was für eine Protagonistin!

Eine Frage der Chemie
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Wir schreiben das Jahr 1961 und somit herrschen unfassbar verstaubte und starre Rollenbilder, die vor allem von Männern bestimmt werden. Doch eine junge Frau wagt etwas Ungehöriges: Elizabeth Zott ist ...

Wir schreiben das Jahr 1961 und somit herrschen unfassbar verstaubte und starre Rollenbilder, die vor allem von Männern bestimmt werden. Doch eine junge Frau wagt etwas Ungehöriges: Elizabeth Zott ist Chemikerin und somit zugleich weiblich. Sie ist eine intelligente Frau, die genau weiß, was sie will und tritt damit vielen auf den Schlips. Zudem lebt sie in einer für diese Zeit unkonventionellen Beziehung – sprich unverheiratet und muss sich jedes Stück Freiheit und Gleichberechtigung hart erkämpfen.

Es war etwas ganz besonderes Elizabeth ein Stück auf ihrer Reise zu begleiten. Die Seiten flogen nur noch so vorbei und auch die ganze Bandbreite an Emotionen wurde bedient! Man war fasziniert von chemischen Vorgängen, musste über ihre unbestechliche Logik schmunzeln, hatte eine unglaubliche Wut auf diese verängstigen Männer, die ihr das Leben so schwer gemacht haben und hoffte so sehr, dass sie durchhalten würde. Selten hat mich eine Protagonistin von der ersten Seite an so fasziniert wie Elizabeth Scott. Ihre Art ist absolut authentisch und jeder, der für eine Sache so brennt, wie sie für Chemie, kann nachvollziehen woher sie diesen Kampfgeist und diese Faszination nimmt.

Die Sinnlosigkeit der damals vorherrschenden Rollenbilder und der heuchlerischen Sittenhaftigkeit springt nur so zwischen den Zeilen heraus und macht einen gleichzeitig sprachlos und wütend. Gut, dass unsere Protagonistin auch keinen Sinn hinter diesen Konstrukten sieht und stur ihren eigenen Weg geht!

Ich würde selbst gerne jeden Abend ihre Kochsendung „Essen um Sechs“ einschalten, da ich das Konzept wahnsinnig spannend finde. Wissenschaft alltagstauglich und für die breite Masse verständlich aufzubereiten halte ich für eine schwere, aber wichtige Aufgabe.

Obwohl ich mich persönlich total für die chemischen Zusammenhänge und Erklärungen begeistern kann und diese für mich noch viel detaillierter hätten sein können, muss man in diesem Buch keine Angst vor Fachsimpelei oder seitenlangen, hochkomplexen Erläuterungen haben. Man bekommt wie beiläufig einiges mit, wobei die Geschichte noch viel mehr zu bieten hat. Die Beziehung zwischen Elizabeth und Calvin, welche einerseits so gar nicht der Norm entspricht aber andererseits fast nicht tiefer hätte sein können, steht zu Beginn im Fokus. Beide hatten keine leichte Kindheit und Calvin ringt Zeit seines Lebens damit, was sich so durch den ganzen Roman zieht und einige schicksalhafte Wendungen bereithält. Auch die Beziehung und Erziehung ihrer Tochter ist Teil der Geschichte und ist wie alles was Elizabeth macht, erfrischend anders.

„Eine Frage der Chemie“ ist der perfekte Titel für diesen Roman. Die Geschichte rund um Elizabeth Zott ist faszinierend und bereichernd und hat mich total begeistert. Die Protagonistin hebt sich ab und ist nicht nur Identifikationsfigur für alle Frauen, sondern auch für alle Chemie und Wissenschaftsbegeisterten und hat mich nachhaltig beeindruckt. Ein großartiger Roman und eine große Empfehlung!

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Veröffentlicht am 08.05.2022

Die nächste Generation im Frankfurter Teehandel Ronnefeldt

Der Weg der Teehändlerin
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Der zweite Teil der Familiensaga rund um die Familie Ronnefeldt nimmt uns mit in die Jahre 1853 und 1854. Seit Band eins ist einige Zeit vergangen und Friederike muss nicht nur ihren Teehandel für die ...

Der zweite Teil der Familiensaga rund um die Familie Ronnefeldt nimmt uns mit in die Jahre 1853 und 1854. Seit Band eins ist einige Zeit vergangen und Friederike muss nicht nur ihren Teehandel für die Zukunft rüsten, sondern sorgt sich gleichzeitig um ihre Kinder, die erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen wollen, mit denen sie nicht immer so glücklich ist.

Im Fokus dieses zweiten Teils steht die nächste Generation, allen voran die älteren Kinder Carl und Elise, wobei wir auch Wilhelm und Minchen ein kleines Stück auf ihren Wegen begleiten.

Obwohl der Roman in dieser ungemein spießigen Zeit spielt, hinterfragt vorallem Elise immer wieder die damals herrschende Rollenverteilung und macht sich dafür stark, als Frau selbstbestimmt leben zu können. Wenn man den Diskussionen über die Verantwortungsbereiche und die Unterordnung der Frauen folgt – natürlich nur von Männern geführt – schaudert es einen und man ist dankbar, was sich seit dieser Zeit alles verbessert hat. Friederike musste alles selbst in die Hand nehmen, ihre Tochter möchte es von sich aus – dieser Konflikt ist wirklich spannend zu verfolgen gewesen.

Teilweise spielt die Geschichte dieses Mal in Hamburg, was als zusätzlicher Handlungsort interessant eingebaut war. Die Beschreibungen der Orte in dieser Zeit und die Epoche an sich sind so detailliert, dass man sich wunderbar in Ort und Zeit hineinversetzen kann.

Mit den Zeitsprüngen habe ich mir allerdings etwas schwergetan. Dass man sich vieles aus Band eins erst mal wieder in Erinnerung rufen muss, ist ja völlig klar, aber der Sprung am Ende hat die Geschichte für mich zu abrupt beendet. Während man noch gespannt ist, welche Entscheidungen die Kinder wohl treffen werden, finden wir uns plötzlich 35 Jahre später inmitten der nächsten Generation wieder. Allerdings klang dieser Teil so vielversprechend, dass die Vorfreude auf den nächsten Band den Abschied von den Figuren dieses Bandes etwas weniger schmerzlich erscheinen lässt.

Obwohl wir zwar viele interessante Infos über verschiedene Teesorten bekommen, kommt der Teehandel bzw. der Laden an sich wieder etwas kurz. Für diese besondere Familiensage hätte davon gerne mehr die Rede sein können.

Besonders wichtig und interessant war für mich, dass die Autorin im Nachwort nochmals die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion aufzeigt. Auch wer oder was ihre wirklich guten Quellen sind war für mich spannend zu erfahren und untermauert die wirklich gute Recherche nochmals.

Ein toller historischer Roman über eine besondere Familie, den man theoretisch unabhängig vom ersten Teil lesen könnte. Sinn macht es aber trotzdem die Bände chronologisch zu lesen. Ich denke wer dieses Genre mag, wird hier keinesfalls enttäuscht werden. Ich freue mich bereits auf den dritten Teil und empfehle diese spannende Saga gerne weiter.

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