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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.02.2023

Dystopie und Fantasy mit einem Hauch von Krimi

Synchronik
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"Die Verheerung war über die Welt gekommen und als die erste Bombe fiel, sollten ihr tausende folgen."

Bereits der Prolog gibt Einblick in die Vorgeschichte Panemeas, dem letzten Kontinent der Erde. Dieser ...

"Die Verheerung war über die Welt gekommen und als die erste Bombe fiel, sollten ihr tausende folgen."

Bereits der Prolog gibt Einblick in die Vorgeschichte Panemeas, dem letzten Kontinent der Erde. Dieser ist in West und Ost geteilt, die zwei einzigen bewohnbaren und gleichzeitig weit entwickelten Großstädte einer zerstörten Welt. Dazwischen erstreckt sich das Ödland, ein äußerst gefährlicher Ort. Dorthin führt es Leila regelmäßig, die unter dem Decknamen Verto als Ermittler dafür bekannt ist jeden Fall zu lösen. Als der Präsident nach ihr schicken lässt, wird sie in einen Kampf verwickelt, dem sie sich ursprünglich entziehen wollte. Doch der Konflikt zwischen Ost und West spitzt sich immer weiter zu und droht Panemea endgültig zu vernichten.

Ich mochte dieses postapokalyptische Setting und das umfangreiche Worldbuilding. Die Atmosphäre ist eher düster und bedrohlich. Die Altersempfehlung von 18 Jahren ist teilweise berechtigt, es wird manchmal doch schon ziemlich blutig. Der Schreibstil ist leicht, lebendig, sehr bildhaft und hat mich direkt mitgerissen.

Besonders faszinierend fand ich aber das System von Master und Sync: Master sind Personen, die ihren sogenannten Sync befehligen können. Diese können sowohl menschen- als auch tierähnlich aussehen. Beide verfügen über sich ergänzende Fähigkeiten, aber erst zusammen entfalten sie ihr volles Potential. Diese Idee hat mir direkt unglaublich gut gefallen!

Wir erleben die Ereignisse aus Leilas Sicht. Diese ist tough, mutig, unabhängig und schlagfertig. Sie hütet schon sehr lange ein Geheimnis, das sie in große Bedrängnis bringen könnte. Sie und auch die anderen Charaktere sind mir direkt ans Herz gewachsen: Balerian, Kalea, Diatris und die Ladies aus dem Freudenhaus Olympia - alle sind vielschichtige und interessante Persönlichkeiten über die ich gerne noch mehr gelesen hätte.

Es handelt sich bei „Synchronik: Die Suche nach Kalea“ um den fesselnden Auftakt einer Trilogie in den Genres Dystopie und Fantasy mit einem Hauch von Krimi. Nach diesem Cliffhanger bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Ein tolles Buch, das aufklärt und sensibilisiert

Ich bin Linus
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Linus ist trans. Sich das einzugestehen, zu akzeptieren und offen zu leben, war ein weiter und schwerer Weg. Er lässt uns daran teilhaben und berichtet von seiner Kindheit und Jugend, seinem Outing, seiner ...

Linus ist trans. Sich das einzugestehen, zu akzeptieren und offen zu leben, war ein weiter und schwerer Weg. Er lässt uns daran teilhaben und berichtet von seiner Kindheit und Jugend, seinem Outing, seiner Transition, seinem Passing und dem Internet-Hate. Wie hat er all das erlebt? Wie haben andere reagiert? Was sind und waren seine Zweifel, Ängste und Hoffnungen?

Mit seiner Geschichte betreibt er Aufklärung, sorgt für Verständnis und sensibilisiert für das Thema und den Umgang damit. Er weist auf sprachliche Problematiken hin und erklärt zum Beispiel, wie schnell man (vielleicht auch versehentlich) verletzende Äußerungen von sich geben kann.

Ich finde es erschreckend, was Linus erlebt hat und viele trans Personen auch weiterhin erleiden müssen. Ist es nicht egal, wer man ist? Jeder hat das Recht sich in seiner Haut wohl zu fühlen! Jede*r darf er, sie oder they selbst sein, ohne sich zu verstecken! Warum muss man es anderen immer so schwer machen? Sollte es heute nicht mehr Toleranz und Akzeptanz geben? Mensch ist Mensch.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Skurrile, phantasievolle und humorvolle Neuerzählung

Maurice, der Kater
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Kater Maurice zieht mit einer Gruppe Ratten von Dorf zu Dorf, um dort eine Rattenplage zu inszenieren. Da kommt dann Flötenspieler Keith ins Spiel, welcher das vermeintliche Ungeziefer aus dem Dorf lockt ...

Kater Maurice zieht mit einer Gruppe Ratten von Dorf zu Dorf, um dort eine Rattenplage zu inszenieren. Da kommt dann Flötenspieler Keith ins Spiel, welcher das vermeintliche Ungeziefer aus dem Dorf lockt und dafür einen Haufen Geld kassiert - anschließend wird natürlich geteilt. Doch dann kommen die Gefährten nach Bad Blintz und irgendwie läuft dieses Mal so gar nichts nach Plan…

Es handelt sich hier um eine skurrile, phantasievolle und humorvolle Neuerzählung des Märchens vom Rattenfänger. Kater wie Ratten sind aus irgendeinem Grund plötzlich intelligent geworden und können sogar lesen und mit Menschen sprechen. So hinterfragen sie auch ihr Leben, ihr Verhalten und den Umgang mit anderen Lebewesen. Maurice betont dementsprechend immer wieder, dass er nichts isst, was reden kann! Ich finde die Namen der Nager teilweise total witzig: Gefährliche Bohnen, Nahrhaft, Pfirsiche, Sardinen, Gekochter Schinken oder Sonnenbraun sind nur ein paar Beispiele.

