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Veröffentlicht am 29.04.2022

Ein spannender alter Fall in der Provinz

Das versunkene Dorf
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Beim Einsatz in einem Pariser Vorort wird Hauptkommissarin Noémie Chastain durch Schüsse eines Drogenhändlers schwer verletzt. Ihr Leben wird gerettet, allerdings ist eine Gesichtshälfte für immer entstellt. ...

Beim Einsatz in einem Pariser Vorort wird Hauptkommissarin Noémie Chastain durch Schüsse eines Drogenhändlers schwer verletzt. Ihr Leben wird gerettet, allerdings ist eine Gesichtshälfte für immer entstellt. Trotzdem möchte sie so schnell wie möglich zurück in den Polizeidienst. Nicht nur ihr Lebensgefährte Adriel, sondern auch ihre Vorgesetzten und Teile ihres Teams sind damit überfordert. Noémie wird für einige Wochen in die Provinz nach Avalone abgeschoben. Überstützt wird sie vom Psychologen Melchior, der ihr mit Direktheit, Geduld, Sarkasmus und Fürsorge durch den Alltag hilft und ihr wieder neuen Lebensmut gibt.

Noémie muss zuerst lernen, dass es in der Provinz viel ruhiger zugeht als in Paris und die Dinge in manchen Fällen anders gehandhabt werden. Eines Tages taucht eine Tonne im Stausee auf, in dieser Tonne wird eine Leiche gefunden. Jetzt kann Noémie ihre Fähigkeiten einsetzen. Bei den einsetzenden Ermittlungen tritt ein alter Fall wieder zutage. Zur Zeit des Baues des Stausees und der Umsiedlung des Dorfes sind drei Kinder verschwunden, angeblich wurden sie entführt. Die Hauptkommissarin holt viele Dinge, die unter der Oberfläche schwelen hervor. Es kommt soweit, dass das Wasser des Stausees abgelassen wird und eine weitere Leiche entdeckt wird.

Olivier Norek treibt die Geschichte kontinuierlich voran, es bleibt bis zum Schluss spannend. Die Charaktere der Hauptprotagonistin, der Mitarbeiter und der Dorfbewohner sind sehr gut beschrieben. Die angespannte Atmosphäre im Dorf nach Entdecken der ersten Leiche spürt man. Durch diesen Fall findet Noémie wieder zu sich selbst.

Ein lesenswerter spannungsreicher Kriminalroman, nur zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Einblicke in das Bonn von 1974

Die Diplomatenallee
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Frühjahr 1974, Bonn, Hauptstadt der BRD. Dort lebt Heike mit ihrem Mann Peter und den beiden Kindern. Sie betreiben einen Schreibwarenladen der sehr beliebt ist im Regierungsviertel. Heike hat Graphologie ...

Frühjahr 1974, Bonn, Hauptstadt der BRD. Dort lebt Heike mit ihrem Mann Peter und den beiden Kindern. Sie betreiben einen Schreibwarenladen der sehr beliebt ist im Regierungsviertel. Heike hat Graphologie studiert, das Studium aber nicht abgeschlossen. Prof. Buttermann, ihr alter Uni-Professor besucht sie eines Tages im Laden, er möchte Heikes Begabung für seine Zwecke nutzen und setzt sie mit seinem Wissen über ihre Vergangenheit unter Druck.

Im Jahr 1974 wird die Ständige Vertretung der DDR in Bonn aufgebaut und die Bespitzelung der Stasi und des BND haben Hochzeiten. Heike und ihre Familie geraten zwischen diese Fronten, weil Heikes Begabung für Graphologie sehr groß ist. In den sechziger- und siebziger Jahren nutzen viele Firmen und Behörden diese Schriftanalyse bei der Einstellung und Beurteilung ihrer Mitarbeiter. Die Geheimdienste setzen sie auch ein.

