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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 11.09.2015
  • ISBN: 9783548612744
Owen Matthews

Winterkinder

Drei Generationen Liebe und Krieg
Vanadis Buhr (Übersetzer)



An einem Mittsommertag im Jahr 1937 küsste Boris Bibikow seine beiden Töchter zum Abschied und verschwand für immer. Eine der beiden, Mila, verliebt sich viele Jahre später, mitten im Moskau des Kalten Krieges, in einen jungen Engländer und beginnt mit ihm eine gefährliche, leidenschaftliche Affäre. Ihr Sohn Owen Matthews trägt die Puzzleteile seiner Familiengeschichte zusammen: Zugleich ein mitreißendes Stück Zeitgeschichte und die Schilderung des Dramas Russlands von innen heraus.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2018

Kinder des kalten Krieges

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Das sind die Eltern des Autors Owen Matthews, die Russin und Sowjetbürgerin Ljudmila - Mila - Bobikova und der Brite und Waliser Mervyn Matthews, die sich in den 60er Jahren in Moskau begegnen. Eine ungewöhnliche ...

Das sind die Eltern des Autors Owen Matthews, die Russin und Sowjetbürgerin Ljudmila - Mila - Bobikova und der Brite und Waliser Mervyn Matthews, die sich in den 60er Jahren in Moskau begegnen. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte zweier ebenso ungewöhnlicher Menschen, eine mit einer Art von Happy End: aber mit keinem richtigen. Dies ist nämlich kein Roman, es ist die Familiengeschichte des Autors und wahre Geschichten sind bekanntlich zu verzweigt, zu vielschichtig, um einen klaren Anfang und ein klares Ende zu haben.

Stopp! Nein, falsch! Einen Beginn hat diese Geschichte durchaus, sie nimmt ihren Anfang in der Verhaftung von Boris Bibikow, Milas Vater, eines strammen Kommunisten der - fast - ersten Stunden, der wie so viele Opfer der stalinistischen Säuberungen wird. Und auch wieder nicht... genauso, wie sie mehrere Enden bzw. Ausgänge hat, hat sie auch mehrere Anfänge, so die Begegnung von Boris und Marta, den Großeltern des Autors.

Ein wirklich beeindruckendes, ein erschütterndes, ein aufklärerisches und dabei sehr privates Buch! Viel erfährt der Leser über die harten Zeiten des Stalinismus, in denen das Land quasi verhungerte, in denen jeder einfach nur versuchte, zu überleben: so auch Owen Matthews Tante mit dem ausgesprochen sowjetrussischen Vornamen Lenina, seine Mutter Mila und seine Großmutter Marta, die lange Jahre in der Verbannung lebte - getrennt von ihren Töchtern, die in Waisenhäusern aufwuchsen (Mila) bzw. für sich selbst sorgten (Lenina). Beide haben als Erwachsene trotzdem ein erfülltes Leben geführt: Lenina in einer glücklichen Ehe mit dem schönen, einbeinigen Sascha, Ljudmila als junge Wissenschaftlerin - bis sie durch die Begegnung mit und der Liebe zu Mervyn Matthews zu einer Gejagten, einer Wartenden wurde.

Nicht nur das Schicksal von Milas Familie wird geschildert, nein, auch die überaus ungewöhnliche Entscheidung des jungen, erfolgreichen Wissenschaftlers Mervyn Matthews aus einfachen Verhältnissen für ein - zumindest zeitweiliges - Leben in der Sowjetunion. Höchst ungewöhnlich für die 50er und 60er Jahre! Doch dann lernen sich die beiden kennen und lieben und wollen ihr weiteres Leben miteinander verbringen - ein unvorstellbarer, unrealisierbar erscheinender Wunsch. Wie es dann doch klappt - es ist einfach unglaublich!

Spannender als ein Krimi liest sich stellenweise dieses Buch, dann auch wieder sehr humorvoll und herzlich, denn - wie gesagt - geht es hier um die Familie des Autors. Einfach umwerfend die Beschreibung seiner mittlerweile leider verstorbenen Tante Lenina: "Sie ist eine große Frau mit einer kräftigen Stimme, und sie leidet an vielen, vielen, oft beinahe tödlichen Krankheiten, über die sie sehr gerne spricht. (S.23)

Oder auch sein scharfer, demaskierender Blick - Owen Matthews ist Journalist und offenbar ein sehr guter - auf Menschen im Russland der 1990er Jahre. Es geht um Swetlana Timofejewna, Oberstleutnant der Moskauer Kriminalpolizei - eine zufällige Beobachtung: "Sie war eine dieser untersetzten, unbesiegbaren russischen Frauen mittleren Alters, die wie Dobermänner in den Vorzimmern aller großen Männer Russlands lauerten, Kartenverkaufsschalter beherrschten und Hotelrezeptionen kommandierten."

