Kaiserstuhl
KaiserstuhlWie es sich in einem Roman mit dem Titel "Kaiserstuhl" gehört, stehen Menschen, die beruflich mit Wein, Sekt und auch mit Champagner zu tun haben, im Mittelpunkt: die Freiburger Weinhändlerin Henny Köpfer ...
Wie es sich in einem Roman mit dem Titel "Kaiserstuhl" gehört, stehen Menschen, die beruflich mit Wein, Sekt und auch mit Champagner zu tun haben, im Mittelpunkt: die Freiburger Weinhändlerin Henny Köpfer und der ehemalige elsässische Soldat Paul Duringer aus Strassburg, den es nur kurzfristig in diese Branche führt. Für einen Kriegskameraden, mit dem gemeinsam er auf der französischen Seite kämpfte, soll er eine Flasche besten 1937er Champagner beschaffen, die dieser ihm zum Kriegsende zur Aufbewahrung anvertraute. Damals begegneten sich Henny und er auf einem badischen Weingut auf dem Kaiserstuhl und hätten fast geheiratet. Besonders Paul knabbert immer noch an dieser Geschichte.
Ihnen gemeinsam aus dieser Zeit ist Ziehsohn Kaspar, der auf ebendiesem Gut aufwuchs, ein Findelkind, das den einzigen großen Bombenangriff auf Freiburg überlebte - im Gegensatz zu seiner Mutter. Der soll Paul den Champagner bringen, doch auf einmal ist er weg. Und Kaspar und Paul sind in der Bredouille.
Was tun? Auch andere sind an dieser Flasche interessiert, und zwar solche, die es im Jahr 1962 eigentlich gar nicht mehr geben sollte, zumindest nicht frei herumlaufend: zu nahe waren sie dran an den Großen des Nationalsozialismus, vor allem an Göring.
Der erste von Brigitte Glasers historischen Romanen, in dem die großen Politiker selbst keine Rolle spielen. Denn der Schampus wird für eine ganz besondere Zusammenkunft zwischen de Gaulle und Adenauer benötigt, doch die beiden Herren halten sich raus aus dem Roman, über sie wird nur gesprochen.
Gefällt mir ganz gut, erhalten die eigentlichen Protagonisten dadurch doch einen größeren Raum in der Handlung. Und Historisches ist auch hier zur Genüge dabei - die Autorin hat einmal mehr akribisch recherchiert und ihre "Fundstücke" in eine spannende Geschichte eingearbeitet.
Ein historischer Roman nicht ganz ohne Anspruch, der vor allem die Leser ansprechen wird, die sich für den Zweiten Weltkrieg und das Leben danach interessieren.