Annette Wieners gelingt es sehr gut die Atmosphäre dieser Zeit und der Stadt Bonn einzufangen. Die vorsichtige Öffnung nach Osten, von den einen begrüßt, von anderen wiederum abgelehnt. Auch die Änderung der Gesellschaft blitzt im Roman auf. Der Roman ist flüssig geschrieben und sehr gut zu lesen. Allerdings kann ich im zweiten Teil nicht immer die Gedankengänge der Autorin folgen, für mich sind einige Protagonisten und deren Handlungen nicht schlüssig dargestellt. Einige Erzählstränge bleiben bis zum Schluss offen.

Es ist ein historischer Roman aus der Zeit der Öffnung zur DDR, die Geschichte einer Frau die eine schwere Kindheit hatte und ein Einblick in die Graphologie und deren unterschiedlichem Einsatz.

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Veröffentlicht am 07.04.2022

Verlust, Ankommen, Heimat und Liebe

Gestrandet in Cornwall
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Wir schreiben das Jahr 1813. Laura lebt nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel und dessen Familie in Cornwall. Sie ist Anfang 20, bisher in Cornwall nicht heimisch geworden, sie fühlt sich nicht dazugehörig. ...

Wir schreiben das Jahr 1813. Laura lebt nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel und dessen Familie in Cornwall. Sie ist Anfang 20, bisher in Cornwall nicht heimisch geworden, sie fühlt sich nicht dazugehörig. Befreundet ist sie mit Mary Chegwin, einer ehemaligen Hebamme und Jago. Jago wurde von Mary aufgenommen, nachdem er an der Kirche als Baby ausgesetzt wurde. Laura streift gern über den Strand und sucht nach an Land angespülten Gegenständen von gestrandeten Schiffen.

Eines Abends passiert ein Schiffsunglück an der Küste und ein Schiff geht unter. Nur einer überlebt, es ist Alexander. Laura hilft ihm und pflegt ihn im Haus ihres Onkels gesund. Die beiden sind sich sympathisch, doch schon bald merkt Laura, dass Alexander ein Geheimnis hat. Obwohl sie nicht weiß was er verbirgt, vertraut sie ihm und hilft ihm.

Der Schreibstil passt zu der Geschichte und Zeit, er ist
flüssig und nicht zu hektisch. Längen kamen nicht auf, die Geschichte entwickelte sich kontinuierlich weiter. Die Protagonisten konnte ich mir gut vorstellen. Es geht in diesem Roman um Verlust, Ankommen, Heimat und Liebe. Ich habe das Buch gerne gelesen und kann es Freunden historischer Romane empfehlen.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Spannende Zeitreise in die 1970-Jahre

Gretas Erbe
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Die Pfalz Anfang der 1970-Jahre. Greta Piontek lebt als Ziehkind von Harald und Elfriede Hellert bei der Familie auf dem Winzerhof, sie ist 16 Jahre. Maria, die Mutter von Greta, ist bei ihrer Geburt gestorben ...

Die Pfalz Anfang der 1970-Jahre. Greta Piontek lebt als Ziehkind von Harald und Elfriede Hellert bei der Familie auf dem Winzerhof, sie ist 16 Jahre. Maria, die Mutter von Greta, ist bei ihrer Geburt gestorben und die Hellerts haben sie aufgenommen, da der Vater unbekannt ist. Das Ehepaar hat vier leibliche Kinder: Johann, Robert, Renate und Mathias, der von allen Matse gerufen wird. Greta gehört nicht wirklich zur Familie, oft steht sie abseits. Das beste Verhältnis hat sie zu Robert und Matse.

Schon früh musste Greta im Haushalt und bei der Arbeit auf dem Winzerhof und Weinberg helfen. Sie ist begabt, geht gerne zur Schule und träumt davon Lehrerin zu werden. Robert, der rebellische Sohn der Hellerts, und Greta verlieben sich ineinander, müssen es aber verheimlichen, weil beide wissen, dass die anderen Familienmitglieder es nicht akzeptieren würden. Matse, der jüngste der Hellerts, mag Greta auch sehr gerne, sie beschäftigt sich oft mit ihm und hilft ihm z.B. bei den Hausaufgaben.

