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Veröffentlicht am 11.09.2021

Trauer und Geborgenheit

Ein Herz voll Leben
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Isabella hat einen Cupcake-Laden eröffnet, der beliebt ist und langsam wirklich gut läuft. Sie konzentriert sich ganz auf ihren Laden, ihre beste Freundin Melanie und deren kleine Tochter Leni, die sie ...

Isabella hat einen Cupcake-Laden eröffnet, der beliebt ist und langsam wirklich gut läuft. Sie konzentriert sich ganz auf ihren Laden, ihre beste Freundin Melanie und deren kleine Tochter Leni, die sie gerne verwöhnt. Damit ist Isabella momentan völlig zufrieden mit ihrem Leben. Doch dann stirbt ihre beste Freundin Melanie unterwartet und Isabella muss neben ihrem Laden und der eigenen Trauer auch noch für ihre Patentochter Leni da sein. So stellt sie kurzerhand eine Aushilfe ein – Max. Nach kurzer Zeit erhält Isabella plötzlich E-Mails von ihrer verstorbenen Freundin. Melanie möchte Isabella zurück ins Leben führen und hat deshalb E-Mails mit einigen Aufgaben für Isabella vorbereitet.

Was der Klappentext nicht verrät ist, dass es in der Geschichte nicht nur um die Trauerbewältigung von Isabella geht, sondern auch um deren Liebesleben. Schon im zweiten Kapitel kommt Maximilian zu Wort. Max lebt für den Augenblick, wohnt in einer umgebauten Scheune seines Onkels und führt für ihn kleine Gärtnertätigkeiten aus. Max hat gerade genug zum Leben und gibt den Rest des Geldes für sein Motorrad aus. Abgesehen von seiner Fürsorglichkeit für seinen kleinen Sohn ist Max völlig sorglos und nimmt das Leben leicht. Da sein Charakter und Leben im völligen Kontrast zu Isabellas stehen, war ich anfangs sehr skeptisch, ob die beiden sich überhaupt verstehen könnten. Doch Violet Thomas skizziert die beiden Protagonisten so anschaulich, dass ich mich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre zunehmende Vertrautheit spüren konnte. Auch im weiteren Verlauf der Geschichte gab es einige Begebenheiten, die mich bangen ließen, von der Autorin aber sehr geschickt und plausibel eingefädelt wurden. Auch wenn ich mal über die beiden Protagonisten den Kopf geschüttelt habe, so hat Violet Thomas die Geschehnisse so gekonnt gestaltet, dass mich Isabella und Max völlig für sich eingenommen haben und ich mit ihnen gelitten und gehofft habe.

„Lass die Liebe in dein Leben. Wenn ich mir etwas von dir wünschen darf, dann […] dass dein Herz so bunt leuchtet wie das Leben selbst.“, Melanie, S. 312

Durch Violet Thomas‘ wunderbaren Schreibstil haben mich nicht nur Isabellas und Lenis Trauer mitten ins Herz getroffen, sondern wurden mir auch die Protagonisten auf einer sehr einfühlsamen Art näher gebracht. Die Geschichte ist sehr kurzweilig und lässt mich völlig in den Gefühlen der Protagonisten aufgehen. Am Ende hat mich die Geschichte zu Tränen gerührt. Es hat mich eine Kleinigkeit gestört, aber insgesamt habe ich das Buch mit einem zufriedenen und warmen Gefühl zugeklappt.


Fazit:
„Ein Herz voll Leben“ ist ein schöner Roman voller Trauer, Liebe, Verzweiflung und Geborgenheit. Violet Thomas beschreibt mit ihrem sehr einfühlsamen Schreibstil die Trauer von Isabella und die turbulente Beziehung zu Max. Eine sehr schöne Geschichte zum Mitfiebern und Wohlfühlen.
4,5 von 5 Sternen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2021

Entrücktes Märchen mit Gesellschaftskritik

Junge mit schwarzem Hahn
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Martin wächst alleine auf, nachdem seine Familie von seinem Vater grausam ermordet wurde. Seit Jahren schlägt er sich durch, nur den schwarzen Hahn an seiner Seite. Denn er ist ein Außenseiter, für die ...

