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Veröffentlicht am 23.04.2022

Ein Fundbüro als Start

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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für die Geschichte um Dot und ihre Familie: die demente Mutter, zu der sie zurückgezogen ist sowie die wenig liebenswerte, ziemlich besserwisserische große Schwester Philippa. Und der geliebte ...

für die Geschichte um Dot und ihre Familie: die demente Mutter, zu der sie zurückgezogen ist sowie die wenig liebenswerte, ziemlich besserwisserische große Schwester Philippa. Und der geliebte Vater, der schon so lange nicht mehr ist. Irgendein dunkles Geheimnis lastet über ihm.

Dot arbeitet in einem Fundbüro, was für sie eine Herzenssache ist, denn sie liebt es, Menschen Wichtiges zu retournieren, die Dinge zum Beginn zurückzuführen. Doch einige Entwicklungen unterschiedlicher Art bewirken, dass sich das nahezu von einem Moment auf den anderen ändert: Übrig bleibt ein Haufen Scherben.

Nichts anderes ist auch von Dots Leben geblieben, jetzt, wo alles so kurz vor dem Ende steht. Sie möchten wissen, was? Dann versprechen Sie mir aber bitte, nicht zu viel zu erwarten. Denn einige Erzählstränge lösen sich einfach im Nichts, andere in Belanglosigkeiten auf und übrig bleibt - nun, nicht allzu viel. Obwohl das Ganze auf einer netten, liebevoll entwickelten Idee basiert.

Aber leider, leider gibt es diese immer wiederkehrenden Längen. Aus meiner Sicht haben sie teilweise mit der nicht immer ganz geglückten Dastellung der Charaktere bzw. Figuren zu tun. Ich kann mir wenig vor Augen halten - also es gibt kaum Kopfkino und da verwischen mir irgendwie die Bilder. Jedenfalls bei dieser Art von Roman.

Veröffentlicht am 22.04.2022

Die Verflechtungen der Familie Garrett

Eine gemeinsame Sache
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Wie schade ist es oft, wenn Titel nicht aus dem Original übersetzt werden, hier "The French Brade", also der französische Zopf. In dem bereits so undenkbar viele Verflechtungen enthalten sind, dass man ...

Wie schade ist es oft, wenn Titel nicht aus dem Original übersetzt werden, hier "The French Brade", also der französische Zopf. In dem bereits so undenkbar viele Verflechtungen enthalten sind, dass man sie kaum zählen.

So ist es auch in der Familie Garrett? Oder sind es eher kaum welche? Manchmal kommt es dem Leser so vor, doch es sind die Verflechtungen, die Windungen, auf denen wieder und immer wieder in den Familienclan zurückgefunden wird.

Mutter, Vater und drei Kinder; zwei Töchter, ein Sohn. Groß der Unterschied zwischen den älteren Mädchen und dem kleinen Bruder. Fremd auch die jeweiligen Welten, aber nicht nur zwischen alt und jung: Manchmal kommt es mir beim Lesen so vor, als würde jedes einzelne Familienmitglied auf einem eigenen Planeten in der Galaxis schweben - vielleicht verloren, vielleicht einsam. Vor allem jedoch in seinem ureigenen Modus.

Der hier jedem zu eigen ist: vor allem fährt die Mutter der Familie, eine Art Freizeit-Künstlerin, aus der dann aber mehr wird, von Beginn an ihren eigenen Stiefel: sie kocht nicht, sie kümmert sich um die Kinder, nur wenn sie nicht malt und vor allem verhilft sie sich quasi sukzessive nicht nur zu einem eigenen Atelier, sondern zu einem eigenen Heim. Oh, wie ich sie beneide.

Man sieht also: Eigenständigkeit einer Frau kann Emanzipation sein, sie muss es aber nicht. Es kann auch um Selbstentfaltung, um einen eigenen Weg gehen, ohne etwas vernachlässigen zu wollen. Was man dann zwangsläufig doch tut.

Dies nur als ein Beispiel für den Entwurf eines Charakters durch die großartige Anne Tyler. Dieser Roman enthält noch so manch anderen und ein jeder ist die Lektüre wert! Probieren Sie es aus, es lohnt sich unbedingt!

Veröffentlicht am 19.04.2022

Krass, krasser, am krassesten

Welten auseinander
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Julia Franck hatte eine heftige Kindheit, die nur noch von ihrer Jugend überboten wurde.

Die sie irgendwann nicht mehr in der Obhut ihrer Mutter, einer Frau mit vier Töchtern von ebenso vielen Männern ...

Julia Franck hatte eine heftige Kindheit, die nur noch von ihrer Jugend überboten wurde.

Die sie irgendwann nicht mehr in der Obhut ihrer Mutter, einer Frau mit vier Töchtern von ebenso vielen Männern - nein, doch nicht ganz, denn Julia hat eine Zwillingsschwester - verbringen wollte. Das Leben bei ihr war ihr in jederlei Hinsicht zu ungeregelt, ja: zu verlottert.

