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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2018

Ein Liebeskrimi

Kiss & Crime 1 - Zeugenkussprogramm
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Was ist das? Und kann es so etwas überhaupt geben? Natürlich, bei Eva Völler ist alles möglich! Sie versteht dies als eine besonders effektive Kombination aus spannendem Krimi und mitreißender Liebesgeschichte ...

Was ist das? Und kann es so etwas überhaupt geben? Natürlich, bei Eva Völler ist alles möglich! Sie versteht dies als eine besonders effektive Kombination aus spannendem Krimi und mitreißender Liebesgeschichte - genau das Richtige also für schmökerfreudige (weibliche) Teenies!

Ihr neuestes Setting ist ebenso witzig wie auch spritzig: Emily gerät in ein Zeugenschutzprogramm und das nur, weil ihre Mutter das Laster hat, sich ständig in die falschen Typen zu verlieben! Der aktuelle ist besonders schlimm in dieser Hinsicht: Jonas hat die ganze Familie mit seinen undurchsichtigen Machenschaften in etwas reingezogen, aus dem nur schwer herauszukommen ist und deswegen landen er und Emilys Mutter erstmal im Krankenhaus. Und Emily im Zeugenschutzprogramm - und das, wo sie doch eigentlich fürs Abi pauken muss!

Eva Völler hat sich hier einmal mehr eine absolut originelle und unkonventionelle Geschichte ausgedacht mit schrägen und überraschenden Charakteren - wobei mir Emilys Omi, eine Autorin von Schnulzenromanen, besonders ans Herz gewachsen ist.

Wie aus dem Zeugenschutzprogramm ein Zeugenkussprogramm wird und dass auch damit der Drops noch längst nicht gelutscht ist - das beschreibt Eva Völler total witzig und unterhaltsam auf weit über 300 Seiten, die auch nicht die kleinste Länge aufweisen. Ach so, Spannung ist natürlich auch vorhanden! Genau das Richtige also für Teenies, die gut unterhalten werden wollen!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Sozusagen eine kleine Witwe

Was uns bleibt ist jetzt
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lange vor ihrer Zeit ist die junge Jam, deren große Liebe Reeve verstirbt. Sie kann und will sich lange nicht berappeln - eigentlich scheint es so, als sei sie dazu gar nicht imstande. Und dann führen ...

lange vor ihrer Zeit ist die junge Jam, deren große Liebe Reeve verstirbt. Sie kann und will sich lange nicht berappeln - eigentlich scheint es so, als sei sie dazu gar nicht imstande. Und dann führen äußere Umstände doch eine Änderung vorbei - Meg findet eine Art des Ausdrucks, der für sie die Rettung bedeutet - das geschriebene Wort. Wie sie sich fängt und im Geschriebenen einfängt - das ist eine ganz eigene, ungewöhnliche Geschichte!

Ungeachtet des absolut dämlichen Klappentexts (ich zitiere: "Jam verliebt sich zum ersten Mal. So intensiv wie nie zuvor in ihrem Leben" - was denn jetzt, bitte: erstmalig oder so sehr wie noch nie) ist diese Lektüre mehr als lohnend und zwar nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene und zwar aus den folgenden Gründen:
- die begnadete Meg Wolitzer schreibt wie eine junge Göttin, egal, ob sie das für Erwachsene, Jugendliche oder sonstwen tut und schon die Konfrontation mit ihrem ganz besonderen Stil ist ein Hochgenuss.
- neuen Lebensmut kann und sollte man in jedem Alter gewinnen, also ist Jam eine Protagonistin, die mit ihren Bedürfnissen und Sehnsüchten Leser jeder Altersklasse anspricht.
- das Buch bereitet ungeachtet des nicht gerade leichten Themas große Lesefreuden!

Also von mir eine uneingeschränkte Empfehlung, wobei ich der Autorin in Zukunft sorgfältigere Texter für die Beschriftung ihrer Bucheinbände wünsche und zwar von ganzem Herzen!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Cassie will nicht

Zwei Schwestern
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Die 24jährige Cassandra Edwards hat keine Lust, zur Hochzeit ihrer Zwillingsschwester Judith zu fahren, die bereits vor 9 Monaten den gemeinsamen Studienort Berkeley verließ und nun wieder aufgetaucht ...

Die 24jährige Cassandra Edwards hat keine Lust, zur Hochzeit ihrer Zwillingsschwester Judith zu fahren, die bereits vor 9 Monaten den gemeinsamen Studienort Berkeley verließ und nun wieder aufgetaucht ist - mit einem Ehemann im Schlepptau, irgendeinem durchschnittlichen Arzt, der - davon ist Cassie, wie sie genannt wird, überzeugt - ihrer hochmusikalischen und empfindsamen Schwester nicht das Wasser reichen kann, auch wenn sie ihn noch gar nicht getroffen hat.

Eine Rückkehr an die Stätte ihrer Jugend, das Wiedersehen der beiden Schwestern nach der für sie unglaublich langen Zeit - das klingt nach einem ruhigen, ereignislosen Plot, ist jedoch alles andere als das. Was zunächst sich ähnlich einem Theaterstück - einem echten Drama zwar, aber eher einem ruhigen Stück für Stück aufbaut, sich nacheinander entwickelt, daraus wird im letzten Drittel ein wahrer Sturm, sowohl in Bezug auf die Emotionen als auch auf die Ereignisse. Cassie will so Einiges nicht - aber läuft alles so, wie Cassie es will?

