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Veröffentlicht am 24.07.2018

Tic Tic Tourette

Sechs Millionen Kekse im Jahr
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oder: Wenn Körperteile ihren eigenen Kopf haben

Tourette: Ein Phänomen, über das ich schon viel gehört, ja sogar einen Roman - in "Motherless Brooklyn" von Jonathan Lethem spielt Tourette eine maßgebliche ...

oder: Wenn Körperteile ihren eigenen Kopf haben

Tourette: Ein Phänomen, über das ich schon viel gehört, ja sogar einen Roman - in "Motherless Brooklyn" von Jonathan Lethem spielt Tourette eine maßgebliche Rolle - gelesen habe. Aber jemand, der damit lebt, ist mir noch nie begegnet.

Bis jetzt: denn die Schilderung von Jessica Thom ist so lebendig, dass ich sofort das Gefühl habe, sie vor mir zu sehen! Ein eindringliches Buch, das ihren Alltag überaus eindrucksvoll schildert - Wie ergeht es ihr im Job ? Was hat sie alles so erlebt? Wie tic(t) sie? Wie ihre Freunde?

Nun, die Antworten darauf sind so faszinierend wie beeindruckend und haben mich vor allem verunsichert - verunsichert in meinem alltäglichen Verhalten gegenüber mir unbekannten, sich nicht 100%tig konform verhaltenden Personen. Jessica Thom beschreibt nämlich ein Dilemma, dem sie Tag für Tag aufs Neue ausgesetzt ist: Tourette ist ja ein sehr auffälliges Syndrom, das - wenn man es wie sie in seiner stärksten Ausprägung hat - nicht zu verbergen ist. Das heißt, Jessica begegnet Tag für Tag Menschen, die sich durch sie bzw. ihr Verhalten gestört oder gar belästigt fühlen, bestenfalls sind sie neugierig. Nein: allerbestensfalls sind sie mit der Krankheit vertraut und signalisieren ihre Solidarität, doch das geschieht nur selten - Tourette ist eben selten. Oft wird sie angefeindet - bspw. von einer alten Frau in der U-Bahn, die sie auffordert, die Schimpfwörter sein zu lassen und auf alle Erklärungen absolut uneinsichtig reagiert. Es gibt aber auch Fragen, wie die einer Mutter, die wissen möchte, was es mit Jessica auf sich hat, um es ihrer Tochter erklären zu können oder lässige Kommentare wie den eines Vaters, der auf den Spruch seines Sohnes "Die Frau spinnt" antwortet: "Sie spinnt nicht - sie bringt sich zum Ausdruck" (S. 59)

Das Buch ist witzig, den Jessica erzählt mit viel Selbstironie, es ist rührend, denn sie ist von einem ganzen Pulk Vertrauter umgeben, die Tag für Tag mit ihren Tics leben müssen und wollen und das ist alles andere, als leicht, kann es doch sein, dass wie im Falle ihrer Mutter, deren Hund gerade verstorben war und sie aus Jessicas Mund "Mummy hat den Hund getötet" vernehmen musste, eine höchst unsensible, natürlich unfreiwillige Reaktion erfolgt.

Das Jessica sich mit der für sie notwendigen Akzeptanz ganz wunderbar in den Alltag - wenn auch nicht in einen mit zu vielen Vorschriften - einfügen kann, zeigen Einblicke in ihr Berufsleben, ihr Leben mit Freunden und Familie.

Mich hat das Buch vor allem zum Nachdenken, zum Weiterdenken gebracht: würde ich - trotz meiner Beschäftigung mit diesem Thema - ein Tourette-Syndrom direkt erkennen. Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht. Ich würde mich, wie so viele andere, zunächst peinlich berührt abwenden und erst beim zweiten oder gar dritten Hinsehen bzw. Kontakt nachdenklich werden. Und könnte ich so sein wie Jessicas Familie, wie ihre Verwandten? Ich weiß es nicht, denn sie müssen ihr ganzes Leben - auch ihr Gefühlsleben auf Tourette einstellen - Jessica hat nicht nur sprachliche Tics, sondern auch körperliche, sie schlägt sich selbst bzw. bewegt sich unkontrolliert, was zu Verletzungen führen kann: Freundschaft und Familie bedeuten hier also permanenten Beistand.

Sie sehen, dieses Buch ist sehr bereichernd, dazu noch unterhaltsam - allein deswegen sei es von mir wärmstens empfohlen!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Kinder des kalten Krieges

Winterkinder
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Das sind die Eltern des Autors Owen Matthews, die Russin und Sowjetbürgerin Ljudmila - Mila - Bobikova und der Brite und Waliser Mervyn Matthews, die sich in den 60er Jahren in Moskau begegnen. Eine ungewöhnliche ...

