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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2022

Plötzliche Extremsituationen im Alltag

Milch Blut Hitze
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ie Miniaturen der Autorin Dantiel W. Moniz beschreiben fragile Frauenfiguren, die die Brutalität des Alltags am eigenen Leib erfahren. Die junge Autorin arbeitet wirkungsvoll heraus, wie es unvermittelt ...

ie Miniaturen der Autorin Dantiel W. Moniz beschreiben fragile Frauenfiguren, die die Brutalität des Alltags am eigenen Leib erfahren. Die junge Autorin arbeitet wirkungsvoll heraus, wie es unvermittelt in der Normalität, im eigenen Alltag zu einer Extremsituation kommen kann, die alles verändert.

Die Geschichten sind nicht unbedingt extrem kurz, für mich sind sie dennoch Miniaturen, die sich auf eine kurze Zeitspanne fokussieren; wir blicken sozusagen hinein zu dem Menschen - unser Eindruck von ihm und seinem Umfeld entsteht aufgrund der Bedingungen und Entwicklungen in diesem kurzen Augenblick.

Moniz' Sprache ist durchaus eindringlich; sie gibt ihren jeweiligen Protagonisten - bzw. sind dies überwiegend Frauen - seinem Umfeld sowie dem Leser preis.

Ein besonderer Stil, der beeindruckt!

Veröffentlicht am 31.01.2022

Menschen, die die Wahrheit nicht sehen (wollen)

Perfect Day
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Ann fühlt sich ausgestoßen, verurteilt, gebrandmarkt: ihr Vater sitzt in Untersuchungshaft und soll für die Ermordung von zehn kleinen Mädchen verurteilt werden. Alle um Ann wenden sich ab - ...

Ann fühlt sich ausgestoßen, verurteilt, gebrandmarkt: ihr Vater sitzt in Untersuchungshaft und soll für die Ermordung von zehn kleinen Mädchen verurteilt werden. Alle um Ann wenden sich ab - außer Zufallsbekanntschaft Jakob, der auf ihrer Seite zu sein scheint.

Ann setzt alles daran, den wahren Täter zu finden, denn ihr wunderbarer Vater, der ihr beide Eltern zugleich und zudem immer ihr Verbündeter war, kann es doch nciht gewesen sein. Warum bloß glaubt ihr keiner? Offensichtlich ist niemand bereit, die Wahrheit abzuwarten!

Romy Hausmanns Psychothriller sind ein Garant für Besonderes, Überraschendes. Sie sind anspruchsvoll, geheimnisvoll, beängstigend, eindrucksvoll und gelegentlich auch überwältigend. Letzteres war bei vorliegendem Thriller nicht so häufig der Fall wie bei "Liebeskind", aber auch dieses Werk ist außergewöhnlich und hat nichts mit Hau-Drauf-Spannung zu tun. Nein, hier verbindet sich schriftstellerisches Können mit originellen Ideen und wird damit für Freunde der anspruchsvollen Spannung ein gefundenes Fressen sein.

Veröffentlicht am 31.01.2022

Die Weichen werden gestellt

Schicksalszeit
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Für Familie Laverne, wohnhaft in einem kleinen Kurort im Südwesten Deutschlands und durch Hotelbeteiligungen gut situiert, verändert sich durch den Ersten Weltkrieg alles. Während der Älteste, Sohn Franz, ...

Für Familie Laverne, wohnhaft in einem kleinen Kurort im Südwesten Deutschlands und durch Hotelbeteiligungen gut situiert, verändert sich durch den Ersten Weltkrieg alles. Während der Älteste, Sohn Franz, bereits davor in Berlin eine Offizierslaufbahn eingeschlagen hat, weswegen für ihn die Kriegsbeteiligung quasi programmiert ist, befinden sich beide Schwestern noch in der Heimat. Wobei Luise, die Ältere, zu Kriegsbeginn von einem mehrjährigen Frankreichaufenthalt zurückkehren musste und nun beim Onkel im Hotel, an dem sie einen großen Anteil besitzt, tätig ist.

Viktoria, die Jüngste, ist 1914 fast noch ein Kind - für sie wird der Krieg zum Abschied vom behüteten Familienleben.

Wieder einmal versteht Autorin Katja Maybach es aufs Trefflichste, ihre Netze in die verschiedensten Richtungen auszuwerfen, wobei man diesmal - da dies ja erst Teil 1 einer Trilogie ist - weiter rätseln muss, in welche Richtung sich die einzelnen Erzählstränge wohl weiter entwickeln werden. Wie immer hat sie sorgfältig recherchiert und versteht es, die historischen Gegebenheiten in eine spannende Handlung einzubetten.

