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Veröffentlicht am 02.02.2018

Extreme Einsamkeit

Ein Grab in den Wellen
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sucht die Naturfotografin Miranda auf den Farallon Islands vor der Küste San Franciscos - und sie findet sie auch. Abgesehen von einigen Naturforschern, mit denen sie die Unterkunft teilt, ist es dort ...

sucht die Naturfotografin Miranda auf den Farallon Islands vor der Küste San Franciscos - und sie findet sie auch. Abgesehen von einigen Naturforschern, mit denen sie die Unterkunft teilt, ist es dort menschenleer, nur alle zwei Wochen werden sie mit dem Nötigsten vom Festland versorgt. Zunächst stört es Miranda nicht, dass ihr achtlos, ja unfreundlich begegnet wird, dass sie sogar mit falschem Namen angesprochen wird - aber irgendwann wird es bedrohlich. Und kurz darauf wird einer der Forscher - ausgerechnet der Unangenehmste - ertrunken aufgefunden und der Rest der Gruppe teilt sich in Spreu und Weizen. Oder doch nicht? Wie hängt das alles miteinander zusammen.

Ein Krimi und doch kein Krimi, ein Spannungsroman und doch wieder keiner, eine Geschichte über die Natur? Das auf jeden Fall und man sollte einen Sinn für so etwas und für Stimmungen der Landschaft haben, wenn man sich auf die Lektüre einlässt - denn sie hat durchaus die ein oder andere Länge, für den einen mehr, für den anderen weniger. Kommt darauf an, wie man mit Beschreibungen von Landschaft und Lebewesen klarkommt. Ich persönlich mag sie, soweit sie stimmungsvoll ist - was hier definitiv der Fall ist - eigentlich sehr gern, doch stellenweise wurde es sogar mir zuviel.

Wen das aber nicht schreckt und wer zudem eine Vorliebe für Krimis - oder sowas ähnliches - der ungewöhnlichen Art hat, der ist hier an der richtigen Adresse. Und man sollte sich schon so ein bisschen gruseln können - eher ohne wohlige Schauer, denn ab und an wird es durchaus bedrohlich und diese Drohungen gehen sowohl von Mensch als auch von Natur aus.

Etwas für Naturliebhaber, die nicht zu sehr in literarischen Kategorien denken, denn es fällt schwer, dieses Buch zu kategorisieren. Aber Vorsicht, nach dieser Lektüre könnte man beginnen, das, was einem bisher lieb und teuer war - im Hinblick auf Natur und Mensch -, zu fürchten!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Verloren wie Treibholz

Wie Treibholz am Strand
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fühlt sich die junge Libby, als sie kurz vor ihrer eigenen Hochzeit - und zwar nur durch Zufall - erfährt, dass in ihrer Familie nichts so ist wie es scheint bzw. wie es für sie bisher den Anschein hatte.

Zutiefst ...

fühlt sich die junge Libby, als sie kurz vor ihrer eigenen Hochzeit - und zwar nur durch Zufall - erfährt, dass in ihrer Familie nichts so ist wie es scheint bzw. wie es für sie bisher den Anschein hatte.

Zutiefst im Innersten aufgerüttelt begibt sie sich auf die Suche - nach wahren Angehörigen, aber vor allem nach sich selbst. Wenn alles ganz anders ist, als sie es bislang sah, wie kann sie denn noch derselbe Mensch sein. Ihr Verlobter Rob muss fassungslos zusehen, wie sie ihm entrinnt - buchstäblich zwischen den Fingern.

Auf ihrer Suche landet Libby bei Holton, dem Treibholzkünstler, der sie - im Gegensatz zu dem Holz, das er für seine Kreationen benötigt - zunächst aber nicht auflesen mag - ganz im Gegenteil. Holton trinkt und sieht nur sein eigenes Leid.

