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Veröffentlicht am 26.06.2022

Vertreibung und die Suche nach dem Glück

Aufbruch voller Sehnsucht
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Ende 1945: Erika, ihre Tante Mimi und noch andere, werden aus ihrem böhmischen Heimatdorf Hohenfurth vertrieben. Ihnen gelingt die Flucht nach Österreich. Zuerst finden die beiden eine Unterkunft in Linz, ...

Ende 1945: Erika, ihre Tante Mimi und noch andere, werden aus ihrem böhmischen Heimatdorf Hohenfurth vertrieben. Ihnen gelingt die Flucht nach Österreich. Zuerst finden die beiden eine Unterkunft in Linz, doch Erika ist klar, dass sie dort nicht bleiben können, Erika findet keine Arbeit. Kurz entschlossen macht sie sich auf den Weg nach Wien und versucht dort ihr Glück. In der Großstadt ist es auch nicht einfach, aber sie findet Freunde, trifft alte Bekannte wieder und Arbeit findet sie auch. Auf einer Feier lernt sie den Studenten Erich kennen, die beiden verlieben sich, aber dieses Glück scheint auch nur perfekt zu sein.

Gabriele Sonnberger erzählt uns die Geschichte von Erika und ihren Freunden nach Beendigung des Krieges. Alle hoffen darauf, dass jetzt ein besseres Leben beginnt, einfach ist es nicht. Der Roman bringt uns das Leben von Erika näher, auf den ersten Blick eine starke Frau. Sie lässt sich aber oft durch andere Personen und Ereignisse beeinflussen, so dass sie nicht das Leben führt, dass sie gerne möchte. Es werden viele Dinge der damaligen Zeit angerissen, aber eben nur angerissen. Für die Geschichte wäre es vielleicht hilfreich gewesen, wenn einige Erzählstränge nicht behandelt worden wären.

Insgesamt liest sich der Roman sehr flüssig, man bekommt ein Bild der Zeit von 1945 bis 1956. Das Thema Vertreibung wird für mich nicht ausführlich genug behandelt, der größte Teil dreht sich um das Leben von Erika. Viele Dinge ihres Lebens wären auch ohne die Vertreibung aus der Heimat passiert.

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Veröffentlicht am 13.06.2022

Deutsch-deutsche Geschichte spannend erzählt

Das zweite Geheimnis
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1973 – In Ostberlin finden die Weltfestspiele der Jugend statt. Ria Nachtmann macht in Bulgarien Urlaub und trifft dort heimlich den westdeutschen Journalisten Jens, der ihre große Liebe ist. Sie war bis ...

1973 – In Ostberlin finden die Weltfestspiele der Jugend statt. Ria Nachtmann macht in Bulgarien Urlaub und trifft dort heimlich den westdeutschen Journalisten Jens, der ihre große Liebe ist. Sie war bis vor 12 Jahren Spionin des Bundesnachrichtendienstes. Ihr Schwager Henning ist Grenzsoldat und wird bei einer versuchten Flucht angeschossen und verhaftet. Durch diesen Fluchtversuch gerät Ria ins Visier der Stasi, sie wird in Bulgarien festgenommen, in die DDR gebracht und dort verhört. Die Vernehmerin Marga merkt, dass Ria sich anders verhält als andere Verdächtige und beschäftigt sich näher mit ihr. Ihre Vorgesetzten veranlassen allerdings, dass Ria freigelassen wird. Doch Marga folgt Ria weiter privat.
Da Ria die DDR verlassen will, nimmt sie verdeckt Kontakt zum BND auf. Ihr früherer Kontaktmann meldet sich und die Flucht wird geplant.
Titus Müller schildert die Geschehnisse die im Frühjahr und Sommer 1973 passieren, sehr anschaulich. Die Vernehmung von Verdächtigen durch die Stasi, das Training und Doping von jugendlichen Sportlern, die moralische Manipulation von Menschen, damit sie als Spitzel für die Stasi tätig werden, der Drill der Grenzsoldaten, hier könnte man noch vieles mehr auflisten, werden uns vor Augen geführt. Der Autor erzählt das alles in einer klaren Sprache, ohne zu emotional zu werden. Die Geschichte von Ria und ihrer Familie wird spannend erzählt, man möchte immer wissen, wie es weiter geht.
Wer sich für die jüngste Geschichte interessiert, sollte diesen Roman nicht verpassen. Der letzte Band der Trilogie erscheint lt. Verlag im Sommer 2023, ich werde ihn auf keinen Fall verpassen.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein Familiengeheimnis im Schwarzwald

Schwarz Wald Nacht
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Ein kleines Dorf im Südschwarzwald. Sanne Stoll kehrt zur Beerdigung ihrer Großmutter in ihr Heimatdorf zurück, dass sie vor fast 10 Jahren heimlich verlassen hat. In einem Waldstück kurz bevor sie das ...