Das sind die Eltern des Autors Owen Matthews, die Russin und Sowjetbürgerin Ljudmila - Mila - Bobikova und der Brite und Waliser Mervyn Matthews, die sich in den 60er Jahren in Moskau begegnen. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zweier ebenso ungewöhnlicher Menschen, eine mit einer Art von Happy End: aber mit keinem richtigen. Dies ist nämlich kein Roman, es ist die Familiengeschichte des Autors und wahre Geschichten sind bekanntlich zu verzweigt, zu vielschichtig, um einen klaren Anfang und ein klares Ende zu haben.

Stopp! Nein, falsch! Einen Beginn hat diese Geschichte durchaus, sie nimmt ihren Anfang in der Verhaftung von Boris Bibikow, Milas Vater, eines strammen Kommunisten der - fast - ersten Stunden, der wie so viele Opfer der stalinistischen Säuberungen wird. Und auch wieder nicht... genauso, wie sie mehrere Enden bzw. Ausgänge hat, hat sie auch mehrere Anfänge, so die Begegnung von Boris und Marta, den Großeltern des Autors.

Ein wirklich beeindruckendes, ein erschütterndes, ein aufklärerisches und dabei sehr privates Buch! Viel erfährt der Leser über die harten Zeiten des Stalinismus, in denen das Land quasi verhungerte, in denen jeder einfach nur versuchte, zu überleben: so auch Owen Matthews Tante mit dem ausgesprochen sowjetrussischen Vornamen Lenina, seine Mutter Mila und seine Großmutter Marta, die lange Jahre in der Verbannung lebte - getrennt von ihren Töchtern, die in Waisenhäusern aufwuchsen (Mila) bzw. für sich selbst sorgten (Lenina). Beide haben als Erwachsene trotzdem ein erfülltes Leben geführt: Lenina in einer glücklichen Ehe mit dem schönen, einbeinigen Sascha, Ljudmila als junge Wissenschaftlerin - bis sie durch die Begegnung mit und der Liebe zu Mervyn Matthews zu einer Gejagten, einer Wartenden wurde.

Nicht nur das Schicksal von Milas Familie wird geschildert, nein, auch die überaus ungewöhnliche Entscheidung des jungen, erfolgreichen Wissenschaftlers Mervyn Matthews aus einfachen Verhältnissen für ein - zumindest zeitweiliges - Leben in der Sowjetunion. Höchst ungewöhnlich für die 50er und 60er Jahre! Doch dann lernen sich die beiden kennen und lieben und wollen ihr weiteres Leben miteinander verbringen - ein unvorstellbarer, unrealisierbar erscheinender Wunsch. Wie es dann doch klappt - es ist einfach unglaublich!

Spannender als ein Krimi liest sich stellenweise dieses Buch, dann auch wieder sehr humorvoll und herzlich, denn - wie gesagt - geht es hier um die Familie des Autors. Einfach umwerfend die Beschreibung seiner mittlerweile leider verstorbenen Tante Lenina: "Sie ist eine große Frau mit einer kräftigen Stimme, und sie leidet an vielen, vielen, oft beinahe tödlichen Krankheiten, über die sie sehr gerne spricht. (S.23)

Oder auch sein scharfer, demaskierender Blick - Owen Matthews ist Journalist und offenbar ein sehr guter - auf Menschen im Russland der 1990er Jahre. Es geht um Swetlana Timofejewna, Oberstleutnant der Moskauer Kriminalpolizei - eine zufällige Beobachtung: "Sie war eine dieser untersetzten, unbesiegbaren russischen Frauen mittleren Alters, die wie Dobermänner in den Vorzimmern aller großen Männer Russlands lauerten, Kartenverkaufsschalter beherrschten und Hotelrezeptionen kommandierten."

Anrührend die Naivität der jungen Sowjetbürger wie auch die der jungen Westeuropäer in den 1960er Jahren verschiedene Aspekte, der eigenen wie auch - vor allem - der anderen, vollkommen fremden Kultur gegenüber. Hier verfügt der Autor über verlässliche Quellen: die Liebesbriefe der eigenen Eltern in fünf langen Jahren der Trennung, in denen sie auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs aufeinander warteten - und - vor allem Mervyn - unermüdlich daran arbeiteten, eine Lösung herbeizuführen.

Ein wichtiges, dabei unglaublich unterhaltsames Dokument für die Zeit des kalten Krieges, das ich jedem, der auch nur einen Hauch von Interesse an der Geschichte des 20. Jahrhunderts hat, ans Herz lege!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Widerstand und Verrat, Tod und (Über)leben

Alles, was ich bin
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Sie sind Mitglieder der USPD, also Sozialisten, in vielen Fällen auch Juden: Dora Fabian, Mathilde Wurm, Doras Cousine Ruth Wesemann/Becker und ihr Mann Hans sowie viele andere, allen voran der noch heute ...

