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Veröffentlicht am 24.11.2021

Eine Frau mit starkem Willen

Sehnsucht nach Shanghai
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Das ist Emily Hahn, eine amerikanische Journalistin und Autorin. Und eigentlich ist sie mit ihren Wertvorstellungen und Zielen ihrer Zeit schon lange voraus! Einerseits - denn auf der anderen Seite hat ...

Das ist Emily Hahn, eine amerikanische Journalistin und Autorin. Und eigentlich ist sie mit ihren Wertvorstellungen und Zielen ihrer Zeit schon lange voraus! Einerseits - denn auf der anderen Seite hat sie keine Probleme damit, durch Männer - verschiedene Männer - angebotene Vorteile uneingeschränkt zu nutzen. Im Klartext: Emily ist eine Frau, die sich ihren Teil vom Kuchen des Lebens nimmt.

So entscheidet sie sich 1935 dazu, in Shanghai zu bleiben, als ihre ältere Schwester die Stadt wie geplant nach einigen Wochen in Richtung Heimat verlässt. Dort gibt es für sie als schaffenden Menschen so viele Anregungen und nicht zuletzt den unglaublich attraktiven Verleger Zau Sinmay!

Emily bleibt also - und zwar jahrelang - und schreibt, auch wieder ihrer Zeit voraus, Reportagen zu China für den "New Yorker": eine Art Auslandskorrespondentin der besonderen Art. Und wird zur langjährigen Geliebten des verheirateten Sinmay, später sogar zu seiner Zweitfrau - und zwar mit Billigung der ersten Frau. Insgesamt bleibt sie über fünf Jahre und als sie Shanghai verlässt, ist nichts mehr so, wie es war - weder in Bezug auf die Stadt noch auf Emily selbst.

Denn Emily wirft sich mit aller Macht in ihr asiatisches Leben - sie zaudert auch nicht, als es schwer wird, als alle ihre Vorteile zu schwinden drohen und als der Krieg und vor allem Kräfte aus China sich Shanghais bemächtigt und die in den 1930ern strahlende, blühende Stadt versinkt.

Eine Frau wie ein Orkan und auf ihre Weise sicher ähnlich bemerkenswert wie Lee Miller oder auch Martha Gellhorn, ihre Kolleginnen als Auslands- und Kriegsjournalistinnen. Vorliegender Roman zielt meines Erachtens etwas zu stark darauf ab, ihre weibliche Seite hervorzuheben und zwar in jeder Lebenslage! Dennoch habe ich diesen Roman sehr gerne gelesen und freue mich darauf, mich weiterhin mit der Person Emily Hahn sowie mit ihrem Umfeld zu beschäftigen!

Veröffentlicht am 23.11.2021

Silence is golden

Goldenes Gift
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ebenso wie Honig

Das musste doch wieder so richtig abgehen bei diesem Krimi, zumal die Hauptrolle wieder einmal von Xavier Kieffer übernommen wird, der auch einmal mehr von seinen üblichen Sekundant*innen ...

ebenso wie Honig

Das musste doch wieder so richtig abgehen bei diesem Krimi, zumal die Hauptrolle wieder einmal von Xavier Kieffer übernommen wird, der auch einmal mehr von seinen üblichen Sekundant*innen eskortiert wird: seinem golden Girl Valerie Gabin und dem offensichtlich unentbehrlichen finnischen Vielfraß, -trinker und Schwerenöter Pekka Vatanen sekundiert wird.