Dann besser eigene Wege gehen, so gut es möglich ist. Und zwar welche zwischen Ost und West. Julia Francks Leben klingt wie ein Märchen und möglicherweise - ich würde es ihr wünschen, wenn das an den richtigen Stellen so wäre - ist es das auch. Denn auf dem Umschlag steht "Roman" und in diesem literarischen Format ist bekanntlich Fiktives enthalten.

Aber so viel habe ich verstanden: eine sehr begabte Frau, die viel Schmerz mit sich herumträgt, hat diesen Roman verfasst und ich habe ihn mit Faszination gelesen. Teilweise hat sich der Schmerz, das Leid von Generation auf mich übertragen und mich sowohl niedergedrückt als auch inspiriert. Ein kraftvolles Buch, dessen Leser ebenfalls viel Kraft benötigen. Aber es lohnt sich. Unbedingt!

Veröffentlicht am 18.04.2022

Direkt danach

Der Sommer danach
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Nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Deutschland noch völlig ungeordnet war und jeder sich die dicksten Brocken schnappen wollte. Naja, eigentlich wollte das nur Stalin - nämlich von dem, was gar nicht ...

Nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Deutschland noch völlig ungeordnet war und jeder sich die dicksten Brocken schnappen wollte. Naja, eigentlich wollte das nur Stalin - nämlich von dem, was gar nicht mehr da war. Denn in der Sowjetunion war noch weniger vorhanden und er gab den Nazis die Schuld. Die sie zweifelsohne auch trugen, keine Frage. Aber eben nicht nur - denn schon vorher war die Sowjetunion alles andere als ein wohlhabender Staat.

Die anderen Siegermächte hatten einen völlig anderen Zugang zum Neuanfang in Deutschland: ihnen war klar, dass Deutschlands nichts zu geben hatte. Außer Land und davon wollten zumindest Großbritannien und die USA nichts abhaben.

Das sind nur die gröbsten der Rahmenbedingungen, unter denen die Potsdamer Konferenz startete - die Westmächte hatten wegen der Regierungswechsel und der Schwäche Frankreichs, das gerade erst dabei war, sich von der jahrelangen deutschen Besatzung zu erholen, nicht gerade den Joker in der Hand.

In dieses Szenario bettet Elisabeth Büchle den vorliegenden Roman, in dem es um die Liebesgeschichte einer Deutschen, die alles verloren hat und eines Engländers geht.

Ein sehr gelungener Roman - ich kann mir gar nicht vorstellen, wie akribisch die Autorin recherchiert haben muss, um das vorliegende Werk zu erschaffen.

Ein absolut lesenswertes Meisterwerk, das jeder lesen sollte, der neue Deutsche Geschichte in Romanform mag!

Veröffentlicht am 17.04.2022

Verschwunden - aber wie und warum?

Der Tote aus Zimmer 12
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Eine junge Frau verschwindet, weil sie meint, dass ein vor Jahren verurteilter Mörder unschuldig ist. Davon sind jedenfalls ihre Eltern, das Ehepaar Treherne, Hotelbesitzer eines erstklassigen ...

Eine junge Frau verschwindet, weil sie meint, dass ein vor Jahren verurteilter Mörder unschuldig ist. Davon sind jedenfalls ihre Eltern, das Ehepaar Treherne, Hotelbesitzer eines erstklassigen Hauses in Suffolk, überzeugt. Sie versuchen sie auf sehr unkonventionelle Art und Weise wiederzufinden, nämlich, indem sie Susan Ryeland, eine ehemalige Lektorin, damit beauftragen. Denn Cecily - so der Name der Vermissten - behauptet in ihrem letzten Telefonat, dass sie in einem Buch auf die Lösung gestoßen ist und zwar im letzten, das von der ehemaligen Lektorin bearbeitet wurde. Was auch der Grund dafür war, dass sie ihren Beruf aufgab und inzwischen ebenfalls Hotelbesitzerin ist, allerdings in Griechenland. Und ihr Haus ist deutlich kleiner als das ihrer Auftraggeber und längst nicht so fein. Außerdem brauchen sie und ihr Lebensgefährte dringend Geld. Und die Trehernes stellen ihr 10.000 Pfund für ihre Erkenntnisse in Aussicht.

Ich glaube, Anthony Horowitz kann gar nicht schlechte Bücher verfassen. So ist auch dieser Krimi, der eine Menge ungewöhnlicher Elemente - allen voran die ermittelnde Ex-Lektorin mit ungewisser Zukunft - beinhaltet, ein gelungener.

Aber aus meiner Sicht ist hier eine Menge voraussehbar, vor allem die schuldige Person. Doch der Autor schreibt so mitreißend und lässt auf der anderen Seite eine solche Menge von Originalitäten und Alleinstellungsmerkmalen einfließen, dass ich gar nicht anders kann, als diesen Krimi gut zu finden.