Kann Libby dennoch zu ihrem wahren Ich finden? Und hat Holton tatsächlich damit zu tun? Und kann Gott seine schützende Hand über alle Entwicklungen halten bzw. werden Libby,Holton, Rob und die anderen Protagonisten diese tatsächlich spüren?

Ein Roman, der von tiefen christlichen Werten geprägt ist, aber dennoch teilweise etwas zu leichtlebig daher kommt, einige Wege etwas vereinfacht sieht und sie entprechend dem Leser vermittelt. Dadurch kommt stellenweise die Authentizität ein wenig abhanden, nicht jedoch der Leserspaß. Sicher ein Roman, mit dem man christliche Werte, aber auch Unterhaltung vor allem jungen Erwachsenen näherbringen kann! Ich kann mir vorstellen, dass vor allem junge Frauen und Mädchen viel Spass an diesem Buch haben werden!

Veröffentlicht am 08.01.2018

How does it feel to be on your own - like a rolling stone

Die Stunde des Wolfs
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Ein ungewöhnlicher Protagonist ist es, den der Autor Simo Hiltunen hier einführt - nämlich Lauri Kivi, ein Reporter für Kriminalfälle in Helsinki, der selbst so einige Päckchen zu tragen hat und das von ...

Ein ungewöhnlicher Protagonist ist es, den der Autor Simo Hiltunen hier einführt - nämlich Lauri Kivi, ein Reporter für Kriminalfälle in Helsinki, der selbst so einige Päckchen zu tragen hat und das von Kindheit an. Sie wollen mehr erfahren? Keine Sorge, der Autor Simo Hiltunen serviert Ihnen alle Informationen, die Sie haben wollen - und wahrscheinlich noch einige mehr - auf dem Silbertablett. Kein einziger Punkt wird ausgelassen, wenngleich es möglicherweise ein wenig dauert.

Lauri ist jemand, der bereit ist, bis zum Äußersten zu gehen und sich mit Jedem anzulegen, wenn es sein muss. Das hat er von Kindheit an so gelernt - vielmehr erfahren - und in seinem Beruf kommt ihm das ganz gut zupaß. Auch in Bezug auf den aktuellen Fall, in dem es um Familien(selbst)mord geht - also Väter, die zuerst ihre Lieben und dann sich selbst um die Ecke bringen und dabei ein rechtes Blutbad anrichten!

Simo Hiltunen schreibt unterhaltsam, wobei ich vor allem seine Figurenbeschreibungen sowie den typisch finnischen trockenen Humor genossen habe. Auch die Spannung blieb aus meiner Sicht durchgehend erhalten, auch wenn der Leser einen wirklich sehr langen Atem haben muss, um bis zum Ende durchzuhalten.

Der Autor schreibt nicht uneloquent, aber doch sehr komplex - man könnte auch sagen, umständlich. Eher etwas für ausgewiesene Fans skandinavischer Krimiliteratur, die hart im Nehmen sind - und das meine ich jetzt nicht in Bezug auf die Vorfälle, auch wenn die nicht gerade ohne sind!

Veröffentlicht am 30.12.2017

Die jungen Männer und das Meer

Jenseits der Untiefen
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In Tasmanien spielt dieser Roman, in dessen Mittelpunkt die drei Brüder Joe, Miles und Harry stehen. Mutterlos wachsen sie heran, geprägt vom Meer, an dessen Küste sie ihr gesamtes bisheriges Leben verbracht ...

In Tasmanien spielt dieser Roman, in dessen Mittelpunkt die drei Brüder Joe, Miles und Harry stehen. Mutterlos wachsen sie heran, geprägt vom Meer, an dessen Küste sie ihr gesamtes bisheriges Leben verbracht haben und das in ihrem Leben eine große Rolle spielt - und vom Vater, der jedoch sein eigenes Leben nicht so recht meistern kann.