Ich liebe Krimis mit Ausflügen in wissenschaftliche Gefilde, manchmal sogar dann, wenn sie sich mit wirtschaftlichen Interessen vermengen - und ich liebe Xavier Kieffer, den luxemburgischen Koch! In diesem Krimi hat man beides zusammen und stellenweise wird es auch spannend, aber leider nur selten unterhaltsam und so richtig informativ. Es wird schon früh deutlich, dass es um Honig geht und dass offenbar so manch einer krumme Geschäfte damit treibt. Dem kommen sowohl Xavier im heimischen Luxembourg als auch Valerie auf einer Dienstreise nach Kalifornien auf die Schliche - doch wird daraus in Kombination kein wirklich packender und faszinierender Krimi, sondern ein wirres Hin- und Hergerenne, das zwar hauptsächlich von Valerie verursacht wird, an dem aber auch Xavier nicht ganz unschuldig ist. Irgendwie wirken ihre Handlungen häufig kopflos - als ob die beiden weiterfahnden würden, ohne den Leser überhaupt mitzunehmen und ohne ihm die weiteren Charaktere überhaupt vorzustellen. Die nämlich wirken häufig blass und austauschbar: ein Phänomen, dem ich bereits in zahlreichen Krimis begegnet bin, nicht aber in der Kieffer-Reihe. Jetzt hoffe ich sehr, dass dies nur ein Ausrutscher ist und dass es nicht in diese Richtung weitergeht. Denn ich wünsche mir noch ganz, ganz viele Fälle von Tom Hillenbrand und mit Xavier Kieffer und zwar welche mit Spannung, Unterhaltung und jeder Menge amüsanter Überraschungen!

Veröffentlicht am 20.11.2021

Stille Nacht?

Das Geschenk
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Nach langen Jahren des Familienlebens möchten Peter und Kathrin Weihnachten endlich mal zu zweit feiern - eine spontane kleine Reise wird ins Auge gefasst, ans Meer zum Beispiel. Aber dann macht der Anruf ...

Nach langen Jahren des Familienlebens möchten Peter und Kathrin Weihnachten endlich mal zu zweit feiern - eine spontane kleine Reise wird ins Auge gefasst, ans Meer zum Beispiel. Aber dann macht der Anruf eines alten Freundes ihnen einen Strich durch die Rechnung: Klaus, seit vier Jahren Witwer, bittet die beiden, Weihnachten doch bei ihm zu verbringen. Und Kathrin kann dem Rest eines Paares, mit dem sie jahrelang befreundet waren, einfach nicht absagen.

An Ort und Stelle treffen sie auf eine junge, eine sehr junge Frau: Sharon. Sie stellt sich als "Die Neue von Klaus" vor und lässt die beiden erstmal dumm dastehen. Klaus muss alles andere als getröstet werden und die Besucher kommen sich veräppelt vor. Zumal Sharon als das Dummchen vom Dienst auftritt.

Doch so langsam, aber sicher zeigt sich, dass nicht alles so ist, wie es scheint und dass nicht alle so ticken, wie es den Anschein hat: in mancher Hinsicht auch man selber nicht. Alina Bronsky versteht es hier, sowohl Lesern als auch Gästen den Wind aus den Segeln zu nehmen und alles anders dastehen zu lassen.

Abgesehen davon, dass es Geschenke und einen relativ unterkühlten Kirchgang ist, ist die Handlung jedoch nicht sonderlich weihnachtlich gestaltet. Außer, man ist der Meinung, man sollte in Gesprächen ans Eingemachte gehen, wie es in einigen Familien wohl passiert. Jedenfalls muss der Leser hier nicht auf die entsprechende Eskalation verzichten. Ich hätte - gerade bei dieser Autorin auf ein bisschen mehr Stimmung gehofft. So bleibt ein eher ungutes Gefühl in bezug auf weihnachtliche Harmonie zurück.

Veröffentlicht am 20.11.2021

Familienleben, wie es nicht sein sollte

Hannerl und ihr zu klein geratener Prinz
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Hannerls Adoleszenz ist eigentlich gar nicht so schlecht, die Mutter ist zwar lieblos und hat auch oft kein Verständnis für die Pläne der Tochter, aber es gibt ja noch den Stiefvater, einen gestandenen ...

Hannerls Adoleszenz ist eigentlich gar nicht so schlecht, die Mutter ist zwar lieblos und hat auch oft kein Verständnis für die Pläne der Tochter, aber es gibt ja noch den Stiefvater, einen gestandenen Sozialisten, der Hannerl fördert und ihr zeigt, dass Frauen auch was wert sind.

