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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2018

Amüsanter und sehr persönlicher Bericht aus den 80ern, als wir alle noch nicht online waren;)

Generation Kohl
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Der Autor Andreas Hock lässt in seinem Buch „Generation Kohl“ die Ära Kohl Revue passieren aus seiner ganz persönlichen Sichtweise. Hock ist Jahrgang 1974 und besuchte gerade die Grundschule als Helmut ...

Der Autor Andreas Hock lässt in seinem Buch „Generation Kohl“ die Ära Kohl Revue passieren aus seiner ganz persönlichen Sichtweise. Hock ist Jahrgang 1974 und besuchte gerade die Grundschule als Helmut Kohl 1982 Kanzler wurde. Er versucht anhand persönlicher Erlebnissen und Eindrücke aus seiner Jugend, die Politik Kohls in den 80er und 90er Jahren nachzuvollziehen, was ihn auf eine sehr amüsante und spannende Art und Weise gelungen ist.

Das Buch liest sich eigentlich gar nicht wie ein Sachbuch sondern ist eine Zeitreise zurück in eine analoge Welt und es wurde mir auf eindringliche Weise klar wie schnell sich die Welt allein in den vergangenen 15 Jahren gewandelt hat!

Als Kohl Kanzler wurde, war ich schon ein 15jähriger Teenager, schrieb Aufsätze über das Waldsterben, erinnere mich an einen langhaarigen Freund einer Kusine, mit seinem alten Kastenwagen und seinen „Atomkraft nein danke“ Aufkleber oder auch an die autofreien Sonntage!

Nun, ich bewundere jedenfalls die außerordentlich gute Erinnerung und die fleißige Recherche von Autor Hock sehr und habe seinen Ausflug in die „guten alten Zeiten“;) sehr genossen.

Dank des flüssigen Schreibstils und der interessanten Vergleiche mit unseren heutigen Probleme und unserer schnelllebigen und oft anstrengenden digitalen Zeit, hat sich das Buch fast von selbst gelesen und auch für manchen Lacher meinerseits gesorgt.

Ein klasse Buch, nicht nur für Nostalgiker unter uns, sondern auch für junge Menschen die wissen wollen wie ihre Eltern vor ca. 40 Jahren auch ohne Internet klarkamen;) und das es in Deutschland einmal eine Mauer gab, die Kohl sei dank nicht mehr existiert.

Absolute Leseempfehlung, ich fühlte mich wirklich sehr gut unterhalten:)

Veröffentlicht am 23.03.2018

Grandios, ein Buch das Mut macht niemals aufzugeben!

Der Zopf
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„Ich widme meine Arbeit all den Frauen, die durch ihre Haare miteinander verknüpft sind wie zu einem großen Seelengeflecht.“

Drei Starke Frauen spielen im Roman die Hauptrollen:
Giulia,
die zwanzigjährige ...

„Ich widme meine Arbeit all den Frauen, die durch ihre Haare miteinander verknüpft sind wie zu einem großen Seelengeflecht.“

Drei Starke Frauen spielen im Roman die Hauptrollen:
Giulia,
die zwanzigjährige Sizillianerin, Perückenmacherin der 4ten Generation steht vor großen Entscheidungen! Schon seit ihrer Kindheit begleitet sie ihren Vater in die Fabrik, die „Cascatura“ aufwendige und komplizierte Handwerk zu erlernen, das größtes Geschick erfordert.
Smita,
die Inderin, eine Dalit, gehörig zu der Kaste der Unberührbaren. Doch trotz ihrer geringen gesellschaftlichen Stellung ist sie eine stolze und unbeugsame Frau. Für ihre Tochter Lalita plant sie ein anderes Schicksal, alles ist besser als die Arbeit einer „Schmutzsammlerin“!
Sarah,
Kanadierin und erfolgreiche Anwältin schafft den Spagat zwischen Arbeit und alleinerziehender Mutter. Sie setzt alles daran Karriere zu machen, nur keine Schwäche zeigen! Dafür arbeitet sie hart, selbst ihre Kinder verleugnet sie und Urlaub kennt sie nur von Hörensagen….doch ist der Erfolg dieses Opfer wert!?


Drei völlig differenzierte Frauen auf unterschiedlichen Kontinenten begegnen uns in dem Roman „Der Zopf“ von Laetitia Colombiani. Die Geschichte der Frauen folgen unabhängig aufeinander und entwickelt sich parallel im Laufe des Buches. Die Autorin schafft es mit ihrer Sprache und mit ihren lebhaften Figuren den Leser zu fesseln! Poetisch, sinnlich und leidenschaftlich würde ich ihre Zeilen beschreiben.
Ein Roman, so voller Leben, Melancholie, aber auch Heiterkeit. Die Gefühle der Protagonistinnen haben so viel Emotion, sind voller Zerrissenheit und Zweifel, man leidet mit in diesem Buch.
Die Welt ist oft ein Feind der Frauen, gerade am Schauplatz Indien, wird deutlich wie wenig eine Frau wert ist, überhaupt ein Menschenleben….schockierende Bilder entstehen dabei in meinem Kopf!
Doch auch der Westen hat seine Tücken, das zeigt sich am Beispiel Sarahs, ihre Welt ist ebenfalls grausam natürlich auf völlig andere Art und Weise, ein Haifischbecken des Erfolges, nur der Starke gewinnt!