Keith und Maurice lernen zudem Malizia kennen, die aus allem eine interessante Geschichte zu machen versucht und deren beste Freunde ihre Bücher sind. Als eines Tages ein sprechender Kater vor ihr steht, ist sie erstmal baff. Doch mit ihrer Notfall-Abenteuer-Tasche sie ist für alle Eventualitäten gerüstet und so versuchen die drei herauszufinden, warum es in Bad Blintz nicht mit rechten Dingen zu geht.

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Veröffentlicht am 01.02.2023

Die Zeit als liebenswerte Freundin

Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit
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Es ist Sonntag Nachmittag und die Zeit ist bei Laras Familie zu Besuch. Obwohl sie Laras Freundin ist, sprechen ihre Eltern und Geschwister überhaupt nicht nett über sie: Sie wollen sich die Zeit vertreiben ...

Es ist Sonntag Nachmittag und die Zeit ist bei Laras Familie zu Besuch. Obwohl sie Laras Freundin ist, sprechen ihre Eltern und Geschwister überhaupt nicht nett über sie: Sie wollen sich die Zeit vertreiben oder sie gar totschlagen. Das wird der Zeit dann doch zu viel und sie geht. Lara versucht sie wiederzufinden und kann dabei nur auf wenig Hilfe hoffen. Denn niemand hat Zeit für die Zeit.

„Dann gehe ich jetzt, sagte die Zeit“ ist ein poetisches und sehr metaphorisches Buch über die Zeit und darüber, dass ihr in unserem Sprachgebrauch meist Unrecht getan wird. Sie wird schlecht gemacht, vertrödelt, verschwendet oder schlicht nicht wertgeschätzt. Dabei könnte man sie so wunderbar für schöne Dinge nutzen! Auch ein nur kleines Zeitfenster eröffnet die Möglichkeit für einen unvergesslichen Moment. Die Zeit muss nicht negativ besetzt sein, sie kann auch eine liebenswerte Freundin sein.

Besonders sind auch die detailreichen und liebevoll inszenierten Illustrationen von Julie Völk auf denen es einiges zu entdecken gibt.

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Veröffentlicht am 27.01.2023

Mysteriös und düster

Die Bibliothek von Edinburgh
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Die 14jährige Ropa hat die Schule abgebrochen, um Geistersprecherin zu werden: sie redet mit den Toten und überbringt den Lebenden deren Botschaften. Dies tut sie mitnichten aus reiner Nächstenliebe, sondern ...

Die 14jährige Ropa hat die Schule abgebrochen, um Geistersprecherin zu werden: sie redet mit den Toten und überbringt den Lebenden deren Botschaften. Dies tut sie mitnichten aus reiner Nächstenliebe, sondern um ihre Familie über Wasser zu halten, welche nur noch aus ihrer kleinen Schwester und ihrer Großmutter besteht. Letztere ist blind und benötigt zusätzlich teure Medikamente. Normalerweise ist ihr Job recht harmlos, doch dann verschwinden plötzlich Kinder. Manche haben das „Glück“ zurückzukehren, allerdings scheinen sie dann nur noch leere Hüllen zu sein.

Ropa übernimmt eher widerwillig die Aufgabe nach dem vermissten Sohn einer verzweifelten Geisterfrau zu suchen, schließlich kann diese sie nicht bezahlen. Erst später entwickelt sie wirkliches Interesse für den Fall und setzt alles daran die Kinder zu finden. Auf mich wirkt Ropa doch recht kalt und gleichgültig auf mich, so dass sie mir leider insgesamt nicht besonders sympathisch wurde. Natürlich wäre die Last, welche auf ihren Schultern liegt, schon für jeden Erwachsenen schwer zu tragen und sie ist schließlich erst 14! Die Familie ist arm, hungert und lebt ständig in der Gefahr ihr Zuhause zu verlieren. Ropa ist die einzige, die überhaupt Geld verdienen kann - sehr viel Verantwortung für ihr Alter. Dennoch finde ich ihr Verhalten gegenüber ihren Kunden und somit den hilfsbedürftigen Geistern oft einfach gemein. An dieser Stelle möchte ich gerne Ropas Sidekick, eine Fuchs-Dame erwähnen! Sowas liebe ich ja 🦊

Die Geschichte wird aus Ropas Sicht erzählt. Daher ist der Schreibstil ziemlich umgangssprachlich, jugendlich und manchmal ganz schön rotzig. Das ist bestimmt gewöhnungsbedürftig, passt aber gut zur Protagonistin.

Das Setting eines dystopischen Edinburgh, welches nach einer dem Leser unbekannten Katastrophe definitiv wohl schon bessere Zeiten gesehen hat, hat mir gut gefallen. Magie und paranormale Phänomene sowie den Umgang damit gehören zum normalen Alltag und unterliegen strengen Regeln. Diese phantastischen Elemente fand ich mega spannend, ebenso Ropas spezielle afrikanisch-schottischen Magie. Gerne hätte ich über alles noch mehr erfahren! Schade, dass die titelgebende (okkulte) Bibliothek kaum eine Rolle spielt.

„Die Bibliothek von Edinburgh“ ist ein mysteriöser und düsterer Auftakt, der uns mit einem grausamen und schockierenden Ende überrascht.

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