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Veröffentlicht am 29.11.2021

Bodyshaming und Selbstliebe

The Sky in your Eyes
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Elín ist etwas dicker, wurde schon als Kind wegen ihrer Figur gehänselt und ihr Ex-Freund hat die fiesen Bemerkungen diesbezüglich fortgesetzt. Zutiefst verletzt, achtet sie penibel auf ihre Ernährung ...

Elín ist etwas dicker, wurde schon als Kind wegen ihrer Figur gehänselt und ihr Ex-Freund hat die fiesen Bemerkungen diesbezüglich fortgesetzt. Zutiefst verletzt, achtet sie penibel auf ihre Ernährung und nimmt an einem veganen Kochkurs teil. Schon in den ersten Minuten fühlt sie sich unwohl: Nicht nur „Was werden die anderen Teilnehmerinnen denken, wenn eine Dicke zum Kochkurs geht?“, nein, Elín hört die Antworten darauf direkt in ihrem Kopf. Jón ist der einzige männliche Teilnehmer und beim gemeinsamen Kochen lachen die beiden viel miteinander, wodurch sie sich näher kommen. Doch wie soll Elín mit ihren Selbstzweifel, Unsicherheiten und Stimmen der anderen im Kopf alle Hüllen vor Jón fallen lassen? 

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mich Elíns Gedanken mit der Zeit auch mal genervt haben. Fast auf jeder Seite macht sich Elín Gedanken, wie ihr Körper auf andere wirken könnte. In vielen Situationen reduziert sie sich auf ihren Körper, wobei man als Leser/in oft bemerkt, dass der oder die Gegenüber bestimmt gar nicht darüber nachdenken. Insbesondere wenn sie und Jón sich langsam näher kommen und er sie berührt, springt das Gedankenkarussel an. Elín fühlt sich nicht einfach unwohl, wenn Jón über ihre Hüfte oder Rücken streichelt, sie hört die hämischen Kommentare ihres Ex-Freundes und trägt gedanklich erst einmal zusammen wo sie überall „zu viel“ ist. Und dann rufe ich mir drei Dinge in Erinnerung: Wie oft denkst du über deine nicht-ideale Figur nach? Wie oft übernehmen deine Unsicherheiten die Überhand? Und was soll Elín denn sonst denken, wenn sich ihr Ex-Freund diesbezüglich immer wieder abfällig geäußert hat? Und dann sehe ich, nein: fühle ich, wie authentisch und nachvollziehbar Kira Mohn diese plus size Protagonistin dargestellt hat. Schon auf den ersten Seiten habe ich mitfühlend genickt und bemerkt, dass die Autorin sensitive reader für dieses Thema hatte, was sich auch in der Danksagung bestätigt hat. Das Thema Bodyshaming wurde nicht nur durch Mobbing allumfassend dargestellt, sondern auch durch Personen in Elíns Umfeld, die ihr Problem nicht als solches erkennen („Lach mit!“) oder als nahestehende Person voreingenommen ist und nur ihren tollen Charakter sehen. 

Bis die Geschichte endet passieren sogar auch einige überraschende Dinge. Den Schluss empfand ich als etwas zu schnell, weil ich gerne bei dem wichtigen Moment von Jón dabei gewesen wäre. 

"Body Positivity. Als ob das so leicht wäre, als müsste man sich nur ein wenig Mühe geben. Liebe dich selbst. Um ehrlich zu sein, finde ich diesen Satz eher deprimierend, weil ich etwas, das so wichtig ist und so simpel zu sein scheint, einfach nicht kann." Elín, S. 146 


Fazit: 
In „The Sky in your Eyes“ geht es vor allem um Bodyshaming und Selbstliebe. Einfühlsam und authentisch hat Kira Mohn die Gedanken der Protagonistin und ihre Unsicherheiten bezüglich ihres Gewichts dargestellt, was vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch kurz nerven könnte. Eine sehr gefühlvolle Geschichte über Bodyshaming, Mobbing, Empathie und Selbstliebe, die jeder in sich nachwirken lassen sollte.