Dieser Glaubenssatz wird ihr aber vom Schmiedinger Josef, den sie heiratet und der ihr trotz ihrer guten Ausbildung nicht erlaubt, weiter zu arbeiten, schnell ausgetrieben. Doch es kommt noch schlimmer: als sie nach langen Jahren endlich Mutter wird, beginnt er sie zu erniedrigen und der Tochter noch auf eine ganz andere Art und Weise zuzusetzen. Denn er mag Frauen nur, wenn es noch keine sind - noch lange nicht.

Ein Familienleben, wie es nicht sein sollte - widerlich und abstoßend ist, was Dolores Schmidinger mit einer Menge Sarkasmus darlegt -anders wäre es wahrscheinlich nicht zu ertragen gewesen.

Der zu klein geratene Prinz war nicht einmal ein Knallfrosch, sondern allenfalls ein Molch, aber das hielt den Möchtegern-Heldentenor und Nazifreund nicht davon ab, sich an den Frauen seiner Familie schadlos zu halten - auf die ein oder andere Art.

Eindringlicher, aber auch sehr trauriger und ernüchternder Lesestoff.

Veröffentlicht am 19.11.2021

Auch Lektor*innen können gefährlich leben

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Was man im Winterscheid-Verlag überraschend zu spüren bekommt: gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe kommen gewaltsam zu Tode - mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander. Die Erste war vor kurzer Zeit ...

Was man im Winterscheid-Verlag überraschend zu spüren bekommt: gleich zwei Vertreter dieser Berufsgruppe kommen gewaltsam zu Tode - mit nur wenigen Tagen Abstand voneinander. Die Erste war vor kurzer Zeit erst ihren Job losgeworden - dem neuen Verlagsleiter gefiel ihre Illoyalität gegenüber dem Haus Winterscheid nicht. Und der Zweite war - so schien es - fest integriert in das personelle Gefüge des Verlages. Doch wenn man genauer hinsieht, was Pia Sander und Oliver Bodenstein natürlich tun, dann wackelte es doch gewaltig und es gab so einige Köpfe im Verlag, die ihm nicht grün waren.

Wobei die beiden - vor allem Pia - sogar persönlich in den Verlag involviert sind: ihr Exmann, der Pathologe Dr. Henning Kirchhoff, mittlerweile wieder ein guter Freund, ist neuerdings Krimiautor und wird als solcher vom Winterscheidt-Verlag betreut.

In dem offensichtlich ein Hauen und Stechen herrscht: mehr und mehr zeigt sich, dass eigentlich jeder einige Geheimnisse vor manch anderen zu verbergen sucht - manche werden damit erpresst, anderen wird auf andere Art und Weise zugesetzt.

Die beiden Mordopfer waren zu ihrer Schulzeit in den 1980ern Teil einer sehr eng verbandelten Clique, in der sich auch Götz Winterscheid, der im Sommer 1983 zu Tode kam, befand. Nach seiner Beerdigung erhielten überraschenderweise alle Mitglieder der Clique eine Festanstellung im Verlag seiner Eltern. Allerdings haben nicht alle so lange an dieser festgehalten wie die beiden Opfer.

Anscheinend konnte nur jemand aus diesen Reihen der Täter sein - denn das Wissen, das den Taten zugrunde liegt, kreist um einige wenige Tage im August 1983.

Ein Belletristik-Verlag und alles, was um ihn herum kreist, ist in der Tat ein fesselndes und packendes Setting für Leseratten. Doch leider war mir so, als wolle Autorin Nele Neuhaus sowohl hier als auch in der wie stets sehr lebhaft gestalteten Rahmenhandlung viel zu hoch hinaus - viel zu verschachtelt und weit hergeholt erschien mir diese.

Aber das macht nix: eine Nele Neuhaus macht - wenn überhaupt - nur Kleinigkeiten falsch und so habe ich auch diesmal mit großer Spannung und meistensteils auch mit Begeisterung gelesen!