Martin wächst alleine auf, nachdem seine Familie von seinem Vater grausam ermordet wurde. Seit Jahren schlägt er sich durch, nur den schwarzen Hahn an seiner Seite. Denn er ist ein Außenseiter, für die trottelige Dorfgemeinschaft ist er zu klug und hat zu sanfte Augen. Eines Tages kommt ein Maler, mit dem er mitgeht. Martin erfährt trotzdem immer wieder Leid, lässt sich von seiner Mission aber nicht abbringen.

Die Geschichte spielt vor langer Zeit, als die Menschen noch ohne Annehmlichkeiten lebten, und während eines Krieges. Martin hat nicht nur wegen dieser entbehrungsreichen Zeit wenig zum Leben, auch die Dorfbewohner kümmern sich nicht um den Waisen. Sie freuen sich, dass Martin nach erbrachter Hilfe nur mit einer Zwiebel zufrieden ist. Sie sehen den schwarzen Hahn, der den Jungen überall hin begleitet, als Teufel an. Als er später das Dorf hinter sich gelassen hat, trifft Martin weiterhin immer wieder auf Elend und Grausamkeiten. Doch trotz allem ist er immer sehr mitfühlend und hilft mit seinem Scharfsinn nicht nur sich selbst. Das Buch hat insgesamt eine sehr drückende Stimmung, auch wenn es ein paar Stellen gab, an denen ich schmunzeln musste.

Der Schreibstil kommt mit kurzen und prägnanten Sätzen daher, der eben deshalb die Geschehnisse sehr eindrücklich schildert und direkt auf den Punkt bringt. Ich bevorzuge lieber bildhafte und beschreibende Erzählstile, weil ich bei dem vorliegenden immer Probleme im Lesefluss habe. Aber Stefanie vor Schultes Geschichte ließ sich überraschenderweise sehr leicht und schnell lesen. Es mag mit Sicherheit nicht nur an den wenigen Seiten gelegen haben, dass ich das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen hatte.

Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen und dort haben einige angesprochen, dass es sehr märchenhaft zu lesen ist und auch viele Eigenschaften oder Anteile von anderen Märchen beinhaltet. Den Eindruck habe ich auch gewonnen und konnte das Übersinnliche in der märchenhaften Erzählung besser verorten als in ein einem fiktiven historischen Roman, denn solche zu Zeiten des Mittelalters oder 30-jährigen Krieges gehören nicht zu meinen bevorzugten Genres. Dazu passt Martin, der Junge mit den sanften, gütigen Augen, der trotz dem Leid in seinem Leben immer rein bleibt. Auch die schlimmen Taten der Gegenspieler, die oftmals schockierend und gruselig sind, passen zu der Macht, die die Herrscher in Märchen auf grausame Art ausüben. Das Ende war mir persönlich zu perfekt abgehandelt und manche Details zu positiv, aber auch das passt zum Schluss „…und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“


Fazit:
Die Geschichte ist geprägt von Leid, Grausamkeiten und manches Mal auch Grusel. Sehr düster, was im Gegensatz zu dem Protagonisten Martin steht, der trotz allem immer gütig und scharfsinnig bleibt. Eine märchenhafte Erzählung, aus der man auch Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft ziehen kann.

Veröffentlicht am 15.08.2021

Spannende Idee, aber zu wenig Erklärung zum Weltenaufbau

Der dunkle Schwarm
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Atlas bzw. Oracle lebt in einer Welt, in der die Menschen über ihre persönlichen Adics (Implantate im Gehirn) kommunizieren, die Klimaerwärmung weit vorangeschritten ist und zwar noch Staaten existieren, ...