Sie sind Mitglieder der USPD, also Sozialisten, in vielen Fällen auch Juden: Dora Fabian, Mathilde Wurm, Doras Cousine Ruth Wesemann/Becker und ihr Mann Hans sowie viele andere, allen voran der noch heute bekannte Ernst Toller, dessen "Eine Jugend in Deutschland" ich schon als Teenager verschlungen habe: das macht ihr Leben im nationalsozialistischen Deutschland so unerträglich, dass sie noch 1933 fliehen: in die Schweiz, nach Frankreich, aber vor allem nach Großbritannien, nach London. Hier werden Dora Fabian und Mathilde Wurm 1935 in Doras Wohnung tot aufgefunden - eine wahre historische Begebenheit - nicht die Einzige, die in dieser Geschichte zur Sprache kommt. Für mich ist dies ein Zeitzeugenroman, basierend auf wahren historischen Ereignissen - einiges wurde modifiziert, doch alles hat einen wahren Kern. So kommt bspw. die zweifelhafte Rolle des späteren NDR-Intendanten und Bundesverdienstkreuzträgers Hans Wesemann als Nazi-Agent und somit als Verräter zur Sprache. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Ernst Toller und der von Ruth geschildert, zwei in ihrer Wahrnehmung sehr verschiedene, in ihren politischen Standpunkten jedoch sehr ähnliche Sichtweisen.

Wir sehen Dr. Ruth Becker nun in Australien , eine sehr alte und sehr kluge Dame - die gerade eine beunruhigende Diagnose erhalten hat. Doch sie nimmt sie eher gelassen an, kann sie doch auf ein bewegtes und nicht ungefährliches Leben zurückblicken, auf die Zeit der Machtergreifung Hitlers und der Zeit davor, als sie und ihre Familie fleißige Synagogenbesucher waren, auf ihre Cousine Dora - die, wie auch der Rest der Familie, nicht überlebt hat - wir erleben ihre Sicht also in Form von Rückblicken. Toller hingegen spricht aus dem Jenseits, in das er sich bereits 1939 freiwillig verabschiedet hat.

Ein sehr atmosphärischer und aufschlussreicher Roman mit einigen - durchaus erträglichen - Längen, die offenbar dem Spagat zwischen Roman und historischer Realität geschuldet sind, mit denen die Autorin sehr verantwortungsvoll und einfühlsam umgeht. Mich erstaunt, dass eine Australierin so lebendig über Nazideutschland schreiben kann, aber möglicherweise ist dieses Erstaunen auch nur irgendwelchen Vorurteilen meinerseits geschuldet. Auf jeden Fall ein empfehlenswerter Roman, der den Leser bereichert dadurch, dass er sowohl aufschlussreich als auch lehrreich ist.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Die Protagonisten eines neuen, eines anderen Denkens

Frei und inspiriert
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Vorreiter neuer Denkweisen wie bspw. des Vegetarismus oder Frutarismus - einer Frühform des Veganertums, der Freikörperkultur, neuer politischer oder pädagogischer Strukturen, aber auch solche, die aufgrund ...

Vorreiter neuer Denkweisen wie bspw. des Vegetarismus oder Frutarismus - einer Frühform des Veganertums, der Freikörperkultur, neuer politischer oder pädagogischer Strukturen, aber auch solche, die aufgrund ihrer Neigungen wie der Homosexualität zwangsweise an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden - sie alle sammelten sich an bestimmten Orten, in Naturidyllen wie Ascona, Bali, Hiddensee... dazu kamen solche, die aufgrund ihrer Begabung als Autoren, Maler, Musiker neue Wege einschlugen - sie alle sammelten sich an den genannten Orten, doch auch in St. Moritz, Capri und Attersee. Der Autor Thomas Blubacher, bekannt für seine überaus originellen Sachbücher, hat hier quasi einen dokumentarischen Bildband geschaffen, ein Kleinod des Aussteigertums.

Werden hier unterschiedliche Epochen skizziert, liegt der Schwerpunkt doch eindeutig auf dem frühen 20. Jahrhundert, in dem sich bspw. in Ascona eine Kolonie von Freidenkern zusammenfand, auf Bali Künstler und Homosexuelle in Frieden und Freiheit zu leben versuchten, die Crème de la Crème der deutschen Denker sich auf Hiddensee sammelte. Das alles wird in "Frei und inspiriert" stilvoll, garniert von anregenden, bisweiligen aus heutiger Sicht witzigen Fotos auf den Punkt gebracht.

Doch ein wenig ergeht sich der Band in Oberflächlichkeiten: Es gibt zwar jede Menge Anekdoten über die Nudistenkolonie in Ancona, über die Komponiertätigkeiten Gustav Mahlers und das eigenartige Gehabe Gustav Klimts in Attersee sowie des homosexuellen Aussteigers Robert Spies auf Bali, doch bleibt dies alles leider an der Oberfläche haften. Thomas Mann und Hermann Hesse in St. Moritz und auf Hiddensee bzw. in Ancona - das ist zwar interessant, doch in die Tiefe geht es hier nicht.