Ein kleines Dorf im Südschwarzwald. Sanne Stoll kehrt zur Beerdigung ihrer Großmutter in ihr Heimatdorf zurück, dass sie vor fast 10 Jahren heimlich verlassen hat. In einem Waldstück kurz bevor sie das Dorf erreicht läuft ihr eine Frau vors Auto, sie steigt aus, kann die junge Frau aber nicht finden. Diese Frau wird kurz darauf tot aufgefunden. Die Bewohner des Ortes begegnen Sanne mit Misstrauen, auch der Wirt der Gaststätte in der sie übernachtet.
Nach und nach entfaltet sich Sannes Geschichte und die ihrer Familie. Die einzelnen Kapitel sind jeweils unter dem Gesichtspunkt einer Person geschrieben, so erlebt der Leser das Geschehen aus Sicht von verschiedenen Personen. Der Schreibstil ist klar und flüssig zu lesen, er erzeugt an den richtigen Stellen Spannung. Wer kleine Dörfer des Schwarzwaldes kennt, fühlt sich dorthin versetzt.
Ich habe den Krimi gerne gelesen und bin gespannt auf weitere Geschichten aus der Feder der jungen Autorin.

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Ein Mord im gemütlichen Tessin

Mord in Montagnola
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Moira lebt mit ihrer Tochter Luna in Frankfurt und ist Übersetzerin. Den größten Teil ihrer Kindheit hat sie im Tessin verbracht. Da ihr Vater einen Schlaganfall hatte, fährt sie dorthin um ihn zu unterstützen. ...

Moira lebt mit ihrer Tochter Luna in Frankfurt und ist Übersetzerin. Den größten Teil ihrer Kindheit hat sie im Tessin verbracht. Da ihr Vater einen Schlaganfall hatte, fährt sie dorthin um ihn zu unterstützen. Luna ist 14 Jahre, muss zur Schule und bleibt bei Moiras Mutter Cornelia in Frankfurt. Einige Tage nach ihrer Ankunft wird in der Nähe von Montagnola von Touristen eine männliche Leiche in einem Eiskeller entdeckt. Moiras Jugendfreund Luca, er ist Rechtsmediziner, bittet sie mit zum Fundort zu kommen. Sie soll dort bei der Befragung der Touristen dolmetschen. Auch nach der ersten Befragung begleitet Moira die Ermittlungen der Polizei.

Die Autorin führt uns mit diesem Fall in ein entspanntes Tessin. Wir lernen das Umfeld von Moira, die ermittelnden Personen und einige Bewohner des Ortes kennen. Man möchte gerne im gemütlichen Tessin Urlaub machen, auch wenn dort ein Mord passiert ist. Die Ermittlungen nehmen ihren Lauf, Moira macht sich ihre eigenen Gedanken dazu und recherchiert auch auf eigene Faust.

Das Buch kann man sehr flüssig lesen und die Protagonisten sind so beschrieben, dass man sie gut vor Augen hat. Es ist ein Krimi in dem der Fall nicht unbedingt die absolute Hauptrolle spielt. Zum Schluss sind für mich auch nicht alle Handlungsstränge schlüssig dargelegt. Ein Krimi der entspannten Art mit viel Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Chemie ist Veränderung und damit Leben

Eine Frage der Chemie
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Elizabeth Zott ist Wissenschaftlerin, keineswegs durchschnittlich, pragmatisch, direkt, sieht gut aus, ist nicht eitel. Und dann stellen wir uns die 1950ziger und Anfang der 1960ziger Jahre vor, wir wissen ...

Elizabeth Zott ist Wissenschaftlerin, keineswegs durchschnittlich, pragmatisch, direkt, sieht gut aus, ist nicht eitel. Und dann stellen wir uns die 1950ziger und Anfang der 1960ziger Jahre vor, wir wissen sofort wie schwer es sie hatte. Elizabeth ist Chemikerin und arbeitet am Hastings Forschungsinstitut, einer Männerdomäne. Dort lernt sie Calvin Evans kennen, ebenfalls ein herausragender Chemiker. Die beiden verlieben sich ineinander, werden ein Paar und leben zusammen. Calvin möchte Elizabeth heiraten, aber sie lehnt ab, weil sie weiß, dass die Gesellschaft sie dann nur noch als Calvins Frau wahrnehmen würde. Bei einem tragischen Unfall stirbt Calvin. Verzweifelt und schwanger bleibt Elizabeth allein zurück.

Ende 1961, Elizabeths Tochter Madeline geht inzwischen zur Schule, beginnt sie mit der Moderation der Kochshow „Essen um sechs“ und wird zum Star. Für Elizabeth ist das keine Kochshow, sondern eine Unterrichtsstunde in Chemie und sie fordert die Frauen dazu auf, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.

Ich habe mit Interesse und Spannung das Leben von Elizabeth Zott verfolgt, geschmunzelt, gelacht, bin teilweise sehr nachdenklich gewesen. Elizabeth und Calvin hatten beide keine einfache Kindheit, sind trotz Hürden ihren Weg gegangen. Sie holt sich oft symbolisch eine blutige Nase, weil sie mit dem Kopf durch die Wand will, Diplomatie ist nicht ihr Ding. Gleichberechtigung ist für Elizabeth selbstverständlich.

Lernen sie Elizabeth Zott kennen, die keine Küche, sondern ein Labor hat in dem sie kocht und natürlich forscht und Experimente durchführt. Ich hätte sie gerne persönlich getroffen, diese ungewöhnliche Persönlichkeit. Lesenswert!

Seite 270: Kochen ist Chemie. Und Chemie ist Leben. Ihre Fähigkeit, alles zu ändern – Sie selbst eingeschlossen –, beginnt hier.

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