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Veröffentlicht am 20.11.2021

Fantasievolle und kreative Buchidee

Litersum
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Malou Winters ist die Tochter eines Buchcharakters und einer realen Frau, weshalb sie eine Anti-Muse ist und deshalb Autor/innen mit einem Kuss Ideen stehlen kann. Malou tut dies nur ungern, aber die Auslöschung ...

Malou Winters ist die Tochter eines Buchcharakters und einer realen Frau, weshalb sie eine Anti-Muse ist und deshalb Autor/innen mit einem Kuss Ideen stehlen kann. Malou tut dies nur ungern, aber die Auslöschung bestimmter Ideen schützt die reale Welt und das Litersum. Als aber zwei ihrer Aufträge ermordet aufgefunden werden, zieht die Polizei, allen voran der junge missmutig dreinblickende Lansbury, eine Verbindung zu Malou. Ihre Mutter hat einen hohen Rang bei der Polizei und kann sie zeitweise von den Ermittlungen fernhalten, doch sie müssen unbedingt herausfinden, wer tatsächlich hinter diesen Morden steckt. Also machen sich Malou, ihre Freundin Emma und der vielleicht nicht ganz so griesgrämige Lansboury in der realen und Bücher-Welt auf, um den wahren Mörder zu finden.

>> ...hörte mir nicht mehr zu. Er schielte sehnsüchtig auf seinen Krimi.
„Ich verstehe das. Es geht nichts über ein gutes Buch. Dann lasse ich euch beide mal wieder allein.“ <<
, 7 %

Lisa Rosenbeckers Schreibstil gefällt mir sehr. Die Autorin schreibt die Geschichte sehr lebendig und mitreißend, gleichzeitig liest sie sich locker flockig weg. Die Idee des Litersums, des „Universums“ aller Buchwelten und der Zwischenbibliothek, begeistert mich sehr, wie vermutlich jede/n Buchliebhaber/in. Ich finde auch die Details toll gewählt, dass man z. B. durch die Tür einer Buchhandlung, Bücherei oder Bibliothek in die Zwischenwelt gelangt und auch Malous beste Freundin Emma. Sie stürzt sich mit voller Begeisterung in jedes Rätsel und ist eine ausgesprochen gute Detektivin, weshalb sie sich selbst Emma Holmes (nach Sherlock Holmes) nennt. Lisa Rosenbecker hat eine fantasievolle Geschichte rund um Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung, und unserer heißgeliebten Bücherwelt geschaffen. Ein Aspekt bezüglich der Antagonisten und die Beziehung zu deren Autor/innen hat mir jedoch nicht ganz zugesagt, weil es den Zauber des Bücherschreibens für mich schmälert. Das Buch passt mit dem Litersum, dem Kriiminalfall und einigen Abstechern im viktorianischen Zeitalter sehr gut in die Ästhetik Dark Academia, die momentan sehr beliebt ist.


Fazit:
„Litersum“ ist eine ausgesprochen schöne und fantasievolle Idee, die sicherlich nicht nur Bücherwürmer begeistert.

Veröffentlicht am 17.11.2021

Wunderschöner poetischer Schreibstil, aber seltsame Protagonistin

Für immer und ein Wort
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Die Geschichte ist in vier Teile aufgeteilt: Im ersten folgen wir Annie ins Dartmoor, wo sie der Hochzeit ihres Ex-Mannes beiwohnt und zwar nicht, weil die beiden sich noch so gut verstehen, sondern weil ...