Dieses Buch zog mich völlig in seinen Bann, ich konnte es kaum aus der Hand legen, würde auch 6 gerne Sterne verteilen, wenn es möglich wäre. Unbedingt lesen, einfach großartig!

Veröffentlicht am 19.03.2018

Ungewöhnliche historische Kriminalaffaire mit einem Ermittlerduo der besonderen Art

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
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Als Schiller mit Goethe in dessen Heimatstadt reisen, werden die Freunde ungewollt in einen merkwürdigen Kriminalfall hineingezogen. Im Auftrag des Fürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis und des Stadtrats, ...

Als Schiller mit Goethe in dessen Heimatstadt reisen, werden die Freunde ungewollt in einen merkwürdigen Kriminalfall hineingezogen. Im Auftrag des Fürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis und des Stadtrats, werden sie gebeten, einige merkwürdige Vorkommnisse in Frankfurt zu untersuchen. Einmal begonnen stolpern die beiden von einem Unglück ins nächste und fühlen sich so sehr bedroht, das sie überlegen das Handtuch zu werfen! Doch ganz so einfach kommen sie aus dieser nicht mehr Sache heraus……


Der Kriminalroman „Die Affäire Carambol“ aus der Reihe „Goethe und Schiller ermitteln“ ist schon das zweite Werk dieser Art und geschrieben von Autor Stefan Lemberg.
Er inszeniert die beiden Dichterfürsten als kluge, aber auch etwas ungestüme Ermittler, für die es eine Frage der Ehre ist Licht in mysteriöse Dunkel zu bringen! Eine interessante Idee und ein durchaus gelungener Ansatz. Erzählt wird die ganze Geschichte aus der ich-Perspektive von Schiller, mit Witz Ironie und gelegentlichen Augenzwinkern ob der ganzen Action;)

Dieses Buch ist wirklich einmal etwas ganz anderes, allein das Format und der äußere Eindruck mit dem altertümlich angehauchten Einband und seinen geprägten Goldbuchstaben, sorgen für griffiges Gefühl und außergewöhnliche Optik.
Im Inneren mit nostalgischen Schriftlettern, altmodischer Schreibweise und Stil, sowie hübschen Initialen an jedem Kapitelanfang setzt sich die antike Inszenierung fort.

Mein Fazit: Trotz der anfänglich etwas ungewohnten Schreibweise gewöhnte ich mich zusehends an die Darstellung und vertiefte mich mit immer mehr Vergnügen in den Kriminalroman. Die Geschichte hat Witz, ist spannend und so gut geschildert, dass mein Kopfkino ansprang und ich alle Szenen gut vor Augen hatte. Diese Reihe scheint wohl regelrecht nach Verfilmung zu schreien;) ich könnte mir es jedenfalls recht gut vorstellen (allein schon zwecks der Frisuren, Kostüme und Ausstattung) denn ich liebe diese Epoche!

Veröffentlicht am 15.03.2018

"Qui vivra, verra." Wer leben wird, wird sehen. Die Zukunft wird es zeigen.“

Margaret Stonborough-Wittgenstein
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Die Lebensgeschichte der Wiener „Gretl“ Margaret Wittgenstein, verheiratete Stonborough beginnt im Jahre 1882 als siebtgeborenes Kind von Karl und Leopoldine Wittgenstein. Die Kindheit bietet den acht ...

Die Lebensgeschichte der Wiener „Gretl“ Margaret Wittgenstein, verheiratete Stonborough beginnt im Jahre 1882 als siebtgeborenes Kind von Karl und Leopoldine Wittgenstein. Die Kindheit bietet den acht Geschwistern zwar wenig Fürsorge und Geborgenheit, da das Aufziehen der Kinder in diesen Kreisen mit Dienstpersonal vonstatten ging, dafür aber Kunstgenuss und Salonkultur. Der schwerreiche Großindustrielle Vater Karl, legte als großer Mäzen Wert auf Kultur und Kunst, doch auch auf Bildung und stellte hohe Ansprüche an seine Kinder, besonders an die Knaben. Unter diesen Ansprüchen und an seinem herrischen Wesen leiden nicht nur die Kinder sondern auch seine Frau. Zwei Brüder sind dem Druck nicht gewachsen und wählen blutjung den Freitod.
Dennoch sind die Familienbande sehr eng bei den Wittgensteins.
Margaret als stärkster Charakter, dominiert die Szene….