Anrührend die Naivität der jungen Sowjetbürger wie auch die der jungen Westeuropäer in den 1960er Jahren verschiedene Aspekte, der eigenen wie auch - vor allem - der anderen, vollkommen fremden Kultur gegenüber. Hier verfügt der Autor über verlässliche Quellen: die Liebesbriefe der eigenen Eltern in fünf langen Jahren der Trennung, in denen sie auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs aufeinander warteten - und - vor allem Mervyn - unermüdlich daran arbeiteten, eine Lösung herbeizuführen.

Ein wichtiges, dabei unglaublich unterhaltsames Dokument für die Zeit des kalten Krieges, das ich jedem, der auch nur einen Hauch von Interesse an der Geschichte des 20. Jahrhunderts hat, ans Herz lege!

Veröffentlicht am 17.10.2024

Winterkinder

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Winterkinder ist die Geschichte einer russisch-englischen Familie. Sie beginnt mit dem Großvater des Autors, der in Russland als hoher Parteifunktionär und überzeugter Kommunist ein Traktorenwerk aufbaut. ...

Winterkinder ist die Geschichte einer russisch-englischen Familie. Sie beginnt mit dem Großvater des Autors, der in Russland als hoher Parteifunktionär und überzeugter Kommunist ein Traktorenwerk aufbaut. Trotzdem wird er angezeigt und im Zuge der Säuberungen 1937 erschossen. Seine Frau kommt für viele Jahre ins Gefängnis, seine beiden Töchter ins Waisenhaus. Aber sie sind fast immer zusammen. Die ältere Lenina versucht, auf die jünger Ljudmilla (Mila) aufzupassen. Erst der 2. Weltkrieg trennt sie für eine Weile, doch mit viel Glück überleben beide und finden auch wieder zueinander. Mila – die Mutter des Autors – studiert und arbeitet an der Universität. Dort lernt sie Mervyn kennen, einen englischen Studenten. Es ist die große Liebe, doch nach wenigen Monaten, kurz vor der Hochzeit, muss Mervyn das Land verlassen. Er wollte nicht mit dem KGB zusammenarbeiten und so wird er ausgewiesen. Ein fast 6-jähriger Kampf beginnt, um Mila doch noch heiraten zu können. Mit viel Mühen und Glück und sturer Beharrlichkeit gewinnen sie, dürfen heiraten, aber Mila muss dann mit nach England gehen. Erst nach der Wende in den 90er Jahren kann sie ihre Familie in Russland wieder besuchen. Ihr Sohn Owen verbringt viele Jahre in Russland und hat dann dieses Buch mit der Familiengeschichte geschrieben.
Das Buch war gut lesbar, trotzdem lässt es mich etwas zwiegespalten zurück. Der Anfang – die Erzählung über den Großvater – war regelrecht überfrachtet mit den politischen Erklärungen zur Zeit. Die eigentliche Geschichte des Großvaters trat fast in den Hintergrund. Der Mittelteil – vor allem die Kindheit und Jugend von Mila und ihrer Schwester – haben mich sehr berührt. Hier war die Geschichte sehr persönlich, sehr nachvollziehbar und auch sehr zum Mitfühlen. Das Ende wiederum war wieder etwas langatmig. Der Kampf um die Heirat, die vielen Briefe – das alles hinterließ bei mir nicht so einen großen Eindruck. Hier ging es mir wie Mila, die sich fast gar nicht freute, als sie endlich den Kampf gewonnen hatten. Gestört hat mich hier auch der dauernde Wechsel zwischen der Geschichte der Eltern und den Einfügungen des Autors über eigene Anekdoten im Moskau der Nachwendezeit.
Alles in allem ist es aber ein gutes Buch. Hier wird Zeitgeschichte mit persönlicher Geschichte verbunden, die Veränderungen in der Sowjetunion/Russland aufgezeigt, persönliche Schicksale beleuchtet.

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Veröffentlicht am 10.12.2023

Zeitzeugen

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Das Buch " Winterkinder " hat mich schon stark beeindruckt. Der Autor erzählt hier die Geschichte seiner Familie, speziell die Liebesgeschichte seiner Eltern, die durch die Willkür der stalinistischen ...

Das Buch " Winterkinder " hat mich schon stark beeindruckt. Der Autor erzählt hier die Geschichte seiner Familie, speziell die Liebesgeschichte seiner Eltern, die durch die Willkür der stalinistischen Regierung eine Familie über lange Zeit auseinanderriss. Es ist schon schwer zu ertragen zu lesen , was diese Familie erdulden musste, bis sie endlich zu einander finden kann und dies ist nur ein Bespiel von vielen, die in dieser Zeit Opfer eines unmenschlichen Systems wurden.

Owen Matthews erzählt die Geschichte seiner Eltern flüssig und anschaulich, so dass man sich als Leser gut in die Geschichte hineinverdenken kann. Einige Längen gilt es allerding auch auszuhalten, was mich aber nicht so sehr gestört hat.
Dieses Buch war für mich ein gutes Zeitdokument einer Epoche, die wir nie vergessen sollten, damit so etwas nie wieder passiert.

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