Dorothy Baker hat diesen Roman, der jetzt neu ins Deutsche übersetzt wurde, bereits 1962 geschrieben, jetzt ist er sowohl in den Staaten - versehen mit einem Nachwort des nicht unbekannten Autors Peter Cameron - neu herausgegeben worden und ich muss sagen: ein Glück. Dorothy Baker schreibt authentisch, witzig, lakonisch und ergreifend und bringt die Sichtweisen der beiden Schwestern gut zum Ausdruck, denn auch wenn Cassie die hauptsächliche Erzählerin ist, kommt Judith, genannt Judy, ebenfalls zu Wort- und dies alles zusammen ist sehr enthüllend. Das ganze Konstrukt macht deutlich, wo die einzelnen Charaktere eigentlich stehen, was sie treibt, wie die ganze Familie tickt. Ein Roman, der in seiner Dichte, mit seiner Botschaft noch heute überzeugt, auch wenn einige Details wie der neumodische Bikini oder das Anmelden eines Ferngesprächs aus heutiger Sicht in weiter Vergangenheit liegen - doch dies sind Rahmenbedingungen, die nur umso deutlicher machen, dass die geschwisterliche, ja insgesamt die familiäre Dynamik etwas Bleibendes, etwas Ewiges hat

Dem Lesenden offenbart sich ein tiefgehendes und durchaus vielschichtiges Charakterbild vor allem von Cassie, doch auch die Darstellung der anderen Akteure bleibt nicht an der Oberfläche - das Tableau, das sich schließlich als Gesamtbild auftut, ist erschüttert und aufrüttelnd - familienmäßig eben, aber auf eine ganz besondere Art.

Ein Roman, der wie bspw. die von Richard Yates, die ebenfalls posthum neu aufgelegt und teilweise erstmals ins Deutsche übersetzt wurde, in seiner literarischen Qualität zeitlos ist - und den man so schnell nicht vergisst!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Süffig wie schottischer Whisky

Billy
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so liest sich dieses Buch über Billy, in dessen Adern selbstverständlich schottisches Blut fließt und der - obwohl elternlos aufgewachsen - in einen absolut hinreißenden Familienverbund eingebettet ist, ...

so liest sich dieses Buch über Billy, in dessen Adern selbstverständlich schottisches Blut fließt und der - obwohl elternlos aufgewachsen - in einen absolut hinreißenden Familienverbund eingebettet ist, dessen Säulen sein - wie sich erst in späten Jahren herausstellt - tänzerisch hochbegabter Onkel Seamus und seine Schnulzen liebende Tante Livi bilden - einfach köstlich, über sie und ihre Kinder, zu denen gefühlt auch Billy zählt, zu lesen. Eine Harmonie sondergleichen herrscht hier, doch Billy hat einen überaus eigentümlichen Job, den umstritten zu nennen die Untertreibung des Jahrhunderts wäre. Und es ist ein Familienunternehmen, innerhalb dessen er seine berufliche Position - wenn man dies so bezeichnen kann - bekleidet.

Ein witziger, spritzer, warmherziger und stellenweise doch auch kaltblütiger Roman, bzw. Krimi der besonderen Art, bei dessen Lektüre man doch immer wieder ganz schön schlucken muss. Denn es geht in gewisser Hinsicht um Rache und um Vergeltung, aber auf die charmanteste Art und Weise, die man sich vorstellen kann. Trotzdem fiel es mir schwer, diese Thematik einfach so anzunehmen und ich hatte immer mal wieder einen kleinen Kloß im Magen. Trotzdem ein Buch, dessen Gesamteindruck ein warmer und gleichzeitig ausgesprochen klarsichtig ist.

Besonders gut hat es mir gefallen, endlich mal den Unterschied zwischen Gutmenschen und guten Menschen erklärt zu bekommen und Sie können versichert sein, dass erstere dabei nicht allzu gut wegkommen! Diese Erläuterung werde ich mir jedenfalls hinter die Ohren schreiben! Ein tolles, immer mal wieder überraschendes Buch, dem es ein ganz kleines bisschen Pep und Transparenz an den entscheidenenden Stellen fehlt.

Veröffentlicht am 27.07.2018

Auf der Suche nach einander

Die Stille unter dem Eis
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oder doch nach sich selbst sind Anna und Kyle, als sie sich begegnen - quasi am Ende der Welt, in der Einsamkeit Alaskas. Kyle bemüht sich sofort um Anna, doch diese kommt erst später darauf, dass er "es" ...

oder doch nach sich selbst sind Anna und Kyle, als sie sich begegnen - quasi am Ende der Welt, in der Einsamkeit Alaskas. Kyle bemüht sich sofort um Anna, doch diese kommt erst später darauf, dass er "es" ist. Sie beide sind Suchende, die etwas finden wollen und nach einigen Versuchen auf einer einsamen, kleinen Insel landen - als Leuchtturmwärter. Auch hier ist Kyle derjenige, der den Anstoß gibt, doch es ist Anna, die besser mit der Situation klarkommt, sie sucht vor allem auch die Einsamkeit oder flieht in diese, wenn die Vergangenheit ihr zusetzt - und diese ist, was Anna angeht, bedrohlich - eine dunkle Wand sozusagen.

Ein leiser Roman, ein ruhiges Thema, das mich gleichwohl nicht richtig packen konnte. Anna und Kyle und ihre Geschichte blieben zu weit weg von mir, konnten mich nicht mitnehmen - auch wenn hier große Themen angesprochen wurden, war es mir mit den beiden ein wenig langatmig. Schön geschrieben, soweit ich es beurteilen kann, auch gut übersetzt - aber so richtig packen konnte mich diese Geschichte nicht, sie ging so ziemlich an mir vorbei.

Das bedeutet aber nicht, dass nicht andere mehr Gefallen finden, Anna - mit und ohne Kyle - nach Alaska und anderswohin zu folgen!