Ein Leben am Rande der Existenz - ein Thema, das gerade in letzter Zeit im angelsächsischen Raum immer und immer wieder aufgegriffen wird, was die Aktualität schmerzhaft verdeutlicht. Denn die Familie lebt am wirtschaftlichen Existenzminimum, die Jungs müssen sehen, wie sie zurecht kommen - sie führen ein Leben im Schatten.

In diesem Buch fällt gleich das Zusammenspiel von Mensch und Natur ins Auge, das Favel Parrett eindruckvoll umsetzt: es ist ein, nein DAS essentielle stilistische Element in diesem Buch. Und damit sind wir auch schon beim größten Plus: dem eindrücklichen Stil, der schönen Sprache, die von der Autorin und Übersetzerin Antje Ravic Strubel - die im Übrigen selbst wundervolle Bücher wie "Sturz der Tage in die Nacht" geschrieben hat - überzeugend und elegant ins Deutsche übertragen wurde. Das größte, nein: einzige Minus aus meiner Sicht: trotz der Kürze weist das Buch durchaus gelegentliche Längen auf, die mir das Weiterlesen ein kleines Bisschen erschwerten.

Ein Buch, das zu empfehlen ist für Leser, die Menschen und Schicksalen weltweit begegnen und diese erfahren wollen. Wer "Winters Knochen" von Daniel Woodrell oder "Vor dem Sturm" von Jesmyn Ward gerne gelesen hat, der wird sich auch für dieses Buch begeistern können.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Originell - aber alles andere als leicht verdaulich

Ich bin Henker
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TochterAlice

vor 5 Jahren
(5)

Liebe einmal ganz anders wird in dieser Erzähungssammlung des indischen Autors Rajesh Parameswaran präsentiert - nicht romantisch, verträumt oder auch zärtlich - nein, ...



TochterAlice

vor 5 Jahren
(5)

Liebe einmal ganz anders wird in dieser Erzähungssammlung des indischen Autors Rajesh Parameswaran präsentiert - nicht romantisch, verträumt oder auch zärtlich - nein, hier erfolgen Darstellungen von Liebe der anderen Art, der zynischen, besitzergreifenden, falsch verstandenen... und noch vieler anderer "Lieben", Emotionen, die der Leser möglicherweise gar nicht mit diesem Substantiv belegen würde - zu absurd geht es zu in diesem Sammelsurium von Geschichten. So liebt ein Tiger seinen Wärter zu Tode, ein Henker sehnt sich nach der Liebe seiner Frau, eine Frau verabschiedet sich von ihrem Mann... der potentielle Leser darf wirklich gespannt sein auf den Transport der Inhalte, denn der Autor ist ein begnadeter Erzähler, der die unterschiedlichsten Stile beherrscht - und so hat auch jede Erzählung ihre ureigene Seele.

Rajesh Parameswarans Geschichten über die Liebe sind makaber bis schwarz... ein wenig erinnern sie mich an Roald Dahl, dem es jedoch nicht immer um Liebe ging... und auch hier fragt sich der Leser immer wieder: was hat das damit zu tun? Außerdem geht es hier wesentlich bombastischer zu. Ich erinnere mich an einen alten Tracy-Ullmann-Film namens "Ich liebe Dich zu Tode" - das wäre auch ein Motto für den Erzählungsband von Rajesh Parameswaran, denn mit den herkömmlichen Erwartungen an Liebesgeschichten hat das hier wenig zu tun Es ist eine Reihe von spektakulären Geschichten um ebenso spektaktuläre Gefühle, die aus meiner Sicht auf einer Skala von waghalsig bis vereinfacht schwanken - gewagt, sie alle als "Liebe" zu bezeichnen - es ist starker Tobak, der oft betroffen macht, mich zumindest. Mir sind einige der Geschichten fast zu hart, zu abgehoben, doch für Liebhaber des originellen Schreibstils und makaberer Inhalte ist dies ein Werk, an dem man nicht vorbeigehen sollte.