Atlas bzw. Oracle lebt in einer Welt, in der die Menschen über ihre persönlichen Adics (Implantate im Gehirn) kommunizieren, die Klimaerwärmung weit vorangeschritten ist und zwar noch Staaten existieren, aber alles stark vom Geld und den großen Konzernen kontrolliert wird. Atlas hat durch ihr Adic gewisse Fähigkeiten, die sie einsetzt um Informationen zu stehlen und sie im Untergrund unter dem Namen Oracle verkauft. Eines Tages erscheint Noah und möchte, dass sie herausfindet wer einen ganzen Hive (quasi wie ein Gruppenchat bei WhatsApp) ausgelöscht bzw. getötet hat, zu dem seine Schwester gehörte. Bei diesen Recherchen hilft Oracle immer ihr einstiger Ziehvater Julien, der aufgrund seines Androidendaseins heute eher als externer Datenverarbeiter für Oracle dient. Da diese zukünftige Welt in einer zerstörten Natur lebt, gibt es noch die Organisation „The Cell“, die gegen die großen Konzerne rebelliert. Das zukünftige Washington hat mich mit seinen unterschiedlichen Levels, den großen Wolkenkratzern und den Leuchtreklamen stark an Marie Grasshoffs Welt in ihrer „Neon Birds“-Reihe erinnert. Nur ist das Leben hier noch düsterer, da z. B. die Natur nur noch in unter Kuppeln angelegten Gärten existiert und der Blick auf die Sonne bzw. in den Nachthimmel nur noch sehr selten möglich und mittlerweile hauptsächlich künstlich ist, sowie die meiste Nahrung.

„Es würde mir immer ein Rätsel sein, wie man auf die Idee gekommen war, die Natur so zu deformieren, dass sie dem persönlichen Geschmack entsprach. Das war vermutlich einer der Gründe, aus denen sich die Menschheit an dem Punkt befand, an dem sie nun war.“, S. 173

Und damit kommen wir zu meinem größten Kritikpunkt: Das Aussehen der dystopischen Welt konnte ich mir gut vor Augen führen, aber wie die Gesellschaft strukturiert ist und die Menschen leben, konnte ich mir lange nicht richtig vorstellen. Der Unterschied zwischen Oracles Adic und dem der anderen wurde mir zu Beginn nach und nach klarer. Trotzdem haben mir diesbezüglich viele Informationen gefehlt, um mir ein umfassendes Bild der Gesellschaft zu bilden und damit Oracle und Noah bei ihrer Recherche verstehen zu können. Wie funktionieren Hive-Minds? Wann und wie erhält man das Implantat? Welchen Status und welche Rechte haben die Androiden? Sind sie nur Arbeiter für die reichen Menschen oder ist es ihnen möglich ein eigenständiges Leben zu führen? Von der Autorin ist man deutlich dickere Bücher gewohnt und auch hier hätte ich mir mehr Seiten gewünscht. Ich weiß, dass dieses Buch zunächst als Hörbuch mit begrenzter Wörterzahl erschienen ist, aber eine erweiterte Version in Schriftform hätte mir mehr zugesagt und mich mehr in das Geschehen eintauchen und mitfiebern lassen.

Die zweite Buchhälfte hat mich insgesamt etwas versöhnlicher gestimmt. Ich hatte immer noch manchmal Fragezeichen im Kopf, aber es wurde langsam mehr erklärt, wodurch ich tiefer in die Geschichte eintauchen konnte. Trotzdem war vieles für mich zu spät erwähnt. Hier wurde auch endlich das Geschehen rasanter und es kam viel mehr Spannung auf. Durch den ständigen Wechsel der Orte und das Aufeinandertreffen von Atlas, Julien und Noah mit unterschiedlichen Charakteren nimmt die Geschichte endlich an Fahrt auf. Mit einem Detail am Ende hätte ich fast gar nicht mehr gerechnet, aber mich gefreut, dass es noch erwähnt wurde. Die Erkenntnis hat mich sehr überrascht: Die Autorin hat definitiv eine Bombe platzen lassen. Und dann tat Alaska etwas, was mir zum einen nicht gefallen hat (muss es nicht, ich weiß), aber zum anderen hab ich es auch mal wieder nicht verstanden. Obwohl Alaska sehr leicht in die Köpfe anderer schauen kann, hat sie es mir nicht leicht gemacht, es bei ihr ebenso zu tun und ihre Gefühle gänzlich nachvollziehen zu können. Die Szene ist überhastet und ich hätte mir mehr aktives und verbales Geschehen gewünscht.


