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Veröffentlicht am 15.09.2016

Historik und Fantasy auf spannende Weise verwoben

Skin - Das Lied der Kendra
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Ailia lebt in Britannien zu einer Zeit, in der die Römer ihr Reich immer weiter ausdehnen. Auch ihr Stamm wird von der Großmacht bedroht und sie allein kann die Rettung bringen. Weil sie jedoch nicht weiß, ...

Ailia lebt in Britannien zu einer Zeit, in der die Römer ihr Reich immer weiter ausdehnen. Auch ihr Stamm wird von der Großmacht bedroht und sie allein kann die Rettung bringen. Weil sie jedoch nicht weiß, woher sie kommt oder wer ihre Eltern sind, trägt sie keine Haut. Diese steht für die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Totemtier und damit für Glauben, Vorfahren und Heimatland. Sie hat also keinen Clan, zu dem sie gehört und ist damit eine Außenseiterin. Ohne Haut ist es ihr nicht erlaubt zu lernen, zu heiraten und ist generell ein Teil der unteren Gesellschaftsschicht. Als Baby wurde sie auf der Schwelle einer Köchin ausgesetzt, die Ailia aufgenommen hat und sie vor einem Leben in Armut bewahrt hat, welches Hautlosen meist bevorsteht.

Die Autorin verwebt Orte, die tatsächlich existiert haben, und Ereignisse, die historisch belegt sind, mit dem Glauben der Stammesleute, welcher voller Magie und Mystik ist. Es ist eine fremde Kultur, ein interessanter Glaube, der allerdings sehr grausame und befremdliche Rituale beinhaltet. Die sogenannten "Mütter" sind die Göttinnen des Glaubens, sie halten das Land und die Menschen zusammen und leben in einer Art Zwischenwelt. Allein den "Gereisten" ist es erlaubt von der realen Welt in die Welt der Mütter zu reisen und von ihnen zu lernen.

Die 14-jährige Ailia ist eine sehr wissbegierige junge Frau, die ständig hofft, neues zu erfahren und gegen die Engstirnigkeit der Stammesleute aufbegehrt. Auf der einen Seite ist sie klug und willensstark, doch auf der anderen Seite auch häufig egoistisch und gefühlskalt. Einige ihrer Verhaltensweisen sind nicht unbedingt nachvollziehbar, was sie manchmal weniger sympatisch erscheinen lässt. Sie ist außerdem voller Selbstzweifel, weil ihr dies ein Leben lang eingetrichtert wurde. Selbst als klar wird, dass sie von den Müttern bevorzugt wird, kann sie sich von den bestehenden Gesetzen der Haut nicht völlig lösen.

Das Buch beinhaltet natürlich auch eine Liebesgeschichte. Obwohl Ailia erst 14 Jahre alt ist, gilt sie für den Stamm bereits als erwachsen und wird auch sexuell aktiv. Diese Liebesszenen haben jedoch nicht unbedingt tatsächlich mit Liebe, sondern eher mit Lust oder auch Berechnung zu tun. Sie trifft im Verlauf des Buches auf Talisien, den sie liebt und der ihr zeigt, was wirklich in ihr steckten könnte. Leider konnte mich die Verbindung der beiden nicht vollends überzeugen. Für mich ist der Funke einfach nicht übergesprungen.

Das Buch ist ungewöhnlich, teilweise sehr brutal und auch abstoßend. Einige Szenen wirken recht befremdlich. Es spiegelt jedoch die beschriebene Zeit der Römerinvasion gut wieder. In der Geschichte treffen die fortschrittlichen Römer auf die eher rückständigen und mit dem Land und Glauben verbundenen Stammesleute. Beide haben eine komplett unterschiedliche Mentalität und Glaubensart und gehen mit allem ganz anders um. Da sind Konflikte vorprogrammiert.

Die Kombination aus historischen Fakten und Fantasy-Elementen ist sehr reizvoll und die Story etwas ganz neues. Die Autorin besticht durch einen lockeren und leichten Schreibstil, der sich aber dennoch glaubwürdig in die Zeit von 28 n. Chr. Bis 46 n. Chr. einfügt.

Es ist eine von der ersten bis zur letzten Seite fesselnde Geschichte über das Schicksal von Ailia und ihrem Stamm. Das Ende ist sehr spannend und aufwühlend und lässt auf einen oder mehrere weitere Teile hoffen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Je mehr ich dir gebe

Je mehr ich dir gebe
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Julia und Jonas sind Seelenverwandte. Doch dann stirbt Jonas und Julia bleibt allein zurück. Bis sie Kolja trifft, Jonas besten Freund. Dieser kümmert sich rührend um sie, liest ihr jeden Wunsch von den ...


Julia und Jonas sind Seelenverwandte. Doch dann stirbt Jonas und Julia bleibt allein zurück. Bis sie Kolja trifft, Jonas besten Freund. Dieser kümmert sich rührend um sie, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab, mit der Begründung das Jonas das so gewollt hätte. Julia fühlt sich durch ihn Jonas wieder nahe und lässt sich komplett auf ihn ein. Es entsteht eine Art Dreiecksbeziehung zwischen ihr, Jonas und Kolja, doch kann das gut gehen?