Die Geschichte ist in vier Teile aufgeteilt: Im ersten folgen wir Annie ins Dartmoor, wo sie der Hochzeit ihres Ex-Mannes beiwohnt und zwar nicht, weil die beiden sich noch so gut verstehen, sondern weil Annie ihrer Beziehung immer noch hinterher trauert und die Trauung mit eigenen Augen sehen muss (nicht, wie der Klappentext sagt, zur Bewältigung). Ihre beste Freundin überredet sie zu einer Wanderung ins Moor, wo Annie eine Letterbox findet und darin das Notizbuch entdeckt. Dieses enthält wunderschöne Worte, verletzte Worte, traurige Worte und verbitterte Worte. Ich kann es nachvollziehen, dass Annie so beeindruckt von dem Geschriebenen ist, denn mich haben die Worte auch berührt. Jede noch so kleine Notiz versprüht so viel Gefühl. Und genau deshalb merkt man dem Inhalt des Notizbuches auch an, dass es von jemanden geschrieben ist, dem viel Schlimmes im Leben wiederfahren ist. Annies Begeisterung darüber war fast schon übertrieben, aber sie hat in den Notizen einen weiteren Menschen entdeckt, der tief verletzt ist, wie auch sie derzeit aufgrund ihres Liebeskummers.

Nicht nur der Inhalt des Notizbuches, der immer mal wieder passend zur Geschichte in kursiver Schrift abgedruckt ist, hat mich emotional berührt, sondern auch der Schreibstil im gesamten Buch konnte mich direkt abholen. Anne Sanders‘ Art zu erzählen ist wirklich wunderschön, poetisch und bringt die Gefühle direkt auf den Punkt. Als hätte sie die Worte nicht auf Papier geschrieben, sondern direkt in mein Herz.

>> Es gibt Tage, da fühle ich mich wie etwas, das einem zu spät eingefallen ist; ein nachträglicher Gedanke [...]
Im nächsten Augenblick ist es vergessen.
Und ich bin es auch. <<
, Auszug aus dem Notizbuch, S. 80

Der zweite Teil des Buches hingegen wird aus der Sichtweise von Jack erzählt; ab dem Zeitpunkt, als Annie ihm das Notizbuch übergibt. Wir lernen hier sein Leben kennen: Was er beruflich macht, wie er wohnt, seine Beziehung zu seiner Familie, seine Freunde und die Teile in seinem Leben, die ihn verletzt haben. Durch den umfassenden Einblick erhält man ein sehr tiefes Verständnis von Jack und ich mochte ihn von Beginn an sehr! Der zurückhaltende Jack hat schon einiges durchmachen müssen und versucht trotzdem für die ihn wichtigen Menschen in seinem Leben immer da zu sein.

Nicht annähernd so sympathisch war mir die Protagonistin Annie. Ich finde es erschreckend, dass Annie nicht endlich mal mit ihrem Ex-Mann abschließen kann. Die beiden waren viele, viele Jahre zusammen, da hat Finleys Trennung ihr von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen weggezogen. Doch zwei Jahre später ist sie immer noch nicht darüber hinweg und verletzt sich nur selbst mit dem Besuch auf seiner Hochzeit. Warum nur? Auch danach hängt sie noch so sehr an ihm, dass sie den Kontakt zu Finley hält. Die Entwicklung zwischen Finley und Annie hat irgendwann einen Fortschritt gemacht, aber kurz darauf wieder einen Rückschritt, was mich sehr geärgert hat. Einige andere Dinge bezüglich Annies Gefühlswelt haben mich auch genervt, aber mehr zur Annie-Finley-Konstellation kann ich ohne Spoiler nicht sagen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Annie ein sehr seltsames, kritisches und für alle Beteiligten schädliches Verhältnis zur Liebe und ihren Beziehungen hat.

Der dritte Teil der Geschichte wird abwechselnd von beiden Protagonisten erzählt, während sie sich öfter treffen und kennenlernen. Teil 4 hätte es meiner Meinung nach gar nicht mehr gebraucht, weil einiges dramatisiert wurde. Mit dem Ende des dritten Teils bin ich vollkommen zufrieden.