Fazit:
„Der dunkle Schwarm“ beinhaltet eine tolle Idee, deren Umsetzung aber noch ausbaufähig ist, wodurch ich mich in der faszinierenden Welt nie richtig zurechtfinden konnte. Wer gerne verstehen möchte, wie etwas funktioniert oder warum es so ist, sollte vielleicht lieber die Finger von dem Buch lassen. Ich finde es sehr schade, dass mich die Geschichte nicht mitreißen konnte, Potential dazu hat sie definitiv! Ein kleiner Tipp zum Schluss: In einem IGTV-Video (Instagram) der Autorin findet man einige Infos zu den Hive-Minds.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
Veröffentlicht am 15.08.2021

Eine gemächliche, spannende und abenteuerreiche Suche

Eine Insel zwischen Himmel und Meer
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Osh und Crow leben Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer der Elisabeth-Inseln vor der Küste Massachusetts. Als kleines Baby wurde Crow in einem Boot an den Strand von Oshs Insel gespült, woraufhin er sie ...

Osh und Crow leben Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer der Elisabeth-Inseln vor der Küste Massachusetts. Als kleines Baby wurde Crow in einem Boot an den Strand von Oshs Insel gespült, woraufhin er sie bei sich aufnahm. Mittlerweile ist Crow 12 Jahre alt und möchte erfahren, woher sie kommt. Doch Osh hat Angst, was sie herausfinden könnten und wie sich dies auf Crows und sein Leben auswirken wird. Dabei spielt auch die Nachbarinsel Penikese und deren Vergangenheit eine wichtige Rolle. Im Nachwort erwähnt die Autorin noch viel mehr, wozu die Insel früher genutzt wurde.

Der Satzbau ist eher kurz und prägnant gehalten, was mich im Lesefluss etwas gestört hat, da ich solche abgehakten Schreibstile eher weniger mag. Für die 12-jährige Crow und ihre Gedanken ist diese Ausdrucksweise aber vollkommen passend. Man merkt ihr ihr junges Alter und das behütete Aufwachsen bei Osh an, sodass der Schreibstil sehr gut geeignet für die junge Zielgruppe des Buches ist.

„Du kannst von anderen Menschen lernen, oder du kannst lernen, indem du deine Augen offen hältst. Aber du kannst auch von dir selbst lernen. Von dem, was deine innere Stimme dir sagt. Wenn du nur darauf achtest.“, Osh, S. 90

Während Crow sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begibt, bekommt man sehr viel von dem Alltag der beiden Inselbewohner mit. Sie fangen Hummer auf dem Meer und kümmern sich um ihren kleinen Gemüsegarten. Miss Maggie von der Nachbarinsel unterstützt Osh bei der Erziehung von Crow und kocht leckere Suppe, wenn einer der beiden krank ist. Dafür hilft Crow Miss Maggie ebenfalls, zum Beispiel beim Zusammentreiben ihrer Schafe oder sie bringen ihr frischen Hummer. Dabei kommen auch die Beschreibung des Meeres und die Beobachtungen auf den anderen Inseln nicht zu kurz.

Woher Crow stammt, wollte ich auch unbedingt erfahren, aber anfangs war dann einiges so offensichtlich, dass man nur langsam mitverfolgen konnte, wie Crow Schritt für Schritt einiges über ihre Herkunft herausfindet. Doch der anfängliche Schein trügt, denn damit verbunden kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht. Außerdem kommt auch von außen einiges auf die Inselgruppe, was dem Buch viel Spannung und Abenteuer verleiht. Insgesamt erzählt die Geschichte wie Crow langsam ihre Wurzeln findet und welche Gefühlsachterbahn sie dabei erlebt.


Fazit:
Auf „Einer Insel zwischen Himmel und Meer“ leben Osh und seine Tochter Crow, die herausfinden möchte, woher sie stammt. Der Schreibstil ist mir persönlich zu abgehakt, aber dessen Einfachheit ist gut für die eigentliche Zielgruppe des Buches zu lesen. Neben dem einfachen Leben der beiden und den Beschreibungen des Meeres wird die Geschichte zunehmend spannend und abenteuerlich.

Veröffentlicht am 14.08.2021

Humor, Liebe, Schmerz

New York Diaries – Claire
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Charaktere:
Claire ist 32 und nach einer gescheiterten Beziehung wieder in ihrem Kinderzimmer gelandet. Sie ist eine aus dem Leben gegriffene Protagonistin, die jammern, weinen, aber auch ihr Leben anpacken ...