Immer wieder gibt es besondere Situationen, in denen ein Familienmitglied der Hellerts die Hilfe von Greta in Anspruch nimmt. Dann glaubt Greta, dass sie jetzt endlich zur Familie gehört. Doch jedes Mal wird sie wieder enttäuscht. Irgendwann erkennt sie, dass sie nur ihre eigene Zukunft sein kann.

Dem Autorenteam ist es gelungen die 1970-Jahre sehr anschaulich widerzuspiegeln, egal ob es um Kleidung, Einrichtung oder Fahrzeuge geht. Die Aufbruchstimmung der Jugend, das Festhalten vieler an den alten Traditionen, die Widersprüchlichkeit zwischen dem was gesagt wird und dem was dann heimlich gemacht wird ist groß, das zeigt sich z.B. bei der Diskussion um den § 218. Das Buch ist wunderbar flüssig geschrieben, die verschiedenen Protagonisten gut dargestellt. Gretas Weg vom Teenager zur jungen Frau war spannend zu beobachten. Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil und freue mich darauf ihn zu lesen.

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Veröffentlicht am 22.03.2022

Eine Familiengeschichte mit starken Frauen

Zwischen Himmel und Meer
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Sally ist Anfang 50, arbeitet als Serviererin, hat eine Tochter, Josefin, doch zu dieser kaum Kontakt. Josefin lebt inzwischen mit ihrem Freund Harald in Skåne, dem Heimatdorf ihrer Mutter. Sie informiert ...

Sally ist Anfang 50, arbeitet als Serviererin, hat eine Tochter, Josefin, doch zu dieser kaum Kontakt. Josefin lebt inzwischen mit ihrem Freund Harald in Skåne, dem Heimatdorf ihrer Mutter. Sie informiert Sally, dass der Onkel von Sally, Åke, verstorben ist. Zur Überraschung aller erbt Sally das Kapitänshaus ihres Onkels.

Sally fährt zur Beerdigung nach Skåne und überlegt, ob sie aus dem Kapitänshaus eine kleine Pension machen soll, diesen Traum hat sie schon lange. Sie möchte sich auch gerne mit Josefin aussöhnen und ihre Tochter öfter sehen. Josefin hat inzwischen Kontakt zu der ihr unbekannten Großmutter Vanja aufgenommen und versteht sich sehr gut mit ihr. Sally wurde von ihrer Mutter Vanja im Alter von 3 Jahren verlassen und sie seither auch nicht mehr gesehen.

Das Buch birgt sehr viel emotionalen Sprengstoff. Da ist zum einen der Konflikt zwischen Sally und ihrer Tochter Josefin, dann kennen sich Vanja und Sally ebenfalls nicht und Josefin hat eine gute Beziehung zu ihrer Großmutter Vanja aufgebaut. Jedes Kapitel ist unter dem Gesichtspunkt einer der drei Hauptprotagonistinnen geschrieben. So entfaltet sich langsam aber sicher ein komplettes Bild für den Leser. Nach und nach erfährt man wie es zu diesen Konflikten gekommen ist. Der Autorin ist es gelungen die einzelnen Personen mit ihren Gefühlen und Zweifeln sehr gut zu beschreiben. Das dörfliche Schweden, die Bewohner des Ortes und die Veränderungen, die Laufe der Zeit stattgefunden haben, werden uns gut vor Augen geführt.

Die Geschichte ist sehr flüssig geschrieben, der Leser lernt die verschiedenen Sichtweisen der Personen kennen. Wir erfahren was eine falsche Entscheidung im Leben, nicht nur für einen selber, sondern auch für viele andere, bedeuten kann. Ich bin schon gespannt auf die folgenden Bücher der Jahreszeiten-Saga. Von mir eine Leseempfehlung für Freunde von Familiengeschichten.

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