Julia ist am Boden zerstört und versucht auf fragwürdige Art wieder zu Jonas zu gelangen oder ihn zu sich zu holen. Teilweise kann ich mich gut in sie herein versetzen, in ihre Trauer und ihre Verzweiflung. Nicht nachvollziehen kann ich die Art und Weise wie sie anfangs mit Kolja und seinen Gefühlen umgeht. Anfangs tat er mir deshalb leid. Dies schlug im Verlauf des Buches ins komplette Gegenteil um, als sich nach und nach sein wahres Gesicht zeigte. Ich kann nicht verstehen, dass Julia sich nicht gegen ihn wehrt und all dies mit sich machen lässt. Andererseits allerdings schon, sie will schließlich bei Jonas sein.
Auch die beste Freundin Charly punktet nicht unbedingt mit Sympathie. Sie macht sich zwar Sorgen um Julia, aber steht ihr meiner Meinung nach nicht bei. Das ist das Problem an den Charakteren: Mit keinem von ihnen kann ich mich wirklich identifizieren. Julias Verhaltensweisen sind zwar teilweise nachvollziehbar, aber ich glaube nicht, dass ich ebenso handeln würde.

Die Idee und Story finde ich sehr gut und interessant. Es ist keine Geschichte, aus der man mit einem guten Gefühl heraus geht, einfach weil es eine traurige Handlung hat.
Zum Ende hin gibt es eine mehr oder weniger überraschende Wendung, die die Beziehung zwischen Julia und Kolja in einem anderen Licht erscheinen lässt, genau wie die Person Kolja selbst. Dieses Ende ist meiner Meinung nach genau richtig, es hätte gar nicht anders enden dürfen.
Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, sodass dieses Buch eine nette Lektüre für zwischendurch ist.

Wer Liebesgeschichten, Dreiecksbeziehungen und die Thematik Nachtod-Erfahrung und das Sich-Selbst finden mag, für den ist dieses Buch auf jedenfall etwas.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Azorenhoch

Azorenhoch
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Lena ist Trauerrednerin und lernt auf einer Beerdigung Marco kennen. Vom Charakter her sind beide komplett unterschiedlich. Er reist gerne und geht Risiken ein. So kauft er beispielsweise ein ganzes verfallenes ...

Lena ist Trauerrednerin und lernt auf einer Beerdigung Marco kennen. Vom Charakter her sind beide komplett unterschiedlich. Er reist gerne und geht Risiken ein. So kauft er beispielsweise ein ganzes verfallenes Dorf auf den Azoren, welches er in ein Ferienparadies verwandeln will. Sie ist so reiselustig wie Hausstaub, bodenständig und geht eher auf Nummer sicher. Doch Marco stellt ihr bisheriges Leben derart auf den Kopf, dass sie alle Bedenken über Bord wirft, zu ihm auf die Insel fliegt, um ihre Beziehung auf den Prüfstand zu stellen.

Lena ist mir durchaus sympatisch, ich kann ihre Bedenken und Sehnsüchte nachvollziehen. Was ich nicht verstehen kann, ist ihre Liebe zu Marco. Ich finde ihn ein bisschen zu arrogant, machohaft und eifersüchtig, undurchschaubar und auch ignorant gegenüber Lenas Wünschen und Bedürfnissen. Mag sein, dass er gut aussieht und tolle Muskeln hat, aber auf mich wirkt er nicht anziehend.

Das Buch lässt sich einfach und schnell lesen. Was mir an dem Schreibstil besonders gut gefällt sind die Perspektivenwechsel. So wechselt der Leser immer wieder zwischen Lena und den anderen Protagonisten, was die Geschichte aus mehreren Sichtweisen beleuchtet und die Handlung nochmals interessant macht. Der Spannungsbogen reißt niemals ab, denn der Leser ist gezwungen permanent mit den Charakteren mitzufiebern, da sich die Restaurierung des Dorfes und auch die Beziehung zwischen Lena und Marco schwieriger gestaltet als vorab erwartet.

Insgesamt habe ich mich sehr unterhalten gefühlt und bin begeistert vom Verlauf und auch Finale dieses Buches. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Ghostwriter

Der Ghostwriter
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Hermann ist ein reicher Geschäftsmann, der schon einiges in seinem Leben erreicht hat. Nur die Erfüllung seines größten Traums fehlt ihm noch zum Glück: Er möchte einen eigenen Roman schreiben und veröffentlichen. ...

Hermann ist ein reicher Geschäftsmann, der schon einiges in seinem Leben erreicht hat. Nur die Erfüllung seines größten Traums fehlt ihm noch zum Glück: Er möchte einen eigenen Roman schreiben und veröffentlichen. Zur Umsetzung besagten Zieles zieht er sich mit seiner Frau auf ein abgelegenes Anwesen in England zurück. Während er dort mehr schlecht als recht versucht erste Zeilen seines Romans zu verfassen, geschehen einige geheimnisvolle und mysteriöse Ereignisse in Bezug auf eben diesen Roman.

