Profilbild von TochterAlice

TochterAlice

Lesejury Star
offline

TochterAlice ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit TochterAlice über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2020

Bye bye Miss American Spy

American Spy
0

Marie ist Afroamerikanerin, Tochter einer fast weißen Mutter aus Martinique und eines sehr, sehr dunklen Vaters. Eines Vaters, der Karriere bei der Polizei gemacht hat und beste Verbindungen ...

Marie ist Afroamerikanerin, Tochter einer fast weißen Mutter aus Martinique und eines sehr, sehr dunklen Vaters. Eines Vaters, der Karriere bei der Polizei gemacht hat und beste Verbindungen zum CIA hat.

Sie ist eine von zwei Schwestern, die immer kämpfen wollten - die jüngere. Ihre ältere Schwester Helene musste bereits ihr Leben lassen. Sie war Soldatin - ist sie im Kampf gestorben? Es ranken sich so einige Fragen um ihr Schicksal.

Durch einen Freund ihres Vaters gerät Marie in die Kreise der CIA - und verwickelt sich dort schnell in die komplexen Machenschaften - wie sehr, das wird ihr selbst zunächst gar nicht klar.

Während eines Auftrags lernt sie Thomas Sankara kennen, den Präsidenten von Burkina Faso (den es tatsächlich gab; er regierte von 1983 bis zu seinem Tod 1987). Obwohl klar ist, dass sie sich in einer politischen Gemengelage befinden, die - gelinde gesagt - unübersichtlich ist, ist zwischen ihnen eine starke Anziehungskraft zu spüren. Und tatsächlich verschlägt es Marie beruflich nach Burkina Faso. Was dort zwischen ihr und Sankara pasisert und wie und warum sie irgendwann auf Martinique landet und ob sie dort bleiben will ... ja, das lesen Sie bitte lieber selbst.

Auf jeden Fall kommt die Protagonistin herum und so heißt es öfter mal (und aus unterschiedlichen Perspektiven): Bye, bye, Miss American Spy.

Sie werden es aufgrund meiner bisherigen Darlegungen eher nicht glauben, aber in der Tat ist dies ein eher ruhiger Roman, einer, in dem es um Herkunft, Familie, Wurzeln und Bindung geht - aber eben nicht nur bzw. in diesem ganz spezifischen Spionage-Setting.

Ein dichter und interessanter Roman, der für mich aber auch recht verwirrend war, erstens durch den permanenten Wechsel der Zeitebenen, doch auch die Entwicklung der Handlung und der Figuren empfand ich zeitweise als irritierend. Eines aber kann ich ganz sicher sagen: er ist so weit weg vom Main Stream, wie ein Roman überhaupt nur sein kann!

Veröffentlicht am 30.08.2020

Immer auf der Suche

Zugvögel
0

Rastlos und getrieben: das ist Franny. Ihren Platz auf der Welt - einer Welt, die von uns aus in einer baldigen Zukunft anzusiedeln ist, wann genau, wird nicht gesagt - hat sie noch nicht gefunden. ...

Rastlos und getrieben: das ist Franny. Ihren Platz auf der Welt - einer Welt, die von uns aus in einer baldigen Zukunft anzusiedeln ist, wann genau, wird nicht gesagt - hat sie noch nicht gefunden. Obwohl sie mit Niall, dem Forscher, die Liebe ihres Lebens geheiratet hat; impulsiv, wie es für sie charakteristisch ist.

Aber er hat sie verlassen und sie befindet sich auf einem Schiff Richtung Antarktis, den Zugvögeln folgend. Ein Leben unter Fischern, das ist es, was sie dort lebt, ein hartes Leben. Doch Franny ist hart zu sich selbst, ebenso wie zu (manch) anderen.

Was genau es mit ihr und dem gesamten Setting auf sich hat, das erschließt sich dem Leser zögerlich, erst peu à peu offenbart sich das ganze Tableau der Handlung. Das Ganze? Nun, man kann es sehen, wie man will - aus meiner Sicht gibt es enorme Lücken, die das Buch aus meiner Sicht ausgesprochen unrund hinterlassen haben.

Ein übrigens sehr angenehm zu lesendes Buch - die Autorin (wie auch die Übersetzerin) wählt eine wunderschöne Sprache, Formulierungen, in denen man als Leser schwelgen möchte. Doch verstrickt sie sich in Widersprüche, die in mir den Eindruck entstehen ließen, dieser Roman ist nicht gründlich redigiert worden. Auch die vielen, ja zahllosen Zeitsprünge tragen nicht wenig zur Verwirrung bei.

Wie auch immer, die Autorin hat etwas: ich habe mich geärgert, gefürchtet, gefreut und hatte Mitleid: längst nicht jeder Autor schafft es, solche Emotionen in mir hervorzurufen und allein das war die Lektüre wert!