Ein spannender, aufwendig und attraktiv gestalteter Band, der jedoch mehr Fragen zu den vorgestellten Persönlichkeiten offenlässt als beantwortet. Interessante Anregungen zur weiteren Beschäftigung mit dem Thema - mehr gibt das Buch leider nicht her.

Veröffentlicht am 24.07.2018

Protagonisten des 20. Jahrhunderts

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
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...aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches ...

...aber solche der ganz besonderen Art porträtiert Alex Capus in seinem neuen Roman mit dem etwas umständlichen Titel "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" : Alex Capus' neuer Roman ist ein ungewöhnliches Werk - er versucht sich hier quasi in einer Biographie gleich dreier realer Personen, die in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Rolle spielten: allen voran der Atomphysiker, Nobelpreisgewinner und Pazifist Felix Bloch, der gleichwohl an der Entwicklung der Atombombe, eines der größten Schrecken der Menschheit, beteiligt war, die Sängerin Laura d'Oriano, die durch Zufall zu einer ausgesprochen effizienten Spionin der Alliierten im 2. Weltkrieg wurde und ein tragisches Schicksal nahm sowie der Maler Emile Gilliéron, der bei den archäologischen Entdeckungen in Troja und vor allem in Knossos auf Kreta eine Rolle spielte. Biographien von Personen, aus denen Zufallsbekanntschaften hätten entstehen können und zwar im November 1924 in Zürich, wo sie theoretisch zur gleichen Zeit hätten den Hauptbahnhof passieren können - Felix und vor allem Laura damals noch ganz am Anfang des Lebens bzw. ihrer Lebensplanung, Emile ein Mann mitten im Leben, der auch schon etliche Lasten zu tragen hat. . Aus diesem fiktiven möglichen Treffpunkt entwickelt Capus die weiteren Entwicklungen. Das Mädchen, das gerne allein in offenen Zügen träumt, der junge Mann, dessen Zukunft noch offen vor ihm liegt und der Kunstmaler, der schon auf Erlebtes zurückblickt, der mit Schliemann in Troja war. Die Geschichten spinnen sich weiter, nehmen ihren Lauf, Realität und Erzählkunst verweben sich zu einer dichten Geschichte. Für mich war Felix Blochs Geschichte das absolute Highlight und gab mir gleich Anlass, über die bahnbrechenden und leider sehr folgenreichen Entwicklungen der Atomphysik der 1940er Jahre zu rechererchieren. Der Part über Emile Gilliéron hingegen passte aus meiner Sicht nicht so ganz hinein und verlor sich im Laufe des Buches ein bisschen.
Hier ist ein Meister am Werk und das merkt man gleich auf den ersten Seiten - meisterhaft die Sprache, die gründliche und phantasievolle Recherche, ja die ganze Komposition seiner Erzählung! Historische Häppchen der Extraklasse werden hier serviert, die sich zu einer Geschichte verdichten - man möchte zu gern erfahren, wie es weitergeht!
Mir manchmal ein wenig zu dicht, zu konzentriert, ich liebe es, wenn ich beim Lesen zwischendurch etwas abschalten, entspannen, nachsinnen kann - das war hier nicht möglich, da hätte man den Faden verloren.Ein historischer Roman vom Feinsten, aber wirklich vom Allerfeinsten: das versprach Alex Capus' neuer Roman "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" zu werden, aus meiner Sicht sind es eher fiktive Biographien, die hier transportiert werden - sehr, sehr spannend und vielschichtig - vom Autor haben sie sicher jahrelange Recherchen abverlangt, vom Leser wird allerhöchste Konzentration verlangt - sonst versäumt man rasch Wesentliches. Capus' wunderbare Sprache, die ich bereits in früheren Werken, allen Voran "Leon und Louise" genossen habe, macht auch dieses Buch zu einem Lesegenuss. Wer allerdings denkt, dass hier nahtlos an den stimmungsvollen Roman "Leon und Louise" angeknüpft wird, der hat sich ganz schön getäuscht - Capus zeigt, dass er auch ganz anders kann, dies ist ein anderes Genre, die beiden Bücher vom Aufbau her nicht zu vergleichen. Ich finde es toll - man bekommt einen Vorgeschmack von der Bandbreite des Autors und ich bin sicher, der großartige Fante-Übersetzer hat als Autor noch einiges in petto! Ich empfehle dieses Buch allen, die Geschichte und Biographien mögen, die offen sind für Neues, vor allem für die große literarische Begabung und das breite Spektrum des Autors! Ich jedenfalls bin sehr gespannt darauf, was er noch so aushecken wird!