Fazit:
"Für immer und ein Wort" ist eine Geschichte über Jack, den ich sehr mag und am liebsten des Öfteren umarmt hätte und Annie, die ich nie verstanden habe. Deshalb hat mir auch das Ende der Geschichte nicht gänzlich gefallen. Trotzdem konnte mich das Buch sehr gut unterhalten und vor allem der Schreibstil der Autorin und die berührenden Worte des Notizbuches haben mich begeistert.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Thema Rassismus mitreißend und anschaulich verpackt

Wie ein Schatten im Sommer
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Vio zieht von München ins kleine Walddorf, wo sie Angst hat für ihr letztes Schuljahr in den schon bestehenden Freundesgruppen keinen Anschluss zu finden. Doch ihre Sorgen sind unbegründet, denn sie lernt ...

Vio zieht von München ins kleine Walddorf, wo sie Angst hat für ihr letztes Schuljahr in den schon bestehenden Freundesgruppen keinen Anschluss zu finden. Doch ihre Sorgen sind unbegründet, denn sie lernt sofort den gleichaltrigen Konstantin kennen, der ihr sein geliebtes Dorf zeigt und überaus nett ist. Auch am Badesee wird sie direkt in eine Gruppe befreundeter Jugendlicher aufgenommen. Die Geschichte wird sehr anschaulich aus den beiden Perspektiven von Vio und Konstantin geschildert. Ausflüge mit Konstantin und Nachmittage am See, das könnte der perfekte Sommer werden, wären da nicht die fremdenfeindlichen Kommentare einer Gruppe junger Erwachsener, denen bald auch schon nonverbale Taten folgen.

Schon auf den ersten Seiten empfing mich Adriana Popescus Schreibstil wie eine freundliche Umarmung. Ich mag es sehr, wie sie die Charaktere immer lebensecht und authentisch schildert. Außerdem nutzt die Autorin auch tolle Vergleiche und hat eine sehr einfühlsame Art um das Geschehen und die Empfindungen der Charaktere zu beschreiben.

Gerade als ich in der Mitte des Buches dachte, dass die Handlung etwas langweilig wird, geschieht genau das, was ich erst am Ende erwartet hätte. Ich habe das Geschehen schockiert und mit angehaltenem Atem verfolgt. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr bemerkt, dass ihr ein Glas vom Tisch schmeißen werdet und eure Hand sich unaufhörlich darauf zubewegt? Dass der Moment scheinbar endlos lange vergeht, bis das Glas auf dem Boden zersplittern wird, ihr euch aber einfach nicht in der Bewegung stoppen könnt? Genau so ging es mir während der zweiten Hälfte der Geschichte. Ich hing gefesselt an den Seiten und hab gehofft, dass es nicht zu schlimm ausgehen würde. Das Ende empfinde ich als absolut passend und realistisch.


>> Falls ich verloren gehe, feuer ich einfach ein paar Raketen für dich in den Himmel. <<, S. 372


In der Geschichte werden die Themen Freundschaft, Rassismus, Vorurteile, Empathie und Zugehörigkeitsgefühl behandelt. Insbesondere Rassismus gegenüber einer Gruppe Sasionarbeiter und später auch Vios Familie bildet die Rahmenhandlung. Adriana Popescu stellt hier gekonnt die Bandbreite da, von Vios Konter und verletzten Gedanken, warum nicht jemand dagegen aufbegehrt, über das Aussitzen der unangenehme Situation bis hin zu den ausländerfeindlichen Sprüchen. Ich wollte einige Charaktere oft aufrütteln, finde es jedoch auch traurig, dass die Beweggründe von ihnen so vollkommen nachvollziehbar sind. Ich finde es erschreckend, dass eine der beiden für mich dümmsten Aussagen in dem Buch wahr ist, weil sie der Autorin selbst so an den Kopf geworfen wurde. Adriana Popescu zeigt mit ihrem Jugendbuch das Schwarz und Weiß, vor allem auch das Dazwischen und schildert anschaulich, wie es den Menschen dahinter geht.