Veröffentlicht am 17.08.2020

Im Stil eines Tagebuches

Die Villa
0

Eher eine persönliche Familienbiografie, nicht das, was ich von einem bekannten Autor erwartet hätte . Die Villa steht nicht durchgehend im Fokus des Geschehens, sie ist ein Handlungsort, der erst spät ...

Eher eine persönliche Familienbiografie, nicht das, was ich von einem bekannten Autor erwartet hätte . Die Villa steht nicht durchgehend im Fokus des Geschehens, sie ist ein Handlungsort, der erst spät dazukommt, dann aber bleibt. So richtig eindringlich empfinde ich die Schilderungen nicht, eher als Aneinanderreihung von Ereignissen.

Veröffentlicht am 02.08.2020

Jardin sauvage - vie sauvage

Das Leben ist ein wilder Garten
0

Für Landschaftsgärtner Carlo wird das Leben auf einen Schlag zum wilden Garten, ihm fehlt ganz und gar der Überblick - verlassen von Frau und Tochter, auch wenn letztere "nur" zum Studium im ...

Für Landschaftsgärtner Carlo wird das Leben auf einen Schlag zum wilden Garten, ihm fehlt ganz und gar der Überblick - verlassen von Frau und Tochter, auch wenn letztere "nur" zum Studium im Ausland weilt und ihm nicht die familiäre Zugehörigkeit aufgekündigt hat.

Und dann büxt auch noch die demente Mutter aus der Seniorenresidenz aus - wer das wie ich selbst schon mehrfach erlebt hat, weiß wie man sich dann fühlt. Wenigstens hat er eine Spur, die in ein Grandhotel führt - und dieses hat zum Erstaunen des Sohnes so einiges mit ihrer Vergangenheit zu tun.

Den wilden Garten hält ihm sein Assistent Agon, ein sanfter Riese, der durchaus auch mal die Fassung verlieren kann, zumindest teilweise zusammen. Im direkten wie auch im übertragenen Sinne, denn er bewirtschaftet einen Schrebergarten, der einem Fußballplatz weichen soll - auch hier wieder überraschende Parallelen zu den Ereignissen im Leben der Leserin - also dem meinigen.

Ich war also perplex - heute würde man wohl "voll geflasht" sagen und las begeistert weiter. Und dann verlor sich für mich die Spur im wilden Garten von Carlos Leben und dem der anderen - irgendwie zerfaserte alles und ich blieb äußerst enttäuscht zurück. Aus meiner Sicht führte die Kurve eines vielversprechenden Romans leider steil nach unten. Auch die Figuren kamen mir längst nicht so nahe, wie es der Klappentext verspricht.

Veröffentlicht am 31.05.2020

Gypsies, Tramps and Thieves

Denn das Leben ist eine Reise
0

Obwohl in Europa und nicht in den Vereinigten Staaten angesiedelt, klang mir das alte Lied von Cher während der Lektüre dieses Buches wieder und wieder in den Ohren.

Die Atmosphäre kam mir ein bisschen ...

Obwohl in Europa und nicht in den Vereinigten Staaten angesiedelt, klang mir das alte Lied von Cher während der Lektüre dieses Buches wieder und wieder in den Ohren.

Die Atmosphäre kam mir ein bisschen so vor - die in der Aimée, inzwischen 30 und längst selbst Mutter, aufgewachsen ist, nämlich in einem Wohnmobil, zeitweise auch in einem alten Bulli. Auch wenn sie meist an einem Stellplatz in einer Art Kommune mit Gesinnungsgenossen hausten, waren sie so etwas wie fahrendes Volk, abgelehnt von vielen Mitmenschen, ja, sogar von den eigenen Großeltern.

Inzwischen lebt Aimée schon seit Jahren mit ihrem Lebensgefährten Per, einem Architekten, in dessen stylishen Haus, bis sie irgendwann die Nase voll hat: ihn stört so viel an ihr und am gemeinsamen Sohn Len, dass sie ihren alten Bulli aus der Garage holt und mit Len wegfährt. Zu Daniel, einem Gefährten und zeitweiligem Liebhaber aus ihrem früheren Leben. Dessen Mutter, die ihr oft viel näher stand, ist gerade gestorben.

Doch auch hier erlebt Aimée zunächst Distanz, ja Ablehnung und dann taucht noch ihre eigene Mutter auf, mit der sie gar nicht kann. Dafür gibt es Gründe.

Doch peu à peu finden Aimée und Len in ihr neues Leben, ja: sie finden sich selbst. Dem konnte ich an vielen Stellen nicht so recht folgen, es kam mir nicht so logisch vor. Auch ist der Stil von Autorin Hanna Miller nicht so eloquent und eindringlich, dass er mich auf Dauer packen kann. Dennoch werden es manche Leser sicher als unterhaltsame Lektüre zu schätzen wissen