Charaktere:
Claire ist 32 und nach einer gescheiterten Beziehung wieder in ihrem Kinderzimmer gelandet. Sie ist eine aus dem Leben gegriffene Protagonistin, die jammern, weinen, aber auch ihr Leben anpacken kann.
June ist seit Jahren Claires beste Freundin. Neben ihrem IT-Job ist sie jedoch sehr aufgeweckt, liebevoll verrückt und hat ein ausgeprägtes Sexleben.
Danny ist der beste Freund von Claire und June. Die drei haben schon zu Collegezeiten zusammengewohnt, wobei Danny sie über Claires Ex hinweggetröstet hat.
Jamie wohnt direkt über Claire und Danny. Er war Claires erste große Liebe, die sie nie vergessen konnte.


Meine Meinung:
Claire landet nach eineinhalb Jahren London und einer gescheiterten Beziehung wieder in ihrem alten Kinderzimmer. Mit ihrer exzentrischen Mutter, all den Erinnerungen und der jugendlichen Claire, die ihre Spuren an den Zimmerwänden hinterlassen hat, ist es mehr als ungemütlich, weshalb sie zu ihrer Freundin June ins Knights Building zieht. Allein schon Claires Ankunft über das Dach und die Tatsache, dass sie in dem begehbaren Kleiderschrank ihrer Freundin wohnt, lässt den Leser schmunzeln. Mit einem Ex-Freund über Claire und ihrem besten Freund im Zimmer nebenan ist das Chaos schon vorprogrammiert – Gefühlschaos pur.
In der Geschichte geht es nicht nur um Claires (verpatztes) Liebesleben sondern auch der Suche nach ihrem Platz im Leben. Ernsthafte Gespräche der Protagonisten wechseln sich mit lustigen Begebenheiten ab, sodass das Buch stets gut unterhält. Durch die Ich-Perspektive und Claires Tagebucheinträgen erhält man einen guten Einblick in ihre turbulente Gefühlswelt.

Mit ihrem lockeren Schreibstil erzählt Ally Taylor (Anne Freytag) von Claires Ängsten, Gefühlen und oft witzigen Gedanken. Ihr Humor und ihre spritzigen, ungewöhnlichen Vergleiche peppen die gesamte Geschichte auf. Die Leserin kann gar nicht anders, als mit Claire mitzufiebern, zu heulen und mit den Männern zu flirten. Die Nebencharaktere sind auch alle sehr gut ausgearbeitet. Claires Bruder Josh erfährt eine Wende in seinem Liebesleben und June ist für den Moment zufrieden und hört deshalb noch lange nicht zu Träumen auf. Auch Sahra, deren Geschichte im zweiten Buch erzählt wird, lernt man hier schon kennen. Am liebsten möchte ich jetzt schon mehr (Lese-)Zeit mit ihr verbringen.

>> Ich spüre, wie viel Spaß alle anderen haben. Sie sind unterwegs mit Freunden. Sie haben ihren Platz. Nur ich nicht. So als bräuchte man fürs Leben eine verdammte Reservierung, und mir hat niemand etwas davon gesagt.<< S. 33

Ab und zu haben mir ein paar Kleinigkeiten gefehlt, was aber nicht sonderlich gestört hat, denn oftmals passierte genau das einige Seiten später.

Das I-Tüpfelchen an dem Buch ist der Soundtrack, der als Playliste mitgeliefert wird. Ich kann beim Lesen normalerweise keine Musik nebenbei hören, aber bei New York Diaries – Claire habe ich die gesammelten Lieder der Autorin hoch und runter gehört.



Fazit:
New York Diaries – Claire überzeugt durch den humorvollen und lockeren Schreibstil, der der sarkastischen und vom Liebesleben gezeichneten Protagonistin Claire ihren einzigartigen Charakter verleiht. Auch wenn man langsam wahrnimmt, in welche Richtung die Liebesgeschichte laufen wird, lassen die Wendungen und vielen kleinen Details die Leserin mitfiebern. Ich hatte viel Spaß mit den Bewohnern des Knights Building und freue mich im Januar Sarah näher kennenzulernen.