Fazit:
"Wie ein Schatten im Sommer" sind die rassistischen Sprüche für Vio, als sie neu im Dorf ist und sogar direkt Freunde findet. Adriana Popescu hat eine mitreißende Geschichte über Rassismus geschaffen, die anschaulich beschreibt, was fremdenfeindliche Aussagen und Taten bewirken. Die Geschichte hat die perfekte Balance zwischen der Leichtigkeit der Sommerferien und dem Rassismus, der wie dunkle Wolken darüber aufzieht.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Rundum gelungene Geschichte übers Nähen

Die Glücksschneiderin
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Clara hat sich ihren Traum erfüllt und führt gemeinsam mit ihrer Tante ein Nähcafé. Dabei kümmert sich Sonja um Kuchen und auch ausgefallene Getränke, wohingegen Clara im Hinterzimmer maßgefertigte Kleidung ...

Clara hat sich ihren Traum erfüllt und führt gemeinsam mit ihrer Tante ein Nähcafé. Dabei kümmert sich Sonja um Kuchen und auch ausgefallene Getränke, wohingegen Clara im Hinterzimmer maßgefertigte Kleidung schneidert und Nähkurse anbietet. Immer auf der Suche nach alten Kleidungsstücken, die sie zu etwas anderem umnähen kann, findet Clara ein wunderschönes Vintage-Kleid auf dem Flohmarkt. Ihr Ex-Freund Finn erkennt dies im Nähcafé wieder, weil es seiner Urgroßmutter Mimi gehört hat.

In vielerlei Hinsicht ist das Buch eine Liebesgeschichte, natürlich, denn Finn hat Clara vor ein paar Jahren ohne ein Wort verlassen und sie ist immer noch verletzt. Die beiden sehen sich unter anderem durch Mimis Kleid wieder öfter und irgendwann kommt auch die Sprache auf ihre Beziehung. Finns Erklärung für das unglückliche Ende fand ich zunächst sehr fadenscheinig und im Laufe der Geschichte stellt sich auch heraus, dass mehr dahinter steckte. Was genau passiert ist, wäre an dieser Stelle ein fetter Spoiler, aber ich finde es gut, dass das wichtige Thema hier so ausführlich thematisiert wurde. Außerdem hat mich dieser Aspekt sehr überrascht! Etwas schade finde ich die darauffolgenden Geschehnisse, weil ich Finns Zurückhaltung genau wegen des Trennungsgrunds nicht verstehen kann. Der weitere Verlauf zwischen Finn und Clara hat mich aber wieder versöhnlich gestimmt.

Durch Claras Tätigkeit als Schneiderin kommt auch das Thema Upcycling auf: Sie selbst näht z. B. aus alten Hemden Babyschühchen und jeder kann bei ihr Nähkurse belegen um alte Klamotten in etwas Neues zu verwandeln oder umzunähen, damit sie wieder perfekt passen. Dabei sind auch einige Fakten über Fast Fashion und die Nachhaltigkeit von Kleidung wunderbar in der Geschichte verwoben.

Damit verbunden hat mich auch die Erzählweise der Autorin begeistert. Clara denkt oft in Vergleichen mit Nähen oder Kleidung. Ihre Empfindungen werden oft bildhaft mit ihre Leidenschaft beschrieben. Dadurch zieht sich das Thema Nähen wie ein Faden durch die Geschichte (ha, ich tu es nun auch!). Außerdem werden immer wieder Nähprojekte beschrieben und Clara stellt jeden Tag eine Tafel vor die Tür des Cafés, auf der immer unterschiedliche Sprüche im Bezug zum Nähen stehen. Und wie sagt Clara voller Begeisterung: „Jeden Tag eine gute Naht.“ Die Wortspiele in dem Roman haben mir immer wieder ein Lächeln entlockt. Das Lokalkolorit bezüglich Würzburg hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die Stadt und ihre Besonderheiten bilden einen tollen Rahmen für die gemütliche Geschichte.


Fazit:
„Die Glücksschneiderin“ ist ein wunderschönes Wohlfühlbuch, wie ein gemütliches Kissen, das aber viel mehr zu bieten hat. Es hat ein paar sehr wichtige Themen in den Stoff verwoben, wie z. B. Fast Fashion. Mit Claras Upcyclingideen und ihrer Begeisterung fürs Nähen zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch die Geschichte.