Ein Start, wie er besser nicht sein kann. Nur leider muss ich mich jetzt noch etliche Monate gedulden, bis es mit Band 2 weitergeht. Denn hier werden ja erst die Weichen für weitere Entwicklungen gestellt. Wie ich das bloß schaffen werde, mich noch so manchen Monat zu gedulden!

Veröffentlicht am 28.01.2022

Der Bernstein des Todes

Kazimira
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In Svenja Leibers Roman "Kazimira" geht es nicht nur um die Geschicke der gleichnamigen Prußin und ihrer Leute, nein, es geht um das Wohl und Wehe der ehemals größten Bernsteingrube in Ostpreußen.

Heute ...

In Svenja Leibers Roman "Kazimira" geht es nicht nur um die Geschicke der gleichnamigen Prußin und ihrer Leute, nein, es geht um das Wohl und Wehe der ehemals größten Bernsteingrube in Ostpreußen.

Heute "Oblast Kaliningrad", denn alle deutschen, jüdischen und anderen ehemaligen Bewohner wurden vertrieben und mehr noch: ausgerottet. Nein, es waren nicht nur die Juden, denen dieses entsetzliche Schicksal blühte, im Roman wird deutlich und schonungslos aufgeführt, wer alles im wahrsten Sinne des Wortes ebenfalls dran glauben musste: Kranke und Zurückgebliebene, selbstverständlich (aus Sicht der Sieger und Besatzer) sowie alle Frauen. Auf die ein oder andere Art.

Es ist ein grausamer Roman, auch wenn es auch gute Zeiten gibt, wie wir es am Lebenslauf von Kazimira und den Menschen um sie herum verfolgen können. Auch, wenn sie niemals gleich gut für alle sind.

Es gibt welche, die immer hinten anstehen müssen und dazu gehört zu einem gewissen Teil auch Kazimira. Aber nicht immer. Denn sie weiß sich zu wehren und ihr eigenes Leben zu leben. Auf ihre Art.

Ich bewundere den weiten Bogen, den die Autorin spannt - räumlich und auch zeitlich. Es ist ein großes, ein detailliertes Wissen, das aus diesem Roman, der nur einen Teil davon preisgeben kann, spricht. Und selbst für mich, die sich bereits seit Längerem mit dieser Region beschäftigt, ist es zu weit. Es hätte ein Nachwort, ein Vorwort, ein Grußwort, ein Was-auch-immer geben müssen, um alles in seiner ungeheuren Bedeutung, zum Ende hin: Grausamkeit erfassen zu können.

Harte und schwere Kost. Aber auch solche, die mir mein Leben lang im Gedächtnis bleiben wird. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich das Buch noch einmal lese (was sehr selten der Fall ist). In ein paar Jahren.

Sehr zu empfehlen für Leser, die bereit sind, sich darauf einzulassen. Sich Zeit zu nehmen, zu hinterfragen, auch mal zu unterbrechen, um etwas zu klären. Denn dieses Buch - so meine Überzeugung - kann nicht als pure Unterhaltung gelesen werden. Es ist ein Teil des Hintergrundes. Für jeden von uns auf seine eigene Art.

Veröffentlicht am 28.01.2022

Der Osten rockt

Das vermutlich allerletzte Ostrockbuch
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Und zwar schon lange. Oft handwerklich deutlich besser, als es der Westen jemals imstande war, haben doch viele Musiker ihr Werk von der Pieke auf gelernt: Es sind wirklich und wahrhaft Musiker, die gaaanz ...

Und zwar schon lange. Oft handwerklich deutlich besser, als es der Westen jemals imstande war, haben doch viele Musiker ihr Werk von der Pieke auf gelernt: Es sind wirklich und wahrhaft Musiker, die gaaanz viel können. Weil sie es studiert oder von klein auf gelernt haben.

Ich selbst komme aus dem Westen, habe aber als Teenager im Zuge von "Die Legende von Paul und Paula" schon in den 1970ern die Puhdys kennengelernt - "Wenn ein Mensch lebt" ist immer noch einer meiner liebsten Songs.

Und als Kölnerin natürlich lange vor Maffay das Lied über die sieben Brücken - für uns hier die sieben kölschen Rheinbrücken.

Dieses Buch folgt wichtigen DDR-Musikern bzw. Bands basierend auf Gesprächen mit Mitgliedern. Der Stil wird hier sehr gekonnt verwendet, nicht zu professionell, aber auch nicht zu locker oder anbiedernd und man merkt, dass der Ostrock DAS Thema des Fragenden ist.

Es haben mir einige Gruppen wie City gefehlt.

Aber es kommt ja noch das WIRKLICH allerletzte Ostrock-Buch. Gottseidank!