In ihrer Biographie über „Margaret Stoneborough-Wittgenstein, schildert die Autorin Margret Greiner auf großartig und unterhaltsame Art und Weise, das Leben dieser „Grand Dame der Moderne“. Über alle Epochen hinweg bleibt Margaret ein Fels in der Brandung, erlebt und überlebt zwei Kriege, verliert ihre Heimat und ihr Vermögen. Sie scheitert in ihrer Ehe, muss fliehen und alles zurücklassen, verliert geliebte Menschen….doch immer wieder steht sie auf und macht das Beste daraus, Geld geht, Geld kommt…so ganz vom Glück verlassen wird sie wohl nie.
Die Autorin lässt eine wahnsinnig interessante Frau wiederauferstehen, deren Stärke, Neugier auf die Welt und deren Kunst/Zeitgeschmack einzigartig und modern war.
Ausgewählte Fotos von Personen und Orten bereichern das Buch zusätzlich und bieten ein gelungenes optisches Vergnügen. Ein Stammbaum der Familie im Innencover sorgt des weiteren für gute Übersicht und Verständnis.
Da ich Wien bislang noch nicht kenne, jetzt nur durch das Schwärmen von Margaret;), bin ich nun sehr neugierig auf diese Stadt geworden und ein Besuch kommt sogleich auf meine Reiseliste, um auf Gretels Spuren wandeln zu können.
Angeregt durch das traumhaft schöne Cover des Buches, plane ich bei Gelegenheit auch einen Rundgang durch die neue Pinakothek hier in München, um mir Gretls Porträt von Gustav Klimt zu Gemüte zu führen.

Da ich starke historische Frauenportäts sehr liebe und wahnsinnig gerne Biografien lese, war dies das perfekte Buch für mich:) Kann es wirklich nur wärmstens empfehlen, ich habe mich damit unglaublich gut unterhalten gefühlt, gestaunt, gelacht, geweint, einfach Perfekt!

Veröffentlicht am 14.03.2018

Ein Blick in die Herzen der amerikanischen Männer und deren Abgründe, ergreifend aber auch erschreckend

Die Herzen der Männer
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Die Geschichte beginnt mit Nelson, einem kleinem sehr schüchternen und introvertierten Jungen aus Wisconsin und einer schwierigen Vater-Sohn Beziehung. Weder im täglichen Leben, noch im jährlichen Pfadfindercamp ...

Die Geschichte beginnt mit Nelson, einem kleinem sehr schüchternen und introvertierten Jungen aus Wisconsin und einer schwierigen Vater-Sohn Beziehung. Weder im täglichen Leben, noch im jährlichen Pfadfindercamp kommen sich die Beiden näher. Für Nelson ist Wilbur, der Leiter des Camps eine Art Tudor/Vaterersatz, der ihm zur Seite steht als der Vater die Familie verlässt…..
Das Pfadfinderleben und seine Werte zieht sich über das gesamte Buch und spielt eine große Rolle.
Es wechseln dabei die Perspektiven, Personen und Generationen vom Jahre 1962 bis hinein in die Zukunft 2019.

Der Roman „Die Herzen der Männer“ vom amerikanischen Autor Nicolas Butler erzählt anhand verschiedener Männerrollen über drei Generationen hinweg.
Jeder Vater hat so seine eigene Vorstellungen, wie sich sein Sohn entwickeln sollte und sollte das nicht nach seinen Wünschen geschehen, so sind die Konflikte eben vorprogrammiert.
Doch jeder Sohn hat eben seinen eigenen Charakter, Willen und seine Eigenheiten und wiederum Erwartungen an den Vater und dessen Rolle….tja, dumme Sache.
Diesem Konfliktpotential hat der Autor gewidmet und auch wirklich gekonnt herausgearbeitet. Auf oft erschütternde Art und Weise müssen Väter und Söhne ihre eigene Wahrheit erkennen und eigene Erfahrungen machen. Das geschieht im Buch natürlich auf typisch amerikanische Art und Weise, dabei spielt wiederum das Pfadfindertum, das Militär und auch alle Kriege ein große Rolle. In Amerika werden eben Helden gemacht!
Interessante Charaktere, starke Sprache und jede Menge Patriotismus machen das Buch spannend und unterhaltsam. Jedoch hatte ich einfach meine Probleme mit der amerikanischen Ideologie und deren Vorstellung vom Mann sein, da fehlte es mir ein wenig an Ausgleich. Der kam am Ende zwar in der Rolle einer Frau des Wegs, da wagte ich wieder ein wenig zu hoffen.

Das Buch war leider nicht so ganz mein Genre, ich hatte mir auch unter dem Titel etwas anders vorgestellt. Dennoch fühlte ich mich recht gut unterhalten und wer auf „American Living“ steht wird mit Sicherheit seine Freude haben.