Cecelia Ahern hat es wieder einmal geschafft phantastisches mit Realität zu vermischen. Wie auch in all ihren anderen Büchern ist es besonders dies, was ich an ihrer Art zu schreiben liebe. Die Idee und Thematik des Buches finde ich sehr gelungen.

Die Charaktere hingegen konnten mir leider nicht besonders ans Herz wachsen. Ich denke allerdings, dass dies bei Hermann auch die Intention der Autorin war. Er ist meiner Meinung nach ein egoistischer und selbstsüchtiger Mensch, der sich ohne Rücksicht auf Verluste in die Verwirklichung seines Traumes stürzt. Dabei sind ihm seine Mitmenschen, insbesondere seine Frau absolut gleichgültig. In diesem Punkt kann ich auch das Verhalten der grade genannten nicht nachvollziehen. Wieso lässt sie sich das Ganze dermaßen gefallen?

Was mich an dem Buch am meisten gestört hat, ist seine Kürze. Ich mag Cecelia Aherns Romane einfach viel lieber. Einfach weil ich ihren Schreibstil liebe und immer mehr und noch viel mehr über die Geschichte, die Charaktere und das ganze Drumherum erfahren möchte. Im Gegensatz zu ihren Romanen kamen mir in ihrer Novelle die Gefühle viel zu kurz. Sie ist eine nette Lektüre für zwischendurch, die ich aber niemals einem "richtigen" Roman der Autorin vorziehen würde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

4 Seasons - Zeiten der Lust

4 Seasons - Zeiten der Lust
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Summer ist eine großartige und erfolgreiche Violinistin. Nach dem unerwarteten Tod ihres Liebhabers Dominik ist sie am Boden zerstört. Sie zieht sich zurück, stürzt sich in die Musik. Doch weder ihre Welttournee ...

Summer ist eine großartige und erfolgreiche Violinistin. Nach dem unerwarteten Tod ihres Liebhabers Dominik ist sie am Boden zerstört. Sie zieht sich zurück, stürzt sich in die Musik. Doch weder ihre Welttournee noch zahlreiche One-night-stands lassen sie Dominik vergessen, der ihr Seelenpartner war. Eines Tages trifft sie Antony. Er ist Regisseur und will eines von Dominiks Büchern auf der Bühne inszenieren und bittet Summer um Hilfe. Sofort fühlt sie sich zu ihm hingezogen, doch wird es ihm gelingen, die junge Frau aus dem Sumpf der Trauer zu befreien?



Mir war am Anfang nicht bewusst, dass es sich bei dieser neuen Reihe um die gleichen Charaktere handeln würde, wie bei "80 days". Ich dachte: Neue Reihe – neue Charaktere. Eben weil mir Summer bereits in der eben genannten Reihe eher unsympathisch war. Obwohl ich mich im Verlauf von "4 Seasons" etwas mehr für sie erwärmen konnte, kann ich mich nach wie vor nicht mit ihr identifizieren. Meiner Meinung handelt sie oft blauäugig, naiv und dumm. Sie liebt es dominiert zu werden, den Nervenkitzel, die Gefahr. Das wäre ja völlig okay, aber sie gibt sich völlig Fremden hin und obwohl eindeutig klar wird, dass sie es nicht genießt, lässt sie all diese Dinge mit sich machen. Für mich absolut unverständlich.

Auch Antony mag ich als Charakter überhaupt nicht. Er vereint allerlei Eigenschaften, die für mich derart unattraktiv sind. Er ist launisch, herrisch, er trinkt. Im Vergleich zu ihm war mir Dominik viel lieber.

Insgesamt wirken nahezu sämtliche Protagonisten nicht authentisch auf mich. Sie sind alle dermaßen schamlos, nymphomanisch und irgendwie werden sie alle auf zwei Dinge reduziert: ihren Körper und auf Sex. Lediglich in den ersten Kapiteln kann man Summers Schmerz spüren und auch nachvollziehen. Im Verlauf kommen immer mal wieder Rückblenden oder Erinnerungen auf, was ich eigentlich sehr schön finde.

Was mir zudem noch sauer aufgestoßen ist, ist das Thema Verhütung. Summer hat mit derart vielen Männern ungeschützten Geschlechtsverkehr, dass es eigentlich gar nicht sein kann, dass sie sich keine Krankheiten einfängt oder dergleichen... Sie scheint sich darüber auch absolut keine Gedanken zu machen, was ich einfach unverantwortlich finde. Es ist ja auch so, dass diese Bücher möglicherweise auch jüngere Personen lesen. Was ist das bitte für ein Vorbild?

Gut gefallen haben mir hingegen die Beschreibungen von Summers Teilnahme an verschiedenen Events. Ich mochte die Kulissen, Kostüme und das ganze "Drumherum". Es wirkte alles so unwirklich, mysteriös und phantastisch. Wirklich klasse, was die Veranstalter sich da teilweise ausgedacht und umgesetzt haben.